Bordesholm zwingt Kilia ins 11m-Schießen und verliert 7:8

von Ismail Yesilyurt

Ben Luca Nohns (Kilia Kiel) ist nach seinem 2:1 auf dem Weg zu einer Erkältung. Teyi Lawson-Body jubelt mit Trikot. © 2023 Ismail Yesilyurt


Knapp 200 Zuschauer werden im Halbfinale des Kieler Kreispokals auf dem Bordesholmer Kunstrasen Zeuge eines Fußball-Krimis: Der einheimische TSV und Kilia Kiel bieten alles, was zu einem echten Pokalfight, abgesehen von dem in der zweiten Halbzeit eintretenden Regen, gehört: ein sehr gutes Niveau, interessante Duelle auf und verbale neben dem Platz von beiden Trainerbänken, einen „Underdog“, der über sich hinaus wächst, viele strittige Situationen und einen Platzverweis. Und natürlich ein Elfmeterschießen, das Helden produziert. In diesem Fall am späten Mittwochabend gegen 22:30 Uhr einen tragischen.

Rot für Kevin Harder erzeugt Meinungsstreit

Der Spitzenreiter der Oberliga Schleswig-Holstein startete natürlich als großer Favorit in das Match. Die beiden Duelle in der Flens-Oberliga gingen im Saison-Opening in Bordesholm mit 4:1 und im Rückspiel am 19. November mit 5:1 klar an Kilia Kiel. Doch nach der frühen Roten Karte (12.) für Kilias Defensivspieler Kevin Harder und einem mutigen Auftritt der TSV-Elf von Florian Rammer war zur Halbzeit klar, dass eventuell eine Überraschung ansteht in einem hitzigen Aufeinandertreffen. Schon beim Platzverweis gingen die Diskussionen los. Fans der einen Seite hatten eine klare Notbremse erkannt. Die Gegenseite plädierte auf Gelb, da mit Berat Ayyildiz noch ein Abwehrspieler, der eingreifen konnte, auf fast gleicher Höhe stand.

Benjamin Petrick mit Schmackes

Beim 1:0 durch Benjamin Petrick gab es dagegen keine Debatten. Vielleicht bei Bordesholms Keeper Chris Kröhnert die Frage, wie man so was halten kann. Gar nicht! Einen Freistoß mit Schmackes aus 28 Metern oben rechts. Der gute Auftritt der Gastgeber blieb zunächst ohne die Belohnung mit einem Tor für den Aufwand.

Aaron Meyerfeldt trifft aus 22 Metern

Das holten die Kleeblätter in der zweiten Halbzeit nach. Der Tabellenelfte der höchsten Landesklasse zeigte, dass BoHo zu den spielstärksten Mannschaften in der Liga zählt. Aaron Meyerfeldt, Jannick Ostermann und Co ließen in der zweiten Halbzeit gegen den dezimierten Gegner den Ball wie beim Handball um den (Mittellinien)Kreis zirkulieren. Immer auf der Suche nach der Lücke bei einem sehr kompakt und gut verteidigenden Gegenüber.

Arda Özkan (55) umarmt Aaron Meyerfeldt nach seinem Ausgleichstreffer. © 2023 Ismail Yesilyurt
Arda Özkan (55) umarmt Aaron Meyerfeldt nach seinem Ausgleichstreffer. © 2023 Ismail Yesilyurt

Auch viele Diagonalbälle und gefährliche Schüsse aus der zweiten Reihe gehörten zum Repertoire des Rammer-Ensembles. Die nasse Spielfläche war zweifellos prädestiniert für Abschlüsse aus 16 und mehr Metern. So wie beim 1:1. Auch wenn es kein flacher Abschluss war: Über Kilias Goalie Finn Kornath und direkt unter die Latte ins Tornetz ließ Aaron Meyerfeldt das Spielgerät zum 1:1 zappeln.

Kilia Kiel wartet auf Konter

Die Schützlinge von Nicola Soranno warteten gegen die mit drei Stürmer pressenden Bordesholmer auf ihre Umschaltaktionen, die das Topteam fast perfekt beherrscht. Wie in der 67. Minute, als Jan Matti Seidel einen Fehler ausnutzt und von rechts mit einem Schuss aufs lange Eck an Torwart Kröhnert scheitert. Seinen Kopfball nach anschließendem Eckball setzt Seidel, der nach Harder-Rot für den in die Abwehr gewanderten Yannik Jakubowski die Sturmspitze übernimmt, auf den Querbalken. Danach ab der 70. Minute beruhigt sich die Partie etwas.

