Magic G genießt im Spalier all seiner Weggefährten seinen Abschied. Quelle: Ismail Yesilyurt
Was für eine großartige Abschiedsgala! Physiotherapeut Gunter Zerbe, der anlässlich seines 60. Geburtstages Wegebegleiter der letzten 25 Jahre auf und neben dem Platz zu seinem letzten großen Spiel einlud, wurde ausgiebig gefeiert und verabschiedete sich sogar mit einem Tor. Als der Schiedsrichter auf den Punkt zeigte, wurde Gunter auf den Platz geholt, der zum Strafstoß antreten sollte.
„Meine Güte! Ich glaube, mein Anlauf war zu lang gewählt. Nach drei Schritten tat schon alles weh“, verriet der sympathische Physio, der den Ball dennoch im Tor unterbrachte. „Eiskalt ausgeguckt“, zwinkerte Gunter, der die Kugel am regungslosen Schlussmann Oliver Graucob vorbei in die Maschen wuchtete. Spaß war angesagt, und den hatten sowohl die Spieler als auch die Trainerteams und Zuschauer.
Viele Lacher gab es auch, als Spieler und Trainer, die mit dem Physio gemeinsame Jahre verbrachten, aus dem Nähkästchen plauderten und Anekdoten zum Besten gaben. Allen voran Özcan Atsoy, der 1996 als Spieler mit Inter Türkspor Kiel im Trainingslager in Alanya war. „Wir waren damals eine rein türkische Mannschaft. Was ich nicht wusste, war, dass Gunter fließend türkisch spricht. Als wir dann in einem Cafe einkehrten, hat Gunter so getan, als wenn er der einzige wäre, der türkisch spricht. Sobald die Bedienung kam, die ihn auf Deutsch ansprach, hat er auf Türkisch geantwortet und sich als Türke vom Schwarzmeer ausgegeben, der schon lange in Deutschland lebt und deshalb einen Akzent hat. Der Kellner sprach dann türkisch mit ihm. Das witzige dabei war, dass Gunter dann für uns die türkischen Fragen der Bedienung auf Deutsch übersetzt hat, während wir so taten als könnten wir türkisch nicht verstehen. Wir haben uns halb tot gelacht. Gunter war am Ende des Trainingslagers überall im Ort bekannt“, erinnert sich Atasoy.

„Ja mit Gunter konnte man Spaß haben“, weiß auch Patrick Nöhren, der beim SC Comet Kiel gemeinsame Jahre mit Gunter verbrachte. „Eine absolute Vertrauensperson, die man nicht nur, wenn es um Fußball ging, um Rat fragen konnte, sondern auch abseits des Platzes. Er ist ein Mensch, der die Mannschaft im Inneren versteht. Eine Respektsperson, die auch mal Kritik äußerte, wenn sie angebracht war. Dann wurde es immer ganz still in der Kabine“, schildert Nöhren, mit dem sich Gunter auch den ein oder anderen Spaß erlaubte.
„Als wir 2010 im Trainingslager waren, gab es zur der Zeit unglaublich viele Fliegen. Das war wie eine Plage. Es lohnte sich also kaum, die Viecher, die auf der Haut landeten, zu verscheuchen. Während eines Spiels merkte ich, das immer wieder eine Fliege auf meinem Nacken landete. So dachte ich jedenfalls. Immer wieder griff ich mir an den Hals, und ich bekam mit, dass die Spieler hinter mir auf der Bank zu kichern anfingen. Erst nach einer halben Stunde bekam ich mit, dass es keine Fliege war, die mich ärgerte, sondern Gunter, der mit einem Grashalm meinen Nacken kitzelte“, schmunzelt Patrick Nöhren noch heute.
Gunter Zerbe, der sich weit über die Grenzen von Kiel hinaus nur Freunde gemacht hat, war total begeistert über die knapp 200 Wegbegleiter und Freunde, die es sich nicht nehmen ließen, „Magic G“ zu verabschieden. „Ja, ich bin sehr, sehr glücklich, dass mir die Jungs einen so tollen Abschied geschenkt haben“, sagte der Sympathieträger sichtlich gerührt.
Tschüß, Gunter. Wir wünschen Dir vom Guten nur das Beste!