Nach 2:1 im Neumünsteraner Stadtderby: PSV nun Dritter – VfR weiter in Not

von Helwig Pfalzgraf

Ola Adesanya (VfR) gegen Tom Zarpe (li.) und Geart Latifi (PSV). © 2025 Olaf Wegerich


Nur zehn Tage nach dem letzten Aufeinandertreffen im Kreispokal empfing der PSV an der Stettiner Straße erneut den Nachbarn VfR Neumünster. Mehr Derby geht in der Oberliga nicht – beide Vereine liegen kaum einen Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.

Seit dem Wiederaufstieg der Rasensportler 2023 war bis dato immer der Heimverein in den Punktspielen siegreich. So waren die Unions-Polizisten nicht nur aufgrund ihres jüngsten 5:3-Pokalerfolgs Favorit und siegten nach insgesamt 99 Minuten auch heute unterm Strich verdient, wenn auch zum Schluss dramatisch, mit 2:1 (1:0).

Die Veilchen von der Geerdtstraße hatten aus dem Pokalspiel ihre Lehren gezogen. Um defensiv über außen nicht immer wieder gegen Jesper Tiedemann und Co. ins Eins-gegen-eins oder gegen den überlagernden PSV sogar in Unterzahl zu geraten, ließ Danny Cornelius diesmal mit Fünferkette agieren.

PSV mit Marc Barck, VfR ohne Murat Rasgele

Rasensportler Murat Rasgele fehlte nach der Gelb-Roten Karte der Vorwoche. Beim PSV bekam Vereinsikone Marc Barck in seinem letzten Heimspiel seinen Startelfeinsatz – wohlverdient nach elf Spieljahren beim PSV. Ansonsten ließ Coach Dennis Buthmann die aktuelle Bestbesetzung auflaufen. Im Vorjahr hatte der PSV ebenfalls im vorletzten Saisonspiel bei Rasensport einige Ergänzungsspieler eingesetzt und prompt 0:5 verloren. Das Risiko der totalen Rotation ging der PSV diesmal nicht ein.

Jesper Tiedemann (PSV) gegen Radovan Karaman und Kenny Korup (VfR). © 2025 Olaf Wegerich
Jesper Tiedemann (PSV) gegen Radovan Karaman und Kenny Korup (VfR). © 2025 Olaf Wegerich

Ruhige erste Hälfte

Im Gegensatz zum Torfestival im Pokalspiel verliefen die ersten 38 Minuten weniger spektakulär. Polizei bestimmte die Partie, riskierte eher wenig. Die Angriffe wurden meist über links vorgetragen, wo allerdings Tiedemann und der schnelle Meiko Werner bei Nick Neca und den doppelnden Kenny Korup und Kevin Schulz zunächst auf Granit bissen. Über rechts und durchs Zentrum stand der VfR ebenfalls stabil.

Ola Adesanya scheitert mit Heber aus 45 Metern – sonst wenig Torchancen

Der – wie schon aus der Aufstellung erkennbar – tief stehende VfR versuchte es wie erwartet mit schnellen Umschaltaktionen auf seine schnellen Spitzen Kastriot Alija und Adesanya. Necas langer Ball auf Adesanya nutzt dieser zu einem Schuss aus ca. 45 Metern gegen den weit vor seinem Tor stehenden Torben Franzenburg. Der kommt nicht ran, aber die Kugel prallt auf und springt über das verwaiste Tor (4.). Nach der ersten Ecke des VfR (9.) köpft Schulz aufs lange Eck, aber Werner rettet einen Meter vor der Linie per Kopf. Erst allmählich deutet auch Grün-Weiß mal seine Gefährlichkeit an. Eine Linksflanke von der Grundlinie durch Werner können Christopher Newe und Radovan Karaman soeben noch vor Timo Barendt klären (25.). Ansonsten haben die Defensivabteilungen beider Seiten um Paul Sachse und Geart Latifi auf PSV-Seite sowie Korup, Karaman und Kahlcke auf Seiten Rasensports alles im Griff.

Meiko Werner (li., PSV) gegen Nick Neca (VfR). © 2025 Olaf Wegerich
Meiko Werner (li., PSV) gegen Nick Neca (VfR). © 2025 Olaf Wegerich

Adesanyas Verletzung verändert das Spiel

Nach 32 Spielminuten liegt Ola Adesanya am Boden. Er muss lange auf dem Platz behandelt werden. Das sieht nach einer schwereren Schulterverletzung aus. Nach seinem Ausscheiden ist es ein anderes Spiel – der eingewechselte Christopher Kramer ist ein anderer Spielertyp. Zunächst zieht sich der PSV etwas zurück, lässt die Veilchen kommen und spielt selbst lange Bälle. Und hat damit dann Großchancen – der VfR verliert den Zugriff. Langer Ball auf Tiedemann, Newe bleibt Sieger (40.), Drauschke (45.+1) aus abseitsverdächtiger Position vor Newe, Barendt (45.+3) per wuchtigem Kopfball nach Werner-Flanke: Jedes Mal rettet Newe. Auch bei Calvin Ehlerts hartem, platziertem Weitschuss (45.+5) zum 1:0 ist er noch dran, kann den Einschlag aber nicht verhindern.

