Kastriot Alija (VfR Neumünster) ballt nach seinen wichtigen und richtungsweisenden Tor zurecht die Faust. Vorne Visar Mehmeti, hnten Moshood Adesanya. © 2025 Volker Schlichting
Im traditionsreichen Stadion an der Meldorfer Straße empfing der Heider SV bei schönstem Wetter den ewigen Rivalen Rasensport Neumünster. Ein Schleswig-Holstein-„Classico“. Die beiden traditionellen Schwergewichte in der höchsten Amateurklasse des Landes belegen in der ewigen Tabelle seit 1945 die Plätze 1 und 3. Aktuell strebt der Heider SV den Aufstieg in die Regionalliga an, während der Gast zurzeit versucht, die vielen, teils kaum glaublichen Fehler der letzten zwei Jahre auszubügeln und die Spielklasse doch noch zu halten. 559 Zuschauer bildeten den passenden Rahmen.
HSV ohne Patrick Storb, im Tor mit Eric Gründemann
Heides Trainer Markus Wichmann musste, wie bereits berichtet, auf seinen Abwehrchef Patrick Storb verzichten (Gelbsperre). Im Tor stand wieder Eric Gründemann, der beim 6:1-Hinspiel-Kantersieg des HSV noch das Tor des VfR Neumünster gehütet hatte.

Danny Cornelius mit voller Kapelle
Erstmals seit seinem Amtsantritt im Winter hatte Veilchen-Coach Danny Cornelius die Qual der Wahl. Stellte sich sein Team in den Vorwochen meist quasi von selbst auf, konnten Cornelius und sein Co Patrick Amponsah heute bis auf Rechtsaußen Jordan Marquardt auf den gesamten Kader zurückgreifen. Es gab Härtefälle, so mussten Tim Becker und Tino Knobel nach dem Sieg genauso wie Christopher Kramer wieder die harte Ersatzbank drücken.
VfR-Fans mit Choreo für Christoph Newes 100. Ligaspiel
Vor dem Anpfiff feierten die ungefähr 100 Zuschauer aus Neumünster ihren Keeper Christopher Newe für sein 100. Punktspiel im VfR-Trikot mit einer persönlichen Choreografie „Newe, Newe, Newe 100“. Eigentlich war es sogar schon das 102. Spiel, denn die beiden erfolgreichen Oberligaaufstiegsspiele 2023 sind in dieser Statistik nicht dabei.

Heide beginnt mit viel Druck…
Nach kurzem Abtasten übernahm schnell die Heimelf das Kommando. Mehrfach brannte es lichterloh im Strafraum der Gäste. Immer hatte der VfR noch ein Bein dazwischen. Doch der VfR überstand selbst eine fünfminütige Unterzahl, als Murat Rasgele von Mitspieler Nick Neca abgeschossen wurde und behandelt werden musste.
…aber VfR zeigt ebenfalls Qualität
Wieder in Gleichzahl befreite sich die Cornelius-Elf. Schneller Konter über den jetzt mit Nasenpropfen agierenden Rasgele, schon ist Kastriot Alija frei durch. Doch alleine vor Gründemann schiebt er den Ball vorbei (9.).
Auf Augenhöhe…
…und auf hohem Niveau agieren nun beide Teams. Große Unterschiede zwischen dem Aufstiegsaspiranten und dem Abstiegskandidaten sind nicht auszumachen. Es geht rauf und runter.
Rasensport geht überraschend in Führung
Die Wichmann-Truppe zeigt immer wieder Schwächen in der Defensive. Ein langer Ball von Nick Neca, eigentlich für Rasgele gedacht, rutscht durch, Alija sprintet, ist wieder frei und knallt den Ball diesmal ins kurze Eck – 0:1 (25.).
Auch danach ist es ein offenes Spiel mit Chancen hüben und drüben. Azat Selçuk, der seinerzeit Heide in die Regionalliga geschossen hatte, scheitert an Newe (34.). Mika Kieselbach trifft aus spitzem Winkel den Außenpfosten. Optisch hatte der HSV nun auch leichte Feldvorteile, aber die VfR-Defensive steht immer sicherer. Auch als Christoph Kahlcke draußen behandelt wurde, konnte der HSV aus der erneuten Überzahl kein Kapital schlagen. Im Gegenteil: Kaum war der VfR wieder vollzählig, war der bärenstarke Ola Adesanya von Helge Kröger nur auf Kosten eines Fouls zu stoppen. Freistoß!

