TuS Rotenhof – Kreispokalsieger 2024. © 2024 Olaf Wegerich
Riesenspektakel an der Fockbecker Chaussee. In einem dramatischen Kreispokalfinale schlägt der Oberliga-Aufsteiger TuS Rotenhof den Eckernförder SV vor einer Traumkulisse von fast 900 Zuschauern nach Verlängerung mit 5:4 (3:3, 2:1). In dem sehr hektischen und hart umkämpften Finale verhängte Schiedsrichter Jannes Flaszynski vom SV Holtsee allein vier Strafstöße und zeigte sieben gelbe Karten. Der TuS Rotenhof als glücklicher Sieger nach dramatischen 120 Minuten, die den Akteuren bei sommerlichen Temperaturen konditionell alles abverlangten, erwartet nun in der ersten Runde im SHFV-Lotto-Pokal den Oberligisten TSV Nordmark Satrup.
Luc Justen nach 35 Sekunden erfolgreich
Der Titelverteidiger aus Eckernförde erwischte den perfekten Start. Bereits nach 35 Sekunden lagen die Gäste von der Ostsee nach einem kollektiven Blackout der Rotenhöfer Verteidigung durch einen Treffer von Luc-Jonathan Justen (1.) aus Nahdistanz mit 0:1 im Rückstand. Die Vorlage hatte Timo Bamler gegeben.
Die Gastgeber brauchten einige Minuten, um den Schock des frühen Gegentores zu verdauen. Nachdem sich die Mannschaft von Hans-Hermann Lausen langsam gefangen hatte, rollte Angriff auf Angriff auf das Gästetor. Der ESV, als Sechster der Flens-Oberliga, stand nun mächtig unter Druck. Insbesondere nach Eckbällen wurden die Gastgeber gefährlich.
Kenneth Traulsen trifft zum Ausgleich
Nach nur neun Minuten war die Partie wieder völlig offen. Moritz Gersteuer konnte sich über die linke Außenbahn gegen Julian Zülsdorff behaupten und passte flach in den Strafraum. Dort vollendete der eingelaufene Kenneth Traulsen mit einer herrlichen Direktabnahme zum 1:1-Ausgleich. Bennet Behrens im ESV-Tor hatte nicht den Hauch einer Chance, den Ball abzuwehren.
Danach hatten die Rotenhöfer durch einen Freistoß von Mats Henke (16.) sowie einen Schuss von Felix Knuth (20.) noch gute Gelegenheiten. Auf der Gegenseite verfehlte David Wagner (22.) nach einem Gerangel nur knapp das Tor.
In der Folge wurde das Spiel immer hitziger. Viele kleine Fouls, die oft zu längeren Unterbrechungen führten, bestimmten die Szenerie. Auch gab es immer wieder Leerlauf, weil viele gut gemeinte Pässe nicht den eigenen Mitspieler erreichten. Außer einer großen Intensität hatte das Spiel lange Zeit wenig Höhepunkte zu bieten.
Moritz Gersteuer zum 2:1 mit dem Pausenpfiff
Das änderte sich mit der letzten Aktion vor der Pause. Kenneth Traulsen erkannte die Lücke und spielte einen Traumpass auf Moritz Gersteuer (45+2). Der zögerte noch einen Moment, weil er sich im Abseits wähnte, startete dann aber doch durch und traf mit einem gefühlvollen Lupfer zum 2:1.
Gersteuer verpasst die Vorentscheidung für Rotenhof
Nach der Pause dauerte es eine ganze Weile, bis es endlich wieder zu Torraumszenen kam. Die Riesenchance, auf 3:1 davonzuziehen, hatte Moritz Gersteuer (57.), der aus halbrechter Position den Ball über den herausstürzenden Bennet Behrens lupfte. Doch der ESV konnte rechtzeitig vor Überschreiten der Torlinie den Ball aus der Gefahrenzone befördern.
