Inter Türkspor Kiel besiegt Angstgegner TSB Flensburg mit 2:1

von Ismail Yesilyurt

Die Szene kurz vor dem 1:0. Rinol Lahu (li., Inter) hat den Ball von Thomas Erichsen gepresst, Rezan Acer schiesst sofort aufs Tor, der Topspin-Ball segelt über Keeper Rathmann ins Tor. Quelle: Ismail Yesilyurt


Inter Türkspor Kiel – TSB Flensburg 2:1 (2:0)

Nach dem von den Gastgebern heiß ersehnten Schlusspfiff von Schiedsrichter Chris Olimsky nach 96 Minuten am Sonntag gegen 18 Uhr war es amtlich: Mit einem verdienten 2:1-Erfolg gelingt Inter Türkspor Kiel der erste Sieg im 10. Aufeinandertreffen mit dem TSB Flensburg in der Oberliga Schleswig-Holstein. Sieben Niederlagen der Kieler standen bis zum späten Sonntagnachmittag in der Historie dieser Partie.

Eine achte sollte nicht folgen, auch wenn die Gäste von der Grenze zu Dänemark nach der Halbzeit aufdrehten. Doch der Reihe nach. Gleich von der ersten Minute an praktizierte Türkspor das System, das die Landeshauptstädter in dieser Saison auszeichnet. Mit einem brutalen Angriffspressing und alle Aktionen im Höchsttempo versetzte die Elf von Chefcoach Liridon Imeri die Flensburger häufig in Stress-Situationen.

Nach knapp einer Viertelstunde führte diese „Masche“ zum Erfolg. TSB-Keeper Ole Rathmann spielte unter Druck den Ball auf die rechte Seite zu Rechtsverteidiger Thomas Erichsen, der sofort vom aufgerückten Inter-Linksverteidiger Rinol Lahu unter Druck gesetzt wurde auf Höhe der Strafraumgrenze an der Seitenlinie. Den eroberten Ball jagte Rezan Acer mit dem ersten Kontakt mit extremen Topspin über Rathmann hinweg in die Maschen des Flensburger Gehäuses. Ein Traumtor mit einem famosen rechten Fuß von einem genialen Fußballer, der stets das Spiel von Inter Türkspor im großen Maße prägt.

„Ein wunderschönes Tor muss ich sagen. Ich glaube, wenn der das noch 30 Mal versucht, wird das kein Tor heute“, sagte Flensburgs Coach Gramoz Kurtaj später. Nun ja, Kurtaj ist erst seit dieser Saison Trainer des TSB. Sonst wüsste der 32-Jährige, dass Acer solche Treffer aus allen Lagen öfter gelungen sind.

Ebenso genial war der weite Zuckerpass von Jeppe Waschko aus der Abwehr hoch heraus über die gesamte Defensive. Moshood Adesanya lief Nahne Paulsen davon und lupfte das Leder von der Strafraumgrenze über Torwart Rathmann zum 2:0. Neben einer starken Performance zeigten sich die Gastgeber auch sehr effektiv im Abschluss. Der 7. Saisontreffer von „Ola“ war nach der Möglichkeit von Grady Zinkondo aus spitzem Winkel (20.) die dritte und letzte Chance vor der Pause.

Die Mannschaft aus der Stadt, in der man als Autofahrer fleißig Punkte sammeln kann, kam aus dem Spiel heraus zu keinen nennenswerten Möglichkeiten. Einzig die TSB-Standards erzeugten Gefahr. Unter anderem nach einem Eckball, doch den hohen Kopfball von Erichsen lenkte Keeper Nikolas Wulf über den Torwinkel.

So gesehen machten die Gäste in diesem sehr körperbetonten und temporeichen Spiel ihren Job nicht schlecht. Doch Inter Türkspor war halt stärker. Die überragenden Interisti wanderten mit ihrem Gesamteindruck und gut abgestimmten Angriffspressing zurecht mit einem verdienten 2:0 in die Kabine.

Nach der Pause wehte ein anderer Wind. Genau genommen natürlich in die gleiche Richtung wie in der ersten Halbzeit. Nun gestalteten die Flensburger aktiver das Geschehen und drängten Türkspor in eine defensive Grundhaltung. TSB-Coach Gramoz Kurtaj stellte personell und taktisch um. Hendrik Fleige kam von der Bank an die vorderste Front. Hermann Amesse rückte dafür auf die zentrale Position hinter der Spitze. Zudem besetzte Mats Möller aus der Fünferkette die Sechserposition. Mit vier defensiven Abwehrspielern und mehr Zugriff im Mittelfeld agierte der Tabellensechste wesentlich griffiger und mit mehr Power in der Offensive bei starkem Regen auf dem Kunstrasenplatz.

