Henrik Schnoor (vorne, MTSV Hohenwestedt) gegen Hendrik Fleige (TSB Flensburg). © 2024 Olaf Wegerich
Dass auch torlose Spiele höchst reizvoll sein können und einen großen Unterhaltungswert haben können, bewiesen am Mittwochabend der MTSV Hohenwestedt und der TSB Flensburg, die sich in einer hart umkämpften, sehr sehenswerten Nachholpartie vom 19. Spieltag der Flens-Oberliga 0:0 trennten. Der gastgebende MTSV darf aus zweierlei Gründen wieder deutlich optimistischer in das Saisonfinale blicken. Zum einen, weil die Mannschaft nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch zu überzeugen wusste und erstmalig einen Punktgewinn gegen eine Mannschaft aus den Top 4 der Tabelle einfahren konnte. Von den acht Spielen in der Rückrunde konnte der personell arg geschwächte TSB Flensburg nur ein Spiel gewinnen. Seit sechs Spielen wartet die Mannschaft von Trainer Gramoz Kurtaj zudem auf einen Sieg. Der TSB profitiert noch immer von seinem großen Punktepolster aus der Hinrunde und bleibt Vierter.
Spiel gegen Dornbreite wird annulliert
Zum anderen wurde das Ergebnis der Partie gegen den FC Dornbreite Lübeck, das der MTSV am Samstag mit 1:4 verloren hatte, vom Vorsitzenden des SHFV-Herrenspielausschusses, Dirk Schröder, annulliert, weil die Lübecker den Spieler Luca Maurice Lübcke eingewechselt hatten. Lübcke, der zuvor beim Sereetzer SV gespielt hatte, wurde am 19.04.2024 irrtümlich durch die Passstelle des SHFV die Spielberechtigung erteilt. Da die Lübecker am 1. Mai noch im Kreispokalfinale gegen den SC Rapid Lübeck gefordert sind, wurde nun der 14. oder 15.05. um 19.00 Uhr vom SHFV als Ausweichtermin für das Wiederholungsspiel genannt. Bis zum 26.04. muss die Rückmeldung der Vereine beim SHFV erfolgen. Damit würde der MTSV in der Tabelle auf den 11. Platz klettern. Sollten Dornbreite die drei Punkte aberkannt werden, würde die Mannschaft von Trainer Dennis Hadler auf den ersten direkten Abstiegsplatz rutschen. „Wir haben die E-Mail am Mittwochmorgen um 6:30 Uhr erhalten. Das hat uns natürlich enorm gepusht“, sagte MTSV-Trainer Udo Kochanski, der zusammen mit seinem Kollegen Sebastian Barth einige taktische Veränderungen in der Startaufstellung vorgenommen hatte.
Möller mit Comeback in der Startelf – Schnoor mit offensiver Ausrichtung
So stand erstmals seit langer Verletzungspause wieder der in der letzten Saison so starke Falko Möller in der Startelf. „Wir haben mit Raute gespielt und Schnoor als Leuchtturmspieler hinter den Spitzen mit nach vorne genommen“, begründete Kochanski die Wechsel. Zudem stand mit Marcel Pinkert erneut ein erfahrener Spieler in der Innenverteidigung.
MTSV mit totaler Hingabe
Schnell wurde deutlich, dass der MTSV mit einer ganz anderen Körpersprache als zuletzt gegen Dornbreite agierte und mit totaler Hingabe agierte. Verbissen wurde um jeden Ball gekämpft, und auch spielerisch klappte es beim MTSV, der dem TSB gehörig zusetzte, diesmal richtig gut. Immer wieder gab es gut vorgetragene Umschaltmomente mit schönen Ballpassagen, wobei Thies Kochanski, Tjark Sievers und Jasper Schwarz die Flensburger Hintermannschaft vor große Probleme stellten und oft erst im letzten Moment entscheidend geblockt werden konnten.
So ließ der MTSV die technisch versierten und spielstarken Gäste auch im Mittelfeld kaum einmal zur Entfaltung kommen. Bereits bei der Ballannahme wurden die Fördestädter entscheidend gestört.
