Keenon Erfurth (SV Eichede, am Ball) bezwingt den VfR Neumünster fast im Alleingang. © 2024 Ismail Yesilyurt
Bei herrlichem Sonnenschein empfing in der Flens-Oberliga der Drittplatzierte SV Eichede den VfR Neumünster. Die Platzverhältnisse waren äußerst schwierig. „Kaum bespielbar“, so der nach Krankheit nicht im Kader befindliche langjährige SVE-Akteur Evgenij Bieche.
VfR hinten ohne fünf
Bei den Gästen fielen mit Nicola Prom, Nick Neca, Tino Knobel (alle verletzt) sowie Christoph Kahlcke (Rotsperre) gleich vier Abwehrspieler aus. Auch Keeper Christopher Newe (krank) fehlte. Also keine guten Voraussetzungen für die personell ohnehin schon schwach besetzten Rasensportler. Diesmal mussten die etatmäßigen Mittelfeldspieler Visar Mehmeti und Stone Watring die Außenverteidiger geben. Einen auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz für den nach Hohenwestedt gewechselten Geart Latifi hat der VfR bisher auch nach 20 Saisonspielen nicht gefunden, was sich auch heute wieder deutlich zeigte.
Imeri: Kader ist zu klein und nicht optimal zusammengestellt
Schon im Vorfeld hatte Trainer Liridon Imeri die unausgewogene Mannschaftszusammenstellung kritisiert: „Wir haben zum Beispiel nur zwei gelernte Außenverteidiger im Kader. Natürlich viel zu wenig. Wir haben durch die Bank klasse Fußballer, aber leider sind viele davon für die Oberliga nicht stabil genug.“
Eichede begann demzufolge dominant. Nach sieben Minuten ein schöner Flügelwechsel nach links, Noah Fritzen und Mika Meyer haben dort sofort Überzahl, weil der VfR in solchen Momenten, wie schon fast gewohnt, nicht gut und lange nicht schnell genug verschiebt. Die Flanke kommt, Justin Krüger scheitert per Kopf an Keeper Eric Gründemann.
Eichede schnürt den Gast ein
Anschließend findet ein Spiel auf ein Tor statt. Aber immer wieder ist ein Abwehrbein dazwischen. Ein zweifelhafter Freistoß aus ca. 27 Metern aus dem linken Halbfeld bringt dann die hochverdiente Führung. Der Ball kommt auf den zweiten Pfosten, Keenon Erfurth steigt deutlich höher als sein Gegenspieler und köpft ein (16.). Ein diesmal ganz klarer Freistoß, gespiegelt auf der rechten Seite, bringt das 2:0 (23.). Gründemann faustet gegen die Sonne den Ball nach unten, Justin Krüger staubt ab. Wenig später gibt es aus ähnlicher Entfernung wieder einen Freistoß für den SVE, Peer-Maurice Ehlers versucht es direkt, diesmal ist Gründemann auf dem Posten.
Auch die Veilchen spielen mit
Danach schaltet die Kujawski-Elf einen Gang runter. Plötzlich gewinnt auch der VfR mal Zweikämpfe. Ilir Serifi hat die erste Möglichkeit, schiebt aber frei vor Marcel Gevert aus spitzem Winkel am langen Pfosten vorbei (37.).
Zur Pause muss Serifi dann raus, auch für Murat Rasgele ist Schluss. Er war bis dahin zusammen mit Kevin Schulz der beste Gäste-Spieler. Schulz erarbeitet sich dann halblinks gegen den klammernden Justin Cloppatt auch einen Freistoß. Diesen tritt Kenny Korup in den Strafraum, wo Christopher Kramer seine ganze Routine einsetzt und per Kopf verkürzt, nur noch 2:1 (51.).
