Fabian Arndt (Heider SV) setzt sich energisch gegen Noah Fritzen (SV Eichede) durch. © 2025 Volker Schlichting
Der Heider SV ist nach einer enttäuschenden Leistung im SHFV-Pokal-Viertelfinale ausgeschieden. Beim Ligarivalen SV Eichede mussten die ambitionierten Dithmarscher eine ernüchternde 0:2 (0:1)-Niederlage einstecken. Die Stormarner haben damit den Einzug in das noch zu terminierende Halbfinale geschafft und treffen dort auf den Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck. Für die deutlich clevereren und robusteren Gastgeber erzielten Jens Wollesen (28.) und Kazusanosuke Ikeda (90.) die entscheidenden Treffer.
Im mit großer Spannung erwarteten Duell zweier Oberliga-Topmannschaften bekamen die wenigen Zuschauer im Ernst-Wagener-Stadion bei brütender Hitze nur wenige Höhepunkte geboten, weil das Spiel über weite Strecken taktisch geprägt war.
Heide mit gutem Start – Hinz und Harms vergeben frühe Führung
Dabei zeigte sich die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann in der Anfangsphase noch sehr zielstrebig. Nach einem schönen Diagonalball von Patrick Storb hatte Jannis Hinz ebenso den Führungstreffer auf dem Fuß wie wenig später Mathis Harms, der schön freigespielt wurde, aber kurz vor dem Torschuss noch abgegrätscht wurde. Danach neutralisierten sich die Mannschaften über weite Strecken des Spiels und lauerten jeweils auf Fehler des anderen.

Jens Wollesen nutzt Abwehrschnitzer zum Führungstreffer
Einen dieser wenigen Fehler erlaubten sich die Gäste mit schwerwiegenden Folgen. Nach einem Heider Ballverlust schalteten die Gastgeber blitzschnell und schlugen den Ball aus gut vierzig Metern hoch vor das Tor. Dort kam der Satruper Neuzugang Jens Wollesen (28.) herangerauscht und drückte den Ball mit der Pike über die Torlinie. „Wir schalten da kurz für zwei Sekunden ab, und einer verlässt sich auf den anderen“, sagte Heides Trainer Markus Wichmann zur Entstehung des unglücklichen und vermeidbaren Gegentores. „Das war ein Missverständnis zwischen Abwehr und Torhüter. Da hat die Kommunikation gefehlt“, haderte Geschäftsführer Hannes Nissen.
Kopfballchance für Mika Kieselbach
Zwei Minuten später hätten die Dithmarscher ausgleichen können, doch nach schöner Vorarbeit von Fabian Arndt über die linke Außenbahn konnte der anschließende Kopfball des Heider Torjägers Mika Kieselbach (30.), bei dem er nicht genug Druck hinter den Ball bekam, noch von einem Eicheder Abwehrspieler über die Torlatte gelenkt werden.

Heide nach der Pause mit guter Phase
Während sich die Eicheder nach ihrer Führung wieder weitestgehend auf das Verteidigen beschränkten, hatten die Dithmarscher kurz nach dem Seitenwechsel noch einmal Aufwind. „Da haben wir für 15 bis 20 Minuten gut in die Räume gespielt und hatten eine gute Phase“, sah Heides Trainer seine Farben kurzzeitig im Vorteil.
Das kurze Zwischenhoch verpuffte jedoch sehr schnell, denn bis auf einen geblockten Schuss von Björn Lambach fehlte es Heide an Durchschlagskraft gegen das Eicheder Abwehrbollwerk.
Patrick Storb mit Kniebeschwerden ausgewechselt
Nach gut einer Stunde musste dann auch Heides Abwehrchef Patrick Storb ausgewechselt werden, den Knieprobleme plagten. „Die vielen Trainingseinheiten auch auf Kunstrasen“, führte Geschäftsführer Nissen als Grund für die wiederkehrenden Schmerzen bei Storb an und hofft, dass Eisbäder und Schonung schnell für Linderung bei dem kopfballstarken Innenverteidiger sorgen.
Mathis Harms mit der letzten Chance zum Ausgleich
Während die Gastgeber weiter sehr kompakt standen, hatten die Dithmarscher in der zweiten Hälfte durch Mathis Harms (80.) mit einer scharfen Hereingabe, die keinen Abnehmer fand, aber nur haarscharf das Tor verfehlte, nur noch eine Gelegenheit auf den Ausgleichstreffer.

