Patrick Storb erlöst den Heider SV – knapper 4:3-Erfolg in Reinfeld und viel Dramatik

von Olaf Wegerich

Heides Ligaobmann Hannes Nissen (re.) und Trainer Markus Wichmann sind nach dem 4:3 verständlicherweise außer Rand und Band. © 2025 Volker Schlichting


War das spannend! In einem phasenweise rassigen und dramatischen Oberligaspiel konnte sich der Heider SV mit sehr viel Dusel knapp mit 4:3 (2:0) beim SV Preußen Reinfeld durchsetzen und verteidigt damit – zumindest bis zum 26. April, wenn es in der Liga mit einem Heimspiel gegen den VfR Neumünster weitergeht – den so wichtigen 2. Platz vor dem SV Eichede, der am heutigen Sonntag mit einem Heimsieg gegen die U21 des VfB Lübeck den Abstand wieder auf einen Zähler verkürzen kann.

Bei sommerlichen Temperaturen sahen die Dithmarscher nach einer soliden ersten Hälfte, nach den Treffern von Noah Kurzbach (11.) und Mika Kieselbach (44.), bereits wie die sicheren Sieger aus. Doch ein von Azat Selcuk (50.) vergebener Foulelfmeter lässt das Spiel noch einmal kippen und sorgt für Herzrasen bei den Gästen. Binnen vier Minuten treffen Franz Schlatow (55.), Thierry Spieker (56.) und Christoph Böckelmann (59.) für die nun wie entfesselt aufspielenden Reinfelder zur 3:2-Führung. Heide ist nun völlig von der Rolle und hat Glück, dass Reinfeld nicht noch einen Treffer nachlegt. So reicht es durch die späten Tore von Mika Kieselbach (78.) und Patrick Storb (90.) – nach einer deutlichen Leistungssteigerung in den letzten zwanzig Minuten – doch noch für den so wichtigen, aber schmeichelhaften Auswärtssieg, der die Dithmarscher weiter Kurs halten lässt. Reinfeld kann trotz der unglücklichen Niederlage weiter den 6. Platz verteidigen.

Steffen Neelsen fällt kurzfristig aus

Bei den Gastgebern fehlten Urlauber Patrick Ellenberger sowie die gesperrten Mark Heinze und Erik Schewe. Bei den Dithmarschern musste der zuletzt gesetzte Außenverteidiger Steffen Neelsen wegen Rückenproblemen passen.

Noel Kurzbach trifft früh zur Heider Führung

Die Heider begannen in einem guten Oberligaspiel zunächst sehr konzentriert und konnten früh vorlegen. Nach einer kurz ausgeführten Ecke durch Busch kam der Ball zu Gieseler, der eine perfekt getimte Hereingabe in den Strafraum schlug. Noah Kurzbach (11.) schraubte sich hoch und traf per Kopfballtreffer zum 0:1 für die Gäste, die fortan mit der Führung im Rücken sehr routiniert auftraten und keine Torannäherung zuließen.

Noel Kurzbach (Heider SV) schwebt nach seinem Tor auf Wolke sieben. © 2025 Volker Schlichting
Noel Kurzbach (Heider SV) schwebt nach seinem Tor auf Wolke sieben. © 2025 Volker Schlichting

Mika Kieselbach erhöht kurz vor der Pause

Im Stil einer Spitzenmannschaft legte Heide noch kurz vor der Pause nach und konnte den so wichtigen zweiten Treffer erzielen. Nach schöner Hereingabe von Marvin Wolf traf Mika Kieselbach (44.) mit einem spektakulären Seitfallzieher zum 0:2-Pausenstand. Heide agierte bis dahin sehr souverän, und Reinfeld schaffte es trotz aller Bemühungen kaum einmal, in die gefährlichen Zonen zu kommen.

Mika Kieselbach (re., Heider SV) hat abgezogen. Emilo Krück (Preußen Reinfeld) und Keeper Daniel Marco können das 0:2 nicht verhindern. © 2025 Volker Schlichting
Mika Kieselbach (re., Heider SV) hat abgezogen. Emilo Krück (Preußen Reinfeld) und Keeper Daniel Marco können das 0:2 nicht verhindern. © 2025 Volker Schlichting

Daniel Marco entschärft Elfer von Azat Selcuk

Alles deutete bis dahin darauf hin, dass der Tabellenzweite der Flens-Oberliga vor einer entspannten Auswärtsfahrt stand. Als dann auch noch fünf Minuten nach dem Seitenwechsel dem Tabellenzweiten ein berechtigter Foulelfmeter zugesprochen wird, scheint das Schicksal für die Reinfelder seinen Lauf zu nehmen.

Doch Torhüter Daniel Marco kann den von Azat Selcuk (50.) in die vom Schützen aus gesehene rechte untere Ecke geschossenen Ball mit einer starken Parade zur Seite abwehren und auch den Nachschuss von Jonah Gieseler mit einem tollen Reflex entschärfen. Der dritte Versuch der Dithmarscher bleibt in der vielbeinigen Abwehr hängen. Nach der gelungenen Aktion feiern sich die Reinfelder lautstark ab und sind auf einmal wie aufgedreht. Der vergebene Elfmeter und die gelungene Abwehraktion waren die Initialzündung für die Gastgeber, noch einmal richtig Gas zu geben.

