Spielführer Marvin Bruhn (Frisia Risum-Lindholm) © 2025 Ismail Yesilyurt
Vor dem „Nordfriesland-Classico“ unterhielt sich Youkick-Redakteur Olaf Wegerich mit Marvin Bruhn, dem Spielführer von Frisia Risum-Lindholm).
Frisia steht vor dem „Nordfriesland-Classico“ gegen Dörpum auf dem 8. Platz. Dörpum ist sogar Fünfter. Wie sehr nervt euch das und was habt ihr euch für das letzte Heimspiel der Saison vorgenommen?
Es ist unser Anspruch, in Nordfriesland ganz oben zu stehen. Gleichzeitig sind wir aber froh über jedes nordfriesische Team in unserer Liga, denn Derbys sind immer etwas Besonderes. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht stört, dass Dörpum über uns steht. Die spielen aber einfach eine gute Saison, und das muss man auch anerkennen. Gerade das letzte Saisonspiel kann auch ein gutes Gefühl für die Sommerpause geben, deswegen werden wir alles daransetzen, das Spiel zu gewinnen. Da es ein Derby ist, besteht auf keinen Fall die Gefahr, dass es ein müder Sommerkick wird.
Welche Erinnerungen verbindest du mit dem Hinspiel in Dörpum?
Das Hinspiel in Dörpum konnten wir knapp mit 2:1 gewinnen. Damals waren wir in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft, in der zweiten Halbzeit hat Dörpum dann ordentlich Druck gemacht, und wir konnten die Führung verdient, aber mit etwas Glück über die Zeit bringen.
Was macht das Spiel gegen Dörpum für euch so besonders und wie groß ist die Rivalität?
Jedes Derby ist besonders. Hervorzuheben ist hier natürlich, dass unser Trainer Uwe Petersen vor zwei Jahren noch Trainer bei Dörpum und sehr erfolgreich war, ehe er wieder zu uns zurückgekommen ist. Beide Seiten wollen dieses Spiel auf keinen Fall verlieren.

Überwiegt die Freude, jetzt den Klassenerhalt gesichert zu haben, oder eher die Unzufriedenheit, mit eurem Kader nicht besser als auf dem 8. Platz zu stehen?
Natürlich sind wir nun erst mal erleichtert, dass wir den Klassenerhalt erreicht haben, dennoch sind wir nicht zufrieden mit dem Verlauf der Saison. Wenn wir bei 100 % sind, dann können wir fast jeden Gegner in der Liga schlagen – wir konnten es einfach zu selten abrufen.
In der Hinrunde habt ihr deutlich schlechter abgeschnitten als jetzt in der Rückrunde. Wie ist das zu erklären?
Unser Start war natürlich denkbar schlecht mit fünf Niederlagen in Folge. Wir haben da regelmäßig in 15 Minuten die Spiele verloren, da wir in kurzer Zeit drei oder mehr Gegentore gefangen haben. Zwischenzeitlich hatten wir etwas mit Verletzungen zu kämpfen, aber nicht mehr als jede andere Mannschaft vermutlich auch. Es hat uns aber daran gehindert, in einen Rhythmus zu kommen, der dafür sorgt, dass viele Situationen im Spiel einfach selbstverständlich werden. Die Unsicherheit war auf jeden Fall am Ball zu spüren.
Was lief aus deiner Sicht richtig gut in dieser Saison und wo müsst ihr noch nachlegen?
So hart es klingt, rein sportlich lief in dieser Saison nicht viel richtig gut. Wir stehen nun am kommenden Wochenende im Pokalfinale, das ist natürlich ein sportlicher Erfolg. Aber wir müssen auf jeden Fall im Spiel mit dem Ball und an unserer Konstanz und dem Selbstverständnis nachlegen.
Am letzten Spieltag der Saison geht es ja noch um sehr viel. Wie siehst du die Situation im Kampf um die Meisterschaft und im Kampf um den Klassenerhalt?
Der Kampf um die Meisterschaft ist im Vergleich zum letzten Jahr natürlich deutlich spannender. Sowohl Türkspor als auch Kropp spielen eine sehr gute Saison und haben es verdient, den Titel zu holen. Ich denke, dass Türkspor die etwas leichtere Aufgabe hat und deswegen den Titel holen wird.
