Das 1:0 für Dersau – Hendrik Ohler (ASV Dersau) gegen Torwart Marten Köper und Leon Gehrke (Nortorf). © 2024 Olaf Wegerich
Riesenüberraschung im Kreispokal Holstein. Der Kreisligist ASV Dersau steht nach einem 2:1 (1:0) Erfolg im Halbfinale gegen den Verbandsligisten TUS Nortorf im Endspiel. Der Vierte der Kreisliga Holstein darf sich nun im Finale auf ein Heimspiel gegen den Oberligisten PSV Neumünster freuen, der im zweiten Halbfinale am Vortag gegen den Stadtrivalen VfR Neumünster mit 2:0 gewonnen hatte. Nach der gelb-roten Karte gegen den Dersauer Marten Biss (75.) spielten die Nortorfer sogar fünfzehn Minuten in Überzahl, konnten aber keinen Treffer erzielen.
Bei sommerlichen Temperaturen entwickelte sich mitnichten ein müder Sommerkick. Sofort ging es voll zur Sache. Nortorf war anzumerken, dass die Mannschaft ihrer Favoritenrolle unbedingt gerecht werden wollte und die schnelle Entscheidung suchte. Obwohl die Mannschaft von Trainer Onur Cokgez, der den TUS in der Winterpause für den langjährigen Coach Fabian Doege übernahm, personell aufgrund einer Vielzahl von Verletzungen derzeit arg gebeutelt ist, übernahm der Verbandsligist sofort die Initiative und schnürte die Gastgeber mit gefühlt neunzig Prozent Spielanteilen in deren Hälfte ein.
Dersau steht kompakt
Doch die kompakte Hintermannschaft der Gastgeber war sehr gut organisiert. Ein Durchkommen gegen die mit erst 22 Gegentreffern beste Abwehr der Kreisliga Holstein war kaum möglich, da die Gastgeber energisch und mit gesunder Härte in die Zweikämpfe gingen und die Nortorfer bereits frühzeitig bei der Ballannahme attackierten. Außer einem Weitschuss von Marvin Sievertsen sowie einer Gelegenheit von Finn Spalding kurz vor der Pause aus dem Gewühl heraus, die beide Torhüter Simon Luca Ehrk stark abwehren konnte, gab es vor der Pause keine Chancen, um in Führung zu gehen.
„Wir wussten, dass Nortorf spielerisch sehr stark ist. Daher haben wir auch nur mit einem Stürmer gespielt und haben hinten sehr tief gestanden. Unser Ziel war es, sie über die Außenspieler kommen zu lassen und nicht über das Zentrum“, sagte ASV-Trainer Holger Böttcher, der bereits seit über 30 Jahren bei seinem Herzensverein in unterschiedlichen Positionen – mal als Cheftrainer, mal als Co-Trainer oder als Ligaobmann – tätig war und das klare Ziel verfolgt, innerhalb von drei Jahren die Rückkehr in die Verbandsliga zu realisieren.
Die Ohlers schlagen zu
Dass die Gastgeber aber auch über offensive Qualitäten verfügen, bewiesen sie beim Führungstreffer. Eine perfekte Hereingabe auf Höhe der Mittellinie von Kevin Ohler direkt vor das Tor der Gäste erreichte seinen Bruder Hendrik Ohler, der sich im Kopfballduell gegen den zu zögerlichen Torhüter Marten Köper und Leon Gehrke durchsetzen konnte und zum 1:0 für den ASV traf. In der zweiten Halbzeit war dann das Ohler-Trio auf dem Platz komplett. Da wurde auch noch Philip Ohler eingewechselt.
Böttcher gleicht aus nach der Pause
Kurz nach der Pause gelang dem Verbandsligisten nach einem Eckball von Fynn Jürgensen durch Lasse Böttcher (48.) am zweiten Pfosten, der völlig frei stand, der 1:1 Ausgleich. „Dem Gegentor ging ein Foul an Christopher Kroll voraus. Er wurde am Arm gehalten“, ärgerte sich ASV-Trainer Böttcher über den Ausgleichstreffer.
Dersauer Abwehr nicht zu knacken
In der zunehmend hektischen und durch viele harte Zweikämpfe geprägten Partie hielt der Kreisligist gegen die unermüdlich anrennenden Nortorfer weiterhin voll dagegen und warf sich immer wieder erfolgreich in die Schussversuche der Gäste. Entweder hielt das gut organisierte Abwehrbollwerk oder Torhüter Simon Luca Ehrk war zur Stelle und konnte die hohen Hereingaben problemlos abfangen.
Dass die Gastgeber gnadenlos effektiv sein können und aus wenigen Chancen einen großen Ertrag erzielen können, bewiesen sie beim erneuten Führungstreffer.
