Malte Lucht (li., TSV Bordesholm), hier gegen Jannis Brandt (Hohenwestedt) gelang früh das 1-0. © 2023 Olaf Wegerich
Riesenüberraschung in der Flens-Oberliga. Am 12. Spieltag entführte der TSV Bordesholm beim bisher immer noch ungeschlagenen Tabellenführer TSB Flensburg mit dem 2:2 (2:2) sensationell einen Punkt und schöpft nach vier Niederlagen in Serie wieder Hoffnung im Abstiegskampf.
Umso bemerkenswerter ist das Resultat, wenn man bedenkt, dass nach den Negativerlebnissen der letzten Wochen und einer Flut an Gegentoren diesmal Boho-Trainer Florian Rammer dreizehn Spieler nicht zur Verfügung standen. Vier Spieler fehlten aus beruflichen Gründen und neun waren wegen der grassierenden Magen-Darm-Grippe oder aufgrund von Verletzungen nicht einsatzfähig. Auch Rammer hatte sich einen Infekt zugezogen, ebenso die beiden einzigen tatsächlich einsatzfähigen Ersatzspieler Torhüter Heesch und Vukovic.
Doch das quasi letzte Aufgebot der Bordesholmer trotzte allen Widrigkeiten und machte gegen den ungeschlagenen Tabellenführer, der bis auf Torhüter Ole Rathmann, der wegen einer beruflichen Fortbildung bis Weihnachten nicht mehr zum Einsatz kommen wird, aber ansonsten alle Mann an Bord hatte, aus der Not eine Tugend. Aufgrund der Punkteteilung hat der TSB vorerst die Tabellenführung an den punktgleichen PSV verloren, hat aber noch das Nachholspiel gegen Todesfelde, das erst im Dezember ausgetragen wird, in der Hinterhand.
Bordesholm voll fokussiert – Malte Lucht trifft zur Führung
Auf schwerem Geläuf taten sich die Gastgeber gegen gut stehende und bis in die Haarspitzen hoch motivierte Gäste, die endlich den Bock umstoßen wollten, zunächst sehr schwer. Bereits nach zehn Minuten konnten die Bordesholmer durch ihren nimmersatten Torjäger Malte Lucht völlig überraschend mit 0:1 in Führung gehen. Nach einer schönen Kombination über Außen und einem Pass ins Zentrum nahm Lucht mit dem Rücken zum Tor stehend den Ball an, vollzog eine Drehung und traf aus Mittelstürmerposition mit seinem bereits achten Saisontreffer zur Gästeführung.
Der TSB benötigte einige Zeit, um gegen sehr mutige Gäste, die aufopferungsvoll ihren Strafraum verteidigten, besser ins Spiel zu kommen, doch ganz zu neutralisieren sind die Klasse-Angreifer Nicolas Holtze und Hendrik Fleige natürlich nicht.
TSB dreht das Spiel durch Fleige und Holtze
Nach Vorarbeit von Felix Stuewe gelingt Fleige (34.) der 1:1-Ausgleich. Für die Flensburger Sturmkante war das bereits der neunte Saisontreffer. Noch vor der Halbzeit drehen die Gastgeber die Partie und gehen durch einen von Holtze (39.) verwandelten Strafstoß mit 2:1 in Führung. Zuvor hatte Luca Assemien Lennart Steiner im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht. Für Holtze war es Treffer Nummer zehn in dieser Saison.
Boho schlägt zurück – Aaron Meyerfeldt gelingt der Ausgleich
Doch anders als in den Vorwochen zeigte sich Bordesholm durch die beiden Gegentore wenig geschockt, blieb standhaft und schlug nach einem Abwehrfehler noch vor der Pause gnadenlos zurück. Nach schöner Vorarbeit von Bouzoumita trifft Aaron Meyerfeldt (43.) aus dem Gewühl zum 2:2-Ausgleich für den krassen Außenseiter, der an diesem Tag über sich hinaus wächst und natürlich in der zweiten Hälfte bei der Angriffswucht der Gastgeber einige bange Momente zu überstehen hat.
Nach dem Wechsel spielt Bordesholm weiterhin sehr diszipliniert, wirft sich in jeden Ball, dennoch erhöht der TSB insbesondere in der letzten halben Stunde die Schlagzahl und erspielt sich fünf gute Einschussmöglichkeiten. Scheitert aber wiederholt am derzeit formstarken Joe Gabriel im Boho-Tor oder an der mangelnden Präzision im Abschluss.
Zunächst verfehlt Paul Froehlich das Tor, dann kann Gabriel jeweils zweimal gegen William Baxter und Hendrik Fleige parieren. Sensationell war die Flugparade gegen das Geschoss von Baxter, das ansonsten zwei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit in den Winkel eingeschlagen wäre und Bordesholm um den Lohn einer heroischen Abwehrschlacht gebracht hätte. Nicht unerwähnt bleiben soll aber auch, dass Bordesholm durch den aufgerückten Jonas Schomaker ebenfalls noch eine Riesenchance gegen Rico Nommensen im TSB-Tor vergab.
Stimmen zum Spiel
Teammanager und Ligaobmann Rainer Andresen (TSB Flensburg): „Wir konnten heute nicht unsere Leistung abrufen und hatten zudem einige angeschlagene Spieler. Bordesholm hat gut dagegen gehalten und verdient einen Punkt mitgenommen.“
Trainer Florian Rammer (TSV Bordesholm): „Das haben die Jungs vorbildlich gemacht. Heute Morgen haben ich noch drei Absagen von Simon Stegner, Rune Möller und Philipp Spohn erhalten, dass bei ihnen heute nichts geht. Uns war bewusst, dass hier heute keiner einen Euro auf uns setzt und wir ans Limit gehen müssen. Jeder von uns ist über sich hinaus gewachsen. Das ist auch eine Frage des Charakters. Der TSB hatte ja bisher erst so wenig Gegentore kassiert und dann gelingt es uns, gegen sie zwei Treffer zu erzielen. Zudem haben sie eine brutale Offensive.“
TSB Flensburg: Nommensen, Paulsen, Jessen, , Holtze, Steiner, Fleige, Merz (61. Froehlich), Stuewe, Kurt (79. Darbot), Pasiecznik (60. Baxter), Carstensen (60. Erichsen).
Trainer: Gramosz Kurtaj.
TSV Bordesholm: Gabriel – Schlüter, Alexander Meyerfeldt, Boztepe, Börner – Aaron Meyerfeldt, Bouzoumita, Schomaker – Elahi (86. Elahi), Assemien, Lucht.
Trainer: Florian Rammer.
Schiedsrichter: Tim-Marvin Meyer (TUS Garbek).
Assistenten: Philip Zeich und Luca Ruben Paasch.
Zuschauer: 100 auf dem Sportplatz an der Eckenerstraße in Flensburg.
Tore: 0:1 Malte Lucht (10.), 1:1 Hendrik Fleige (34.), 2:1 Nicolas Holtze (39. Foulelfmeter), 2:2 Aaron Meyerfeldt (43.).