Kenny Korup bringt den VfR Neumünster mit seinem Elfmeter auf die Siegerstraße. © 2025 Tina Grage-Instagram/tinagrafiert
Auf seinem in hervorragendem Zustand befindlichen Rasenplatz in der Anlage an der Fockbeker Chaussee empfing Rendsburgs Oberligist TuS Rotenhof zur Saisonpremiere vor sehr gutem Besuch die Gäste von Rasensport Neumünster.
VfR Neumünster entwickelt sich zum Rotenhofer Angstgegner
In der letzten Saison ergatterten die beiden Teams gerade die zum Klassenerhalt reichenden Plätze 10 (Rotenhof) und 11 (VfR). Im allerletzten Spiel der Vorsaison hatten sich die Veilchen mit einem 2:1-Heimsieg gegen Rotenhof gerettet. Auch im Hinspiel hatte seinerzeit der VfR gewonnen, ebenso wie das Oberligaaufstiegsspiel 2023. Alle drei bisherigen Partien gewann also der VfR.
Beide Teams in der Sommerpause mit deutlichen Kaderverstärkungen
Beim TuS, der auf Innenverteidiger Jan Pioch verzichten musste (verletzte sich beim Abschlusstraining am Donnerstag), standen heute die Neuzugänge Jark Decker, Cedric Nielsen und Felix Peter Struck in der Startelf. Neuer Trainer ist Henning Knuth, der ältere Bruder von Kapitän und Mittelfeldregisseur Felix Knuth.

Die Veilchen mussten auf Neuzugang Sven Freitag (Leistenbeschwerden) verzichten. Mit Jan Lippegaus bot Trainer Danny Cornelius nur einen Neuzugang auf. Allerdings ist die Leistungsdichte in der Breite deutlich gestiegen, mit Tom Schilling und Rückkehrer Jonas Schomaker in seinem 107. Oberligaspiel wurden zwei weitere Neuzugänge eingewechselt.
Rotenhof mit gutem Start…
Bereits mit dem ersten Angriff kommt die Knuth-Elf nach 45 Sekunden durch Justin Engemann halbrechts frei zum Abschluss, Christopher Newe lenkt zur Ecke. Doch das Schiri-Gespann gibt Abstoß. Die Heimfans mit gutem Blick auf die Szene sind gleich bedient und „not amused“. „Wenn das schon so losgeht…“, lautet ihr Kommentar.
…doch der VfR übernimmt schnell die Ballbesitzzeiten
Nach diesem Abstimmungsfehler steht die Rasensport-Defensive aber die folgenden 94 Minuten sehr gut. Es entwickelt sich ein körperbetontes Kampfspiel. Visar Mehmeti (7.) ist links durch, Christian Schrum muss gleich zweimal kurz vor der Linie den Ball wegkratzen.

Rasensport hat schnell deutlich längere Ballbesitzphasen als die Heimelf. Die Rotenhofer werden nur gelegentlich gefährlich, wenn das Umschaltspiel über außen funktioniert. Zwei Weitschüsse von Felix Knuth (19., Newe hat Mühe) und Mats Henke (27., knapp vorbei) sind das Resultat. Nach einer halben Stunde hat der VfR ein Eckballplus von 5:1.
Karten-Fouls ohne und mit Folgen
Während der VfR früh zwei gelbe Karten kassiert (Neca 22., Kahlcke 27.), jeweils wegen taktischer Fouls zur Angriffsunterbrechung, aber damit gelassen und souverän umgeht (beide Akteure kommen in der Restspielzeit ohne weiteres Foul aus) und nicht lange lamentiert, sieht es beim TuS etwas anders aus. Dennis Bienwald räumt völlig überflüssig (32.) an der Seitenauslinie an der Mittellinie mit offener Sohle sehr rustikal Kastriot Alija ab. Das gibt Gelb, Bienwald protestiert. Nur sechs Minuten später kontert mal der VfR. Ilir Serifi spielt ab, wird von Bienwald eine Sekunde später umgegrätscht.
