3:2 gegen Hohenwestedt: Heider Joker Lucas Groß trifft in der Nachspielzeit

von Olaf Wegerich

Szene aus dem Spiel vor knapp 3 Monaten: Jonah Gieseler (li., Heider SV) gegen Torben Hendrischke (MTSV Hohenwestedt). © 2024 Olaf Wegerich


Dramatik pur an der Westküste: Der Heider SV dreht ein wildes Spiel in der letzten Sekunde der Nachspielzeit und schlägt nach einem Zwei-Tore-Rückstand den MTSV Hohenwestedt etwas glücklich mit 3:2 (1:2). Henrik Schnoor (34.) und Killian Pingel (39.) sorgten für die überraschende Gästeführung. Thede Reimers (45.+1) gelingt der so wichtige Anschlusstreffer für die Gastgeber kurz vor der Pause. Torjäger Mika Kieselbach (78.) trifft zum 2:2-Gleichstand, und dem aus der A-Jugend gekommenen Lucas Groß gelingt in der achten Minute der Nachspielzeit der viel umjubelte Siegtreffer, der das Stadion an der Meldorfer Straße zum Beben bringt.

Nachdem das erste Saisonspiel der Dithmarscher beim Oldenburger SV wegen insgesamt sechs Coronafällen in der Mannschaft abgesagt werden musste und mit Helge Kröger, Pascal Ayene und Gillian Jebens weiterhin drei Spieler nicht zur Verfügung standen, taten sich die von der Papierform her klar favorisierten Gastgeber zunächst sehr schwer. Außer drei Halbchancen in der Anfangsphase konnte sich die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann keine nennenswerten Torannäherungen erarbeiten. Die Hintermannschaft der Gäste, bei denen erstmals die Neuzugänge Tristan Hoppe und Geart Latifi mitwirkten und sofort zu überzeugen wussten, stand sehr tief und kompakt und ließ nichts anbrennen.

Hohenwestedt spielte lange Zeit sehr clever und hatte auch das Glück des Tüchtigen. Ein maßgeschneiderter Freistoß von Tim Sienknecht aus dem Halbfeld landet bei Henrik Schnoor (34.), der hochsteigt und per Kopfball den Führungstreffer erzielt. „Da haben wir gepennt. Es fehlte die Zuordnung“, fand Heides Ligaobmann Hannes Nissen deutliche Worte.

Kilian Pingel gelingt erster Oberligatrefferur fünf Minuten später unterläuft Heides Torhüter Mats Hinrichs ein fataler Fehlpass, als er den auf ihn zulaufenden Killian Pingel umspielen will, ihn aber anschießt. So hat Pingel (39.) wenig Mühe, seinen ersten Oberligatreffer zu erzielen.

Danach igeln sich die Gäste wieder ein und beschränken sich auf das Verteidigen. Heide will seiner Favoritenrolle gerecht werden, tut sich aber sehr schwer. Der Mutmacher folgt kurz vor der Pause.

Eine scharfe Hereingabe kann von der MTSV-Abwehr zunächst per Kopfball geklärt werden, doch der Abpraller landet bei Thede Reimers (45.+1), der aus gut sechzehn Metern per Dropkick den so wichtigen 1:2-Anschlusstreffer erzielt. „Das war ein irreguläres Tor und klar abseits“, schimpfte Gästetrainer Udo Kochanski.

Obwohl die Gastgeber in der ersten Hälfte gefühlt siebzig Prozent Ballbesitz für sich verbuchen können, führen die äußerst effektiven Gäste nicht unverdient zur Pause.

Nach dem Seitenwechsel läuft das Spiel der Gastgeber zunächst etwas flüssiger, und die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann wird auch druckvoller in ihren Aktionen. Dennoch bleiben Torchancen weiter Mangelware, und die Dithmarscher rennen dem Rückstand weiter hinterher.

Nach knapp einer Stunde kommt der am Montag verpflichtete Björn Lambach, zuletzt in Diensten des Ligarivalen VfR Neumünster, zu seinem ersten Einsatz für die Dithmarscher, was sich auch schnell auszahlen sollte. „Er hat das Spiel an sich gerissen und die Lücken gefunden“, lobte Ligaobmann Hannes Nissen die Präsenz von Lambach, der sofort auf Betriebstemperatur war.