„Flach ins kurze Eck, den hält er nie“…
…ruft ein VfR-Fan von der Gegengerade. Und genauso kommt es: Den Freistoß setzt Ilir Serifi aus 22 Metern flach zum 0:2 ins kurze Eck (42.). Kurz vor dem dabei unglücklich aussehenden Gründemann setzte der Ball noch fies leicht auf. Serifi zeigt sofort jubelnd in Richtung des Fans.
Heide antwortet
Jetzt reagiert die Heimelf. Plötzlich ist Tempo und Druck da. Der VfR verliert hinten den Zugriff, Marvin Wolf flankt, Kieselbach nickt zum 1:2 ein (44.). Kurz darauf nochmal Vollalarm vor Newe, Jonah Gieseler köpft final an die Latte, der VfR rettet die Führung gerade so in die Pause.
2. Halbzeit: Spannung pur
Für den bereits nach 4 Minuten angeschlagenen Rasgele geht es beim VfR nach der Pause nicht mehr weiter, Felix Bushaj muss ihn ersetzen. Die Heimelf macht da weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hat: mit Dauerdruck.
Kastriot Alija vergibt das 3:1
Doch die erste richtige Riesenmöglichkeit hat genau wie in der ersten Hälfte wieder Alija, der ebenso wie Adesanya nie von der HSV-Abwehr ganz unter Kontrolle gebracht werden kann. Nach Kahlcke-Longline schüttelt Alija Lennard Busch ab, setzt den Ball frei vor Gründemann aber knapp drüber.
Newe im Dauerduell gegen Gieseler und Kieselbach
Danach allerdings sieht es so aus, als ob die Wichmann-Elf schnell zum Ausgleich kommt. Großchancen fast im Minutentakt (48., 50., 53., 56.) gegen nun schwer schwimmende Veilchen werden herausgearbeitet. Aber Newe hält alles. Jede Flanke von außen ist sowieso seine. Einmal rettet auch die Latte – der dritte Alutreffer der Hausherren heute. Das Spielglück ist heute also auch kein Heider. Und an Newes Leistung richtet sich Rasensport wieder auf, wirkt nach einer Stunde wieder gleichwertiger. Visar Mehmeti und Kevin Schulz bekommen nun wieder Ruhe ins Veilchen-Spiel.

Der HSV hat Feldvorteile, Gründemann bleibt lange beschäftigungslos. Aber die Offensive der Elf von der Meldorfer Straße wirkt zunehmend ratloser. Die Uhr läuft gegen Heide. Auf jeden taktischen Einfall von Markus Wichmann hat Danny Cornelius eine Antwort. Rasensport-Abwehrchef Kenny Korup setzt mit einem Solo über 70 Meter ein Zeichen, dass für den VfR auch offensiv noch etwas geht. Ein Björn Lambach-Freistoß aus guter Position bleibt in der Mauer hängen (63.), fast die letzte Ausgleichsmöglichkeit des wahrscheinlichen Regionalliga-Aufstiegsrunden-Teilnehmers heute.
1:3 in der 82. nach langem Toraus-Abstoss…
…des Gastes durch Korup. Weit in der generischen Hälfte kommt der Ball runter, Adesanya kann den Ball festmachen, schüttelt zwei Gegenspieler ab und setzt den Ball humorlos knallhart ins kurze Eck. Gründemann ist noch dran, aber chancenlos.
…und damit ist das Spiel durch
Der VfR kontert nun immer gefährlicher. Adesanya ist erneut rechts durch, übersieht aber den besser positionierten, gerade eingewechselten Christopher Kramer, schießt selber. Gründemann bleibt diesmal Sieger. Zwei Minuten später macht es Adesanya besser, Kramer kann den Ball ins leere Tor schieben – 1:4 in der 88. In der fünfminütigen Nachspielzeit passiert nichts mehr.
Fazit Heide
Trotz der Niederlage ist für Heide nichts passiert, auch Eichede hat verloren. Allerdings zeigte der HSV heute bedenkliche Lücken im Defensivspiel.
Fazit VfR
Mit diesem beeindruckenden Paukenschlag bleibt die Oberligatür offengehalten. Damit ist man in der Rückrunde immer noch ungeschlagen und arbeitet so langsam die eingangs angesprochenen Pannen und Fehler der Vergangenheit auf. Einer dieser früheren Riesenfehler war heute besonders gut zu sehen: warum Christopher Newe in der Vorrunde für 10 Spiele auf die Bank musste (in diesen 10 Spielen holte der VfR nur 4 Punkte!) wird wohl ein ewiges Geheimnis der damaligen Verantwortlichen bleiben.
Heider SV: Gründemann – Busch (80. Gross), Hinz, Kröger, S.Neelsen – Kurzbach (74. Soumah), Lambach, Selczuk (65. Harms), Wolf (65. Ayene) – Gieseler, Kieselbach.
Trainer: Markus Wichmann.
VfR Neumünster: Newe – Neca, Korup, Karaman, Kahlcke – Rasgele (46. F. Bushaj), Schulz (88. Prom), Mehmeti, Serifi (75. Becker) – Adesanya (88. E. Bushaj), Alija (84. Kramer).
Trainer: Danny Cornelius.
Schiedsrichter: Moritz Bern (Eintracht Eggebek),
Assistenten: Simon Pieper, Markus Meyer.
Zuschauer: 559.
Tore: 0:1 (25.) Kastriot Alija, 0:2 (42., direkter Freistoss) Ilir Serifi, 1:2 (44.) Mika Kieselbach, 1:3 (82.) Moshood Adesanya, 1:4 (88.) Christoph Kramer.