Dennis Bienwald noch im Glück
Heftigste Proteste von der VfR-Bank, das Spiel läuft aber weiter. Das Foul war unstrittig Gelb wert. Der Assistent beruhigt Trainer Cornelius und den neuen Co-Trainer Marcel Vones. Bei der nächsten Spielunterbrechung erklärt er: „Wir haben Vorteil laufen lassen.“ Cornelius hat auf der letzten Trainerschulung aufgepasst. Antwort des regelkundigen Cornelius: „Das hätte Gelb-Rot geben müssen, rote Karte geht vor Vorteil gewähren. Hatten wir auf der letzten Schulung.“ Und dann geschieht etwas Unerwartetes: Der Assistent gibt dem VfR-Trainer recht! Spätestens ab jetzt stand Bienwald vermutlich bei den Schiris unter besonderer Beobachtung.
Angespannte Stimmung
Wenig später wird Bienwald selbst Opfer einer härteren (Revanche?)-Attacke. Die angebotene Entschuldigung lehnt er mit heftigen Worten ab. Angespannte Stimmung. Kommentar aus der VfR-Fanecke: „Sei froh, dass du noch auf dem Platz bist.“ Schiri Jannik Romahn spricht länger mit Bienwald.
Abnutzungskampf pur bis zur Pause
Das Spiel wird hart, aber nicht unfair geführt. Kampf ist Trumpf, mit gelegentlichen schönen Spielzügen auf beiden Seiten. Weiterhin hat der VfR leichte Feldvorteile. Serifis Freistoß (39.) aus spitzem Winkel rasiert die Latte des heute vom Ex-Wiker Justin Sörensen gehüteten Rotenhofer Tores.
Ein Griff entscheidet das Spiel
Dann kommt die letzte Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Ein letzter Ball von VfR-Kapitän Kenny Korup in die Spitze, eigentlich zu lang für Ola Adesanya. Doch der geht hinterher. Und der von ihm abgehängte Bienwald hält ihn total unnötig von hinten am Trikot fest, Adesanya geht zu Boden. Romahn, der gut stand, entscheidet sofort: Halten nicht am, sondern im Strafraum (Millimeterentscheidung) und Notbremse. Glatt Rot und Elfmeter. Hart, aber regelkonform. Und vielleicht ohne die obige Vorgeschichte etwas anders geahndet. Letzte Aktion vor der Halbzeit: Elfmeter durch Kenny Korup zum 0:1. Justin Sörensen ist zwar in der richtigen Ecke, aber Korups Hammer – knallhart. Es wird gar nicht mehr angepfiffen.

Henning Knuth opfert Mats Henke
Zur zweiten Hälfte bringt Henning Knuth Innenverteidiger Leon Rathmann anstelle von Mats Henke, wie in den bisherigen drei Spielen gegen Rasensport auch heute ohne Abschlussfortune. Gegen clevere Rasensportler wird es für Rotenhof jetzt richtig undankbar. Sofort nach der Pause hat Kevin Schulz die Chance zum 0:2, Adesanya ist außen durch, in der Mitte hatte Alija abgelegt, doch der starke Schulz jagt den Ball übers Tor.
Rotenhof wartet auf die eine Chance…
Rotenhof ändert durch die Unterzahl bedingt die Taktik: Vorne angelaufen wird nicht mehr, das hatte gegen absolut ballsichere Veilchen-Aufbauspieler schon in Gleichzahl nichts gebracht. Man lässt die Gäste jetzt kommen. Die drücken jetzt automatisch höher, vergessen nur selten die defensive Absicherung.
