Kevin Schulz (VfR Neumünster) kommt etwas zu spät. Rezan Acer (Kilia Kiel) sendet gerade das 1:0 ab. © 2024 Ismail Yesilyurt
Zur Oberliga-Heimpremiere nach dem Regionalligaabstieg empfing der FC Kilia den VfR Neumünster. Ein Klassiker der obersten schleswig-holsteinischen Amateurliga. Den wollten sich dann auch trotz des regnerischen Wetters 350 Zuschauer nicht entgehen lassen. Sie bekamen ein spannendes, vor allem in der ersten Hälfte teils hochklassiges Oberligamatch geboten.
Kilia stellt in der Startaufstellung um…
Beide Teams hatten nach dem nur teilweise befriedigenden Auftritt des letzten Wochenendes ihre Hausaufgaben gemacht. Bei Kilia rotierten nach dem Last-Minute-2:2 in Reinfeld mit Berat Ayyildiz, Kevin Harder und Serhat Yazgan drei sehr erfahrene Spieler anstelle der ebenfalls regionalligaerfahrenen Sercan Yildirimer, Jeppe Waschko und Marvin Müller in die Startelf zurück. Weiterhin fehlten jedoch die Urlauber Tom Baller, Tom Warncke und Yannik Jakubowski.
…und der VfR auch
Der VfR Neumünster schüttelte seine Startelf gegenüber dem 3:3 gegen Nordmark Satrup noch kräftiger durch. Es gab gleich vier personelle Änderungen, und auch auf den Positionen nahm Trainer Liridon Imeri entscheidende taktische Veränderungen vor. Vor allem defensiv wurde kräftig umgebaut. Rin Yoshimatsu rückte von der Linksverteidigerposition in die Innenverteidigung, sodass Kevin Schulz für die Sechserposition frei wurde. Murat Rasgele rückte von eben dieser Sechserposition auf die des Rechtsverteidigers. Schachzüge, die über die 90 Minuten voll aufgingen.
Kilia gleich mit Druck
Von Beginn an zeigte Kilia, dass man Hausherr ist. Mit Tempo wurde Druck aufgebaut, nach 30 Sekunden holt Drilon Trepca, von Christoph Kahlcke außen gerade noch geblockt, die erste Ecke heraus. Doch der VfR hielt voll dagegen. Nach drei Minuten segelte eine etwas verzogene Linksflanke von Kahlcke nur knapp am langen Pfosten von Tom Pachulski im Kilia-Tor vorbei. Zwar erzeugte Kilia viel Druck, lief Rasensport hoch an, doch der Gast befreite sich immer wieder gekonnt. Erst nach 15 Minuten hatte Kilia den ersten Hochkaräter, als Recan Acer einen Freistoß blitzschnell ausführt, Salih Ramo flankt, und Yazgan aus 16 Metern nur knapp drüberschießt. Kilia scheint sich einzugrooven und sich den VfR zurechtzulegen.
Adesanya und Nohns mit Großchancen – die heißeste Phase des Spiels
Doch das hohe Anpressen hat für Kilia seine Tücken. Das Spiel wird nun schnell und rassig. Der VfR kann sich links hinten zweimal stark befreien. Sterling Watring (19.) spielt unter Druck einen genauen 30-Meter-Pass auf den an der Mittellinie lauernden Ola Adesanya, der trotz enger Bewachung von Florian Foit aus 16 Metern frei vor Pachulski abschließt, aber an diesem scheitert. Dann ist es Kenny Korup (25.), der per Außenrist über 30 Meter Adesanya findet, der wieder frei vor Pachulski ist, aber wieder scheitert.
Kurz darauf läuft dann nach dem einzigen Aufbaufehler der Lila-Weißen Ben-Luca Nohns frei auf Rasensport-Keeper Christopher Newe zu, zielt aber knapp vorbei (27.).
