Chancenwucher und 1:1 gegen Rotenhof bringt Kilia-Coach Nicola Soranno auf die Palme

von Ismail Yesilyurt

Marvin Müller, gegen Nick-Ole Lehmann (li., Rotenhof), erzielt Kilias Treffer und hätte der Matchwinner werden können. © 2024 Ismail Yesilyurt


Nicola Soranno war wirklich genervt und angefressen nach dem 10. Spieltag in der Flens-Oberliga! Was den Coach des FC Kilia Kiel in Rage gebracht hatte? Natürlich das 1:1 des bisher ungeschlagenen Favoriten gegen den Aufsteiger TuS Rotenhof. Trotz einem Plus bei den Hochkarätern geben die Kieler zwei Punkte ab. Chancenverwertung mangelhaft oder gar ungenügend: Soranno bezeichnete das in seinem Statement nach dem Spiel als fehlende Qualität im letzten Drittel.

Das Paradebeispiel der vergebenen Hochkaräter: der verschossene Elfmeter (39.) von Yannik Jakubowski, der schon in der 7. Minute nach einer Hereingabe direkt vor und gegen Justin Sörensen den Ball nicht vorbei bekommt, da der TuS-Keeper zudem sehr gut reagiert. Nach einem Schuss von Jannis Voss im Strafraum geht der Ball beim Abwehrversuch von Nick-Ole Lehmann an seinen Arm. Den Elfmeter schießt Jakubowski mittig einen Meter über die Latte. Hinten bei den Trainerbänken der Kilianer scheppert es zum ersten, aber nicht letzten Mal am regnerischen Freitagabend. Sicherlich ist es zu diesem Zeitpunkt nicht gewagt, zu behaupten, dass ein 2:0 fast schon der Sieg gewesen wäre.

Gegen einen Gast, der in den ersten 30 Minuten sehr gut und kompakt verteidigt. Die vielen Seitenverlagerungen der Landeshauptstädter kann die Elf von Hermi Lausen zumeist meistern. Bei den Situationen, wo sich die Platzherren ab und zu sehenswert durchkombinieren, fehlt der letzte Zug.

Nach 27 Minuten schimpft Soranno über die eigenen offensiven Bemühungen weit in der Rotenhöfer Spielhälfte: „Alles zu langsam, zu lethargisch ohne Folgeaktion. Kurz darauf gibt der Kieler Coach Rezan Acer einen kleinen Spickzettel. Das Geheimnis teilt Acer sofort mit Jannis Voß. Zwei Minuten fällt das 1:0. Ein Zuspiel von Tom Baller von rechts rutscht rüber auf links Höhe des zweiten Pfostens, wo Marvin Müller nur noch einzuschieben braucht.

Felix Knuth (TuS Rotenhof), vom Tom Baller (Kilia Kiel) verfolgt, gehörte mit zu den besten Spielern.  © 2024 Ismail Yesilyurt
Felix Knuth (TuS Rotenhof), vom Tom Baller (Kilia Kiel) verfolgt, gehörte mit zu den besten Spielern. © 2024 Ismail Yesilyurt

Im ersten Abschnitt kann Rotenhof auch zwei Nadelstiche setzen. Nach einem sehenswerten weiten Diagonalball aus der eigenen Hälfte von Felix Knuth verschätzt sich ein Kilia-Akteur und stolpert daraufhin. Justin Engemann ist dann im rechten Strafraum durch und schießt vor Tom Pachulski weit am linken Winkel vorbei (22.).

Zudem hat Pachulski beim Aufbauspiel eine Unachtsamkeit, die der TuS nicht nutzen kann. Auf der anderen Seite fällt kurz vor der Pause (44.) fast das 2:0. Von Baller und Rezan Acer wird ein Konter eingeleitet, bei dem die Kieler in einer 3:2-Überzahl vor dem Strafraum auftauchen. Der zentrale Spieler Müller entscheidet sich zu einem platzierten Schuss, den Sörensen mit einer Flug-Parade zur Ecke abwehrt.

Die zweiten 45 Minuten beginnen mit einer Großchance für Henry Grothkopp. Nach einem Steckpass taucht der Rotenhöfer vor Pachulski auf. Will der TuS-Stürmer aus 10 Metern den Kilia-Keeper tunneln? Der 27-Jährige im Kasten der Heimelf wehrt per Fußabwehr das 1:1 ab (52.). Die Kilianer erhöhen nun das Tempo und füllen ihr Portfolio an vergeben Möglichen auf. Sörensen pariert gegen Baller (58.) und Müllers Extra-Large-Chance (59.).

Henry Grothkopp, mit Salih Ramo im Rücken (Kilia Kiel), hat eine Großchance für den TuS Rotenhof. © 2024 Ismail Yesilyurt
Henry Grothkopp, mit Salih Ramo im Rücken (Kilia Kiel), hat eine Großchance für den TuS Rotenhof. © 2024 Ismail Yesilyurt

Wie sich dann der Ausgleich kurz darauf anfühlt, muss man wohl nicht beschreiben. Einen weiten Einwurf von der rechten Seite wehrt der Tabellenzweite ab. Doch der Ball kommt über Außen und dann die Umleitung Florian Kuklinski zu Mika Flindt, der aus identischer Position wie beim 1:0 zum 1:1 trifft.

Kilia Kiel ist natürlich nun angepisst und erhöht noch einmal den Druck. Der TuS Rotenhof verteidigt mit höchster Defensivleistung und hat auch das Glück, dass bei einer knapp an Handvoll an brenzligen Situationen im und um den Torraum nichts Schlimmes passiert. Bei den vielen Flanken in den Strafraum steht der TuS zumeist gut. Und bei den wenigen – von Soranno vor dem Spiel und in der Halbzeit geforderten – scharfen Hereingaben auf den nahen Pfosten fehlen die notwendigen Laufwege.

Nichtsdestotrotz gibt es schon wie erwähnt erfolgsversprechende Szenen. Die beste für Müller, der im Getümmel aus 10 Metern nicht zum 2:1 trifft (84.). So bleibt es beim 1:1. Sicherlich auch nicht unverdient für den TuS Rotenhof, der mit Hingabe verteidigt, offensiv nicht komplett hoffnungslos ist und auch das größere Glück auf seiner Seite hat.

„Wenn ich den Ball im Sechszehner am Fuß habe und es nicht hinkriege, den reinzumachen“, kommentiert Soranno über die Unentschlossenheit vor dem gegnerischen Gehäuse, „wir wollen aber noch einen Haken, noch einen Haken. Statt den Ball mit der Pike rein zu machen. Das ist auch ein Tor. Ich glaube, wir haben den Torwart heute vier Mal abgeschossen. Das ist Wahnsinn. Schmeißt sich in in allem rein. Macht er ja auch nicht schlecht, aber am Ende des Tages muss ich den Kopf hochmachen und den Ball einfach in die Ecke schießen.“

Hermi Lausen (Trainer TuS Rotenhof)
Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel)

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