VfR Neumünster nach 1:3 in Oldenburg auf Abstiegsplatz

von Helwig Pfalzgraf

Murat Rasgele (am Ball) und Kevin Schulz (im Hintergrund, VfR Neumünster) bilden in Oldenburg di Mittelfeldzentrale. © 2024 Olaf Wegerich


Der Oldenburger SV empfing am Tag der Deutschen Einheit mit dem VfR Neumünster einen Gast, gegen den man im Vorjahr zweimal mit 1:0 siegreich blieb. Auch in diesem Jahr stehen die Männer vom Schauenburger Platz aktuell im sicheren Mittelfeld, während die Veilchen aus der Schwalestadt sich zuletzt auf Talfahrt befanden.

So fuhren die nur noch wenigen Allesfahrer-Fans des VfR mit sehr gemischten Gefühlen zum Auswärtsspiel auf die geschichtsträchtige Halbinsel Wagrien am Oldenburger Graben. Die letzten Rasensport-Auftritte bei TSB Flensburg (0:3) und vor allem die zweite Halbzeit gegen Eidertal, die zwischen desaströs und sportlichem Offenbarungseid einzuordnen ist (3:4 nach 2:0-Halbzeitführung), waren zu ernüchternd.

Der VfR verfügt nach den Abgängen von Alija, Kulka und VfR-Urgestein Marcel Stölting nur noch über einen 19 Mann starken Kader. Mit Rin Yoshimatsu (Gelb-Rot-Sperre), Nick Neca (Langzeitverletzung), Marko Ljuljic (krank) und Nicola Prom (verletzt) fehlten heute vier Akteure. So kam Araik Arshakjan, zu Saisonbeginn aus der U19 des TSV Kronshagen zur Reservemannschaft der Lila-Weißen gewechselt, zu seinem Startelfdebüt, nachdem er zuletzt bereits drei Kurzeinsätze für die Oberligamannschaft absolviert hatte. Auch diese Perspektive machte dem VfR-Anhang wenig Mut, zu fehlerbehaftet und in Teilen oberligauntauglich präsentierte sich der Restkader zuletzt.

In der ersten Hälfte wies der OSV dann auch ein klares Chancenplus auf. Rasensport-Keeper Eric Gründemann hielt dreimal überragend. Dabei profitierte die Heimelf immer wieder von Aufbaufehlern der Gäste. Über die Flügel kam der OSV immer wieder leicht zu Chancen. Die Führung nach einem Kopfballtreffer des Ex-Klausdorfers Marc Schwabe (17.) nach einer Ecke von Jan-Eric Kränzke war hochverdient. 8:2 lautete das notierte Chancenverhältnis zur Pause.

In Hälfte zwei bestimmte weiterhin der OSV die Partie. Etwas überraschend dann der 1:1-Ausgleich (53.) für den VfR: Kenny Korups langer Ball brachte den zur Pause eingewechselten Ilir Serifi ins Spiel, der sich im Strafraum durchsetzte. Zwar konnte der frühere Preetzer Cedric Cordes seinen Schuss noch parieren, doch Ola Adesanya staubte ab.

Doch mit fortschreitender Spielzeit wurde das Neumünsteraner Defensivspiel, in dem sichtbar nur die beiden Innenverteidiger Korup und Kahlcke die einzigen „gelernten“ Abwehrspieler waren, mit nachlassender Konzentration immer fehlerbehafteter.

Die Personallage wird für Trainer Liridon Imeri (VfR Neumünster) nicht besser. © 2024 Olaf Wegerich
Die Personallage wird für Trainer Liridon Imeri (VfR Neumünster) nicht besser. © 2024 Olaf Wegerich

Die körperliche Überlegenheit des OSV wurde immer deutlicher. Der keineswegs enttäuschende und erfrischend aufspielende Arshakjan stellte dazu treffend fest: „Mein Gegenspieler (Lucas Irmler, die Red.) hatte einen Bizeps wie ich einen Oberschenkel.“ So war es nur eine Frage der Zeit, bis der OSV wieder in Führung ging. Daniel Junge staubte ab (65.), nachdem der VfR mit Stellungsfehlern und nicht gewonnenen zweiten Bällen ihn dazu eingeladen hatte. Auch beim dritten Tor hatte Marcel Freund alle Zeit der Welt, einen Steckpass zum ungehindert durchlaufenden Irmler zu spielen, der frei vor Gründemann den Ball unter die Latte setzte (75.). Gründemann war ob der offensichtlichen Naivität im Defensivverhalten bedient: „Ihr guckt nur auf den Ball!“

Direkt danach hätte Adesanya die Partie nochmal spannend machen können, doch er hatte den Ball auf dem falschen Fuß liegen und schlug einen Haken zu viel. Er kam zu Fall, einen Elfmeter gab die gut stehende Levke Scholz jedoch nicht. Auch Christopher Kramer scheiterte noch einmal (84.), seinen Abschluss aus fünf Metern hielt Cordes überragend. Auf der anderen Seite setzte Jasper Görtz freistehend den Ball etwas überhastet über das Tor. So blieb es bis zum Schluss beim verdienten 3:1-Sieg des Oldenburger SV. VfR-Sportdirektor Rocco Leeser war bei diesem wichtigen Match nicht vor Ort. Allerdings hat er ja auch beim letzten Heimauftritt gegen Eidertal deutlich sehen können, wo und wie der Kader nachgebessert werden muss.

Die Talfahrt des VfR Neumünster geht weiter, der Verein ist auf einem Abstiegsplatz angekommen. Zu viele taktisch ungenügend ausgebildete Spieler, kaum „Kanten“ in der Abwehr, überhaupt kaum Abwehrspieler im Kader. Viele Akteure mit negativer Zweikampfbilanz, die bei aller fußballerischen Brillanz körperlich für diese Liga zu wenig Durchsetzungsvermögen aufweisen. Auch im Sturm gibt es kaum Alternativen. Mit diesem nicht nur quantitativ viel zu kleinen, sondern auch qualitativ mängelbehafteten Kader wird der Klassenerhalt in dieser Oberliga kaum möglich sein.

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