(Quelle: VfB Lübeck/Christian Jessen) Mit dem SSV Jahn Regensburg begrüßen wir am Samstag (14 Uhr) einen Zweitliga-Absteiger auf der Lohmühle, der sich anschickt, nach nur einem Jahr auf direktem Weg ins Bundesliga-Unterhaus zurückzukehren. Erstmals seit längerer Zeit jedoch gehen die Oberpfälzer nicht als Tabellenführer in eine Partie, nachdem der SSV Ulm 1846 in der vergangenen Woche an den Regensburgern vorbeigezogen war.
Mit dem SSV Jahn kommt ein Traditionsverein nach Lübeck, der zuletzt sechs Jahre in Folge (und insgesamt zehn Spielzeiten) in der 2. Bundesliga verbrachte. Auf der Lohmühle gastierten die Regensburger jedoch erst einmal – in der Zweitliga-Saison 2003/04 war der Jahn auf der Lohmühle mit 3:0 siegreich, zuvor hatte der VfB beim Hinspiel in Regensburg einen 4:0-Auswärtssieg gefeiert. Ansonsten begegneten sich der Jahn und der VfB nur im DFB-Pokal 1992 und im Hinspiel der laufenden Saison (jeweils 2:1-Heimsieg für Regensburg).
Im Sommer waren die Regensburger aus der 2. Bundesliga abgestiegen und hatten einen XXL-Umbruch im Kader vornehmen müssen. Ein Großteil des Zweitliga-Kaders war nicht zu halten. An Bord blieb Trainer Joe Enochs (früher FSV Zwickau und VfL Osnabrück), der in den letzten Wochen der Zweitliga-Saison zwar erfolgreich gearbeitet hatte, den schon zuvor kaum abwendbaren Abstieg aber nicht mehr verhindern konnte. Mit ihm blieben nur fünf Akteure aus der vergangenen Saison im Kader. Allerdings gelang es den Verantwortlichen um Ex-Bundesliga-Coach Achim Beierlorzer, der als Sportgeschäftsführer zum Jahn zurückgekehrt war, einen jungen Kader mit einer gesunden Mischung aus einigen erfahrenen Drittliga-Akteuren und hoffnungsvollen Talenten zu verpflichten.
So kehrte mit Andreas Geipl von Bundesliga-Aufsteiger Heidenheim ein erfahrener Führungsspieler für das defensive Mittelfeld zurück in die Oberpfalz. In der Defensive übernahm Florian Ballas, zuletzt Karlsruher SC, die Rolle eines Leitwolfs. Außenverteidiger Benedikt Saller wurde als einer der wenigen sehr erfahrenen Zweitliga-Akteure im Kader gehalten. Im Tor steht der aus Basel verpflichtete Felix Gebhardt, der in der Vorsaison nach Halle ausgeliehen war und bereits für die deutsche U21-Nationalmannschaft nominiert wurde. Auch in anderen Mannschaftsteilen wurden begehrte Talente dazu geholt, beispielsweise der vom Karlsruher SC verpflichtete Außenstürmer Dominik Kother, der vom 1. FC Nürnberg ausgeliehene Verteidiger Louis Breunig oder der vom VfB Stuttgart geholte Angreifer Noah Ganaus. In der Winterpause verpflichteten die Regensburger mit Valdrin Mustafa (Viktoria Köln) und Erik Tallig (vereinslos, zuvor 1860 München) zwei Offensivakteure. Während Mustafa bislang überwiegend als Joker zum Einsatz kam, fiel Tallig frühzeitig verletzt aus.
Mittelstürmer Ganaus ist aktuell mit neun Saisontreffern auch der beste Torschütze des SSV Jahn, gefolgt vom in Lübeck gesperrten Kother (8). Mit Stürmer Elias Huth (zuvor Aue) und Mittelfeldspieler Christian Viet kommen zwei Akteure auf sechs Tore in der laufenden Spielzeit. Die Dauerbrenner im Kader sind vorwiegend in der Defensive zu finden. Außenverteidiger Konrad Faber verpasste keine Minute der bisherigen Saison, auch die Routiniers Geipl und Saller sowie Innenverteidiger-Talent Breunig waren fast durchweg in der Startelf zu finden.
Was mit einem Heim-1:1 gegen Aufsteiger Unterhaching mäßig begann, entwickelte sich im weiteren Saisonverlauf erfolgreich: Die Regensburger kamen aus einer defensiven Grundordnung über die Komponenten Stabilität, Zielstrebigkeit und Effektivität schnell in der Spitzengruppe der Liga an. Abgesehen von einem Heim-1:2 gegen den SV Sandhausen überstand die Enochs-Elf das gesamte erste Halbjahr der Saison ungeschlagen. Spätestens als der Jahn mit einem späten 1:0-Auswärtssieg bei Dynamo Dresden die Heimserie des Top-Favoriten brach, war klar, dass Regensburg bis zum Ende ein heißer Aufstiegskandidat bleiben würde.
Den zwischenzeitlich beruhigenden Vorsprung büßte die Mannschaft allerdings in den vergangenen Wochen ein. In den neun Spielen des Jahres 2024 gab es erst zwei Siege (2:0 gegen Bielefeld, 1:0 in Duisburg) und zuletzt sogar fünf Partien ohne dreifachen Punktgewinn. Ein 3:6 in Sandhausen (nach früher 3:0-Führung!) und ein 1:3 in Mannheim ließen dabei aufhorchen. Am vergangenen Wochenende gab es ein Heim-1:1 gegen den FC Ingolstadt 04, durch das Verfolger Ulm einen Tag später erstmals die Spitzenposition übernehmen konnte. Der Jahn ist jedoch noch punktgleich mit den Ulmern und hat derzeit einen Punkt Vorsprung auf Rang drei (Dresden) sowie fünf auf Rang vier (Münster).