Heider SV feiert 2:1-Last-Minute-Sieg gegen TuS Rotenhof

von Olaf Wegerich

Marvin Matthiesen steigt hoch und köpft das 1:0 für Heide. © 2024 Olaf Wegerich

Der Heider SV vergoldet seinen Saisonstart in der Flens-Oberliga mit dem vierten Sieg in Folge. Gegen den starken Aufsteiger TUS Rotenhof siegen die Dithmarscher durch den Kopfballtreffer von Mika Kieselbach (90.+5) in der fünften Minute der Nachspielzeit mit 2:1 (0:0). Vor 729 Zuschauern im HSV-Stadion an der Meldorfer Straße hatte Marvin Matthießen (70.) die Gastgeber in Führung gebracht, ehe Mats Henke (90.) mit einem Traumtor in der letzten Minute der regulären Spielzeit für die Gäste ausgleichen konnte. Durch den Sieg machte der Heider SV einen Sprung auf den 3. Platz, während der TUS Rotenhof auf den 12. Platz rutscht.

Noch nicht im Kader bei den Dithmarschern war der spielberechtigte Neuzugang Jan Wansiedler. Bei den Gästen fehlten Tobias Quincke, Jan Pioch, Mika Flindt, Lewin Traulsen und Johannes Kaak wegen Verletzungen. Dennis Bienwald plagt seit gut zehn Tagen ein grippaler Infekt.

Bereits in den Anfangsminuten wurde deutlich, dass die Dithmarscher nicht ihren besten Tag erwischt hatten. Viele Zuspiele waren zu ungenau, und die Abstimmung untereinander stimmte nicht. Der Aufsteiger, der von vielen Fans lautstark unterstützt wurde, war hingegen sofort voll da und auf Betriebstemperatur. Die schnellen Spitzen der Gäste setzten die in der Anfangsphase fahrigen Gastgeber gehörig unter Druck.

Florian Kuklinski (Rotenhof) gegen Patrick Storb (Heider SV). © 2024 Olaf Wegerich
Florian Kuklinski (Rotenhof) gegen Patrick Storb (Heider SV). © 2024 Olaf Wegerich

Nach nur fünf Minuten hat der Aufsteiger seine erste Großchance und verfehlt mit einem von Felix Knuth aus halblinker Position raffiniert getretenen Freistoß, der gegen den Pfosten klatscht, den möglichen Führungstreffer. Für Calvin Schultz, der diesmal den Vorzug vor Mats Hinrichs bekommen hatte, wäre der Ball unhaltbar gewesen.

Auch die zweite gute Gelegenheit geht auf das Konto der Gäste. Nach einem Flügellauf von Justin Engemann landet der Ball bei Moritz Gersteuer (8.), der zu überhastet abschließt. Ein guter Torschuss von Florian Kuklinski (15.) kann im letzten Moment geblockt werden.

Nach gut zwanzig Minuten bekommt die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann mehr Zugriff, ohne dabei große Dominanz auszuüben. Rotenhof steht im Gegensatz zu den Spielen in Eidertal und gegen Oldenburg sehr kompakt und ist gut organisiert.

Es dauerte zwanzig Minuten, bis die Heider erstmals gefährlich vor das Tor der Gäste kamen. Arne Burmeister (20.) hatte sich über die linke Seite durchgetankt, aber mit seinem Flachschuss knapp das Tor verfehlt.

Heide versucht es oft mit hohen Hereingaben über Mathis Harms, der viel Offensivdrang entwickelte, doch Torjäger Mika Kieselbach (35.) ist bis auf eine Kopfballsituation, als er den Ball knapp über das Tor setzt, gut abgeschirmt. Heide ist zwar weitgehend spielbestimmend und hat viel Ballbesitz, aber die zündende Idee fehlt, um das Rotenhofer Abwehrbollwerk auszuhebeln. Oft geht ein Raunen durch das erwartungsvolle Publikum, wenn ein Pass der Gastgeber nicht sein Ziel findet.

Leon Rathmann (Rotenhof) gegen Mika Kieselbach (Heide). © 2024 Olaf Wegerich
Leon Rathmann (Rotenhof) gegen Mika Kieselbach (Heide). © 2024 Olaf Wegerich

Auch in der Zweikampfführung geht es teilweise hart zur Sache. Schiedsrichter Paul Jasper Albrecht lässt viel durchgehen und unterbricht nach einigen rüden Attacken oft erst mit Verzögerung das Spiel.

