Kilia Kiel holt verdientes 0:0 gegen den Favoriten VfB Oldenburg

von Ismail Yesilyurt

Ben Opoku Labes (Kilia Kiel), im Anflug gegen Patrick Möschl (VfB Oldenburg), vergab seine Matchwinner-Chance. © 2024 Ismail Yesilyurt


Achtungserfolg für den FC Kilia Kiel in der Regionalliga Nord! Der sich auf einem Abstiegsplatz befindende Aufsteiger trotzt dem klar favorisierten VfB Oldenburg ein 0:0 ab. Ein verdienter Punktgewinn, der die Hoffnungen auf einen Klassenerhalt nährt.

Neuzugang Rezan Acer eine Bereicherung für Soranno-Team

Dabei kam Winter-Neuzugang Rezan Acer gleich zum ersten Einsatz. Der ehemalige Spieler von Inter Türkspor Kiel, wegen seiner Standards und Tore aus der Ferne bei den Keepern der Oberliga gefürchtet, zeigte, dass er eine Bereicherung für den Regionalligisten ist. Links im zentralen Mittelfeld-Dreieck mit Marvin Müller und Julius Alt spielend, wurde der 30-Jährige oft von den Mitspielern gesucht. Mit einer eigenen Möglichkeit in den ersten 30 Minuten, einem scharfen Zuspiel auf Ben Opoku Labes für seinen Kopfball auf die Querlatte (38.) und Teilhaber eines schönen Spielzuges, der Opoku Labes in der 61. Minute vor dem VfB-Gehäuse freispielt, gelang Acer ein sehr guter Einstand.

Oldenburgs Anouar Adam mit guter Note

Auf der anderen Seite überzeugt auch Anouar Adam, der vor kurzem vom OSC Bremerhaven verpflichtet wurde. Der Rechtsverteidiger der Dreier-Abwehrkette der Niedersachsen ist in den Zweikämpfen fast immer Sieger und kann mit seiner Schnelligkeit brenzlige Situationen löschen. Die gibt es auf Oldenburger Seite nach etwa 25 Minuten vermehrter als zuvor. Auch mit anderen VfB-Protagonisten. Der VfB Oldenburg dominiert zunächst mit dem Anpfiff. Das mündet aber vornehmlich im hohen Ballbesitzanteil. Zwei Mal entwischt der flinke Aurel Loubongo-M´Boungou auf links, rechts passiert das auch durch Patrick Möschl und Co. Doch der finale Pass bzw. Abschluss ist der eines Tabellensechsten nicht würdig. Der Drittliga-Absteigers versucht es in der ersten Halbzeit in der Offensive mit wenigen Kontakten, zuweilen auch mit One-Touch.

Bestes (Defensiv)Spiel von Kilia Kiel

Doch die Kilianer zeigen, besonders in Abschnitt eins ihr bestes Saisonspiel in der Defensive. Die Marschroute, das Zentrum mit einer Dreier-Abwehrkette und einem Fünfer-Mittelfeld zu verdichten, fruchtet. In der Abwehr organisiert der starke Zentrumsspieler Tom Warncke seine Nebenleute. Im Mittelfeld hat Acer mit Julius Alt eine tragende Rückendeckung. Je länger das Spiel nun dauert, umso mutiger werden die Kieler. Nachdem Wegner aus 14 Metern die einzige Großchance (24.) für die Kilic-Elf vergibt, ist Kilia Kiel endgültig auf Augenhöhe geklettert. Die Gastgeber sind nun öfters im und um den Oldenburger Strafraum und haben wie erwähnt durch Opoku Labes die Führungsmöglichkeit. Die Gäste finden kein passendes Rezept im Angriffsspiel, sodass es gerecht torlos in die Kabinen geht.

Tom Warncke (Kilia Kiel) hat alles, was einen kompletten Fußballer auszeichnet. © 2024 Ismail Yesilyurt
Tom Warncke (Kilia Kiel) hat alles, was einen kompletten und guten Fußballer auszeichnet. © 2024 Ismail Yesilyurt

Der VfB Oldenburg, der von etwas mehr als 250 Fans, die die überdachte Tribüne vollständig übernehmen und belegen, nach Kiel begleitet wird, bleibt auch nach dem Seitenwechsel im Modus aus der ersten Halbzeit: viel Ballbesitz mit wenig Ertrag. Zwei Großchancen gibt es, nachdem ein Kopfball-Treffer wegen Abseits nicht zählt (56.). Loubongo-M´Boungou scheitert am großartig parierenden Tom Pachulski (69.) und Marc Schröder verzieht aus guter Position in der siebenminütigen Nachspielzeit (96.).