Gohr mit Megaparade nach Holtze-Kopfball
Die beste Chance der Gäste vor der Pause vereitelte Torhüter Niklas Gohr, als er einen Kopfball von Nicholas Holtze nach einem Eckball mit einer prächtigen Parade zur Seite abwehren konnte. Das 0:0 zur Pause war verdient, weil der MTSV absolut gleichwertig war.
Hohenwestedt mit vielen guten Offensivaktionen
Auch nach dem Seitenwechsel fand das intensive, temporeiche und wirklich sehenswerte Spiel seine Fortsetzung. Henrik Schnoor auf der für ihn ungewohnten Position machte es richtig stark, war körperlich kaum vom Ball zu trennen und hatte zwei tolle Abschlüsse, scheiterte dabei einmal am Außennetz und verzog einmal nur knapp. Tjark Sievers (64.) wurde im letzten Moment vor dem Tor stehend entscheidend geblockt. Immer wieder setzte Hinrich Schröder mit seinen präzisen Diagonalbällen die MTSV-Offensivspieler gut in Szene.
TSB mit Schlussoffensive
In der Schlussviertelstunde mobilisierte der TSB noch einmal die letzten Kräfte, hatte es aber schwer, die nötigen Lücken zu finden, und kam nur selten zu klaren Chancen. Dennoch kamen die Fördestädter durch Luca Bracht und William Baxter noch zu zwei guten Möglichkeiten, scheiterten jedoch am starken Niklas Gohr im MTSV-Tor. Zwei gefährliche Standards von Nicholas Holtze verfehlten nur knapp das Tor.
Das Positive aus Sicht der Gastgeber war, dass der MTSV nahezu über die gesamte Spielzeit auf Augenhöhe agierte und die Punkteteilung keineswegs als glücklich zu bezeichnen war. Einzig und allein die konsequente Ausnutzung der wenigen sich bietenden Chancen müssen sich die Gastgeber vorwerfen lassen.
Zufriedenheit auf beiden Seiten
„Das war eine gute Leistung von uns. Wir hatten tolle Angriffe dabei und haben auch spielerisch überzeugt. Endlich haben wir mal gegen eine Mannschaft, die oben steht, was mitgenommen“, freute sich MTSV-Trainer Udo Kochanski über den kaum für möglich gehaltenen Punktgewinn. „Das 0:0 geht in Ordnung. Damit können wir gut leben. In den letzten Spielen ist bei uns etwas die Luft raus gewesen. Die Saison ist für uns gelaufen. Das hat auch mental etwas mit der Mannschaft gemacht“, war TSB-Trainer Gramoz Kurtaj aber mit der Punkteteilung durchaus einverstanden. „Wir hatten heute zwei Spieler aus unserer Zweiten dabei und nur zwei Ersatzspieler auf der Bank. Personell sind wir zurzeit arg gebeutelt. Eigentlich sollte es aber unser Anspruch sein, hier zu gewinnen. Mit dem Punkt können wir aber leben“, sagte TSB-Kapitän Nicholas Holtze, der immer wieder als Antreiber und Ideengeber seiner Mannschaft glänzte. Am Samstag um 15:00 Uhr erwartet der MTSV Hohenwestedt den VfB Lübeck II, der nur einen Zähler vor dem MTSV steht. Der TSB spielt am Samstag um 14:00 Uhr beim VfR Neumünster.
MTSV Hohenwestedt: Gohr – Brandt, Pinkert, Schröder, Clas Sievers (72. Engbrecht) – Schwarz (90./+2), Tjark Sievers, Holm, Schnoor – Möller (56. Hendrischke), Kochanski (89. Ploog).
Trainer: Udo Kochanski und Sebastian Barth.
TSB Flensburg: Killemose – Pasiecznik, Bracht, Paulsen, Jessen – Stuewe (77. Röh), Wolff, Holtze, Carstensen – Baxter, Fleige.
Trainer: Gramoz Kurtaj.
Schiedsrichter: Levke Scholz (VfB Lübeck).
Assistenten: Alexander Roppelt und Ole Andreas Schultz.
Zuschauer: 110 auf dem Sportplatz Wilhelmshöh in Hohenwestedt.