Jürgensen kommt und trifft nach Ecke
Nur sieben Minuten nach seiner Einwechslung gelang Jan-Ole Jürgensen (74.) in seinem letzten Spiel für den ESV nach einem Eckball, bei dem Torhüter Tobias Quincke den Ball wieder aus den Händen gleiten ließ, aus dem Gewühl heraus mit einem Kopfballtreffer der 2:2-Gleichstand.
Mats Henke erzielt 3:2 aus 25 Metern
Die Antwort der Rotenhöfer ließ nur drei Minuten auf sich warten. Nach einem Foul an Moritz Gersteuer bekamen die Gastgeber einen Freistoß zugesprochen. Mats Henke (77.) legte sich den Ball zurecht und traf aus gut 25 Metern mit seiner linken Klebe per Aufsetzer zum 3:2 in die Maschen.
Spätestens jetzt war es ein echter Pokalfight. Beide Mannschaften kämpften aufopferungsvoll und verbissen um jeden Ball und schenkten sich nichts. Aber auch von den Trainerbänken gab es immer wieder Zwischenrufe und Kommentare, die für eine aufgeheizte Stimmung sorgten. Unverständlich, dass es in dieser Phase, wo einige Spieler schon ziemlich ausgepumpt waren, keine Trinkpausen gab.
Das, was bisher geschah, war aber nur ein Vorgeplänkel auf das, was noch folgen sollte. Was folgte, war eine echte Elfmeterflut, die so manche Gemüter erregte und auch nach Spielende noch für lebhafte Diskussionen sorgen sollte.
Ole Jürgensen mit dem 3:3-Ausgleich
Nach einem Foul von Jan-Ole Bruhns an ESV-Angreifer Nils Woelki, den er unglücklich an der Hacke traf, gab es einen berechtigten Strafstoß für die Gäste. Jan-Ole Jürgensen (84.) blieb cool und traf zum 3:3-Ausgleich.
Tobias Quincke rettet Rotenhof in die Verlängerung
Als schon alles auf eine Verlängerung hindeutete und die letzte Minute der regulären Spielzeit angebrochen war, hatte der eingewechselte Ömer Dagtekin seinen großen Auftritt. Von der rechten Außenbahn kommend, wurde er am Strafraumrand von TuS-Torhüter Tobias Quincke leicht am Fuß touchiert, fädelte ein und kam zu Fall. Wieder blieb Schiedsrichter Flaszynski keine andere Wahl, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Erneut trat Jürgensen an und übernahm Verantwortung, doch diesmal hatte Quincke das bessere Ende für sich, ahnte die Ecke des Schützen und konnte den Ball zur Seite abwehren. Damit war die Entscheidung verschoben und es ging in die Verlängerung.
Felix Knuth in der Verlängerung per Elfer zum 4:3
In der Verlängerung waren erst fünf Minuten gespielt, da gab es erneut einen Strafstoß. Diesmal aber für die Gastgeber. Nach einem eindeutigen Foul von Julian Zülsdorff am durchgebrochenen Moritz Gersteuer entschied Flaszynski erneut auf Foulelfmeter. Felix Knuth blieb eiskalt und traf vom Punkt zum 4:3 für Rotenhof.
Die Spannung war jetzt kaum noch zu überbieten. Bei drückender Hitze schwanden beiden Mannschaften jetzt langsam aber sicher die Kräfte. Immer wieder gab es Unterbrechungen, weil Spieler mit Krämpfen behandelt werden mussten. Dennoch wollten beide Teams den Sieg und warfen alles in die Waagschale.
Ömer Dagtekin gelingt der 4:4-Ausgleich
Nach einem Eckball bekamen die Gastgeber die Situation nicht geklärt und der Ball landete auf Umwegen bei Ömer Dagtekin (105.), der keine Mühe hatte, mit einem beherzten Schuss zum 4:4-Ausgleich zu treffen.
Felix Knuth mit dem Siegtreffer für Rotenhof
Dann folgte die erste Situation, die zu Recht die Gemüter erhitzte. Nach einem Offensivfoul von Moritz Gersteuer an Julian Zülsdorff entschied Flaszynski zum Entsetzen der Gäste auf Handelfmeter, da dem ESV-Kapitän bei der Abwehraktion der Ball unglücklich an die Hand sprang. Erneut trat Felix Knuth (112.) an, schickte Bennet Behrens in die falsche Ecke und traf zum 5:4 für die Gastgeber.
