Die riesengroße Freude von Hermi Lausen nach dem Rotenhofer Kreispokalsieg bekommt Kapitän und Spielmacher Felix Knuth zu spüren. © 2024 Olaf Wegerich
Seit achteinhalb Jahren ist Hans-Hermann „Hermi“ Lausen Trainer beim TuS Rotenhof und hat die Mannschaft von der Kreisliga bis in die Oberliga geführt. Youkick-Redakteur Olaf Wegerich unterhielt sich zum Start der Vorbereitung ausführlich mit „Hermi“ Lausen.
Moin Hermi, wie ist es aus deiner Sicht zu erklären, dass du mit dem TuS Rotenhof so viele Erfolge gefeiert hast und euch als Verein jetzt erstmalig der Aufstieg in die Oberliga geglückt ist?
Das ist wirklich eine gute Geschichte. Es hat alles zusammengepasst. Ich war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Aber auch als Trainer musst du dich immer wieder hinterfragen und überprüfen, ob eine Zusammenarbeit für beide Seiten zielführend ist.
Mit vielen Spielern arbeitest du schon seit Jahren zusammen.
Ja, das stimmt. Ich war damals zur Saisonhalbzeit beim TuS Rotenhof eingestiegen. Aus der ersten vollständigen Saison, in der ich das Traineramt übernommen hatte, sind noch Christoph Ohm und Kenneth Traulsen dabei. Im Jahr darauf kamen Moritz Gersteuer, Leon Rathmann und Lewin Traulsen hinzu. Sebastian Schmid und Finn Rathmann wurden zum Ende der letzten Saison verabschiedet.
Dein langjähriger Co-Trainer Jilani Ben Mahmoud ist zum Saisonende ausgeschieden. Mit Jimmy Klimmek hast du nun einen neuen Co-Trainer. Kannst du kurz etwas über ihn erzählen?
Jimmy kommt aus dem Schleswiger Raum, war früher Torhüter in der Oberliga (hieß damals Verbandsliga) beim TSV Fahrdorf und VfR Schleswig und als Trainer auf Verbandsligaebene tätig. Mit seinem Bruder habe ich früher zusammen gespielt. Mit einem neuen Co-Trainer haben wir die Möglichkeit, neue Impulse für die Mannschaft und auch für mich zu setzen. Es ist wichtig, in diesem Zusammenhang auch Verantwortung abzugeben.
Auf der Torhüterposition sah es ursprünglich so aus, dass ihr mit drei Torhütern in die Saison gehen wolltet. Wieso hat sich Jannik Opallach kurzfristig zu einem Wechsel zum künftigen Ligarivalen MTSV Hohenwestedt entschieden?
Nachdem Justin Sörensen vom Wiker SV zu uns gewechselt war, hatten wir drei Torhüter. Tobias Quincke hatte in der letzten Saison die meisten Einsätze, Jannik Opallach deutlich weniger. Anstelle eines Dreikampfes auf der Torhüterposition wollte Jannik sich einer neuen Herausforderung stellen, da kam das Angebot aus Hohenwestedt für ihn zur rechten Zeit. Wir haben das offen miteinander kommuniziert, sind im Guten auseinander gegangen und haben ihn auch sofort freigegeben.
Da euer Aufstieg frühzeitig feststand, konntet ihr rechtzeitig mit der Kaderplanung für die Oberliga beginnen. Wie sind deine ersten Eindrücke von deinen Neuzugängen?
Florian Kuklinski hat in der letzten Saison für den TSV Klausdorf 31 Treffer erzielt und wäre fast Torschützenkönig geworden. Er ist ein gestandener Spieler und eine absolute Verstärkung für uns. Felix Ploog bringt trotz seines jungen Alters Oberligaerfahrung aus seiner Hohenwestedter Zeit mit, und Henry Grothkopp zählte zu den Stützen beim TuS Jevenstedt. Das sind alles gute Alternativen. Mit Justin Engemann und Simar Dilbagi haben wir zwei Spieler aus der A-Jugend-Landesliga hochgezogen. So haben die A-Jugendlichen die Möglichkeit, im Dunstkreis der Herrenmannschaften heranzuwachsen und sich weiterzuentwickeln. Wichtig ist, dass wir alle neuen Spieler in unsere Spielphilosophie integrieren.
