Das erste Saison-Gegentor juckt Inter Türkspor beim 3:1 gegen OTSV nicht

von Ismail Yesilyurt

1:0-Torschütze Melih Cerrah (Inter Türkspor Kiel) im Strafraum gegen Dolph John (re., Osterrönfelder TSV) und Jacob Zuleger. © 2024 Ismail Yesilyurt


Außergewöhnlich lange, nämlich genau 524 Minuten hat der Ball nicht bei Tilman Körtzinger im Netz gezappelt. Am 6. Spieltag musste der Torhüter von Inter Türkspor Kiel beim 3:1-Heimsieg gegen den Osterrönfelder SV erstmals in derSaison 2024/25 in der Landesliga Schleswig einen Gegentreffer hinnehmen.

Eine beachtliche Leistung für die zweithöchste Spielklasse in Schleswig-Holstein. Dieser Rekord basiert sowohl auf der konstant guten Performance von Körtzinger als auch dem bemerkenswerten Teamwork der Kieler. Selten wie in den Jahren zuvor sind die Interisti in allen Spielen über 90 Minuten konzentriert bei der Defensivarbeit.

Einer für alle, alle für einen: Der Schlachtruf der drei Musketiere ist das Credo von Türkspor nach dem Abstieg aus der Oberliga. Zwar ist David Lehwald kein Musketier, aber der Inter-Chefcoach hat mit seiner Handschrift das zuvor genannte Motto in den Köpfen seiner Spieler implementiert.

Auch Maik Gabriel hat nach seiner Rückkehr in der letzten Saison zum Osterrönfelder TSV den Mannschaftsgedanken – und geist beim Team von Bahndamm geweckt. Der OTSV ist ein schwer zu bespielender Gegner, der am späten Sonntagnachmittag lange Zeit sehr kompakt, die eigenen drei Reihen auf nicht mehr als 25 Meter verteilt, gut verteidigt. Gezwungen durch den Rückstand wechseln die Gäste ab der 78. Minute mit einem Mann weniger von einem 5-4-1 um auf ein 3-4-1-1-System. In der kurzen Schlussphase gibt es von Maik Gabriel dann ein Allin mit drei Stürmern.

Das schnelle 1:0 unterstützt natürlich den logischerweise ungeschlagenen Tabellenführer bei dem erwarteten Geduldspiel gegen den Tabellenvierten. Nach einem Zuspiel auf die rechte Seite wird der Ball durch Ömer Sönmez, Tahir Yilmaz und Tom Marquardt quer durch den Strafraum zu Melih Cerrah transportiert, der in der ersten Spielminute ins kurze Eck trifft.

Lars Horstinger (Inter Türkspor), der vor Felix Struck den Ball holt, ist mit seiner Qualität und Erfahrung ein wichtiger Baustein. © 2024 Ismail Yesilyurt
Lars Horstinger (Inter Türkspor), der vor Felix Struck den Ball holt, ist mit seiner Qualität und Erfahrung ein wichtiger Baustein. © 2024 Ismail Yesilyurt

Der Matchplan der Osterrönfelder erhält natürlich danach kein Update, der OTSV steht weiterhin tief. Ist aber noch nicht im Sinne von Gabriel, der nach einer Viertelstunde laut wird: „Könnt ihr euch angewöhnen, bei schnellen Bällen (nach vorne) nachzugehen und nicht nachzuschauen.“ Das Gegenpressing von Türkspor verhindert aber auch, dass die schnellen OTSV-Offensivspieler Juri Alexa und Felix Struck gut in Position gebracht werden. Die Restverteidigung der Heimelf ist bisher eine der großen Stärken der Kieler.

Aufgrund der Defensivqualitäten auf beiden Seiten ist diese Partie somit nicht der Hingucker bis zum 2:0. Vor allem aufgrund fehlender Torchancen. Die Witterungsverhältnisse mit außerordentlich hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit, fast schon tropischen Bedingungen, sind auch nicht fördernd. Zwei, drei Mal sorgt Melh Cerrah auf der linken Seite mit seiner Durchsetzungskraft für viel Gefahr. Der finale (Quer)Pass im Strafraum verpasst jedoch die Mitspieler. In der 38. Minute setzt sich Tahir Yilmaz gut durch, sein Schuss aus gefährlicher Position wird jedoch im letzten Augenblick zur Ecke abgeblockt. Die Gäste haben einige Ansätze zum schnellen Umschaltspiel, das am Ende indes nichts Nennenswertes produziert.

Nach dem Seitenwechsel bleibt die Strategie auf beiden Seiten die gleiche. Nach der schnellen völlig unnötigen Roten Karte von Juri Alexa bleibt es beim Rasenschach auf dem Kunstrasenplatz. Bewegung bei den Figuren kommt dann nach dem 2:0 für Inter rein. Ein Zuspiel vom Tom Marquardt auf die rechte Seite vollendet Ömer Sönmez mit einem Abschluss ins lange Eck und holt sich damit endgültig eine gute Note ab.

Nach dieser Szene zwischen Abdullah Kormaz (am Ball, Inter TS Kiel) und Juri Alex (Osterrönfelder TSV) gibt es Rot für Alexa. © 2024 Ismail Yesilyurt
Nach dieser Szene zwischen Abdullah Kormaz (am Ball, Inter TS Kiel) und Juri Alex (Osterrönfelder TSV) gibt es Rot für Alexa. © 2024 Ismail Yesilyurt

Nun ist mehr Leben im Spiel. Auch durch den Anschlusstreffer von Felix Struck, der frei vor Körtzinger die Ruhe bewahrt. Doch klare Torchancen leiten sich aus der knappen Führung und mehr Dynamik auf dem Spielfeld nicht ab. Die Osterrönfelder riskieren jetzt alles, aber die Möglichkeit zum Ausgleich gewährt Inter Türkspor nicht und macht nach Zuspiel von Serkan Yildirimer durch den eingewechselten Krenar Svirca frei vor Bela Jahnke alles klar.

Fazit: Verdienter und souveräner Sieg, wenn auch vielleicht um einen Treffer zu hoch, mit einer sehr starken Spielkontrolle von Inter Türkspor Kiel.

Maik Gabriel (Trainer Osterrönfelder TSV)
David Lehwald (Trainer Inter Türkspor Kiel)

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