Auch nach dem Seitenwechsel findet das zähe Spiel der Gastgeber zunächst seine Fortsetzung. Heide tut sich schwer, klare Torchancen herauszuspielen, hat aber klar das Kommando auf dem Platz übernommen. Rotenhof steht weiter gut, schafft es aber kaum noch, über die Mittellinie zu kommen und für Entlastung zu sorgen.

Das ändert sich aber nach gut einer Stunde, als HSV-Trainer Markus Wichmann mit Soumah, Reimers und Hinz frische Kräfte bringt, die für Belebung und frischen Wind sorgen. Man merkt, es geht noch einmal ein Ruck durch die Heider Mannschaft, die nun viel zielstrebiger agiert und es auch schafft, über Wirbelwind Soumah, der die Außenbahn berackert und keinen Zweikampf aus dem Weg geht, endlich mehr Torgefahr zu versprühen.

Thede Reimers ist auch einer der Aktivposten, die viel Zug zum Tor entwickeln. Der erste Schussversuch des Blondschopfs verfehlt nur knapp das Tor; beim zweiten Torschuss von Reimers (64.) war Rotenhofs Keeper Justin Sörensen in der zweiten Hälfte das erste Mal ernsthaft gefordert.

Björn Lambach (Heide) gegen Kenneth Traulsen (Rotenhof). © 2024 Olaf Wegerich
Björn Lambach (Heide) gegen Kenneth Traulsen (Rotenhof). © 2024 Olaf Wegerich

Bei einem strammen Fernschuss von Jannis Hinz musste Sörensen, der in der letzten Saison noch beim Verbandsligisten Wiker SV das Tor hütete, all sein Können aufbieten, um den Ball über das Tor zu lenken.

Nach Vorarbeit von Daouda Soumah, der den Eckball herausholte, ist es dann aber endlich soweit aus Heider Sicht. Jannis Hinz schlägt den anschließenden Eckball mustergültig auf den einlaufenden Marvin Matthiesen (70.), der per Kopfball zum erlösenden Führungstreffer für die Dithmarscher trifft.

Man merkt, der Treffer wirkt wie eine Erlösung auf die nun unermüdlich anrennenden Gastgeber. Heide ist nun drückend überlegen und drängt mit Macht auf den zweiten Treffer. Gästetrainer „Hermi“ Lausen reagiert sofort und bringt mit Henke, Ploog und später Grothkopp frische Kräfte.

Felix Knuth (Rotenhof) gegen Björn Lambach (li.) und Marvin Wolf (Heider SV). © 2024 Olaf Wegerich
Felix Knuth (Rotenhof) gegen Björn Lambach (li.) und Marvin Wolf (Heider SV). © 2024 Olaf Wegerich

Heide hat nun in einem inzwischen packenden Spiel durch Soumah (75.), der über halbrechts durch ist und flach abzieht, die nächste Großchance, doch Sörensen taucht ab und hält. Der schönste Spielzug der Gastgeber, eingeleitet von Jonah Gieseler per Kopfball, verlängert auf den bis dahin glücklosen Mika Kieselbach, der flach in die Schnittstelle zum einlaufenden Daouda Soumah passt, bleibt ungekrönt. Soumah verfehlt den Ball und damit die Vorentscheidung nur um Haaresbreite.

Nach einem Eckball hat der aufgerückte Marvin Matthiesen (85.) die nächste Gelegenheit, alles klar zu machen, doch sein Kopfball verfehlt das Tor nur knapp. In der hektischen Schlussphase sieht dann auch noch Gästetrainer „Hermi“ Lausen wegen einiger lautstarker Kommentare die Gelbe Karte. „Der Schiedsrichter hat alle Fünfzig-zu-Fünfzig-Situationen gegen uns entschieden“, war Lausen auf den oft inkonsequent wirkenden Schiedsrichter eh nicht gut zu sprechen.

Doch mitten in die Drangphase der Dithmarscher passiert das Unfassbare. Rotenhof startet einen Entlastungsangriff und bekommt auf halbrechter Position kurz vor dem Strafraum einen Freistoß zugesprochen. Mats Henke (90.) nimmt Maß und zirkelt den Ball mit einem Traumtor zum 1:1 in den Giebel des Heider Tores. Riesenjubel bei den Gästen, die kurz vor einem Punktgewinn stehen, doch es hätte für die Heider noch viel schlimmer kommen können. Rotenhof fährt noch einen Angriff über die rechte Seite und hat durch Florian Kuklinski, der freistehend zum Kopfball kommt, aber nicht genug Druck hinter den Ball bekommt und Schultz im Heider Tor anköpft, die Riesenchance auf einen zweiten Treffer. Schiedsrichter Albrecht zeigt an, es gibt fünf Minuten Nachspielzeit.