Nach der Pause bestimmt die Heimelf die Partie

Auch nach der Halbzeit bleibt die Buthmann-Elf spielbestimmend und scheint schnell alles klarzumachen. Tiedemann geht links auf und davon, Drauschke schiebt in der Mitte zum vermeintlichen 2:0 ein. Das sah sehr einfach aus. Doch der Assistent hatte die Fahne oben (47.). Riesenglück für den Gast. Marc Barck (49.) wird aus fünf Metern von Karaman gerade noch geblockt. Das wär’s gewesen, wenn ausgerechnet Barck getroffen hätte! Wenig später bekommt Barck bei seiner Auswechslung dann von allen einen Riesenapplaus.

VfR bekommt wieder Zugriff, bleibt aber offensiv lange ungefährlich

Danach beruhigt sich das Spiel wieder. Der PSV schaltet zurück, wartet ab. Der VfR bekommt hinten wieder Ordnung und Zugriff rein. Der PSV jedoch wartet auf seine Gelegenheit. Und die kommt.

Nick Neca (VfR) klärt vor Marvin Ehlert (PSV). © 2025 Olaf Wegerich
Nick Neca (VfR) klärt vor Marvin Ehlert (PSV). © 2025 Olaf Wegerich

Zwei Ausnahmespieler zeigen ihre Klasse

Nils Drauschke trabt unscheinbar mit etwas zu viel Platz durchs Mittelfeld, deutet einen Pass auf Rechtsaußen zu Möller und den überlagernden Tom Zarpe an, zieht damit die Fünferkette des VfR auseinander und passt dann genial genau ins Zentrum, wo Barendt genauso genial per Körpertäuschung seinen einzigen Bewacher abschüttelt und an Newe vorbei zum 2:0 (65.) einschiebt.

Alles entschieden!?

Cornelius reagiert. Der VfR-Trainer stellt auf Viererkette um, bringt den Offensiven Jordan Marquardt für Neca. Doch der PSV ist dem dritten Treffer viel näher als der Gast dem Anschlusstreffer. Der VfR kann nach vorne kaum mal Akzente setzen. Til Küfner ist zweimal ganz dicht vor dem 3:0, scheitert aber an einem Bein bzw. Newe (73., 83.). Auch bei Tim Möllers Kopfball ist Newe auf dem Posten (79.). Nachdem beim Gast der heute zentral vor der Abwehr agierende Ilir Serifi nach einem Zusammenprall mit Barendt ausscheiden muss, wird auch Korup nach vorne beordert. Visar Mehmetis weit übers Tor fliegender Schuss nach Kramer-Vorarbeit (84.) ist dann tatsächlich der erste Abschluss der Veilchen in der zweiten Hälfte. Doch nach einem Fehlpass im Aufbau spielt Alija Korup frei, dessen harter 16-Meter-Schuss von Franzenburg per Glanzparade abgewehrt wird (87.).

Nochmal unerwartete Dramatik

Als der gerade eingewechselte U19-Akteur Yasin Diller nach stabilem Zweikampfgewinn im Mittelkreis einen Steilpass auf Kramer spielt, ist der etwas ungenau. Doch Kramer läuft trotzdem durch, Franzenburg rutscht weg – und es steht nur noch 2:1 (90.+2). Und das kaum Glaubliche geschieht: Langer Diagonalball des VfR auf Korup auf Rechtsaußen, der geht an Julien Huber vorbei, schießt nicht selbst, sondern legt quer: Schulz schießt direkt aus fünf Metern, doch Franzenburg rettet mit einer Monsterparade dem PSV alle drei Punkte. Fassungslosigkeit bei den VfR-Spielern, denn kurz darauf ist Schluss.

Verabschiedung der PSV-Abgänge

Der PSV verabschiedete vor dem Spiel die zum Saisonende ausscheidenden Spieler Marc Barck, Paul Falk, Torben Franzenburg, Paul Sachse, Mats Melahn, Julien Huber, Mika Jöhnk, Lucas Schulze und Benny Klimmek.

Der PSV verabschiedete acht Spieler. © 2025 Olaf Wegerich
Der PSV verabschiedete acht Spieler. © 2025 Olaf Wegerich

Fazit: Der PSV hat sich mit diesem Sieg tatsächlich auf Platz drei vorgearbeitet. Der VfR kann sich trotz dieser Niederlage am nächsten Wochenende noch aus eigener Kraft auf den den Klassenerhalt sichernden Rang 11 vorarbeiten. Voraussetzung dafür ist allerdings ein möglichst hoher Sieg gegen den TuS Rotenhof.

Stimmen zum Spiel

Danny Cornelius (Trainer VfR Neumünster)
Dennis Buthmann (Trainer PSV Neumünster)

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