Christian Peters trifft erneut doppelt nach ESV-Rückstand

von Helwig Pfalzgraf

Der Mann für Doppelpacks und späte Tore: Christian Peters (re., Eckernförder SV). © 2024 Ismail Yesilyurt


Bei hochsommerlichen Temperaturen empfing am 7. Spieltag der Oberliga der Eckernförder SV (5. Platz, 12 Punkte) auf dem heimischen Bystedtredder den SV Preußen Reinfeld (13. Platz, 4 Punkte). In der Vorwoche hatte Reinfeld wenig überzeugt und sein Heimspiel gegen den VfR Neumünster mit 1:2 verloren, während der ESV mit dem 4:4-Spektakel in Eichede einem Titelfavoriten Paroli geboten hatte.

Beim ESV fehlte Abwehrchef Julian Zühlsdorff, der heute nicht gleichwertig ersetzt werden konnte. Aber bei Reinfeld sah es nicht besser aus, auch Patrick Claus Ellenberger fehlte. Mit seinem kongenialen Partner Christoph Böckelmann stieg Reinfeld von der Kreisliga bis (zweimal!) in die Oberliga auf. Sein Fehlen war also ebenfalls ein großes Handicap. Doch Benedict Schröder sollte ihn heute sehr gut ersetzen. Nach der Papierform war der ESV klarer Favorit.

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der Außenseiter aus der Karpfenstadt Reinfeld trumpft gleich auf. Timon Henk legt nach Doppelpass mit Eik Schewe einen 70-Meter-Sololauf von links hinten nach rechts vorne hin, kann aber von Pascal Lorenz gerade noch zur Ecke geblockt werden.

Den Eckball zieht Lahi mit viel Effet auf den kurzen Pfosten, Keeper Lauritz Sievers wird von einem eigenen Mitspieler behindert, der Ball fällt ins Tor.

Der Eckernförder SV ist das Stehauf-Männchen der Flens-Oberliga. © 2024 Ismail Yesilyurt
Der Eckernförder SV ist das Stehauf-Männchen der Flens-Oberliga. © 2024 Ismail Yesilyurt

Doch bereits im Gegenzug der Ausgleich: Leon Apitz nutzt den berechtigten Foulelfmeter zum schnellen 1:1 (5.). Doch wer gedacht hatte, dass der ESV nun ins Spiel gefunden hätte, wurde enttäuscht. Zu einfallslos, zu durchsichtig und bei den Gegentoren auch deutlich zu pomadig agierte die Haberlag-Elf. Die eigene rechte Seite wurde so gut wie nie ins Spiel eingebunden.

Der SV Preußen kommt immer wieder zu schnellem Umschaltspiel und nutzt die großen Räume, die der ESV bietet. Eik Schewe (14.) scheitert nach einem schnellen Preußen-Angriff über links aus 15 Metern an Sievers, der per Fußabwehr klärt. Doch eine Minute später klingelt es dann: Noch vor der Mittellinie ein schlampiger ESV-Aufbaupass, Timon Henk geht energisch dazwischen, lässt sich auch durch Foulversuche nicht stoppen, legt quer auf Nicklas Frers, der frei vor Sievers die Nerven behält und einschiebt (15., 1:2).

Ganz ähnlich fällt das 1:3 (35.): Benjamin Pirch holt sich einen erneut drucklos gespielten Ball im Mittelkreis, legt ab auf Ben Bäßler, der mit seinem rechten Fuß nochmal quer auf Frers legt, der ohne Mühe einschiebt.

Auch die übrigen Chancen in der ersten Hälfte hat ausschließlich Reinfeld: Nach einem Pirch-Sprint über außen vergibt Lahi völlig frei vor Sievers (26.), Ben Bäßler verzieht nach einer Ecke aus 15 Metern (30.) und nach einem Solo aus 20 Metern (34.) jeweils knapp vorbei bzw. drüber. Pirch scheitert aus 16 Metern nach einem Ballgewinn im Mittelkreis und einem Doppelpass mit Henk an Sievers, der gerade noch zur Ecke abwehrt (45.). Chancen für den ESV? Fehlanzeige!

Doch der ESV ist ja für seine Comeback-Qualitäten bekannt und hat schon gegen die Spitzenteams von Kilia Kiel, den SV Eichede sowie bei Nordmark Satrup jeweils Rückstände von zwei Toren aufgeholt.

Zu Beginn der zweiten Hälfte sah es jedoch nicht so aus, als ob Reinfeld sich die drei Punkte noch nehmen lassen würde. Zwar stand der ESV, der zur Pause zweimal wechselte, nun hinten deutlich stabiler, aber nach vorne ging auch nicht viel. Luc Justens Freistoß aus 18 Metern von halblinks blieb in der Mauer hängen (57.), der zweite Torschuss nach dem Elfmeter. Weitere Abschlüsse gab es zunächst nicht. Doch nach und nach erhöhte der ESV den Druck. Mit Ömer Dagetins Einwechslung wurde hinten auf eine Dreierkette umgestellt, Reinfelds Konter blieben jedoch jetzt immer frühzeitig hängen.

Nach dem 1-3-Rückstand grübelt Chefcoach Maik Haberlag (Eckernförder SV) etwas und findet die passende Lösung. © 2024 Ismail Yesilyurt
Nach dem 1:3-Rückstand grübelt Chefcoach Maik Haberlag (Eckernförder SV) etwas und findet die passende Lösung. © 2024 Ismail Yesilyurt

Doch plötzlich kann Reinfeld den eigenen Strafraum nicht mehr ballfrei halten. Stand man 80 Minuten solide, so gerät man nun ins Schwimmen. Nach 82 Minuten schien der Anschlusstreffer fällig zu sein, doch Preußen-Keeper Marvin Zimmermann rettete zweimal großartig gegen Peters. Nach 85 Minuten dann der Anschlusstreffer: Ömer Dagetin behält im Gewühl im Fünfmeterraum die Übersicht, legt nochmal quer auf Peters, der keine Mühe hat, aus drei Metern zu vollenden. Und in der Nachspielzeit hilft dann auch die Brechstange: Ein langer Ball von Timo Bamler in den Strafraum, und wieder ist Peters im Fünfmeterraum erfolgreich.

Wieder einmal hat der ESV in den letzten Minuten doppelt getroffen. 15 der 26 Saisontore (Ligabestwert, keine Mannschaft hat mehr Treffer erzielt) erzielte der ESV in den letzten 15 Minuten. Ein Beweis sowohl für die körperliche Fitness des Teams als auch für die Fähigkeit des Trainerstabs, auf Spielverläufe taktisch richtig zu reagieren und so das Spiel noch zu drehen. Zudem haben die Eckernförder mit Christian Peters, der von Dornbreite Lübeck kam, einen guten Griff auf dem Tansfermarkt gemacht. Der Mittelstürmer erhöhte gegen Reinfeld sein Torkonto auf 9 Treffer.

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