Erster Heimsieg im Stadtderby: Wichtiger Sieg für den VfR Neumünster gegen den PSV

von Helwig Pfalzgraf

Christopher Newe (VfR) hatte die Lufthoheit. © 2024 Olaf Wegerich


Bei hervorragenden äußeren Bedingungen kam es in der Neumünsteraner Grümmi-Arena zum ersten Oberliga-Stadtderby der Saison. In einem abwechslungsreichen, hochspannenden Spiel mit vielen Höhepunkten setzte sich auch diesmal die Heimelf wieder mit 4:2 (1:1) durch.

Schon im letzten Spieljahr hatte es zwei spektakuläre Heimsiege gegeben. Jeweils 5:0 für den jeweiligen Heimverein lauteten die Ergebnisse. So war es etwas enttäuschend, dass heute doch „nur“ 442 Zuschauer dabei waren. Die, die nicht da waren, haben wirklich etwas verpasst. Für die Veilchen ging es heute um dringend benötigte Punkte im Abstiegskampf, für die Unions-Polizisten darum, oben dranzubleiben.

Dabei musste der Gast weiterhin auf seine Langzeitverletzten Torben Franzenburg, Paul Falk und Mika Jöhnck verzichten. Auch Marc Barck fehlte. Fyn Claasen war dagegen nach zwei stressigen Prüfungswochen für sein 2. Staatsexamen erstmals wieder im Kader.

Der Heimelf fehlten mit Kevin Schulz und Mohammad Mahmud (beide verletzt) sowie dem reaktivierten Patrick Amponsah ebenfalls wichtige Spieler. Heute ergänzten daher die hochveranlagten U19-Akteure Devin Ceyhan und Yasim Diler den Kader. Mit Hendrik Wehde, Araik Arshakjan und dem ebenfalls wieder reaktivierten Kastriot Alija konnten sogar drei Akteure an die zweite Mannschaft abgegeben werden. Auf der Trainerbank neben Liridon Imeri saß auch Sportdirektor und Vorstandsmitglied Rocco Leeser. Co-Trainer Hakan Yavuz war unter der Woche freigestellt worden.

Der VfR begann wieder mit Christopher Newe im Tor, die Veilchen verfügen ja mit ihm und Eric Gründemann über ein starkes Torwartduo. Im Feld wurde taktisch einiges verändert. Im Mittelfeldzentrum agierte man mit einer Raute, wobei Kapitän Kenny Korup einen klassischen Sechser gab. Christoph Kahlcke rückte an seiner Stelle wieder neben Rin Yoshimatsu in die Innenverteidigung, als Rechtsverteidiger agierte heute Marko Ljulic. Rechtsaußen begann Riku Deguchi.

Das Spiel begann jedoch programmgemäß mit einer frühen Führung für die Favoriten von der Stettiner Straße. Gleich die erste Ecke wurde per Kopf von Zielspieler Timo Barendt auf den zweiten Pfosten verlängert, Lucas Schulze drückte den Ball per Brust über die Linie. Ein Start nach Maß für den PSV.

Lucas Schulze (PSV) gegen Murat Rasgele (re., VfR). © 2024 Olaf Wegerich
Lucas Schulze (PSV) gegen Murat Rasgele (re., VfR). © 2024 Olaf Wegerich

Sprinterduelle Riku Deguchi gegen Meiko Werner…

Doch auch die Limeri-Elf nutzte gleich ihre erste Möglichkeit. Über rechts setzte sich der starke Marko Ljulic durch, schickte den schnellen Riku Deguchi, der im Sprintduell gegen Meiko Werner rechts durchkam und auf den im 16er völlig freistehenden Visar Mehmeti zurücklegte, der trocken aus 10 Metern PSV-Keeper Samuel Aphrem keine Chance ließ – 1:1 (13.).

…und Tim Möller gegen Nicola Prom

Nach diesem überraschenden Ausgleich übernahm Grün-Weiß immer mehr die Spielkontrolle. Über die Flügel versuchte man, die stabile VfR-Defensive um „Wellenbrecher“ Korup auszuhebeln. Das gelang auch durchaus, doch Newe blieb bei Chancen von Tim Möller (31.) und Timo Barendt (35.) jeweils Sieger. Möllers Sprintduelle gegen Nicola Prom, die diesen Chancen vorausgingen, gehörten zu den Höhepunkten dieser Phase. Auch einen starken Freistoß von Til Küffner (41.) aus 22 Metern aus halbrechter Position entschärfte Newe bravourös.

Glück dann allerdings vor der Pause auch für den PSV. Nach Kramers Flanke war Ljulic zentral urplötzlich völlig frei und traf zum vermeintlichen 2:1. Der Assistent hatte aber sofort die Fahne oben – enge Kiste. Insgesamt kam die Halbzeitpause für den VfR zwecks Resetting sehr gelegen.

Tim Möller (PSV) bedrängt von Rin Yyoshimatsu scheitert an Christopher Newe (VfR Neumünster). © 2024 Olaf Wegerich
Tim Möller (PSV) bedrängt von Rin Yyoshimatsu scheitert an Christopher Newe (VfR Neumünster). © 2024 Olaf Wegerich

Stone Watring als Rechtsverteidiger

So musste in der Pause der ausgepumpte starke Ljulic ausgewechselt werden. Neuzugang Stone Watring in seinem zweiten Saisonauftritt ersetzte ihn und machte seine Sache sehr gut.