Kilias Ben Opoku Labes vergibt 1:0

Die Schleswig-Holsteiner haben neben der klaren Chance durch Opoku Labes, der aus 8 Metern den schönsten Spielzug über das Tor jagt zwei, drei ausbaufähige Situationen. Doch Kilia legt den Fokus auf die Defensive. Ein Punkt gegen den VfB Oldenburg zum Restart! Wer hätte das gedacht? „Das ist ein Bonuspunkt“, freute sich Ligamanager Berkant Özel nach dem Spiel, „wenn uns das jemand vor dem Spiel angeboten hätte, hätten wir das mit Kusshand genommen.“ Auch nach der etwas unglücklichen Ampelkarte für Oldenburgs Schäfer, der in der ersten Halbzeit wegen einer (vermeintlichen?) Schwalbe gelb sieht und nach der Pause nach einem Gerangel mit Jeppe Waschko meckert und fliegt, bleibt die Überlegenheit der Oldenburger. Augenscheinlich umso mehr mit einem Mann weniger. Kilia Kiel verteidigt geschickt den unerwarteten Punktgewinn. Der Spatz in der Hand ist sehr viel wert. Nicht nur für das Punktekonto. Auf der Jagd nach der Taube wären vielleicht beide Vögel davon geflogen!

Fuat Kilic hat VfB Oldenburg wieder in die Spur gebracht

VfB-Coach Fuat Kilic, der Oldenburg nach dem miserablen Saisonstart übernahm und wieder in die Spur brachte, wartete lange Zeit mit einer weiteren Einwechselung. „Ich habe kein Bedürfnis gesehen, zu wechseln. Ich habe keine Notwendigkeit gesehen, dass zu tun. Vor allem nicht nach der gelb-roten Karte“, erklärte Kilic später in der Pressekonferenz auf Nachfrage von Youkick auf die Option einer früheren Einwechselung. Fürwahr, eigentlich „bot“ sich aus dem kompakten und homogenen Oldenburger Team kein Akteur für eine Auswechselung an. Eine Personalveränderung hätte der Gäste-Offensive eventuell mehr Durchschlagskraft oder eine andere Dynamik verliehen. So bekleckert der in der 82. Minute eingewechselte Louis Hajdinaj das insgesamt graue Dominanz-Spiel der Oldenburger mit kleinen Farbtupfern. Das reicht nicht und die Vermutungen können nicht bestätigt werden.

Nicola Soranno nutzt Auszeit für kleine Korrekturen

Nach etwas mehr als fünf Minuten, in denen die Gäste vehement starten und nach wenigen Sekunden den Anstoß gleich hoch in die Kilia-Box befördern, gibt es die erste Schrecksekunde für die Kieler. Keeper Tom Pachulski bleibt verletzt auf dem Kunstrasen sitzen. Zum Glück kann der Neuzugang aus Heide nach der Behandlungszeit weiterspielen. Diese Zeitspanne nutzt Kilias Coach Soranno und versammelt an der Trainerbank seine aktiven Spieler um sich und seine Taktiktafel. Was hat Soranno zu seiner Mannschaft gesagt?

Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel) über die Rekalibrierung in der Auszeit

Wichtige Spiele gegen Jeddeloh und Eimsbüttel warten

Gegen Oldenburg stand Soranno nicht die ganze Palette an Spielern zur Verfügung. So fehlten Jan Matti Seidel, Benjamin Petrick und Luca Aouci. Spieler, die in einer Partie Akzente setzen können. Das nächste Punktspiel ist in zwei Wochen am 10. Februar zuhause gegen den SSV Jeddeloh und eine Woche später in Eimsbüttel. Mannschaften, die genauso wie die Kieler um die Versetzung in die nächste Regionalliga-Saison büffeln. Dann kann der eine oder andere verletzte Spieler vielleicht eingreifen.

Stimmen zum Spiel

Fuat Kilic (Trainer VfB Oldenburg)
Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel)

FC Kilia Kiel: Pachulski – Petersen, Warncke, Harder (61. Jakubowski) – Baller, Müller (62. Schulz), Alt, Acer (74. Waschko), Ramo (86. Ayyildiz) – Opoku Labes (72. Nohns), Kramer.
Trainer: Nicola Soranno.

VfB Oldenburg: Peitzmeier – Adam, Deichmann, Schröder – Möschl, Krasniqi (81. Hajdinaj), Käuper, Schäfer – Wegner (46. Demaj), Ziereis (90./+2 Brand), Loubongo-M´Boungou.
Trainer: Fuat Kilic.

Schiedsrichter: Timon Schulz (TSV Germania Arpke).
Assistenten: Steffen Geismann, Mika Jungclaus.

Zuschauer: 500.

Gelb-Rote Karte: Schäfer (78. Oldenburg, Unsportlichkeit/Meckern).

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