Fausto Blanco Fernandez trifft per Traumtor für Dersau
Einen Freistoß von der Strafraumgrenze zirkelte Fausto Blanco Fernandez (62.), der kurz zuvor bereits die Latte getroffen hatte, zum 2:1 für die Gastgeber in die Maschen. Bei diesem Kunststück hatte Köper im Nortorfer Tor nicht den Hauch einer Chance. „Das kann er gut und hat das nötige Gefühl in den Füßen. In dieser Saison ist ihm das schon fünf- oder sechsmal gelungen“, freute sich Böttcher mit seinem Standardkönig.
Marten Biss mit Ampelkarte runter
Nach der gelb-roten Karte gegen den Dersauer Marten Biss (75.) nach einem eindeutigen Foul an Leon Gehrke konnten die Nortorfer die letzten fünfzehn Minuten in Überzahl bestreiten. „Bei der ersten gelben Karte hatte Biss zum Schiedsrichter nur gesagt: ‚Lassen Sie sich nicht von Ihrer Linie abbringen‘ und hatte sofort eine gelbe Karte bekommen“, hatte Böttcher wenig Verständnis für die harte Regelauslegung.
Sievertsen vergibt letzte Chance
Aber auch in Überzahl tat sich Nortorf sehr schwer und vergab durch einen Kopfball von Marvin Sievertsen in der Nachspielzeit die letzte Chance auf den Ausgleich.
Danach durfte bei den Dersauern ausgiebig der Finaleinzug gefeiert werden. „Das war eine tolle Mannschaftsleistung. Wir hatten die Bank komplett besetzt. Ich musste drei Spielern sogar absagen“, war ASV-Coach Holger Böttcher froh, personell aus dem Vollen schöpfen zu können. Gute Pokal-Erinnerungen hatte Böttcher bereits aus dem Kreispokal im Vorjahr. „Da war mit dem VfR Neumünster auch ein Oberligist bei uns zu Gast. Wir haben lange 2:1 geführt, kassieren dann den Ausgleich mit einem Traumtor – einem Fallrückzieher in den Winkel – und verlieren noch 2:5“, überwogen bei Böttcher die positiven Erinnerungen.
Auch gegen den PSV möchte sich der Kreisligist natürlich gut verkaufen. „Der PSV muss erst einmal zu uns kommen. Wir müssen uns nicht verstecken“, hofft Böttcher erneut auf einen guten Auftritt seiner Jungs.
Nun geht es darum, sich schnell auf einen Termin für das Finale zu einigen, denn beide Mannschaften planen nach dem letzten Spieltag ihre Saisonabschlussfahrten. Den PSV zieht es nach Kroatien, die Nortorfer nach Mallorca. Eine Austragung in der Woche nach dem Pfingstmontag scheint denkbar zu sein.
„Das war für uns das letzte Spiel in dieser Saison, wo es für uns um etwas ging. Das war einfach schlecht, was wir gespielt haben. Einige Spieler sind bei uns schon im Urlaubsmodus. So kann und darf es nicht weitergehen. Heute hat es uns an der richtigen Einstellung gefehlt“, sagte Trainer Onur Cokgez. Nun darf sich der Kreisligist auf das Finale gegen den Oberligisten PSV Neumünster freuen.
Spielführer Marc Nitsch vom TuS Nortorf sagte: „Das ist wirklich schwer zu erklären. Es war schon zu erwarten, dass sich Dersau hinten reinstellt und auf Fehler von uns lauert, aber es muss unser Anspruch sein, trotzdem viele Torchancen zu kreieren. Ich glaube, wir haben inklusive dem Tor 4 Mal aufs Tor geschossen. Das reicht dann einfach nicht. Viele falsche Entscheidungen oder ungenaue Bälle im letzten Drittel, selbst ab der 70. Minute, als wir in Überzahl waren. Auf der anderen Seite war das 1:0 ein großes Geschenk von uns, der Freistoß zum 2:1 war dann gut getreten, Bälle über die Mauer sind natürlich immer spät zu sehen für den Torhüter. Insgesamt hat sich Dersau den Finaleinzug verdient, weil sie ihre wenigen Chancen genutzt und den Rest des Spiels aufopferungsvoll gekämpft haben. Da können wir nur gratulieren und müssen ordentlich an uns arbeiten.“
ASV Dersau: Ehrk – Nasir, Kroll, Fernandez, Thielecke – Kevin Ohler, Hendrik Ohler, Timon Biss – Marten Biss, Elstner (54. Uhl, 90+5 Pappas), Boll (72. Philip Ohler).
Trainer: Holger Böttcher.
TuS Nortorf: Köper – Schümann, Doege (84. Rockel), Gehrke – Nitsch, Schümann (56. Spalding) – Klein, Butenschön, Jürgensen – Sievertsen, Böttcher.
Trainer: Onur Cokgez.
Schiedsrichter: Jorrit Jessen (TSV Wankendorf).
Assistenten: Ole Hennes Erhardt und Torben Jens John.
Zuschauer: 150 auf dem Rasenplatz in Dersau.
Gelb-Rote Karte: Marten Biss (75., ASV Dersau).
Tore: 1:0 Hendrik Ohler (23.), 1:1 Lasse Böttcher (48.), 2:1 Fausto Blanco Fernandez (62.).