Schmerz und Freude dicht beieinander – Rasmus Tobinski liegt am Boden, Julius Alt ballt die Faust nach dem 3:0. © 2023 Ismail Yesilyurt
Der FC Kilia Kiel legt den kleinen 1:1-Ausrutscher, wenn es denn einer war gegen den starken PSV Neumünster, der an diesem Samstag GW Siebenbäumen mit 10:0 wegballert, schnell ad acta. Gleich mit 8:0 besiegt die Mannschaft von Nicola Soranno im nächsten Punktspiel in der Oberliga Schleswig-Holstein die U 23 des VfB Lübeck. Im Kilianer Powersturm nach dem Seitenwechsel versinken die Marzipanstädter ganz tief. Schon im Hinspiel siegte der Tabellenführer der Flens-Oberliga mit 6:1.
Kilia Kiel mag Spielweise des VfB Lübeck II
„Der VfB Lübeck liegt Kilia“, nickte der vorbeilaufende Journalist den zurufenden Zuschauer am Vereinsheim zu. Zunächst konnten in der ersten Halbzeit keine allzu großen Unterschiede zwischen Platz 1 und 9 abgeleitet werden. Die spielstarken Nachwuchsspieler der Lübecker hielten gut mit, konnten aber die Kilia-Defensive überhaupt nicht in Bedrängnis bringen. War das erwartet worden? Nur einmal musste Finn-Niklas Kornath eingreifen (35.). Der emsige Lasse Lahrtz scheiterte aber am FC-Keeper.
Fast-Hattrick von Lars Horstinger
In den ersten 25 Minuten nach dem Startschuss war indes die Zielstrebigkeit und Gefährlichkeit der Kieler vor dem gegnerischen Gehäuse ein gravierender Unterschied. Die Dreier-Abwehrkette des VfB, die durch den Sechser Sven Freitag ab und zu horizontal erweitert wurde, gewährte zu viele Lücken. Wie beim 1:0, als Seidel in der 9. Minute auf der rechten Seite, auch wenn die Lübecker auf Ball im Seitenaus plädierten, sich durchackerte und eine Flanke an den Torraum servierte. Für Rasmus Tobinski zu hoch passt es besser für Lars Horstinger, der vor Gustavo Melo zum 1:0 einköpft.
Fünf Minuten später nutzt Horstinger, der ein gutes Spiel absolvierte, auf der linke Seite den viel zu großen Freiraum nach einem Ball von Serhat Yazgan über die Abwehr und überwindet frei auf Keeper Christopher Barkmann zulaufend sicher zum 2:0. Übrigens zwei Tore entstanden aus dem Pressing von Kilia Kiel. Den Hattrick verpasst der Linksfuß nach 23 Minuten nach einem schönen Angriff der Heimelf über die rechte Seite mit Yazgan per Hacke als letzten Zuspieler. Doch Barkmann ist dieses Mal bei dem Schuss aus kurzer Distanz ein Meister seines Faches. Die sehr gute Möglichkeit von Seidel (22.) kurz zuvor komplettierte das Chancen-Angebot der Soranno-Equipe.
Denn in den verbleibenden Minuten nach der Hattrick-Gelegenheit können die VfBer ihre Flanken besser organisieren, sodass nun das Geschehen ohne weitere nennenswerte Höhepunkte in die Pause geführt wird.
Zuschauer sehen kurzweilige und interessante zweite 45 Minuten
Mehr als genug an Adrenalinschüben bei allen auf und neben dem Platz gibt es mit dem Wiederbeginn, nachdem Regen, etwas Hagel, Schneeschauer und ein eklig kalter Wind doch vieles herunter gesenkt hatte. Gleich in der 46. Minute startet die Show in der 2. Halbzeit. Tobinski legt von der Grundlinie zurück auf Julius Alt, der im Zentrum aus kurzer Distanz jedoch gegen den stark, per Fußabwehr, reagierenden Barkmann das 3:0 verpasst. Das holt der Kilianer Raumdeuter jedoch etwas später nach, als Christopher Barkmann in zwei Kopf- und Kragen-Situationen gegen Tobinski und dem Torschützen verletzt behandelt werden muss.
Kiels Finn-Niklas Kornath verursacht und hält Elfmeter
Auf der anderen Seite haben die Gäste ihre klarste Torchance (60.). Kornath kann einen Weitschuss-Aufsetzer von Sven Freitag nicht festhalten. Aber nach Foulspiel in dieser Szene an Lasse Lahrtz im Strafraum den folgenden Elfmeter durch Freitag.
Nachdem Murat Rasgele, zusammen mit Barkmann und Emanuel Adou bester VfBer, nach einem Foulspiel im Strafraum an Benjamin Petrick nach seiner zweiten gelben Karte, erst auf Zuruf von Außen korrigiert Schiedsrichter Meyer von gelb auf gelb-rot, den Platz verlassen muss und Petrick den „Freistoß“ aus 11 Metern sicher zum 4:0 reinknallt, sind die Motivationsreserven der Lübecker erschöpft. Kilia Kiel zaubert weiter mit seinem extrastarken Mittelfeld mit Tom Warncke auf der Sechs mit viel Über- und Weitsicht. Dazu strahlen die Offensivspieler in jeder Sekunde Höchstgefahr aus.
Lübecker Schicksal endet böse
Die Hansestädter ergeben sich nun ihrem Schicksal, das mit dem 8:0 doch böse endet. Aufgrund der Chancen verdient. Addiert man Hälfte eins und zwei zusammen am Ende doch etwas zu hoch. Bemerkenswert, welche Power und Alternativen Nico Soranno von der Bank, das in nahezu jedem Spiel, bringen kann. Die eingewechselten Benjamin Petrick, Marvin Müller und Luca Aoucci erzielen 4 Tore. Was für eine „Qual der Wahl“!
Sicherlich auch am nächsten Samstag, wenn Kilia Kiel in der Heimspiel-Tetralogie mit Pansdorf, PSV Neumünster VfB Lübeck II im vierten Punktspiel 2023 im bestimmt heißen Stadtderby Inter Türkspor empfängt. Im Hinspiel auf dem Inter-Kunstrasen gab es beim 4:3-Sieg für Kilia eine spektakuläre Begegnung.
Stimmen zum Spiel
FC Kilia Kiel – VfB Lübeck II 8:0 (2:0)
FC Kilia Kiel: Kornath – Ramo, Wüllner, Jakubowski (70. Trepca), Ayyildiz (76. Polonski) – Warncke – Seidel (70. Aouci), Alt, Yazgan (46. Petrick), Horstinger (70. Müller) – Tobinski.
Trainer: Nicola Soranno.
VfB Lübeck II: Barkmann – Melo, Kassimou, Lippegaus – Rasgele, Freitag (72. Meyer) – Jacob (72. Urbanski), Adou, Hill – Lahrtz, Erfurth.
Trainer: Dominik Toschka.
Schiedsrichter: Jan-Christian Meyer (GW Todenbüttel).
Assistenten: Jannes Flaszynski, Bozidar Macic.
Zuschauer: 222.
Gelb-Rote Karte: Rasgele (64., VfB II).
Besondere Vorkommn.: Kornath (Kilia) hält Elfmeter von Freitag (61.).
Tore: 1:0 Horstinger (9.), 2:0 Horstinger (14.), 3:0 Alt (54.), 4:0 Petrick (65. Foulelfmeter), 5:0 Jakubowski (69., Foulelfmeter), 6:0 Petrick (72.), 7:0 Müller (80.), 8:0 Aouci (86.).