Keeon Erfurth (VfR Neumünster) überläuft die Grätsche von Sadok-Ämin Amara (FC Dornbreite Lübeck). © 2024 Olaf Wegerich
In der Oberliga trafen bei starkem Wind und meist sonnigem, trockenem Wetter in der Grümmi-Arena der heimische VfR und der Lübecker Traditionsverein FC Dornbreite aufeinander. Angesichts der Tabellensituation ein echtes Sechs-Punkte-Spiel.
Bei Dornbreite sitzt Christian Peters nur auf der Bank
Beide Teams waren sich der Wichtigkeit dieser Partie bewusst. Konzentriert und bissig gingen beide Teams zu Werke, sodass zunächst mehr Fußball “gearbeitet” als gespielt wurde. Der Gast aus Lübeck begann im 4-2-3-1 mit Florian Wurst als einziger Sturmspitze, sodass der im Hinspiel (4:1 für Dornbreite) noch dreimal erfolgreiche Ex-Eicheder Christian Peters, der zur neuen Spielzeit zum Eckernförder SV wechselt, zunächst nur auf der Bank saß.
Der VfR begann diesmal im 4-3-3-System. Für den angeschlagenen Nick Neca rückte der zuletzt fehlende Murat Rasgele wieder als Rechtsverteidiger ins Team, ansonsten blieb das Team personell im Vergleich zur Vorwoche (0:0 bei Weiche II) unverändert.
Beide Teams auf Augenhöhe
Der FCD stand hinten eng und begann mit konsequentem Doppeln bei Ballbesitz des Gegners in der eigenen Hälfte. Das klappte gut, denn der VfR suchte zu Beginn oft das Eins-gegen-eins oder gar das Eins-gegen-zwei, statt den Ball schnell zirkulieren zu lassen. Bei eigenem Ballbesitz versuchte Dornbreite, schnell die Außen zu “überlagern”, d.h. dort über die eigenen schnellen Außenbahnspieler Überzahl herzustellen (Sahid Wahab / Sadok-Ämin Amara links, Kevin Hermann / Jermaine de Guzmann rechts). Das funktionierte zunächst ganz gut, doch stand auch der VfR defensiv sicher, schob schnell zu oder die VfR-Innenverteidiger Kenny Korup und Geart Latifi klärten. So blieben Torchancen auf beiden Seiten zunächst Mangelware.
2 Großchancen auf beiden Seiten
Das erste Tor hat dann für den VfR Linksaußen Emirkaan Güzel auf dem Schlappen. Eine Hereingabe von Keenon Erfurth flippert durch den Lübecker Strafraum, Güzel zieht aus 10 Metern ab – knapp übers Lattenkreuz (20.). Dann rutscht auf der anderen Seite eine Freistoß-Hereingabe flach durch, Dornbreites Sechser Jannek Stöver kommt aus 6 Metern unbedrängt zum Abschluss – VfR-Keeper Newe ist noch dran (22.).
Dann will auf der anderen Seite Nico Heyden dem nicht nachstehen: Einen Volodymyr Pryiomov-Knaller aus spitzem Winkel kann der FCD-Keeper noch gerade an den Pfosten lenken (26.). Dann brennt es wieder gegenüber: Wieder rutscht ein Standard durch, Florian Wurst kommt in idealer Position zum Abschluss, doch diesmal rettet Geart Latifi noch gerade so zur Ecke (32.).
Wurst mit überflüssigem Einsteigen gegen Newe
Bis zur Pause dann beiderseits viel Kampf und wenig Spiel. Unrühmlicher Höhepunkt: VfR-Keeper Newe will weit abschlagen, Florian Wurst läuft ihn an und geht mit abgewinkeltem hohen Bein in den Mann (40.). Völlig unverständliche überflüssige Aktion. Wurst ist mit der gelben Karte seitens des sehr guten Schiedsrichters Mika Kröhnert echt gut bedient.