Gibt es auch Spieler, die du gerne geholt hättest und die sich nicht für den TuS Rotenhof entschieden haben?
Ove Witt hätte ich gerne bei uns gesehen. Er kommt aus Hohn und hat zuletzt mit Eichede in der Oberliga gespielt. Er hat sich aber für Kilia Kiel entschieden.
Wie habt ihr es geschafft, die gestandenen Spieler zum Rotenhof zu holen?
Wir zahlen als Verein grundsätzlich kein Geld an die Spieler. Aufwandsentschädigungen sowie Punkt- oder Willkommensprämien sind tabu. Es gibt lediglich eine niedrige Summe als Fahrgeld. Die Spieler kommen zu uns, weil sie hier Leute kennen und Bock haben, in der Oberliga zu spielen. Dabei geht es sowohl um Geselligkeit als auch um Leistungsfußball. Genauso erwarten wir, dass die Spieler Mitglied im Verein werden und ihren monatlichen Beitrag zahlen. Das ist das Wesen eines Amateurfußballvereins und ist langfristig auch nachhaltiger.
Hast du bereits Kontakt zu Trainern aus der Oberliga aufgenommen?
Mit Marco Woting, dem Co-Trainer vom Eckernförder SV, stehe ich im Austausch. Vieles ergibt sich über den persönlichen Erstkontakt. Ich finde es immer ganz angenehm, wenn nach einer „Abkühlungszeit“ nach dem Spiel mit dem Kollegen der gegnerischen Mannschaft noch ein Austausch stattfindet. Das ist aber nicht mit allen Trainern möglich. Einen guten Austausch hatte ich immer mit Frederik Asmussen vom TSV Altenholz, der jetzt bei Holstein Kiel in der Jugendabteilung eingestiegen ist. Ich freue mich für ihn, dass er diesen Weg eingeschlagen hat. Außerhalb der Spiele nehme ich aber nicht gezielt Kontakt mit anderen Trainern auf. Irgendwann sprengt es dann den zeitlichen Rahmen, denn völlig zu Recht fordern Familie – die oft auf mich verzichten muss – und Beruf viel Zeit ein.
Wie definierst du deine Rolle als Trainer beim TuS Rotenhof?
Als Trainer bin ich ja auch eine Art Aushängeschild im Verein. Ich bin nicht nur für die Mannschaft verantwortlich. Es gibt viele Menschen, die weitaus länger dem Verein verbunden sind als ich. Dann sind dort Trainerinnen und Trainer der Jugendmannschaften. Ich versuche, da wo es gewünscht ist, allen Aufmerksamkeit und Wertschätzung zukommen zu lassen.
Wie sieht es derzeit bei euch personell aus?
Jannik Sierks hatte einen Muskelabriss am Oberschenkel. Er wird am Donnerstag wohl dosiert wieder in das Training einsteigen. Lewin Traulsen hat sich am Sonntag im Testspiel gegen Paloma Hamburg leider eine Verletzung im Sprunggelenk zugezogen und wird wohl einige Zeit ausfallen.
Mit welchen sportlichen Erwartungen gehst du in die Saison?
Wir haben ein extrem schweres Auftaktprogramm mit dem Saisoneröffnungsspiel beim Eckernförder SV. Das wird unser erstes Oberligaspiel der Vereinsgeschichte. Das wird kein normales Spiel um drei Punkte. Danach erwarten wir im ersten Heimspiel mit dem TSB Flensburg ebenfalls eine Spitzenmannschaft. Das dritte Spiel ist bei Mitaufsteiger Eidertal Molfsee, die extrem aufgerüstet haben. Für uns beginnt gleich der Abstiegskampf. Wir wollen uns aber auch nicht kleiner machen, als wir sind.
Welche Erinnerungen sind bei dir vom Kreispokalfinale gegen den Eckernförder SV hängen geblieben?