Langsam aber sicher schwanden den Gästen, die eine durchwachsene Vorbereitung mit vielen Verletzten und kranken Spielern hatten, die Kräfte. Kapitän Tjark Sievers hatte bereits zur Halbzeit mit Oberschenkelproblemen passen müssen.

„Ab der 70. Minute sind wir eingebrochen und hatten keine Entlastung mehr. Da gingen alle auf dem Zahnfleisch. Die fünfzehn Minuten davor hatten wir noch gut mitgehalten“, sagte MTSV-Trainer Udo Kochanski.

Dem Heider Dauerdruck können die Gäste nur noch wenig entgegensetzen und kassieren prompt den Ausgleich. Nach einer präzisen Flanke von Jonah Gieseler auf Mika Kieselbach (78.) lässt sich der Heider Torjäger nicht lange bitten und trifft mit einem herrlichen Kopfballtreffer zum 2:2.

„Da haben wir angefangen zu schwimmen“, hatte MTSV-Trainer Udo Kochanski bereits eine böse Vorahnung, doch nachdem Björn Lambach das Tor knapp verfehlt hatte und kurz danach Torhüter Enno Beckmann in der Nachspielzeit noch einen Kopfball von Mika Kieselbach entschärfen konnte, schien die Punkteteilung schon fast greifbar.

Doch nach dem Abwurf von Beckmann verlieren die Gäste im Spielaufbau sofort wieder den Ball. Heide fackelt nicht lange, und diesmal sind es die eingewechselten Jungspunde und nicht die arrivierten Spieler, die für den Sieg sorgen.

Mathis Harms schlägt eine Flanke, und Lucas Groß (90.+8) trifft per Kopf zum kaum mehr für möglich gehaltenen 3:2-Siegtreffer.

„Diesmal hat die Qualität von der Bank das Spiel entschieden. Das soll in der Saison zu unserem Leitbild werden. Es waren diesmal die Spieler, die aus der A-Jugend hochgekommen sind, die den Unterschied gemacht haben“, freute sich Ligaobmann Hannes Nissen über die ersten drei Punkte auf der Habenseite.

„Der Sieg war zwar glücklich, weil uns der Siegtreffer erst in der letzten Minute der Nachspielzeit gelingt, aber dennoch hochverdient. Wir waren klar spielbestimmend. Hohenwestedt hat im gesamten Spielverlauf keinen Torschuss durch einen Spielzug gehabt. Trotzdem gelingen ihnen hier zwei Treffer“, so Nissen.

Nach dem Siegtreffer gab es kein Halten mehr. Alle Spieler und Offiziellen bilden eine Spielertraube und feiern ausgiebig den Siegtreffer. „Riesenlob an die Mannschaft für die Mentalität und die Einstellung. Das stärkt den Geist. Ich hoffe, die Leute, die heute hier waren, kommen alle wieder“, hatte Nissen auch sofort wieder den Fokus auf das Heimspiel am kommenden Samstag gegen den VfB Lübeck II.

MTSV-Trainer Udo Kochanski kassierte nach Spielende noch die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Steffen Brandt, als es um die Begründung für die Länge der Nachspielzeit ging, weil aus den ursprünglich angezeigten sechs Minuten dann auf einmal acht Minuten wurden, was Brandt gegenüber Kochanski mit einer Behandlungspause von Finn-Mathis Holm begründete. Kochanski zeigte sich damit jedoch unzufrieden und hakte erneut nach, was dann zu der Ampelkarte führte. „Wir fühlen uns benachteiligt“, sagte Kochanski im Nachgang, bescheinigte Brandt ansonsten jedoch eine gute Leistung.

Nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Dornbreite zeigte sich der MTSV stark verbessert und verpasste nur knapp die Überraschung. Insbesondere Killian Pingel – „er hat voll überzeugt“ – und Tristan Hoppe – „trotz Trainingsrückstand hat er sehr gut gespielt und war fußballerisch stark“ – bekamen ein Extralob von Kochanski.

Aber auch die anderen Spieler haben einen guten Job gemacht, so wie die, die zunächst auf der Bank saßen und ihre Rolle akzeptiert haben, lobte Kochanski den Teamgeist.

Der Einsatz von Tjark Sievers (Oberschenkelbeschwerden) gegen Eichede ist noch unsicher. Geart Latifi hat einen Schlag auf den Knöchel bekommen, dürfte aber einsatzbereit sein.

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