Leon Rathmann (Rotenhof) bringt Torhüter Guckel in arge Bedrängnis. © 2023 Olaf Wegerich
Am 2. Spieltag der Aufstiegsrunde zur Flens-Oberliga konnte sich der TuS Rotenhof deutlich mit 3:0 (0:0) gegen die Kaltenkirchener TS durchsetzen und erhält sich damit eine Minimalchance auf den Oberliga-Aufstieg. Die besten Karten im Kampf um den letzten begehrten Platz an der Sonne, der zum Aufstieg in die Oberliga berechtigen würde, hat weiterhin aber der VfR Neumünster, dem nach dem 4:2-Auftakterfolg gegen den TuS Rotenhof am Donnerstag ein Unentschieden bei der Kaltenkirchener TS auf jeden Fall reichen würde, um die Runde als Erster zu beenden.
Wenn Oberligameister Kilia Kiel am Mittwoch sein Auftaktspiel in der Relegation zur Regionalliga gegen den OSC Bremerhaven gewinnen sollte, steigt der Sieger der Oberliga-Aufstiegsrunde sicher auf, da zwei von drei teilnehmenden Mannschaften aus den Landesverbänden (Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen) in dieser Saison in die Regionalliga aufsteigen.
Vor der guten Kulisse von 505 zahlenden Zuschauern entwickelte sich bei sommerlichen Temperaturen auf dem gut bespielbaren Rasenplatz des FC Fockbek, auf dem die Rotenhöfer ausweichen mussten, da die eigene Anlage für das LZ-Turnier hergerichtet wird, eine intensive Partie, auf der beide Seiten ihr Heil in der Offensive suchten.
Ausgeglichene erste Hälfte
Die erste Möglichkeit für die Gäste ging auf das Konto von Jonas Jeschke. doch der Kaltenkirchener Angreifer verfehlte das Tor in aussichtsreicher Position deutlich. Während die ersten Angriffe der Rotenhöfer noch am bis dahin sicheren Bollwerk der Gäste abprallten und die torgefährliche Offensivreihe der Gastgeber Schwierigkeiten hatte zu klaren Abschlüssen zu kommen. hatte Leon Rathmann nach knapp einer halben Stunde endlich die erste Bewährungsprobe für Paul Guckel parat. doch der Torhüter der Gäste tauchte in die linke Ecke und konnte den Ball zur Seite abwehren.
Wesentlich zielstrebiger agierten die Gäste im ersten Durchgang. Spielführer Malte Pietsch tankte sich durch die gegnerischen Reihen und konnte erst kurz vor der Strafraumgrenze durch ein rüdes Foul gestoppt werden. Den fälligen Freistoß konnte Torhüter Wulff per Faustabwehr zwar klären, doch der Ball landete bei dem bereits oberligaerfahrenen Marc Jürgensen (Hartenholm), der im Strafraum zu überhastet abschloss und den Ball neben das Tor setzte.
Rote Karte für Traulsen
Unschöner Höhepunkt der ersten Hälfte war die glatte rote Karte für Kenneth Traulsen, der sich kurz vor dem Halbzeitpfiff vor den Augen des Schiedsrichters zu einer Tätlichkeit gegen einen Gegenspieler hinreißen ließ und dafür auch zu Recht des Feldes verwiesen wurde, wie auch Rotenhof-Trainer Hans-Hermann Lausen im Nachgang bestätigte. Trotz Rudelbildung auf Höhe des Mittelkreises behielt das Schiedsrichtergespann den Überblick, beriet sich kurz und verwarnte zudem zwei weitere beteiligte Spieler.
Weckruf in der Halbzeit
Trotz des Nachteils mit einem Spieler weniger auf dem Feld zu sein und der drückenden Hitze, die immer wieder für Trinkpausen sorgte, präsentierten sich die Rotenhöfer im zweiten Durchgang wohl wissend, dass nur noch ein Sieg ihre minimalen Aufstiegschancen am Leben erhält, wie verwandelt und erhöhten den Druck gewaltig. „Ich habe den Jungs in der Halbzeit gesagt, dass wir noch einmal 20 oder 30 Prozent drauflegen müssen und nun für unseren Zehner spielen müssen, der vom Platz geflogen war“, erklärte Trainer Hans-Hermann Lausen die unfassbare Leistungsexplosion nach der Pause, als nahezu alle Spieler ins Limit gingen und das Letzte aus sich heraus holten.
Die erste Chance nach der Pause hatte der starke Felix Knuth, doch seinen Kopfball konnte Guckel im Tor der Gäste problemlos parieren. Kurz darauf ist Moritz Gersteuer frei durch, aber auch er zeigt Nerven und verfehlt bedrängt durch Marc Jürgensen das so wichtige Führungstor.
Obwohl in Überzahl, erspielten sich die Gäste durch Lennart Pietsch mit einem Kopfball und durch Jonas Jeschke mit einem strammen Schuss in die linke untere Ecke nur zwei richtig gute Torchancen, doch Torhüter Christian Wulff in seinem letzten Spiel für die Gastgeber war zur Stelle und reagierte zweimal prächtig.
Rotenhof erhöht den Druck
Die Gastgeber kommen immer besser in das Spiel und drängen mit Macht auf den Führungstreffer. Zunächst wird Moritz Gersteuer von Oliver Panknin rustikal im Strafraum zu Fall gebracht. Wenige Minuten später fordern die Gäste nach einem deutlichen Handspiel im Strafraum vehement Elfmeter. In beiden Fällen hat Schiedsrichter Jannik Schneider jedoch kein strafbares Vergehen gesehen und die Pfeife bleibt bei zusehends aufgeheizten Gemütern stumm.