Yannik Jakubowski (li., Kilia Kiel) wird am eigenen 16er von Joris Scherbath (TSV Bordesholm) zu Fall gebracht. © 2023 Ismail Yesilyurt
Yannik Jakubowski (li., Kilia Kiel) wird am eigenen 16er von Joris Scherbath (TSV Bordesholm) zu Fall gebracht. © 2023 Ismail Yesilyurt

Verlängerung startet ruhig und endet hitzig

Auch in der ersten Phase der 30-minütigen Overtime zeigt Kilia seine Qualitäten, als der Ball über Petrick und Seidel zu Tom Warncke kommt, dessen Abschluss aber zu ungenau/hoch ist (92.). In der 107. Minute wird es dann richtig laut bei allen Beteiligten. Seidel liegt nach einem Schuss verletzt im Strafraum. Beim Abschluss des 15fachen Torschütze in der Oberliga ist Philipp Spohn reingerutscht. Schiedsrichter Jan Pannenborg lässt weiterspielen. Die Tatsache, dass der 22-Jährige danach ausgewechselt werden muss, spricht auch klar für einen Foulelfmeter für Kilia. Aber so wie es der Fußball-Gott will: Der für Seidel eingewechselte Ben Luca Nohns, der in seinen letzten Einsätzen in der Oberliga eine gute Empfehlung abgab, trifft nach Petrick-Zuspiel zum 2:1.

Alexander Meyerfeldt köpft BoHo ins Entscheidungsschießen

Den Zeitmangel geplagten Interessenten bleibt nach der Verlängerung auch nicht das Elfmeterschießen erspart. Gott sei Dank für die, die den Nervenkitzel lieben. Nach einem Eckball von der linken Seite köpft Alexander Meyerfeldt den an den zweiten Pfosten durchrutschenden Ball zum 2:2 ein. Es folgt anschließend das Entscheidungsschießen mit Jasper Bandholt, der eine starke Partie lieferte, als tragischer Held. Kilia Kiel fängt an und nachdem 11 Schützen vorher allesamt souverän verwandelt haben, ist Bandholt dran.

Jasper Bandholt (li.) setzte als 12. Schütze seinen Elfmeter im Entscheidungsschießen über das Tor. © 2023 Ismail Yesilyurt
Jasper Bandholt (li.) setzte als 12. Schütze seinen Elfmeter im Entscheidungsschießen über das Tor. © 2023 Ismail Yesilyurt

Kilianer jubeln doppelt

Chapeau! Vor beiden Mannschaften. Der TSV Bordesholm verlangt mit einer großartigen Performance dem großen Favoriten, auch wenn nur mit zehn Mann, alles ab, um in das Endspiel einzuziehen. Kilia Kiel bewältigt dieses schwere und kräfteraubende 2-Stunden-Aufgabe (inklusive Nachspielzeit) in Unterzahl mit Bravour. Und wird mit einem Bonus am Mittwochabend belohnt. Im 75 Kilometer entfernten Siebenbäumen lässt der SV Eichede, ärgster Konkurrent im Titel- und Aufstiegsrennen in der Oberliga, fast zeitgleich mit dem 1:1 Federn. Die Kilianer haben in den beiden letzten Spieltagen nun alles selber in der Hand. Auch im Kreispokal bei der Titelverteidigung. Wohl nicht am 27. Mai im Endspiel in Kiel-Friedrichsort gegen Inter Türkspor Kiel. An dem Wochenende ist der erste Spieltag in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord terminiert.

TSV Bordesholm – Kilia Kiel 7:8 n E. (2:2, 1:1)

TSV Bordesholm: Kröhnert – Börner (112. Tilman Stegner), Alexander Meyerfeldt, Spohn, Musci – Aaron Meyerfeldt, Ostermann – Bandholt, Scherbath (112. Schlüter), Özkan (91. Gerst) – Lucht.
Trainer: Florian Rammer

FC Kilia Kiel: Kornath – Ramo, Wüllner, Harder, Ayyildiz (76. Lawson-Body) – Alt – Petrick, Seidel (109. Nohns), Yazgan (94. Aouci), Trepca (56. Warncke) – Jakubowski.
Trainer: Nicola Soranno.

Schiedsrichter: Jan Pannenborg (Suchsdorfer SV).
Assistenten: Lars Langbehn, Malte Gerhardt.

Zuschauer: 200.

Rote Karte: Harder (12., Kilia, Notbremse).

Tore: 0:1 Petrick (35.), 1:1 Aaron Meyerfeldt (53.), 1:2 Nohns (112.), 2:2 Alexander Meyerfeldt (114.).

Elfmeterschießen: 0:1 Lawson-Body, 1:1 Musci, 1:2 Petrick, 2:2 Spohn, 2:3 Nohns, 3:3 Alexander Meyerfeldt, 3:4 Ramo, 4:4 Aaron Meyerfeldt, 4:5 Jakubowski, 5:5 Lucht, 5:6 Warncke, Bandholt schießt über das Tor.

Elfmeterschießen TSV Bordesholm – Kilia Kiel

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