Kazusanosuke Ikeda macht alles klar für Eichede
Mitten in die vergeblichen Angriffsbemühungen der Dithmarscher nutzten die Gastgeber in der letzten Minute der regulären Spielzeit einen Heider Ballverlust im Spielaufbau für eine perfekt vorgetragene Umschaltsituation. Kazousanosuke Ikeda (90.) ließ auch Torhüter Gründemann aussteigen und traf zum zweiten Mal für Eichede. Damit war die Partie zugunsten der Stormarner entschieden.
Stimmen zum Spiel
„Wir haben über die gesamte Spielzeit sehr konzentriert agiert und verdient gewonnen. Ich bin stolz, dass die Jungs sich so präsentiert haben und wir nach langer Zeit wieder das Halbfinale erreicht haben“, sagte Eichedes Trainer Paul Kujawski.
„Der Sieg der Eicheder war verdient. Wir wussten, dass mit Eichede zu rechnen sein wird. Wir hatten gute Phasen, aber die waren zu kurz. Das reichte dann einfach nicht. Uns fehlte es an Durchschlagskraft und Durchsetzungsvermögen – auch im Passspiel von außen, um die Bälle festzumachen und selbst Torchancen zu generieren. Oft waren die Bälle zu schnell weg, und wir waren zu unkonzentriert. Das war brutal für die Jungs bei dieser Hitze. Aber das soll keine Entschuldigung sein. Ich hatte mich vorab an anderer Stelle dazu verleiten lassen zu sagen, dass wir den Pokal holen wollen. Das werde ich nicht noch einmal machen. Natürlich sind wir ambitioniert, aber ich werde für die Oberliga keine genaue Platzierung vorgeben, die wir erreichen wollen“, so Wichmann.
„Die Niederlage ist kein Beinbruch. Wir hatten auch nach dem Spiel gegen Hemelingen zwei Tage lang Weltuntergangsstimmung. Wir sind gerade dabei, unser System anzupassen. Unsere neuen Co-Trainer Leif Hahn und Jörg Eggers haben da neue Ideen reingebracht, die wir nun für uns umsetzen wollen. Dabei geht es um den Spielaufbau und die Positionierung. Wir versprechen uns dadurch, Spiele nicht nur durch die individuelle Klasse einzelner Spieler zu entscheiden, sondern durch eine gute Spielidee und über fußballerische Lösungen. Unser Anspruch muss sein, künftig eine starke Abwehrformation wie die von Eichede zu knacken“, konstatierte Heides Geschäftsführer Hannes Nissen.
Tarek von Böhlen bekommt Sonderlob
Wo viel Schatten ist, da gibt es auch Licht. Neuzugang Tarek von Böhlen, der vom Verbandsliga-Aufsteiger TSV Friedrichskoog an die Meldorfer Straße wechselte, zeigte erneut einen starken Auftritt, was auch bei seinem Trainer die entsprechende Resonanz fand. „Der Junge macht eine super Vorbereitung. Das macht viel Spaß mit ihm. Er ist ja im gleichen Alter wie mein Sohn. Wir wollten ihn schon früher für die U 23 haben“, sagte Wichmann.
Fazit: Geduld ist gefragt an der Meldorfer Straße. Während die Eicheder Mannschaft von Trainer Paul Kujawski einen großen personellen Umbruch zu verkraften hatte, erfolgte die Neujustierung bei den Dithmarschern im deutlich kleineren personellen Rahmen. Hinzu kommt, dass künftig flexibler gespielt werden soll, um auch gegen kompakte Abwehrreihen wie die der Stormarner zum Erfolg zu kommen. Dennoch wurde deutlich, dass die Automatismen bei den Gastgebern – zumindest was die defensive Kompaktheit und das Nutzen der wenigen sich bietenden Torchancen betrifft – schon deutlich besser greifen.
Heide am Mittwoch in Linden
Bereits am kommenden Mittwoch ist der Heider SV im Kreispokal erneut gefordert. Um 19.00 Uhr erwartet die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann ein Auswärtsspiel beim B-Klassisten TSV Linden. Übrigens: Der Heider SV hat den Zuschlag für das Finale im Kreispokal erhalten. Dort soll das Endspiel ausgetragen werden.
SV Eichede: Barkmann – Fritzen, Cloppatt, Nishori, Irmler – Giebler (75. Ehlers), Tonder (96. Berger) – Mika Meyer, Silas Meyer, Bieche (71. Ikeda) – Wollesen (89. Ljuljic).
Trainer: Paul Kujawski.
Heider SV: Gründemann – Busch, Storb (63. Dahm), Neelsen, Hinz (73. Reimers) – Lambach, von Böhlen – Harms, Gieseler, Arndt (63. Tanchak) – Kieselbach.
Trainer: Markus Wichmann.
Schiedsrichter: Paul Jasper Albrecht (TSV Böklund).
Assistenten: Florian Lisiak und Liz Pirotton.
Zuschauer: 137 im Ernst-Wagener-Stadion in Eichede.
Tore: 1:0 Jens Wollesen (28.), 2:0 Kazousanosuke Ikeda (90.).