Das 2:0 durch Ilir Serifi (re.), hier gegen Nick Falke (Satrup), reichte dem VfR Neumünster nicht zum Sieg. © 2023 Olaf Wegerich
Nur noch 161 in der Grümmi-Arena bedeuteten bei diesem Abstiegsduell zwischen dem VfR Neumünster und dem VfB Lübeck II Saisonminusrekord.
Keine VfR-Banner in der Grümmi-Arena
Die Fans reagierten auf die zuletzt gezeigten Leistungen subtil. Die Entfremdung zwischen Verein und Fans wurde heute deutlich: die sonst üblicherweise von den Fans aufgehängten Banner und Zaunflaggen, die den VfR teils seit Jahrzehnten begleiten, sah man in der Grümmi-Arena heute nicht. Die hingen zwei Stunden später nebenan auf dem Kunstrasenplatz des Städtischen Stadions beim „Auswärtsspiel“ der zweiten Mannschaft gegen den Ruthenberger SV.
Starker Beginn der Leeser-Elf
Der verletzte Torjäger Volodymyr Pryiomov stand heute nicht zur Verfügung. VfR-Trainer Rocco Leeser hatte die Mannschaft heute umgekrempelt. Man begann im 4-3-3-System. Kenny Korup rückte wieder in die Innenverteidigung, was der Stabilität des VfR sehr gut tat. Ilir Serifi spielte einen klassischen Rechtsaußen, Emirkaan Güzel Linksaußen. Beide spielten heute stark. Auch das 4-3-3 funktionierte richtig gut. Der VfB Lübeck II, diesmal mit dem sonstigen U17-Trainer Oliver Stutzky als Hauptverantwortlichen auf der Bank nach Corona-Fällen im Trainerteam, spielte von Anfang an richtig gut mit. Man hat ja auch Klasse-Fußballer in den eigenen Reihen: Emanuel Adou hatte noch am Vortag beim Drittligaspiel des VfB Lübeck auf der Bank gesessen.
Perfektes Rasensport-Umschaltspiel
Die offensiv ausgerichtete Spielweise des technisch starken VfB-Nachwuchses lag Rasensport. Hinten äußerst stabil stehend ließ man den VfB etwas kommen und setzte dann auf schnelles Umschaltspiel. Die nötigen Räume erarbeitete man sich mit viel Bewegung und Handlungsschnelligkeit. Emirkaan Güzel löste sich zentral nach Pass von Murat Rasgele im Mittelkreis von den Lübecker Innenverteidigern und vollstreckte frei vor Domenik Krause eiskalt zur Führung (18.). Hochverdient, bereits zwei Minuten vorher stand Güzel nach Hukporti-Pass frei vor Krause, schoss aber noch drüber. Auch dem zweiten Treffer ging ein schnelles Umschalten voraus. Sean Vinberg hatte halblinks den Ball erobert und Hukporti mitgenommen, der Ilir Serifi auf Rechtsaußen mit einem Traumpass in Szene setzte. Der wackelte Perry Dodoo aus und traf flach ins lange Eck (31.).
Danach schaltete der VfR etwas zurück, blieb aber gefährlicher als der Gast. Mit einer hochverdienten Zwei-Tore-Führung ging es in die Halbzeit.
Ausgeglichene zweite Hälfte
Der VfB kam neu justiert aus der Kabine. Man achtete nun mehr auf die Defensive, stellte die Räume besser zu, lief nicht mehr so hoch an. Das stellte den VfR nun vor Probleme. Nach wie vor suchte man den schnellen tödlichen Pass. Statt mit der zwei Tore-Führung im Rücken auch mal quer und hintenrum zu spielen.
VfR Neumünster hat keinen Verwaltungsmodus
So kam auch der VfB zur ersten dicken Chance. Halblinks hatte sich Yasin Varol durchgetankt, doch VfR-Keeper Christopher Newe rettete mit Fußabwehr im Stile eines Handballtorwarts.
Doch der VfB Lübeck verstand es nicht, richtig Druck auszuüben. So neutralisierten sich beide Teams lange. Als dann der eingewechselte Velson Fazilja mit einer starken Einzelleistung quasi aus dem Nichts verkürzte, war wieder richtig Spannung in der Partie. Trotzdem sah es lange so aus, als könnten die Veilchen den Sieg nach Hause schaukeln. Zumal Keenon Erfurth frei vor Krause die Nerven versagen (87.).
VfR-Doppelfehler
In der Schlussminute der regulären Spielzeit landet ein langer Ball aus dem Halbfeld von rechts in den VfR-Strafraum. Nick Neca schlägt ein Luftloch, hinter ihm kommt dadurch mit dem Rücken zum Tor in völlig ungefährlicher Position Emanuel Adou an den Ball, der vom eingewechselten Anderson Magelhaes völlig übermotiviert völlig unnötig umgesenst wird. Den fälligen Elfmeter verwandelt der reaktivierte Kubilay Büyükdemir eiskalt.
Turbulente Schlussphase
In der Nachspielzeit wird es wild. Murat Rasgele bekommt für ein überhartes Einsteigen gegen den konternden Aidoo zu recht glatt Rot (92.) Vor dem fälligen Freistoß an der Mittellinie bringt Leeser jetzt nochmal seine langen Defensivstrategen Finn Holm und Geart Latifi. Doch der VfB spielt hinten rum über den Torwart, ihm scheint der Punkt zu reichen. Doch der spielstarke Krause bringt den Ball gefährlich in den Strafraum. Büyükdemir kommt aussichtsreich an den Ball, wird im letzten Moment noch geblockt.
Im Gegenzug setzt sich Magelhaes in seiner besten Offensivszene links durch, seine Hereingabe beschert Erfurth eine Schusschance, aber auch er wird in letzter Sekunde geblockt. Den Nachschuss setzt Björn Lambach knapp übers Tor. Schlusspfiff
Fazit: Der VfR Neumünster macht sich weiterhin vieles selbst kaputt.
VfR Neumünster: Newe – Neca, Korup, Vinberg, Kahlcke – Lambach, Rasgele, Hukporti (93. Holm) – Serifi (93. Latifi), Erfurth, Güzel (69. Anderson).
Trainer: Rocco Leeser.
VfB Lübeck II: Krause – da Silva, Hirsching (64. Kogler), Westpha (56. Krück), Dodoo (68. Galtsew)- Varol (74. Odiase), Fichtner, Adou, Demir – Büyükdemir, Quistorff (64. Fazlija).
Trainer: Oliver Stutzky.
Schiedsrichter: Dajinder Pabla (TuS Jevenstedt).
Assistenten: Bozidar Macic, Vincent Manthey. Klasse Leistung.
Zuschauer: 161.
Tore: 1:0 Güzel (18.), 2:0 Serifi (31.), 2:1 Fazlija (76.), 2:2 Büyükdemir (90., Foulelfmeter).