Dornbreiter Bank reklamiert oft
Genauso unverständlich in dieser Szene die Reaktion der Dornbreiter Bank: Der attackierte, zu Boden gegangene Newe wird lautstark und vielstimmig der Schwalbe beschuldigt (“Du fällst 8 Minuten später, Alter”): der unrühmliche Höhepunkt des Auftritts der Gästebank, die sich sowieso gefühlt in jeder zweiten Szene stark benachteiligt fühlt und das auch permanent kundtut. Nach dem Spiel gehen die Emotionen aber dann sofort wieder in geordnete Bahnen über: Shakehands unter allen Beteiligten. Zur Pause also ein 0:0 der unansehnlicheren Art.
Leeser stellt auf 3-4-3 um.
Zur Pause stellt Rocco Leeser genau wie in der Vorwoche auf Dreierkette um. Rasgele rückt auf die rechte Außenbahn vor, Christoph Kahlcke wird vom Linksverteidiger zum rechten Innenverteidiger. Das zahlt sich auch wieder positiv aus. Damit wird das “Überlagern” der Außenpositionen seitens Dornbreite weitgehend im Ansatz unterbunden und wirkungslos. Der VfR bekommt das Spiel nun immer besser in den Griff. Die routinierte Mittelfeldachse Björn Lambach/Sean Vinberg/Dylan Williams kontrolliert die Partie immer deutlicher. Nach einer Björn Lambach-Ecke von rechts köpft Geart Latifi zentral stehend aus 7 Metern zum 1:0 ein (58.).
Taktik-Duell zwischen VfR-Trainer Rocco Leeser und FCD-Coach Thomas Manthey
Danach zieht sich der VfR etwas zurück, steht hinten dabei bombensicher. Als Dornbreite Christian Peters bringt (70.), die schnellen Außen opfert (64., 70.) und auf “Brechstange” umstellt, stellt Leeser eiskalt wieder auf 4er Kette um (73.). Mit seinen Spielern taktisch gar kein Problem. Damit wird die Dornbreiter Taktikveränderung wirkungslos gemacht. Dornbreite hat in der zweiten Halbzeit keine Torchance mehr.
VfR verpasst mehrfach die Vorentscheidung.
Dass der VfR-Anhang noch lange zittern muss, liegt an der mangelnden Chancenausnutzung des konternden VfR. Pryiomov (72., frei vor Heyden, vorbei) und der von Pryiomov ganz freigespielte starke Joker Ilir Serifi (80., scheitert am starken Heyden) haben die dicksten Möglichkeiten. Sean Vinberg (65., knapp vorbei) Pryiomov (69., 77.) haben weitere Treffer auf dem Fuß.
2:0 – Entscheidung wieder nach Ecke
Erst in der 89. Minute ist das Spiel oder besser der Kampf dann entschieden. Eine Lambach-Ecke wird zunächst scheinbar geklärt, Latifi aber fängt die Kugel ab, legt auf Williams ab, dessen 20-Meter-Versuch von Vinberg am Fünfer aufgenommen und versenkt wird.
Fazit: Im Abstiegskampf geht es dramatisch und eng zu. Der VfR, nach der Hinrunde aussichtslos abgeschlagen Tabellenletzter, rollt die Tabelle von hinten auf. In der Rückrundentabelle grüßt man von ganz oben, hat 22 Punkte aus den letzten 10 Spielen geholt. Die letzten drei Spiele ist man bei 7 Punkten sogar ohne Gegentor geblieben.
Statistik
VfR Neumünster: Newe – Rasgele, Korup, Latifi, Kahlcke – Lambach, Vinberg, Williams – Erfurth, Pryiomov, Güzel (46. Serifi).
Trainer: Rocco Leeser.
FC Dornbreite Lübeck: Heyden – Hermann (82. Behrens), Görlitz, Senghore, Amara – Will, Stöver (78. Lening) – de Guzmann (63. Spieker), Worreschk, Wahab (70. Said) – Wurst (70. Peters).
Trainer: Thomas Manthey.
Schiedsrichter: Mika Kröhnert (Holstein Kiel).
Assistenten: Florian Lisiak, Malte Gerhardt.
Zuschauer: 202.
Tore: 1:0 Latifi (58.) , 2:0 Vinberg (89.).