Junus Telli (Heikendorfer SV) im Hintergrund ahnt es schon. Dieser Pass von Jonas Beese führt in ein paar Sekunden zum Golden Goal. © 2024 Ismail Yesilyurt
Zwei Fliegen mit einer Klappe wären das gewesen! Mit einem Sieg gegen den Tabellensechsten Wiker SV für Spitzenreiter Heikendorfer SV. Einen potentiellen Konkurrenten um den direkten Aufstieg mit dem Meistertitel oder vom Platz 2 als Relegation zur Landesliga auf Distanz zu halten und natürlich den eigenen Hunger mit drei Punkten zu stillen.
„Wir waren heute einfach nicht auf dem Platz“
„Wir waren heute einfach nicht auf dem Platz. Das muss man ehrlich sagen“, lautete die einfache Formel für die 0:1-Niederlage, die Heikendorfs Chefcoach Mark Hungerecker als fairer Verlierer nach dem kampfbetonten Spiel auf dem Kunstrasen aufstellte. Die sehr junge Hungerecker-Truppe, mit der der Neutrainer und auch der Verein am Saisonbeginn einen Neuaufbau nach dem Landesliga-Abstieg auf dem Plan notiert hat, beißt sich am Sonntagnachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen mit mehr als 20 Grad (auf dem Platz ein paar mehr) an den Kielern die Zähne aus.
Andre Wittern mit Tor des Tages
Das Tor des Tages erzielt Mittelstürmer Andre Wittern kurz vor der Pause. Nach einem Ballgewinn vor dem eigene Strafraum gelingt dem überragend spielenden Innenverteidiger Jonas Beese ein Weltklasse-Pass. Den langen Ball in die Schnittstelle der am eigenen Mittelkreis postierten HSV-Abwehr erläuft Jarne Stölcken auf der linken Seite. Anschließend verwertet Wittern den Querpass ins Zentrum mühelos zu seinem zweiten Saisontreffer ins leere Tor.
Team von Dannie Osterhoff vor der Pause mit Belohnung
Eine verdiente Führung, die sich die Mannschaft von Dannie Osterhoff, aufgrund der Viertelstunde vor dem Seitenwechsel erarbeitet. Knapp 30 Minuten lang mit etwas besserem Beginn für Heikendorf ist es zwischen beiden Seiten ein zähes Ringen um die entscheidenden Meter. Die Gastgeber verlieren durch sehr ungenaues Passspiel und auch zu vielen Kontakten bei der Ballverarbeitung und -verwertung unnötig Schwung und Power. In den Zweikämpfen ist der HSV zudem auf der Suche nach sich selbst.
„Zocken, zocken“
Der Wiker SV konzentriert sich zunächst auf die Anweisungen von Dannie Osterhoff. „Zocken, zocken“ ist oft von der Bank zu hören. Wie auch „macht die Mitte dicht“. Der erfahrene Coach der Elf vom Auberg weiß, dass man mit einen entschlossenen Dribbling aus der Abwehr/dem Mittelfeld das Heikendorfer Pressing gut ausnutzen kann, um die schnellen Spitzen zu bedienen. Oder auch mit einem Pass wie es Beese vorgemacht hat. Zudem soll das HSV-Mittelfeld mit schnellem Anlaufen und Abdecken der Passwege daran gehindert werden, Selbiges zu tun.
Erste Gefahr durch Heikendorfs Paul Langner
Die erste gute Szene gibt es in der 28. Minute für die Heimelf. Paul Langner fängt einen Ball ab und läuft in 2-zu-1-Überzahl auf den gegnerische Box zu. Am Ende treten dann die etwas oben erwähnten Probleme auf, Beese klärt gegen den dribbelnden Langner. Kurz darauf kommt Deutschbein aus sehr spitzem Winkel nicht an WSV-Keeper Justin Sörensen vorbei. Danach haben nur noch die Wiker Möglichkeiten. Eine Handvoll vor dem 1:0. Stölcken (31.), Wittern (32.) und Mohamad Mahmoud (40.) stehen kurz davor. Marco Franciosi am dichtesten nach einem Eckball am langen Pfosten. Zunächst blockt Bennet Klindt die Möglichkeit des WSV-Sechsers aus 2 Metern auf der Torlinie ab. Den Nachschuss knallt Franciosi aus dem Torraum gegen die Unterkante (33.).
Heikendorf drückt ohne Druck
Nach dem Wiederanpfiff sieht man den Heikendorfer das Bemühen an, die drohende Niederlage abzuwenden. Die Schwarz-Weiß-Gestreiften holen sich mehr Spielanteile und drücken mehr und mehr die Wiker tiefer in die eigene Hälfte. Gefahr erzeugen kann der Spitzenreiter damit nicht. Zu gut steht der WSV und zu fehlerbehaftet ist das Offensivspiel der Auswahl von Mark Hungerecker, der kurz nach dem Wiederanpfiff echauffiert: „Jeder erste Ballkontakt.“ Die besseren Gelegenheiten (von Roennen, Alexander Theel, Yannik Terrey) haben immer noch die Gelb-Weißen, die auf ihre schnellen Umschaltmomente lauern. Hungerecker stellt zwischenzeitlich auf eine Dreier-Kette um, eine echte Bedrohung erzeugt das für den konzentriert verteidigenden Wiker SV nicht.
Pfosten verhindert 1:1 durch Dennis Lühr
Gefährlich wird es für den Gast, wenn Bälle hoch oder lang auf oder hinter die WSV-Abwehrkette gespielt werden. So kommt der eingewechselte und zuletzt erfolgreiche Mittelstürmer Dennis Lühr zur einzigen Großchance für den Heikendorfer SV. Lühr nimmt den Ball nach rechts mit und trifft aus spitzem Winkel den Pfosten (82.). Für die Platzherren ist es ein Tag, an dem man mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Der ganze Frust, der sich aufgestaut hat, entlädt sich in der vierminütigen Nachspielzeit mit der roten Karte für Lukas Deutschbein, der den Ball auf einen Wiker Spieler wirft.
Der Wiker SV ist mit diesem Erfolg nun als Tabellensechster und 42 Punkten am mit 46 Punkten führenden Duo aus Heikendorf und Plön dran. Mit zwei Nachholspielen in der Hinterhand. Der Heikendorfer SV zeigt eines seiner schwächsten Auftritte in dieser Saison. Das liegt aber auch am Wiker SV. Coach Dannie Osterhoff erhält für seine Hausaufgabe „Heikendorfer SV“ eine glatte eins. Wie auch Mark Hungerecker bemerkte, sind bei seiner jungen Truppe Rückschläge kein Rückschritt und in den Entwicklungsstufen inklusive.
Stimmen zum Spiel
Statistik
Heikendorfer SV: Hoppe – Soussou, Klindt (65. Botschatzke), Kuss, Feldkamp (58. Lühr) – Gnauck (65. Abdullah) – Strehlau, Sand, Telli (79. Haberl), Deutschbein – Langner.
Trainer: Mark Hungerecker.
Wiker SV: Sörensen – Ketelsen, Lazinka, Beese, Terrey – Kahnwald, Franciosi – Stölcken (46. Bremer (75. Grossmann)), Mahmoud (46. von Roennen), Theel – Wittern (71. Bruckmann).
Trainer: Dannie Osterhoff.
Schiedsrichter: Jannik Kindt (TSV Klausdorf).
Assistenten: Tom Pasewald, Konstantin Gurkasch.
Zuschauer: 170.
Rote Karte: Lukas Deutschbein (90./+1, Heikendorf).
Tore: 0:1 Andre Wittern (43.).