Dynamisch mit viel Power - Azat Selcuk (Heider SV) schwebt über den Platz. © 2025 Volker Schlichting
Dynamisch mit viel Power – Azat Selcuk (Heider SV) schwebt über den Platz. © 2025 Volker Schlichting

Franz Schlatow trifft per Kopf zum Anschlusstreffer

Nur fünf Minuten später nutzt die Mannschaft von Trainer Pascal Lorenz ihre erste richtig gelungene Angriffsaktion zum 1:2-Anschlusstreffer. Der junge Ryusei Abe (19) kommt dabei mit viel Tempo über die rechte Außenbahn und schlägt aus vollem Lauf eine scharfe Hereingabe auf den perfekt einlaufenden Franz Schlatow (55.), der per Kopfballtreffer aus Nahdistanz zum 1:2 verkürzen kann.

Keeper Eric Gründemann (Heider SV) muss den Ball von fallenden Franz Schlatow (Preußen Reinfeld) zum 1:2 passieren lassen. © 2025 Volker Schlichting
Keeper Eric Gründemann (Heider SV) muss den Ball von fallenden Franz Schlatow (Preußen Reinfeld) zum 1:2 passieren lassen. © 2025 Volker Schlichting

Thierry Spieker trifft zum Ausgleich

Die bis dahin so souveränen Gäste geraten auf einmal komplett ins Schwimmen und kassieren nur sechzig Sekunden später durch Thierry Spieker (56.), der aus halbrechter Position mit einem Flachschuss erfolgreich ist, den 2:2-Ausgleichstreffer.

Christoph Böckelmann bringt Reinfeld in Führung

Nur drei Minuten später kassieren die nun völlig indisponierten Dithmarscher den nächsten Gegentreffer. Nach einem Freistoß von Egzon Lahi aus dem Halbfeld kann Erik Gründemann im Heider Tor den anschließenden Kopfball von Marvin Miljic zunächst noch nach vorne abwehren, aber im Nachsetzen köpft Christoph Böckelmann (59.) zum 3:2 für die Gastgeber ein. Kurz darauf hat Nicklas Frers noch eine gute Möglichkeit für die Gastgeber, kann aber im letzten Moment geblockt werden.

Ryusei Abe (li., Preußen Reinfeld) gegen Lucas Groß (Heider SV). © 2025 Volker Schlichting
Ryusei Abe (li., Preußen Reinfeld) gegen Lucas Groß (Heider SV). © 2025 Volker Schlichting

Markus Wichmann bringt frische Kräfte

Nach dem Rückstand reagiert Heides Trainer Markus Wichmann sofort und bringt zunächst mit Lucas Groß (61.) und Pascal Ayene (69.) frische Kräfte, die das Blatt wenden sollen. Später kommen noch Mathis Harms, Macius Dahm und Daouda Soumah (alle 78.). Durch die Hereinnahme der frischen Kräfte, die sofort Wirkung entfalten, bekommen die Dithmarscher allmählich die Kontrolle über das Spiel zurück. Nach schöner Hereingabe von Pascal Ayene trifft Mika Kieselbach (78.) zwölf Minuten vor Spielende per Kopfballtreffer zum 3:3-Gleichstand.

Patrick Storb als der Retter in höchster Not

Doch ein Punkt ist zu wenig für die Dithmarscher, und sie rennen weiter an und wollen den Siegtreffer erzwingen. Und wieder ist es ein später Treffer, der die Entscheidung bringen sollte. Erneut ist es Pascal Ayene, der in der letzten Minute der regulären Spielzeit eine Flanke in den Strafraum schlägt, bei der sich der Reinfelder Torhüter etwas verschätzt, sodass dessen missglückte Faustabwehr bei Patrick Storb (90.) landet, der per Direktabnahme zum 3:4-Endstand für den Heider SV trifft. Danach gibt es kein Halten mehr, und die Heider Spieler und der Trainerstab liegen sich jubelnd in den Armen.

Das 4:3 durch Patrick Storb (5, Heider SV). © 2025 Volker Schlichting
Das 4:3 durch Patrick Storb (5, Heider SV). © 2025 Volker Schlichting

Für den Heider Abwehrchef war es bereits der 9. Saisontreffer. Storb, der selbst von vielen gegnerischen Trainern und Spielern wiederholt als bester Oberligaspieler geadelt wird, ist für die Dithmarscher inzwischen mit seiner Zweikampfstärke und Torgefahr zu einer Mehrzweckwaffe geworden, die permanent liefer

Benjamin Matejka ist zufrieden

Trotz der ärgerlichen, weil späten Niederlage war Benjamin Matejka, der sportliche Leiter von Preußen Reinfeld, von dem, was seine Rumpftruppe abgeliefert hat, mehr als angetan: „In der ersten Hälfte war unser Matchplan, noch tiefer zu stehen und Nadelstiche zu setzen. Was wir in der 2. Hälfte abgerissen haben, war insgesamt ein sensationelles Oberligaspiel.“

Fazit: Reinfeld schnupperte an einer Sensation und hätte durchaus einen Punkt verdient gehabt. Heide zeigt Nehmerqualitäten und schlägt spät brutal und eiskalt zurück. Für einen Verein, der sich gerne zu seinem 100-jährigen Vereinsjubiläum wieder in der Regionalliga präsentieren möchte und in vielen Bereichen durchaus das Potenzial dazu hat, gilt es, schleunigst die unterirdische Phase mit den drei Gegentoren binnen vier Minuten nach der Pause aufzuarbeiten. Einer Spitzenmannschaft sollte ein so krasser Leistungseinbruch nicht allzu oft passieren – sonst könnte es spätestens in der Aufstiegsrunde, sollte sie denn erreicht werden, ein böses Erwachen geben.

Stimmen zum Spiel

Markus Wichmann (Trainer Heider SV)
Pascal Lorenz (Trainer Preußen Reinfeld)
Hannes Nissen (Ligaobmann Heider SV)

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