Chancenwucher gegen VfB Lübeck II – Inter Türkspor Kiel bleibt aber beim 3:0 cool

von Ismail Yesilyurt

Grady Zinkondo (2. v. l.) feiert mit Familie, Fußballfreunden sowie Fans das 2-0. © 2023 Ismail Yesilyurt


Inter Türkspor Kiel hat die kurze Talsohle verlassen, in die die Kieler nach den zwei Auftaktsiegen gegen Todesfelde (4:3) und Bordesholm (4:2) abgerutscht waren. Mit dem 3:1 vor zwei Wochen zuhause gegen Weiche Flensburg 08 II, dem defensiv starken Auftritt bei Dornbreite Lübeck (0:1) und aktuell dem 3:0-Erfolg am Sonntag gegen den VfB Lübeck klettern die Interisti Schritt für Schritt wieder den Oberliga-Berg hoch.

Nicklas Loose behält Grundausrichtung bei

Interimscoach Nicklas Loose, der nach der Trennung von Cheftrainer Liridon Imeri und Inter Türkspor (wegen fehlendem gemeinsamen Nenner bei der sportlichen Ausrichtung) die offene Position übernahm, änderte auch im zweiten Spiel unter seiner Regie nicht die Grundordnung mit einem 4-2-3-1-System. Der VfB Lübeck startete in der gewohnten 3-4-3-Formation.

Inter-Keeper Tilman Körtzinger fast beschäftigungslos

Das 3:0 für die Gastgeber ist auf Grundlage der Vielzahl an klaren Chancen hochverdient. Schon im ersten Abschnitt verpassen die Kieler eine höhere Führung. Die Lübecker haben sicherlich nicht weniger Spiel- und Ballanteile, aber in der Inter-Box herrscht Flaute. Kiels Keeper Tilman Körtzinger, zu Saisonbeginn vom Landesligisten Gettorfer SC gekommen, muss kein einziges Mal ernsthaft eingreifen und hat kaum Ballkontakte.

VfB Lübeck macht Inter Türkspor den Weg frei

Für Türkspor fällt das kreieren von Torchancen einfacher. Die Hansestädter verteidigen sehr hoch und sind dann bei der Rückwärtsbewegung etwas unbeweglich im Kopf. Ein einfacher langer Ball reicht aus, um das fehlende und rechtzeitige Absetzen der VfB-Abwehrkette auszunutzen. So kommt Grady Zinkondo zur ersten Chance (5.). Und Spielgestalter Rezan Acer zum 1:0 für Inter und seinem 3. Saisontor. Ein Ball von Rinol Lahu schickt Acer auf die Reise, die ein Umkurven von Keeper Domenik Krause, der später verletzt ausgewechselt wird, und ein Abblocken vom zurück gelaufenen Ben Hirsching beinhaltet. Den abgeblockten Ball verwertet schließlich Türkspors Nummer 30 zur Führung.

20 Minuten lang Flaute

Moshood „Ola“ Adesanya, der nach einem Chipball davon läuft und mit einem Heber nicht trifft (18.), und Melih Cerrah (19.) haben die nächsten Möglichkeiten. Ehe dann 20 Minuten lang die Strafräume zu Orten non grata mutieren. Das scheint dann aber die Ruhe vor dem Sturm zu sein auf einem mäßig und darunter liegenden Spielniveau.

Melih Cerrah (in rot, Inter Türkspor Kiel) ist auch kampfstark. Hier gegen Gustavo Melo (VfB Lübeck II)
Melih Cerrah (in rot, Inter Türkspor Kiel) ist auch kampfstark. Hier gegen Gustavo Melo (VfB Lübeck II)

Ab der 40. Minute zelebriert die Mannschaft vom und auf dem Hans-Mohr-Platz Chancenwucher par excellence. Zinkondo lässt eine starke Vorarbeit von Cerrah aus kurzer Distanz zum Luftloch werden (40.). Dann testet Acer die Standfestigkeit des Torgebälks: Innenpfosten (42.), Latte (45.) und ein fast direkter verwandelter Eckball, den Torwart Lasse Thielen an Querbalken lenkt (45./+3).

Der zweite Abschnitt gewinnt an Qualität

Nach der Pause legen beide Mannschaften qualitativ zu. Die Platzherren überlassen nun mehr dem VfB die Initiative und agieren mit einem Mittelfeld- anstatt Angriffspressing. Und gibt sich bei einer knappen Führung der Gefahr preis, eine kalte Dusche zu kassieren, da die Linie des Chancenwucher nicht verlassen wird. Zuerst kommt die U 23 der Lübecker zu ihrer ersten Chance durch einen Kopfball (53.). Adesanya umkurvt Thielen und trifft mit dem schwächeren linken Fuß aus spitzem Winkel nicht das leere Tor (58.). Zinkondo dagegen nach Cerrah-Zuspiel zum 4. Mal für Inter das Torgebälk (62.). Vier Minuten später ist Adesanya nach einem langen Ball schneller als Tom Becker, aber Thielen wehrt den Schuss ab. Und Sekunden vergibt Adesanya erneut seinen 8. Saisontreffer.

Doppelpack von Grady Zinkondo beruhigt alle

Das Schimpfen, die Unzufriedenheit über das Auslassen diverser Hochkaräter und das Zittern, dass ein bestens bekanntes Sprichwort zutrifft, beendet schließlich Grady Zinkondo. Nach einem Eckball von Linksfuß Tom Marquardt von der rechten Seite köpft Zinkondo zum 2:0 ein und erhöht kurz darauf auf 3:0 Nach einem Pass in die Tiefe setzt sich Zinkondo Alkin Tümer durch und überwindet mit einem Schuss Thielen.

Beste Spieler bei Inter Türkspor Kiel? Grady Zinkondo mit seiner Ausstrahlungskraft und Präsenz, die er nach seinen Toren an der Zuschauerbande mit seine großen (Familien)Fan-Gruppe feiert. Dazu Melih Cerrah, der ganz viele Farbtupfer in einer grauen ersten Halbzeit setzt und das auch nach dem Wiederanpfiff macht. Sowie der unauffällig, aber gut spielende Innenverteidiger Krenar Svirca. Auch der fehlerfrei und mit Offensivakzenten auftretende Tom Marquardt. Beim VfB Lübeck bietet sich kein Spieler deutlich für eine Auszeichnung an.

Stimmen zum Spiel

​Dominik Toschka (Trainer VfB Lübeck II)
​Nicklas Loose (Trainer Inter Türkspor Kiel)
Melih Cerrah (Inter Türkspor Kiel)

Inter Türkspor Kiel: Körtzinger – Lahu (91. Assameur), Schnoor, Svirca, Marquardt – Yildirimer, Özcan – Cerrah (76. Özkan), Acer, Zinkondo (91. Sharba) – Adesanya (91. Hamze).
Trainer: Nicklas Loose.

VfB Lübeck II: Krause (37. Thielen) – Hirsching, Becker, Tümer – Dodoo (71. Krück), Westphal, Odiase (70. Büyükdemir), Melo (70. Schmeling) – Varol (71. Porsche), Quistorff, Adou.
Trainer: Dominik Toschka.

Schiedsrichter: Steffen Brandt (SV Wasbek).
Assistenten: Jan-Malte Ganz, Jan Malte Plath.

Zuschauer: 150.

Tore: 1:0 Acer (9.), 2:0 Zinkondo (75.), 3:0 Zinkondo (87.).

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