Plötzlich schwimmt SVE
Und dann ist es erst mal ein anderes Spiel. Auf dem schwierigen Boden spielt der VfR richtigerweise „Karo“ einfach, agiert mit langen Bällen, die der SVE jetzt nicht mehr unterbinden kann. Zunächst ist Luca Reimers noch Spurtsieger gegen den schnellen Riku Deguchi, der eigentlich schon durch war. Dann ist Kastriot Alija, der 2018/19 auch mal für SVE spielte, plötzlich frei durch. Er legt sich aber den im Vollsprint bei den Bodenverhältnissen schwer zu kontrollierenden Ball etwas zu weit vor.
Keenon Erfurth macht gegen seinen letztjährigen Verein alles klar
Dann jedoch schleichen sich beim VfR wieder altgewohnte Defensivfehler ein. An der Mittellinie wird viel zu einfach ein wichtiger Zweikampf verloren, Tom Wittig marschiert zielstrebig aufs VfR-Zentrum zu, Amponsah in der Verfolgung kann nicht mehr eingreifen, weil er schon gelbverwarnt ist. Wittigs Pass nach halblinks auf Mika Meyer wird durch Rin Yoshimatsus kleinen Stellungsfehler begünstigt, der in manchen Situationen erkennen lässt, dass er kein gelernter Verteidiger ist. Pass in die Mitte, Erfurth läuft ein – 3:1 (66.).
Auch beim 4:1 durch Erfurth: Pleiten, Pech und Pannen in der VfR-Defensive
Eine lange Flanke will der zweikampfstarke und schnelle Yoshimatsu, wieder ohne Defensiv-Fortune, per Kopf auf Gründemann zurücklegen. Dieser jedoch wirkt völlig überrascht, kommt, obwohl viel näher am Ball als Erfurth, nicht mehr richtig hin und Erfurth kann sich gegen seinen dritten Treffer nun nicht mehr wehren (72.).
Alle Stürmer treffen: Auch Alija in der Schlussminute
Der VfR lässt sich aber nicht hängen und auch Kastriot Alija kommt noch zu seinem Treffer. Gevert will ihn ausspielen, scheitert jedoch an den Platzverhältnissen. Alija jagt ihm 30 Meter vor dem Tor den Ball ab und läuft damit ins leere Tor (90.).
Fazit: Dem SVE reichen 30 gute Minuten. Ganz oben wird der SVE damit aber nicht mitspielen können. Der VfR wird mit diesem Kader ohne deutliche Verstärkungen im Winter nicht zu retten sein. Zu viele Spieler, die körperlich in dieser Liga wenig Chancen haben, zu bestehen. Zu viele krasse Abwehrfehler. Viel zu wenig Cleverness. Zu viele nicht gelaufene Meter, wodurch gegen den Ball so gut wie keine Gegnerdoppelung stattfindet. Generell zu viel Leistungsgefälle im ohnehin schon zu kleinen Kader. Zu wenig „Kanten“ à la Latifi in der Abwehr.
SV Eichede: Gevert – Arndt (76. Heider), Reimers, Cloppatt, Fritzen (70. Gelzer) – Wittig (76. Arnold), Ehlers, Tonder, Meyer (76. Wulf) – Krüger (82. Berger), Erfurth. Trainer: Paul Kujawski.
VfR Neumünster: Gründemann – Stone Watring (76. Arshakyan), Korup, Yoshimatsu, Mehmeti – Adesanya, Rasgele (46. Amponsah, 76. Sterling Watring), Schulz, Serifi (46. Deguchi) – Kramer, Alija.
Trainer: Liridon Imeri.
Schiedsrichter: Bela Bendowski (VfB Lübeck) verletzte sich nach gut 60 Minuten, unterbrach kurz das Spiel. Bringt die Partie dann humpelnd noch gut über die Bühne. Assistenten: Hendrick Plambeck, Marvin Plitt.
Zuschauer: 119.
Tore: 1:0 (16.) Erfurth, 2:0 (23.) Krüger, 2:1 (51.) Kramer, 3:1 (66.) Erfurth, 4:1 (73.) Erfurth, 4:2 (90.) Alija.