… und die kommt – fast
Aber einmal eben doch. Ein Konter auf den lauernden Knuth, Kahlcke alleine hinten im Eins-gegen-eins riskiert alles. Er ist Sekundenbruchteile vor Knuth am Ball, beide ziehen voll durch: Diesmal Gelb für Knuth, nachdem es in der ersten Hälfte in einer fast identischen Szene Gelb für den da zu späten Kahlcke gab. Wie in Halbzeit eins danach Shakehands, weiter geht’s – so soll es sein. (56.)
VfR-Bank coacht von außen
Danny Cornelius und sein neuer zusätzlicher Co-Trainer Marcel Vones (als Spieler früher u. a. PSV und mit dem TSV Schilksee in der Regionalliga) coachen ununterbrochen. Immer wieder wird angemahnt, sich nicht zu sehr hinten rausziehen zu lassen. Und der VfR bleibt clever, führt ja, braucht überhaupt kein Risiko mehr einzugehen.
Henning Knuth geht All-in
Eine gute Viertelstunde vor Schluss geht Knuth dann Risiko – nützt ja nichts. Mit Moritz Gersteuer und Henry Grothkopp bringt er frische Offensivleute. Die Taktik ist geändert, es wird sofort wieder hoch angelaufen. Rotenhof wirft alles in die Waagschale, setzt sich anschließend für Minuten in der Rasensport-Hälfte, sogar in und um den Gästestrafraum herum fest. Aber immer ist noch ein Fuß, Bein oder Kopf der starken Veilchen-Defensivabteilung im Weg.

Starker Konter zum 0:2
Rasensport bleibt aber abgeklärt. Aus größter Bedrängnis im eigenen Strafraum wird der entscheidende Konter gefahren. Es wird nicht rausgebolzt, sondern mit zwei herausragenden Direktpässen Ilir Serifi angespielt, der aus der eigenen Hälfte heraus durchgeht und Sörensen zum 0:2 (78.) überwindet.
Florian Kuklinski ebenfalls glatt Rot – Fußtritt ins Gesicht
Das Spiel ist entschieden. Florian Kuklinski, der schon mit dem OTSV und dem TSV Klausdorf häufig gegen Rasensport spielte und der sich bis dahin harte, aber jederzeit faire, sehenswerte Zweikämpfe – wie schon mit seinen Vorgängervereinen – meist mit Kahlcke lieferte, wird von Serifi gefoult, beide gehen zu Boden. Kuklinski tritt nach, trifft Serifi im Gesicht. Glatt Rot, Romahn bleibt keine Wahl. In der Folgezeit beruhigen sich die Gemüter auf beiden Seiten schnell wieder, das Spiel geht fair zu Ende.
Fazit: Das Fehlen von Jan Pioch war im Nachhinein für den TuS ein unerwartet deutliches Handicap. Der VfR konnte das Fehlen von Sven Freitag deutlich besser kompensieren.
Stimmen zum Spiel
TuS Rotenhof: Sörensen – Sierks, Bienwald, Decker, Engemann (74. Grothkopp) – Schrum – Henke (46. Rathmann) Felix Knuth, Nielsen (74. Gersteuer), Struck – Kuklinski.
Trainer: Henning Knuth.
VfR Neumünster: Newe – Neca, Korup, Kahlcke, Lippegaus – Schulz (79. Schilling) – Mehmeti, Akcicek (87. Schomaker), Serifi – Alija (79. Marquardt), Adesanya (87. Diler).
Trainer: Danny Cornelius.
Schiedsrichter: Jannik Romahn (SV Hemmingstedt).
Assistenten: Jannes Flaszynski, Maik Tams. Waren in einem undankbaren Spiel deutlich besser, als es die Heimfans gesehen hatten. Die beiden roten Karten waren gerechtfertigt bzw. alternativlos.
Rote Karten: Bienwald (45.+2, Notbremse), Kuklinski (84., Tätlichkeit).
Zuschauer: 421:
Tore: 0:1 (45+3. Foulelfmeter) Kenny Korup, 0:2 (78.) Ilir Serifi.