Spielabbruch zwischen Azadi Lübeck und dem VfR Horst

von Ismail Yesilyurt

Azad Meran (li., Azadi) gegen Paris Bruhn (Horst). © 2025 Olaf Wegerich

Die Aufstiegsrelegation zur Landesliga zwischen dem SV Azadi Lübeck und dem VfR Horst auf neutralem Platz in Boostedt wurde auf Wunsch der Lübecker zur Halbzeit beim Stand von 0:0 abgebrochen. Angeblich soll es kurz vor der Halbzeit durch Zuschauer gegenüber Azadi-Spielern zu rassistischen Beleidigungen gekommen sein. Dabei sollen Äußerungen wie „Ölauge“ oder „Geh zurück in dein Land“ gefallen sein. So lautet zumindest die Stellungnahme der Lübecker in den sozialen Medien.

Staffelleiter Gerd Freisler äußerte sich gegenüber Youkick wie folgt: „Azadi Lübeck tritt zur zweiten Halbzeit nicht mehr an. Der Schiedsrichter hat das Spiel nicht abgebrochen. Er wird nun einen Bericht verfassen, der an das Sportgericht geht.“ Der Horster Trainer Torben Reibe, der von den Beleidigungen nichts mitbekommen hatte – da sich die Trainerbänke auf der entgegengesetzten Seite des Platzes befinden –, bezog zwar klar Stellung: „Rassismus hat in der Gesellschaft keinen Platz“, sprach aber auch völlig zu Recht „von keinem guten Spiel“, das die Mannschaften den zahlreichen Zuschauern in nur fünfundvierzig tristen Minuten geboten haben.

Azadi-Keeper Sami Aboukassim klärt mit einer starken Parade. © 2025 Olaf Wegerich
Azadi-Keeper Sami Aboukassim klärt mit einer starken Parade. © 2025 Olaf Wegerich

Die knapp 350 Zuschauer in Boostedt sahen in der ersten Hälfte ein sehr zerfahrenes und an sportlichen Höhepunkten armes Spiel. Bereits nach neun Minuten sah Serdar Hassan von Azadi Lübeck nach einem harten Einsteigen gegen den Horster Patrick Meyer von Schiedsrichter Tim Jeschkeit die Rote Karte. In der Folge entwickelte sich ein selten schönes, durch viele harte Aktionen auf beiden Seiten geprägtes Spiel. Auch in Überzahl tat sich die Mannschaft von Thorben Reibe sehr schwer, sich klare Torchancen zu erspielen. Meist fehlten beiden Teams Tempo und Passgenauigkeit bei ihren Aktionen.

Die technisch starken Lübecker konnten die Partie aber durchaus offen gestalten und kamen nur äußerst selten in Bedrängnis, weil der VfR Horst bei seinen Offensivbemühungen nur selten zwingend agierte. Sahid Wahab hätte Azadi bei einer Großchance sogar in Führung bringen können. Einen der wenigen guten Horster Abschlüsse von Mattes Haack aus halblinker Position vereitelte Azadi-Torhüter Sami Aboukassim.

Sahid Wahab (Azadi) gegen Patrick Meyer (Horst). © 2025 Olaf Wegerich
Sahid Wahab (Azadi) gegen Patrick Meyer (Horst). © 2025 Olaf Wegerich

Anmerkung: Beim durch den Verein Azadi Lübeck herbeigeführten Spielabbruch wegen angeblicher rassistischer Beleidigungen durch Zuschauer konnten offenbar keine Personen identifiziert werden, denen die Rufe zuzuordnen sind. Ein Ordnungsdienst, erkennbar durch gelbe Westen und gestellt durch den SV Boostedt, war in ausreichender Zahl vorhanden und auch präsent. Die Horster Fans, die durch Trikots und Transparente deutlich zu erkennen waren, befanden sich genau auf der entgegengesetzten Seite des weiträumigen Platzes – aus jener Richtung, aus der die angeblichen Beleidigungen erfolgt sein sollen. Ansonsten war das Publikum bunt gemischt, sicherlich auch mit vielen neutralen Zuschauern, die keinem der beiden Vereine zuzuordnen sind.

Auf seiner Instagram-Seite hat sich der Verein SV Azadi Lübeck zu dem Vorfall geäußert:

„Das heutige Relegationsspiel unserer 1. Herrenmannschaft gegen den VfR Horst wurde in der zweiten Halbzeit abgebrochen.

Grund dafür waren wiederholte rassistische Beleidigungen aus dem Zuschauerbereich des Horster Fanlagers. Unsere Spieler wurden mehrfach wie Aussagen „Scheiß Ausländer“, „Ölauge“ und „Geh zurück in dein Land“ konfrontiert.

Als Verein mit Wurzeln in vielen Kulturen verurteilen wir solche Äußerungen auf das Schärfste. Rassismus hat im Fußball – und in unserer Gesellschaft – keinen Platz. Punkt.

Unsere Spieler haben in dieser Situation absolut richtig reagiert. Die Entscheidung, das Spiel nicht weiterzuführen, fiel nicht leicht – aber sie war notwendig und steht im Einklang mit unseren Werten als Verein.

Wir stehen geschlossen hinter unserer Mannschaft und bedanken uns bei allen, die Haltung gezeigt haben – auf und neben dem Platz.

Der Vorfall wurde dokumentiert und an die zuständigen Verbände weitergeleitet.
Wir warten nun auf eine Entscheidung des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands, wie das Spiel offiziell gewertet wird.

Fußball soll verbinden, nicht spalten. Wir stehen für Respekt, Vielfalt und Zusammenhalt – heute und an jedem Spieltag.“

Olaf Wegerich

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