Der äußerst wichtige Ausgleich von Julius Alt (Kilia Kiel). © 2025 Ismail Yesilyurt
Ein herber Dämpfer zum Auftakt: Die U23 von Holstein Kiel kassierte im ersten Punktspiel der neuen Flens-Oberliga-Saison eine deutliche 1:5-Niederlage im Stadtderby bei Kilia Kiel. Für das Team von Trainer Willi Weiße, das den direkten Wiederaufstieg in die Regionalliga Nord anstrebt, war das Ergebnis ein früher Warnschuss. Na klar, es sind noch 29 Spieltage zu absolvieren, wie es Holstein-Coach Willi Weiße in seiner Analyse nach der Partie richtigerweise sagte.
Klar ist auch, dass die U23 der KSV erst zu einer Mannschaft wachsen muss, um ihren Zielbereich zu treffen. Und das in einer sehr kurzen Zeitspanne. Weiße muss ein Dutzend neuer Spieler integrieren. Dazu kommen noch Leon Parduzi, Luca Prasse, Hamza Muqaj und Louis Köster, die bei den Zweitliga-Profis mittrainieren, Spielpraxis indes in der Oberliga sammeln.
Kilia Kiel mit starker Ansage
Fakt ist: Dem FC Kilia Kiel gelingt ein grandioser Start in die Spielzeit 2025/26. Ein großer Schritt für die Mannschaft von Nicola Soranno auf dem Weg zur Titelverteidigung? „Jedes Spiel fängt bei 0:0 an“, betonte Soranno bei seinem Statement nach dem Abpfiff. Mit Demut will Kilia an die Aufgabe ran, nach dem 30. Spieltag wieder Platz eins in der höchsten Landesklasse zu belegen. Schließlich kann die Partie mit etwas Matchglück der Gäste zu deren Gunsten laufen. Legt man die Kilia-Leistung nach der 30. Minute zugrunde, führt der Weg zur Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord aber sicherlich über die Kilianer.
Holstein startet besser – Kilia eiskalt
In den ersten 30 Minuten zeigen die Störche das höhere Tempo und auch mehr Zug zum gegnerischen Strafraum. Mit hohem Pressing versucht die Weiße-Truppe, den Druck hochzuhalten, aber die erste Möglichkeit gibt es für die Gastgeber in der 8. Spielminute. Marc Schwabe leitet einen Ball volley weiter auf Rezan Acer, der mit seinem schwächeren linken Fuß von der linken Strafraumecke knapp am langen Pfosten verzieht.

Louis Köster durchbricht Kilianer Mauer
Das 0:1 nach etwas mehr als einer Viertelstunde ist ein großer Verdienst von Ikem Ugoh. Der beste Spieler der ersten 45 Minuten marschiert vom eigenen Strafraum los und kann erst vor dem Kilia-Strafraum nur durch ein Foul gestoppt werden. Beim folgenden Freistoß durch Louis Köster erweist sich die Kilia-Mauer großzügig offen beim Hochspringen. Überrascht durch den Ball durch die eigene Mauer kann Keeper Tom Pachulski nichts ausrichten.

Zwei Möglichkeiten durch einen Schuss von Hamza Muqaj (24.) und Jordan Winter (42.), der an einen Ball in den Torraum nicht rankommt, liegen Holstein Kiel zu einem weiteren Treffer vor. Sowie zwei bis drei ausbaufähige Szenen. Kilia Kiel nutzt die einzige klare Chance bis zur Pause zum Ausgleich. Ein perfekter Angriff über die linke Seite findet Julius Alt in Mittelstürmer-Position. Aus dem Raum, wo im Fußball die meisten Tore erzielt werden, erzielt auch Kilias Stratege, der in diesem Match echt viele richtige Entscheidungen trifft, aus sieben Metern das 1:1.
Treffer von Julius Alt zeigt Wirkung
Der Treffer gibt der Heimelf mehr Selbstvertrauen, mehr Mut. Das sieht man deutlich mit einem Übergewicht in den gleich darauffolgenden Minuten und Aktionen, ehe zum Ende der ersten Halbzeit alles im Lot ist.