Christoph Ohm (Rotenhof) gegen Jacob Steffensen (Heide). © 2024 Olaf Wegerich
Christoph Ohm (Rotenhof) gegen Jacob Steffensen (Heide). © 2024 Olaf Wegerich

Dann sieht Lennard Hansen nach wiederholtem Foulspiel vor den Augen des Schiedsrichters auch noch die Gelb-Rote Karte, was die Gäste in der Nachspielzeit entscheidend dezimiert, denn Hansen hatte bis dahin einen starken Part gespielt.

Heide mobilisiert noch einmal die letzten Kräfte und wirft alles nach vorne. Soumah erzwingt einen Eckball, und erneut ist es Jannis Hinz, der die Hereingabe butterweich auf den zweiten Pfosten flankt, wo Mika Kieselbach hochsteigt und zum viel umjubelten 2:1 für die Gastgeber trifft. Wieder haben die Heider Standardkönige zugeschlagen und spät das Spiel zu ihren Gunsten entschieden. Kurz danach ist Schluss. Lange Zeit war das Spiel auf mäßigem Niveau, doch die letzte halbe Stunde war an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten und entschädigte für die schwache erste Hälfte, die wenig Unterhaltungswert hatte.

Fotoimpressionen

Trainer Markus Wichmann (Heider SV): „Einige vergleichen uns hier nach dem zweiten Last-Minute-Sieg zum Auftakt mit Bayer Leverkusen. Davon sind wir weit entfernt. Wir waren die spielbestimmende Mannschaft, sind auch nach der ersten Halbzeit ruhig geblieben und machen hochverdient das 1:0. Rotenhof stand tief und hat gut verteidigt. Natürlich ist es glücklich, wenn der entscheidende Treffer so spät fällt. Kieselbach braucht keinen halben Meter Platz, um ein Tor zu machen. So ein Erlebnis brauche ich nicht so oft. Rotenhof ist eine zweikampfstarke Truppe, gegen die wir uns schwergetan haben.“

Trainer „Hermi“ Lausen (TuS Rotenhof): „Zwei Standards haben das Spiel gegen uns entschieden. Der Siegtreffer fällt in der 93. Minute. Da müssen wir cleverer verteidigen. Da fehlte uns die geistige Frische. Kuklinski kann nach dem 1:1 für uns treffen. Das Ergebnis ist demoralisierend. Vielleicht gibt es für die zwanzig Schulterklopfer, die uns zu unserer Leistung gratulieren, ja irgendwann mal einen Extrapunkt. In der Oberliga gibt es mehrere Kieselbachs. Egal ob Junge oder wie sie gerade heißen. Das ist nicht wie in der Landesliga, wo alle nur hinten stehen. Im Umschaltspiel fehlt uns noch die Schnelligkeit.“

Hannes Nissen (Ligamanager Heider SV): „Die erste Halbzeit war sehr zäh. Die zweite Hälfte war vernünftig, und wir haben eine Supermoral bewiesen.“

Douda Soumah (Heider SV): „Ich freue mich, dass ich zum Sieg beitragen konnte. In der zweiten Hälfte hatten wir alles unter Kontrolle.“

Mats Henke (TuS Rotenhof): „Solche Tore gelingen mir vielleicht zehn oder zwölf in der Saison. Aber heute stehen wir trotzdem mit leeren Händen da.“

Der Ball sitzt - Mats Henke trifft per Traumtor zum 1:1 für Rotenhof. © 2024 Olaf Wegerich
Der Ball sitzt – Mats Henke trifft per Traumtor zum 1:1 für Rotenhof. © 2024 Olaf Wegerich

Thede Reimers (Heider SV): „Wir waren heute in vielen Phasen zu hektisch. Diesmal sind uns, anders als beim PSV, auch keine schnellen Tore gelungen. Wir haben das in der Halbzeit besprochen, dass wir ruhiger spielen müssen und haben unser System umgestellt. In der zweiten Hälfte waren wir sehr dominant. Rotenhof ist ein starker Aufsteiger, der mit viel Euphorie daherkommt. Zum Anfang haben sie ganz schön rumgetobt.“

Christian Schrum (TuS Rotenhof): „Das war heute ein Wechselbad der Gefühle. Wir haben alles gegeben und uns gut verkauft. Ich komme ja aus Dithmarschen; für mich war das eh ein besonderes Spiel.“

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