PSV hat mehr Spielanteile

Auch in der zweiten Hälfte gefiel der Tabellenvierte PSV weiterhin spielerisch, allerdings fehlte der allerletzte Derbybiss. Den zeigten vermehrt die immer selbstsichereren Hausherren. Wie aus dem Nichts dann plötzlich die Führung für den VfR: Korups Freistoß aus dem linken Halbfeld erreichte halbrechts Kramer, der sofort den in die Gasse startenden Mehmeti bediente, der leichtfüßig den Doppelpack schnürte – 2:1 (58.).

Hochspannend und dramatisch: Chancen und Tore im Minutentakt

Der überrumpelte PSV reagierte prompt. Im direkten Gegenzug wurde schnell kombiniert, Nils Drauschke kam aus 15 Metern frei zum Abschluss: wieder war Newe da.

Doch auch der VfR konterte stark. Ola Adesanya setzte sich diesmal von rechts durch, seine lange Flanke köpfte Kramer am langen Pfosten in Torjägermanier ein: 3:1 (61.).

Doch es blieb weiter spannend. Im Laufduell aus dem VfR-Strafraum heraus brachte Deguchi etwas ungestüm Timo Barendt zu Fall. Schiedsrichter Steffen Brandt pfiff sofort. Elfmeter!

Doch der VfR war heute clever und griff zu allen Mitteln. Nils Drauschke legte sich bereits den Ball zurecht, als VfR-Innenverteidiger Kahlcke, mit vielen PSV-Spielern gut bekannt bzw. befreundet, in aller Ruhe zu seinem Torwart Newe ging. Die beiden letzten Akteure aus der Aufstiegself des VfR redeten kurz miteinander. Dann: Drauschke lief an, Newe hatte tatsächlich die Ecke und hielt! Doch im Nachsetzen drückte Drauschke den Ball dann doch über die Linie: 3:2 (65.).

Christopher Kramer (VfR) gegen Nils Drauschke (PSV). © 2024 Olaf Wegerich
Christopher Kramer (VfR) gegen Nils Drauschke (PSV). © 2024 Olaf Wegerich

Newe dazu nach Spielschluss: „Kalli kam auf mich zu und sagte, dass er keine Ahnung habe, wohin Nils schießt“. Und Drauschke: „Ich habe tatsächlich die Ecke gewechselt, weil ich annahm, Christoph würde meine Ecke kennen“.

So war alles nach 65 Minuten wieder völlig offen. Der PSV brachte nun Benedikt Klimmek und beorderte ihn nach vorne (67.) – klassischer Brechstangeneinsatz des sonstigen Innenverteidigers.

Und der PSV war nun im Derby angekommen und machte enormen Druck. Nach 74 Minuten schien der Ausgleich nicht mehr zu verhindern: Rechts setzte man sich mit schnellem Flachpassspiel durch, Möllers Flanke kam und der eingewechselte Grady Zinkondo wurde hart bedrängt, schaffte es aber trotzdem, den Ball volley aus 5 Metern aufs Tor zu bringen. Doch Newe lenkte den gefühlt 120 km/h schnellen Ball mit einer Monsterparade an die Latte, wo er direkt Barendt vor die Füße fiel, der erneut aus 5 Metern abzog. Doch gerade noch konnte Yoshimatsu den Ball blocken, der schließlich in den Armen von Newe landete.

Es folgte Ecke auf Ecke für den PSV, doch der VfR verteidigte aufopferungsvoll. Nach der 10. Ecke für den PSV in der 76. Minute klatschte Klimmeks Kopfball an den Pfosten.

Der VfR kam nur noch gelegentlich zur Entlastung. Kramer setzte sich ganz alleine an der Mittellinie zweimal durch und holte im Solo tatsächlich eine Ecke heraus (81.). Mehmeti schlug die Ecke auf den zweiten Pfosten. Der eigentlich schmächtige Rin Yoshimatsu stieg unglaublich hoch und köpfte den Ball gegen die Laufrichtung von Aphrem ins lange Eck – 4:2 (81.).

Visar Mehmeti (VfR) gegen Calvin Ehlert (re., PSV). © 2024 Olaf Wegerich
Visar Mehmeti (VfR) gegen Calvin Ehlert (re., PSV). © 2024 Olaf Wegerich

Die Entscheidung? Mitnichten. Bereits die nächste PSV-Ecke schmetterte Möller per Kopf an die Latte (84.). Dieses Abschlusspech des Gastes war nahezu unglaublich. Bis zum Spielende musste Newe noch zweimal Kopf und Kragen riskieren, um gegen die starken Gäste weitere Gegentore zu verhindern.

Zur bzw. in der fünfminütigen Nachspielzeit brachte Liridon Imeri dann auch die U19-Akteure Yasim Diler und Devin Ceyhan ins Spiel.

Nach Spielschluss war der Jubel bei Rasensport und seinem Anhang riesig. Mit diesem etwas unerwarteten Derbyerfolg holte man nicht nur den ersten Heimsieg der Saison, sondern stellte auch den Anschluss ans untere Tabellenmittelfeld wieder her.

Marco Frauenstein (PSV Neumünster): „Wir haben bei den Standards vom VfR schläfrig verteidigt. Da müssen wir einfach konsequenter sein und vorne müssen wir natürlich effektiver sein. Sieben Gegentore in zwei Spielen sind zu viel. Das ist eine Kombination aus mehreren Dingen. Manchmal fallen die Tore unglücklich gepaart mit krassen individuellen Fehlern. Wir verlieren viele erste und zweite Bälle und gehen die Laufwege nicht mit. Es reicht derzeit gegen uns wenn eine Mannschaft leidenschaftlich verteidigt.“

Liridon Imeri (Trainer VfR Neumünster)
Nils Drauschke (PSV Neumünster)
Christopher Newe (VfR Neumünster)

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