Rotenhof mobilisierte jetzt die letzten Reserven. Der Mannschaft war anzumerken, dass sie während der Pokalschlacht etliche Körner gelassen hatte. Der ESV warf nun alles nach vorne und wirkte dabei sogar noch wesentlich frischer.
ESV fordert Elfmeter – Schiedsrichter pfeift ab
Bei der letzten Aktion des Spiels, einem langen Ball in den Strafraum, gerieten Torhüter Tobias Quincke und ESV-Angreifer Nils Woelki aneinander. Dabei soll der Rotenhöfer Torhüter Woelki am Kopf getroffen haben, was dieser auch nach dem Spiel bestätigte. „Ich habe ihn wohl weggeboxt.“ Auf Eckernförder Seite wurde jedenfalls vehement Strafstoß gefordert. Doch Schiedsrichter Flaszynski entschied sich nach einem Blick auf die Uhr zum Unmut der Eckernförder, die Partie abzupfeifen, was ESV-Trainer Maik Haberlag so richtig auf die Palme brachte. „Hier haben heute die beiden besten Mannschaften aus dem Kreis gegeneinander gespielt, aber es waren heute nicht die besten Schiedsrichter. Das war ein würdiges Finale, aber es ist bitter und macht mich wütend, wie es geendet ist. Die letzten beiden strittigen Aktionen wurden beide zugunsten von Rotenhof entschieden. Nach dem Offensivfoul von Gersteuer auf Handspiel gegen uns zu entscheiden, geht gar nicht. Da darfst du nicht Elfmeter geben nach 117 Minuten“, haderte ESV-Trainer Maik Haberlag mit den finalen Entscheidungen gegen sein Team. „Jetzt müssen wir unsere Wut in positive Energie umwandeln“, war Haberlag aber Sportsmann genug, die Entscheidungen schweren Herzens hinzunehmen.
„Wir hatten vorne wenig Durchschlagskraft und haben oft falsche Entscheidungen getroffen. Dadurch wurde es für uns anstrengend. Rotenhof hat eine gute Performance hingelegt und war eklig bei Standards“, sah Haberlag im Spiel Licht und Schatten bei seiner Mannschaft.
Rotenhofs Aufstiegstrainer Hans-Hermann Lausen war nach der zermürbenden Pokalschlacht erschöpft: „Das war am Ende nur schwer zu ertragen. Ich fand uns spielerisch überlegen. Am Ende war es ein wildes Spiel. Wir haben auch Fehler gemacht, haben uns aber gegen eine gestandene Oberligamannschaft behauptet. Der Sieg für uns war nicht unverdient, aber von der Elfmeterfolge her glücklich. Mein Respekt gilt dem ESV, die ein gutes Spiel gemacht haben.“
TuS Rotenhof: Quincke – Leon Rathmann, Bienwald, Pioch – Flindt (71. Hansen), Schrum (46. Lehmann), Knuth, Engemann (38. Ohm) – Henke (82. Kaak), Kenneth Traulsen (80. Bruhns), Gersteuer.
Trainer: Hermi Lausen.
Eckernförder SV: Behrens – Bamler, Andreas, Zülsdorff, Lorenz (57. Knittel) – Stöterau (67. Jürgensen), Mohr, Justen (88. Dagtekin), Wagner – Clausen (61. Witte), Apitz (82. Wölki).
Trainer: Maik Haberlag.
SR: Jannes Flaszynski (SV Holtsee).
Z.: 811.
Tore: 0:1 Luc Justen (1.), 1:1 Kenneth Traulsen (9.), 2:1 Moritz Gersteuer (45./+2), 2:2 Jan-Ole Jürgensen (74.), 3:2 Mats Henke (77.), 3:3 Jürgensen (84., FE), 4:3 Felix Knuth (95., FE), 4:4 Dagtekin (105.), 5:4 Knuth (112., HE).