Gästetrainer Rene Sixt nahm die Situation nach dem nicht gegebenen Handelfer zumindest äußerlich locker als er sagte: „Jetzt sind wir wieder Pari was die nicht gegebenen Elfmeter betrifft.“ Doch Rotenhof ließ nicht locker und wollte unbedingt den Sieg. Trotz der drückenden Hitze kannten die Rotenhöfer nur eine Richtung und die zeigte Richtung Gästetor.
Mats Henke mit dem Führungstreffer sorgt für die Erlösung
Wieder war der pfeilschnelle Felix Knuth seinem Gegenspieler enteilt und konnte kurz vor dem Strafraumgrenze nur durch ein Foul gestoppt werden. Torjäger Mats Henke (69.) legte sich den Ball in aller Seelenruhe zurecht und traf zum inzwischen durchaus verdienten 1:0-Führungstreffer.
Kurz danach kommt es knüppeldick für die Gäste: Zunächst fliegt Ben Christian Mügge nach einer Notbremse im Strafraum gegen Felix Gersteuer mit glatt Rot, den anschließenden Strafstoß verwandelt Felix Knuth (76.) locker zum 2:0 indem er Guckel in die falsche Ecke schickt. Den nächsten Hochkaräter vergibt der kurz zuvor eingewechselte Sebastian Schmid nach toller Vorarbeit von Kevin Labinsky, doch sein Ball verfehlt das Tor nur knapp.
Gersteuer mit perfekten Alleingang stellt auf 3:0
Rotenhof hat sich nun in einen Rausch gespielt und will unbedingt nachlegen. Kaltenkirchen ist die Partie nach der Halbzeit komplett entglitten und die Gastgeber setzen tatsächlich noch einen drauf. Ein mustergültiger Pass von Spielführer Felix Knuth erreicht den schnellen Moritz Gersteuer (80.), der den aus seinem Tor heraus eilenden Guckel locker umkurvt und überlegt und zum auch in der Höhe nicht unverdienten 3:0-Endstand einschießt, der die Rotenhöfer Hoffnungen auf einen Fehltritt vom VfR Neumünster am Donnerstag in Kaltenkirchen am Leben hält, um am Ende vielleicht doch noch der lachende Dritte zu sein. In der Nachspielzeit muss Wulff im Tor der Gastgeber noch einmal Kopf und Kragen riskieren, um den Ehrentreffer durch Lars Jung zu verhindern.
Dennis Biewald Turm in der Schlacht
Neben der unglaublichen Offensivpower im zweiten Durchgang war aber auch die Rückkehr von Dennis Biewald der zuletzt in Neumünster noch schmerzlich vermisst wurde, ein wichtiger Pluspunkt in der Abwehrformation, der für mehr Stabilität sorgte. „Biene“ hat sensationell gut gespielt. „Gegen den VfR hat er uns als Turm in der Schlacht gefehlt“, war Lausen auch froh, dass hinten endlich wieder die Null stand.
Rotenhof nimmt auch Elfer-Schießen mit
Auch das vorsorglich angesetzte Elfmeterschießen entscheiden die Gastgeber zu ihren Gunsten. Einmal kann Wulff abwehren, ein Ball verfehlt das Tor der Gastgeber, die Rotenhöfer Schützen beweisen Nervenstärke und treffen allesamt. Ein Teil der Mannschaft wird im Juni für drei Tage nach Düsseldorf fahren um die Saison ausklingen zu lassen für den anderen Teil ist Mallorca angesagt.
Stimmen zum Spiel
Trainer Hans-Hermann Lausen (TuS Rotenhof): Das ist unglaublich, was wir heute für eine Energieleistung abgerufen haben. Wir hatten uns vorgenommen, noch einmal alles zu geben. Wir haben alles abgerufen, was noch im Köcher war. Die Mannschaft hat Mentalität gezeigt. Der Sieg ist viel wert für die Stimmung in der Mannschaft und auch für die neue Saison. Die erste Halbzeit verlief aus meiner Sicht auf Augenhöhe mit einem Chancenplus für uns. Die zweite Hälfte war richtig gut von uns. Da haben wir gezeigt, dass in Rotenhof guter Fußball gespielt wird. Hervorheben möchte ich das tolle Ambiente auf dem Fockbeker Sportplatz und nochmals vielen Dank dafür, dass wir heute hier spielen durften. Das war auch ein toller Abschied für unsere scheidenden Spieler Christian Wulff und Jakob Holten. Wir müssen jetzt abwarten welchen sportlichen Wert dieses Ergebni noch für uns hat.“
TuS Rotenhof: Wulff – Bienwald, Pioch, Hansen (87. Labinsky) – Leon Rathmann, Knuth, Ohm (67. Wienhold), Holten (67. Schmid) – Henke, Gersteuer (85. Kaack), Traulsen.
Trainer: Hans-Hermann Lausen.
Kaltenkirchener TS: Guckel, Panknin (71. Jung), Jürgensen, Nidal Cicek, Rerop (89. Jueidi), Mügge, Jeschke, Buhrke, Lennart Pietsch, Seyit Cicek, Malte Pietsch.
Trainer: Rene Sixt.
Schiedsrichter: Jannik Schneider (VfR Laboe).
Assistenten: Jan Mika Kröhnert, Dajinder Daniel Pabla.
Zuschauer: 505 auf dem Sportplatz des FC Fockbek.
Rote Karte: Kenneth Traulsen (45., TuS Rotenhof, Tätlichkeit) – Ben Christian Mügge (75., Kaltenkirchen, Notbremse).
Tore: 1:0 Mats Henke (69.), 2:0 Felix Knuth (76. Foulelfmeter), 3:0 Moritz Gersteuer (80.).