Im Kampf um den Klassenerhalt hoffe ich natürlich, dass Heide den Aufstieg in die Regionalliga schaffen wird und Osterrönfeld und Jevenstedt ungeachtet der Relegation in der Liga bleiben können. Beide haben nun in der Liga einen schweren Gegner vor der Brust, sodass ich dort keine Prognose abgeben kann.
Vielleicht schon einmal ein Blick auf die nächste Saison. Mit dem Eckernförder SV und dem TSB Flensburg kommen zwei Absteiger aus der Oberliga. Was kommt da sportlich auf euch zu?
Die Landesliga wird in der kommenden Saison auf jeden Fall noch mal stärker werden, da bin ich mir sicher. Eckernförde und TSB waren über die letzten Jahre gestandene Oberligamannschaften, die werden sicherlich den direkten Aufstieg anpeilen. Vermutlich wird mit der U23 des Heider SV und bei erfolgreicher Relegation mit dem TSV Hattstedt ebenfalls noch mehr Qualität in die Liga kommen. Dort wird jedes Spiel noch umkämpfter als zuvor werden, und es ist echt schwer abzuschätzen, wie die Tabelle am Ende der Saison aussehen kann.

Du hast schon lange mit Frisia in der höchsten Landesklasse gespielt. Wie realistisch ist es, dass ihr in naher Zukunft die Oberliga noch einmal sportlich anpeilt?
Die Oberliga ist natürlich noch mal eine ganz andere Hausnummer. Wir konnten uns viele Jahre im Oberhaus beweisen und haben viele Erfolge feiern dürfen. Für alle meine Mitspieler wünsche ich mir, dass sie diese Erfahrung ebenfalls noch machen dürfen. Gleichzeitig weiß ich auch, dass es ein sehr ambitioniertes Ziel ist, in die Oberliga aufzusteigen. Wir leben einzig und allein von einer guten Jugendarbeit und Spielern aus den Nachbardörfern, die nur für die Herausforderung zu uns kommen. Finanziell können wir da nicht mit anderen Vereinen mithalten. Deswegen wird es aus meiner Sicht sehr schwierig. Aber ich traue den jungen Spielern im Team vieles zu. In erster Linie geht es uns nun aber erst mal darum, uns weiterzuentwickeln – und dann sehen wir, wo der Weg hinführt.
Gibt es schon personelle Veränderungen bei euch für die neue Saison zu vermelden?
Insgesamt bleiben wir so zusammen. Bis auf unseren Sylter Enrik Ljaskaj, der zum Studieren vermutlich nach Süddeutschland ziehen wird, sind derzeit weder Abgänge noch externe Zugänge zu vermelden. Aus unserer A-Jugend werden vermutlich zwei bis drei Spieler in unseren Kader aufrücken, da wird es aber in naher Zukunft Neuigkeiten geben.
Du spielst schon sehr lange für Frisia und stehst kurz vor deinem 300. Punktspiel für die Ligamannschaft. Wie ist diese Vereinstreue zu erklären und wie lange möchtest du noch auf diesem Niveau weiterspielen?
Für mich war es und ist es immer etwas Besonderes, für den SV Frisia 03 zu spielen. Ich lebe, bis auf drei studienbedingte Jahre in Hamburg und zwei in Kiel, schon immer in Risum-Lindholm. Das ist meine Heimat, mein Verein. Dass ich das Glück habe, dass unser Verein so gut aufgestellt ist und wir über viele Jahre auf hohem Niveau spielen konnten und können, ist natürlich ein Privileg. Für mich kam es aber auch nie infrage, den Verein zu wechseln, dazu fühle ich mich schon immer viel zu wohl hier. Die Bedingungen sind im Dorf einfach hervorragend. Solange mein Körper es zulässt, werde ich natürlich alles für die Ligamannschaft geben. Derzeit bin ich relativ schmerzfrei, deswegen denke und hoffe ich, dass noch ein paar Jahre folgen werden.