Holstein Kiel verliert endgültig den Zugriff
Zunächst auch die erste Viertelstunde nach Wiederbeginn. In dieser Phase hat Luca Prasse aus spitzem Winkel die Chance zur erneuten Führung, doch Keeper Tom Pachulski rettet per Fußabwehr (51.). Endgültig gewendet hat sich das Blatt dann mit dem 2:1, das Rezan Acer vorbereitet. Julius Alt zirkelt das Zuspiel von der Strafraumgrenze in den linken Winkel. Gelegenheiten für Holstein durch Muqaj und Caspar Medlin tangieren kaum die Kontrolle, die der Landesmeister nun ausübt.
Soranno-Elf effektiv im Abschluss zum 5:1
Ein sich nach rechts wegdrehender Flachschuss aus ca. 23 Metern von Jannis Voß (70.), siegreiches Eins-gegen-eins-Duell von Marvin Müller gegen Keeper Lio Rothenhagen nach einem Steckpass sowie ein Rückpass-Geschenk von Leon Parduzi an Lucas Groß zum 1:5 komplettieren den Tag zum Vergessen für Holstein Kiel.

Das Problem der Mannschaft von Willi Weiße nach der Pause: Die Gäste haben überhaupt kein Zugriff auf das Kilia-Spiel. Bedingt auch dadurch, dass die Kicker des Regionalliga-Absteigers in der eigenen Defensive kaum in die Zweikämpfe kommen. Weil zu weit weg von den Gegenspielern: Das Anlaufen ist (war) verbesserungswürdig. Holstein, das zuletzt im Testspiel gegen Dynamo Schwerin defensiv stabil agierte, wreden in diesem Spiel die Schwachstellen im Defensivverhalten aufgezeigt.
Kilia Kiel mit vielen Freiheiten
Die Gastgeber kombinieren teilweise nach Belieben. Das liegt natürlich auch an der individuellen und zugleich kollektiven Qualität von Kilia Kiel. So ist Ex-Storch Jannis Voß omnipräsent auf dem Platz, verteilt kluge Bälle und ist auch noch Torschütze. Neu-Kilianer Paul Meseberg ist als dynamischer Verteidiger auf der linken Seite ein Aktivposten, der auch offensiv mitdenkt und spielt. Gamechanger Julius Alt findet immer die richtigen Wege und bringt auch ordentlich Torgefahr mit, wie der Doppelpack beweist. Rezan Acer kann sich nach Lust und Laune austoben in einem Team, das auch als solches funktioniert.

Marc Schwabe und Florian Foit verletzt raus
Wermutstropfen für Nicola Soranno, der vor dem Spiel auf Deutschlands besten Torschützen der 5. Liga, Yannik Jakubowski, verzichten musste: Marc Schwabe, der wie Jakubowski auch am Dienstag das Kreispokalhalbfinale beim SVE Comet Kiel nach dem 8:2-Sieg angeschlagen verlassen musste, wurde verletzt ausgewechselt. Ein Einsatz am Mittwoch im Punktspiel beim VfR Neumünster ist für den Neuzugang vom Oldenburger SV höchst fraglich.
Vielleicht auch für Florian Foit, der als zentraler Verteidiger ein Eckpfeiler für den amtierenden Meister ist. Nach der Partie ging der verletzt ausgewechselte Spielführer mit einem Kopfverband in die Kabine. Immerhin dürfte aber Jakubowski wieder dabei sein. Der 37-fache Torschütze der Vorsaison hätte trotz der Blessur aus dem Pokalspiel auflaufen können, doch Fieber stoppte einen Einsatz. Dennoch zeigt sich Kilia auch in der Breite stark besetzt – Ausfälle lassen sich aktuell gut kompensieren.
Stimmen zum Spiel
FC Kilia Kiel: Pachulski – Spohn, Foit (77. Groß), Ayyildiz (67. Senger), Meseberg – Voß – Trepca, Alt, Niebergall (67. Yazgan), Acer (87. Boztepe) – Schwabe (35. Müller).
Holstein Kiel II: Rothenhagen – Ottilinger (64. Boelter), Medlin (76. Abdulla), Petersen, Parduzi – Winter (64. Koc), Ugoh, Muqaj (64. Wagbe), Prasse – Köster, Kulikas (76. von Esebeck).
Schiedsrichter: Tom Pasewald (TSV Flintbek).
Assistenten: Sven Asmussen, Jannik Kindt.
Zuschauer: 620
Tore: 0:1 Louis Köster (16.), 1:1 Julius Alt (30.), 2:1 Julius Alt (58.), 3:1 Jannes Voß (70.), 4:1 Marvin Müller (85.), 5:1 Lucas Groß (89.).