Das war ein Spektakel. Wir hatten gutes Wetter und viele Zuschauer. Im Vergleich zu so manchem EM-Spiel zahlst du nur 5 Euro und bekommst ein Spektakel mit ehrlichem Fußball geboten.
War die 0:7-Niederlage im ersten Testspiel gegen die Regionalligamannschaft von Holstein Kiel II ein Dämpfer zur rechten Zeit?
Bei dem Test gegen Holstein II ging es nicht um das Ergebnis. Die Mannschaft soll erleben, was es bedeutet, gegen eine höherklassige Mannschaft zu spielen. Zudem hatten wir 5 bis 6 hochkarätige Ausfälle wegen Junggesellenabschieden und dem Hurricane-Festival. Die jungen Talente aus den Nachwuchsleistungszentren haben eine ganz andere fußballerische Grundausbildung genossen. Damit können wir uns nicht messen.
m zweiten Testspiel gegen den USC Paloma aus der Hamburger Oberliga lief es schon deutlich besser.
Das Spiel war zum Abschluss von unserem Trainingslager in Flensburg. Der USC Paloma hat in der Hamburger Oberliga den 7. Platz belegt. Wir haben gegen sie hochverdient 1:1 gespielt. Das Trainingslager in Flensburg war sehr intensiv und die Mannschaft sehr engagiert bei der Sache. Die Jungs waren kaputt und haben trotzdem gut gespielt. Am Freitag spielen wir noch gegen Obere Treene. Das ist gefühlt von der Kaderzusammensetzung ja auch eine Oberligamannschaft.
Der TuS Rotenhof spielt in der 1. Runde im SHFV-Pokal gegen den Drittliga-Absteiger VfB Lübeck. Nach der Auslosung gab es diverse Gespräche mit der Polizei, der Ordnungsbehörde und dem Sicherheitsbeauftragten des SHFV. Die daraus resultierenden organisatorischen Vorgaben lassen sich kurzfristig für den TuS Rotenhof nicht umsetzen. Woran hat es im Detail gelegen, dass die Partie nun am 21. Juli auf der Lohmühle ausgetragen wird?
Da gibt es viele Dinge, die unsere Infrastruktur betreffend, die eine Rolle gespielt haben. Beim Spiel gegen Eckernförde im Kreispokal sind wir bereits an unsere Grenzen gestoßen, was das Catering betrifft. Die aktuelle Stromversorgung lässt keine weiteren, aber dringend notwendigen Getränkestände zu, die Wasserversorgung mit mobilen Sanitäranlagen ist nicht gegeben. Unser Rasenplatz wird durch die Firma Rumpf oberligatauglich gemacht, ist aus meiner Sicht als Laie noch nicht wettbewerbsfähig. Wir hoffen, dass die Firma Rumpf mit ihrem exzellenten Fachwissen den Schlussspurt erfolgreich meistert und wir im August eine entsprechende Spielfläche präsentieren können. Aus Lübeck haben sich viele Fans angekündigt, die auf Kieler Sympathisanten treffen könnten. Das wäre eine weitere Herausforderung gewesen, die jedoch nicht entscheidend war.
Wie enttäuscht seid ihr darüber, dass dieses Spiel nicht auf eurer Anlage ausgetragen werden kann?
Wir freuen uns auf den Ausflug nach Lübeck. Auf der Lohmühle spielen zu dürfen, ist für uns ein Erlebnis. Dort ein Pflichtspiel austragen zu dürfen, ist für viele ein Highlight. Die Kommunikation mit dem VfB verlief reibungslos. Wir planen vorher, gemeinsam in Lübeck zu frühstücken, vielleicht noch gemeinsam spazieren zu gehen. Die Fans organisieren sich bereits in WhatsApp-Gruppen und werden uns hoffentlich zahlreich unterstützen. Ich würde mich sehr über einen blauen Block freuen. Während der Coronazeit haben wir mit Phönix Lübeck schon einmal gegen einen Regionalligisten gespielt. Bis zur 67. Minute haben wir mit 2:1 geführt. Am Ende hat Phönix aber mit 6:2 gewonnen. Ich wäre nicht unzufrieden, wenn wir das Ergebnis wiederholen könnten.
Vielen Dank für das Gespräch.