Inter Türkspor Kiel II: Herkulesaufgabe mutiert zu Mission impossible

von Ismail Yesilyurt

Emin Tanrikulu (li., Inter Türkspor Kiel II) ist im Mittelfeld Inters Antreiber, rechts Stephan Wendt (MTV Dänischenhagen). © 2022 Ismail Yesilyurt


3 Punkte nach 16 Spielen und der 14. und letzte Platz in der Tabelle der Verbandsliga Ost: Das sich seine bekannte Herkulesaufgabe zu einer derart schwierigen Mission impossible entwickeln würde, hatte Soner Kisla zu Beginn der Saison überhaupt nicht erwartet. „Ich bin mit viel Euphorie, Emotion und Elan an diese Aufgabe rangegangen“, sagte der Coach der zweiten Mannschaft von Inter Türkspor Kiel.

Soner Kisla kennt Spieler schon seit der G-Jugend

Obwohl fast der gesamte Kader aus der Vorsaison nicht mehr zur Verfügung stand, startete der Anfang Juli verpflichtete Neucoach die Herausforderung mit viel Optimismus. Der Oberligist installierte als Unterbau ein U 23-Team mit vielen Spielern aus der (eigenen) A-Jugend. Ein positives Zeichen für Soner, der aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit im Nachwuchsbereich von Inter Türkspor viele der Spieler „da sind viele talentierte Spieler dabei“ unter seinen Fittichen hatte.

fehlende Vorbereitung großer Nachteil

Doch gleich die Vorbereitung stand unter einem ungünstigen Stern. Erst eine Woche vor dem Saisonstart – coronabedingt – konnte der 39-Jährige richtig ins Trainingsgeschäft einsteigen und seine Mannschaft kennenlernen. Dieser Rückstand machte sich natürlich auf dem Platz bemerkbar in Form der Ergebnisse. „Die Abstände und Laufwege stimmten nicht“, lokalisierte Kisla die Probleme. Dazu kamen noch die vielen Ausfälle. Vor allem die in der Abwehrkette. „Ich musste manchmal die ganze Abwehr ersetzen“, erklärte der Inter-Trainer. 80 Gegentore und damit die meisten in der Klasse sind eindeutig zuviel und die Folge der ungewollten Abwehr-Rotation. Eine Achse bilden? Eine Stammformation finden? Unmöglich für Kisla. Zumal auch die eingesetzten Spieler aus dem Oberliga-Team einzubauen waren. Mit den bekannten Vor- und Nachteilen für den Unterbau. „Es ist dann schwer, einen Spieler, der immer beim Training ist, zu erklären, warum er nicht spielt“, durchlebte Kisla alle Leiden eines Trainers einer zweiten Mannschaft.

Inter-Team bereinigt Kisla-Zweifel

„Ich habe auch nachgedacht, ob ich das falsch mache“, zweifelte Soner Kisla zunächst an sich selbst. Eine Selbstreflexion, die Rücktrittsgedanken beherbergte. „Ich habe von der Mannschaft viel Zuspruch bekommen“, verflogen die Zweifel schneller als sie gekommen sind. „Wir haben Probleme im Spielaufbau und haben noch nicht die richtige Mischung gefunden“, gab es unter dem neuen Coach aber erkennbare Fortschritte.

Soner Kisla (Coach Inter Türkspor Kiel II, mitte) hat trotz der prekären Lage sein Lachen nicht verloren. Links Co-Trainer Thore Crzelachowski. 2022 Ismail Yesilyurtjpg
Soner Kisla (Coach Inter Türkspor Kiel II, mitte) hat trotz der prekären Lage sein Lachen nicht verloren. Links Co-Trainer Thore Crzelachowski. 2022 Ismail Yesilyurtjpg

„Nach 5-6 Wochen hat man gesehen, dass die Jungs Fußballspielen können“, bekam das sehr junge Türkspor Lob von den Kontrahenten. Mehr als ein Sieg mit dem 3:1 beim TSV Altenholz II sprang nicht heraus. Dabei gab es in einigen Begegnungen genug Gelegenheiten, den Abstand auf einen Nichtabstiegsplatz zu verkürzen. Wie z. B. beim 3:4 gegen den TSV Selent, als man in der Nachspielzeit trotz 3:2-Führung alle 3 Punkte abgab.

Emin Tanrikulu „ist eine Granate“

„Man hat gemerkt, dass den Jungs die Erfahrung fehlt“, sollte der Sprung für die Inter-Kicker in die Verbandsliga noch zu groß sein. Überzeugen konnten Emin Tanrikulu („Er ist eine Granate“), Joshua Wandel und Denzel Imasün. Süleyman Derici rutschte nach seinen guten Vorstellungen in den Oberliga-Kader rein. Nicht mehr dabei sind Mervan Adigüzel und Ali Reza Ramazani, die beide wohl beim SVE Comet Kiel spielen möchten.

Bei 14 Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz und 10 Spielen 2023 wird der Abstieg in die Kreisliga sicherlich nicht mehr vermeidbar sein. Im nächsten Jahr wird diese Klasse sicherlich ein gutes Sprungbrett für die Türkspor-Youngster sein. Zumal auch ein Jahr Erfahrung im Herrenbereich dazu kommt. Dann steht Soner Kisla nicht mehr vor einer Herkulesaufgabe!

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