Rasensport vergrößert dann nach einem Angriff über rechts über Rasgele und Marco Ljuljic sein Chancenplus, Pachulski kann den Schuss von Watring (31.) gerade noch so eben zur Ecke klären.
Pachulski angeschlagen, Soranno verändert Taktik
Nach 39 Minuten muss dann Tom Pachulski länger behandelt werden. Alle Spieler nutzen das in diesem intensiven Match zur Trinkpause, die Trainer zum Coaching. Nicola Soranno stellt taktisch um. Da das hohe Anlaufen bisher zwar zur optischen Überlegenheit, aber zum Chancenplus für Rasensport geführt hat, steht Kilia nun deutlich tiefer. Außerdem wird der extrem fitte Recan Acer neu positioniert.
Damit hat Kilia nun mehr Platz für das eigene schnelle Umschaltspiel. Überfallartig geht es nach Neumünsteraner Ballverlusten am gegnerischen Strafraum für Kilia nach vorne. Kurz vor der Pause hat Kilia zweimal die Führung auf dem Fuß, Yazgan und Nohns scheitern aber am starken Newe.
Zweite Halbzeit: Acer entscheidet
In der zweiten Hälfte (52.) geht Kilia dann tatsächlich mit schnellem Umschaltspiel in Führung. Kevin Harder schickt von ganz hinten links den an der Mittellinie lauernden Acer, der von links kommend mit Volldampf zwei Neumünsteraner stehen lässt und aus 20 Metern zentral Newe überwindet.
Rasensport zeigt sich nicht geschockt, spielt mutig weiter. Doch auch die Kilia-Defensive steht äußerst stabil. Bei verteiltem Spiel hat Kilia nun die besseren Torgelegenheiten, mit „Schulle“ Alt einen starken Taktgeber im Mittelfeld. Kilia ist dem zweiten Tor näher als der VfR dem Ausgleich. Zunächst hat Rasensport Glück, als nach einem Halten des starken Schulz im Strafraum Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich nicht auf Elfmeter entscheidet (64.). Doch bei einer Grätsche von Rasgele gegen Marvin Müller (71.), bei der auch der Ball im Spiel war, gibt es dann diesen Elfmeter. Acer verwandelt souverän (72.).
Elfmeter oder nicht? Schwierige Fifty-Fifty-Endscheidung:
Kilia abgeklärt
In der Folgezeit zieht sich Kilia noch weiter zurück, lässt den VfR agieren. Plötzlich steht der Ex-Kilianer Visar Mehmeti (78.) 30 Meter ganz frei vor Pachulski, scheint jedoch zu überrascht, nimmt kein Tempo auf und kann von Berat Ayyildiz gestoppt werden. Als dann Pachulski nach Mehmeti-Flanke vor dem eingewechselten Ilir Serifi klärt, ist das Spiel gelaufen. Bis zum Schluss hat Kilia dann alles sicher im Griff, strahlt auch weiterhin hohe latente Torgefahr aus.
Fazit: Kilia gewinnt verdient gegen einen überraschend starken VfR Neumünster, der in der ersten Hälfte seine Chancen nicht nutzt.
Stimmen zum Spiel
FC Kilia Kiel: Pachulski – Ramo, Foit, Harder, Ayyildiz (80. Yildirimer) – Voß (57. Müller) – Trepca (87. Senger), Alt, Yazgan (68. Niebergall), Acer – Nohns (73. Calikoglu).
Trainer: Nicola Soranno.
VfR Neumünster: Newe – Rasgele, Yoshimatsu, Korup, Kahlcke – Schulz – Ljuljic, Watring (59. Serifi), Mehmeti (87. Prom), Adesanya – Kramer (71. Deguchi).
Trainer: Liridon Imeri.
SR: Anna-Lena Heidenreich (VfB Lübeck).
Ass.: Hendrik Plambeck, Jasmin Matysiak.
Z.: 350.
Tore: 1:0 Rezan Acer (52.), 2:0 Acer (72.).