Inter Türkspor Kiel jubelt über die Führung, im Mittelpunkt Rezan Acer. Thomas Erichsen, der den Ball verloren hat, ist etwas gekickt. Quelle: Ismail Yesilyurt
Inter Türkspor Kiel jubelt über die Führung, im Mittelpunkt Rezan Acer. Thomas Erichsen, der den Ball verloren hat, ist etwas gekickt. Quelle: Ismail Yesilyurt

Zum Glück für die Kieler nutzten die TSBer nicht ihren Chancen gleich zu Wiederbeginn durch Nicolas Holtze (47.) und Fleige (48.). Die größte gab es nach 69 Minuten nach einem Eckball von links. Holtze kam zum Kopfball, den Goalie Wulf gegen die Unterkante der Torlatte lenkte, von wo der Ball auf die Torlinie sprang. Die Gäste reklamierten vergeblich auf ein Wembley-Tor.

„Da hat jemand auf den Knopf gedrückt“, bemerkte ein Zuschauer. Inter stand zu tief und kam eine halbe Stunde lang kaum aus dem Schneckenhaus. „Vor, vor, vor“, rief Coach Imeri immer wieder und fand damit kein Gehör. In das eine Ohr ging das hinein und kam gleich aus dem anderen wieder heraus. Zum Glück stand die Defensive um einen überragenden Innenverteidiger Yasin Akbaba sehr solide gegen wütend und verzweifelt angreifende Gäste.

So musste schließlich ein Standard herhalten zum 1:2. Einen scharfen Freistoß-Schuss von Tayfun Can aus der halblinken Seite verlängerte Jeppe Waschko unglücklich vor Wulf ins eigene Tor. Danach wehte, nach den Erkenntnissen der Inter-Spiele zuvor mit einigen Geschenken an die Gegner, ein Hauch eines plötzlichen Ausgleichstreffer auf dem Hans-Mohr-Sportplatz. Doch Inter ließ nicht mehr viel anbrennen und hätte bei Chancen durch Acer (86.) und Zinkondo (87.) die Zitterpartie vorzeitig ad acta legen können.

Fazit: Das 2:1, und damit die erste Niederlage nach sieben Spielen für den TSB, steht stellvertretend perfekt für die gezeigten Vorstellungen mit einem in der ersten Hälfte überragenden Rezan Acer und einem kaum zu bremsenden und an Einsatz zu übertreffenden Moshood Adesanya. Für Rinol Lahu als moderner und offensiv geprägter Abwehrspieler gab es auch eine sehr gute Note. Bei den Flensburgern gefiel der starke Verteidiger Volker Hansen, der leider mit einer schweren Verletzung ausgewechselt werden musste. Auch Mats Möller, zuerst im zentralen Abwehrverbund und später im Mittelfeld, verdiente sich den Status eines unverzichtbaren Leistungsträgers.

Stimmen zum Spiel

Gramoz Kurtaj (Trainer TSB Flensburg)
Liridon Imeri (Trainer Inter Türkspor Kiel)

Inter Türkspor Kiel: Wulf – Erol, Akbaba, Jeppe Waschko, Lahu – Zinkondo, Ibrahimoglu (90./+5) – Erkocu (78. Kalma), Acer, Lorentzen (71. Haye) – Adesanya (90./+4 Stian Waschko).
Trainer: Liridon Imeri.

TSB Flensburg: Rathmann – Erichsen, Hansen (68. Spoth), Möller, Paulsen, Stephan (63. Steiner) – Wolff (46. Fleige) – Holtze, Can, Fröhlich (46. Schäpler) – Amesse.
Trainer: Gramoz Kurtaj.

Schiedsrichter: Chris Olimsky (MTV Tellingstedt) sehr gut, auch wenn einige durch Vereinsbrille gesehene Entscheidung kritisiert wurden. Ließ sich nie aus der Ruhe bringen und hatte stets den Überblick.
Assistenten: Kevin Grund, Aaron Böttcher.

Zuschauer: 150.

Tore: 1:0 Acer (16.), 2:0 Adesanya (35.), 2:1 Jeppe Waschko (82., ET).

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