Wahnsinn: Ligaprimus Kilia schießt 5 Tore gegen Oldenburg und gewinnt nicht

von Ismail Yesilyurt

Yannik Jakubowski (Kilia Kiel) kurz vor dem 5:4. Oldenburgs starker Keeper Cedric Cordes kann es nicht mehr verhindern. © 2025 Ismail Yesilyurt


„Mich laust der Affe“, wunderten sich sicherlich nicht nur die 222 Zuschauern, die der Partie in der Oberliga zwischen Kilia Kiel und Oldenburger SV beiwohnten. In einem höchst unterhaltsamen Spiel erzielten die Kieler, Spitzenreiter der höchsten Landesklasse in Schleswig-Holstein, fünf Tore und gingen nicht als Sieger vom Platz!

Notfall wird zum Glücksfall: Marc Schwabe Vorbereiter für Rico Bork zum 5:5

„Sehr unterhaltsames, offenes Spiel. Ja, Offensivfeuerwerk und defensiv beide Mannschaften sehr anfällig“, fasste Marc Schwabe, der beim Warmmachen angeschlagen seine Startelfnominierung an Jano Göllner abgeben musste, das Geschehen zusammen. Schwabe, der zur neuen Saison einen Vertrag bei Kilia Kiel unterschrieben hat, kam für den Notfall in der Nachspielzeit noch in die Partie und war am 5:5 direkt beteiligt. Per Kopf gab es nach einem Freistoß aus der eigenen Hälfte die Vorlage zu Rico Bork, der mit seinem Doppelpack zum 5:5 die Jubeltraube auslöste.

Der dribbelstarke Drilon Trepca (Kilia Kiel) sorgte auf der rechte Offensivseite für viele Impulse. © 2025 Ismail Yesilyurt
Der dribbelstarke Drilon Trepca (Kilia Kiel) sorgte auf der rechte Offensivseite für viele Impulse. © 2025 Ismail Yesilyurt

Der Tabellensechste aus Ostholstein trat im Kilia-Stadion auf dem Kunstrasen mit einigen Ausfällen und angeschlagenen Spielern an. So waren u. a. Fredrik Kaps, stets für Tore gut und aufgrund der Tätigkeit im Nachwuchsleistungszentrum von Holstein Kiel mit wenig Einsatzmöglichkeiten, und Leistungsträger Lucas Irmler nicht dabei.


Kilia offensiv hui, defensiv pfui

„Die Art und Weise, wie wir verteidigt haben, hat dafür gesorgt, dass Oldenburg einen Punkt mitgenommen hat“, hatte Kiels Chefcoach Nicola Soranno sein Team vor der Qualität des OSV im Angriff vorgewarnt. Doch das schien in das eine Ohr der Kieler reingegangen zu sein und sofort wieder raus aus dem anderen. Ohne die Schaltzentrale im Kopf erreicht zu haben. „Da muss man dann auch ein bisschen Überheblichkeit mit Sicherheit meinen Jungs vorwerfen. Gegen den Ball, dass wir gedacht haben, das wird schon irgendwie. Deswegen ist es halt umso erstaunlicher. Und auch tatsächlich kenne ich meine Mannschaft nicht so, wie wenig Intensität wir in den Zweikämpfen hatten“, war das nach den guten Vorbereitungsspielen im Defensiverhalten ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Serhat Yazgan fast mit Doppelpack zum 2:1

Loben darf der Kieler Sportlehrer auf jeden Fall seine Offensive-Maschinerie, die über die gesamte Spieldauer wie geölt arbeitete. Das Pfui im Abwehrverhalten konnte damit indes nicht vollständig ausgebügelt werden. Das Problem fing schon gleich in der ersten Minute an, als Oldenburgs Powerstürmer Silas Bünning zuschlug. Daraufhin bestürmten die Platzherren, die schon früh durch Verletzung Stammkraft Berat Ayyildiz verlieren, das von Cedric Cordes gut behütete OSV-Gehäuse. Dem agilen und starken Serhat Yazgan gelingt folgerichtig der Ausgleich nach einem Eckball. Kurz darauf fast das 2:1 mit einem Kopfball gegen die Latte.

Doppeltorschütze Rico Bork (re., Oldenburger SV) im Kopfballduell mit Serhat Yazgan (Kilia Kiel). © 2025 Ismail Yesilyurt
Doppeltorschütze Rico Bork (re., Oldenburger SV) im Kopfballduell mit Serhat Yazgan (Kilia Kiel). © 2025 Ismail Yesilyurt

OSV-Team sehr effektiv

Für den Oldenburger SV, bei dem die Vorbereitung bei sechs ausgefallenen Testspielen nicht optimal lief, hieß es bei der Ansprache: „Scheiß egal ist das und es geht in den 90 Minuten darum, mutig 100 Prozent zu geben. Und dann können wir jeden Gegner schlagen.“ Dabei hilfreich: die sehr effektive Chancenverwertung mit 5 Toren Inhalt. Wieder war es Silas Bünning, der dem Kontrahenten mit dem 2:1 schockte.

Ampelkarte für Oldenburgs Marcel Freund bei eigener 4:3-Führung

Diese Führung verteidigten die Gäste geschickt. Und lagen plötzlich kurz vor der Pause mit 3:1 in Führung. Das verstärkt die Angriffsbemühungen der Heimelf nach der Pause. Mit einem fulminantem Schuss aus etwa 20 Metern in den linken Torwinkel gab es mehr Zündstoff für die Offensive. Die wirbelte jetzt sehenswert und Drilon Trepca setzte sich im Strafraum zum 3:3 ins lange Eck durch.
Das Team um das Trainergespann Pascal Diouri und Philip Nielsen blieb aber stets gefährlich. Nach einem schnellen Umschaltspiel wurde Daniel Junge 22 Meter vor dem Kilia-Tor gebremst. Den fälligen Freistoß verwandelte Rico Bork sehenswert zur erneuten Führung für den OSV. Während die Oldenburger noch das 4:3 bejubelten, kassierte Marcel Freund zwei Mal die Gelbe Karte. Das bedeutete Gelb-Rot und eine Unterzahl der Ostholsteiner.

Letzter Schock für Kilia durch Rico Bork

Als die Landeshauptstädter über den platzierten Schuss von Julius Alt aus dem Strafraum und Yannik Jakubowskis Torriecher nach exzellentem Durchsetzungsvermögen von Serhat Yazgan im Strafraum 5:4 vorne lagen, war der 17. Sieg von Kilia im 21. Punktspiel mit einem Mann mehr nur noch Formsache!? Eigentlich ja, aber dann trat der Notfall ein. Der Oldenburger SV, der bei jedem Standard aus der Ferne stets mit 5 Mann die Abwehrkette der Kilianer belastet hatte, besetzte mit noch mehr Personal die Kilianer Defensive.

Tabellenführer Kilia Kiel, der weiterhin ungeschlagen bleibt, erwartet am kommenden Sonntag im Spitzenspiel den ersten Verfolger Heider SV. Die Oldenburger sind im Ostholstein-Derby bei Eutin 08 zu Gast.

Stimmen zum Spiel

Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel)

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