Marcel Schröder und überragender Keeper Mike Benecke lassen Oldenburg jubeln

von Helwig Pfalzgraf

Kevin Wölk (mitte) und sein Oldenburger SV holten sich drei sehr wertvolle Punkte gegen den VfR Neumünster. © 2023 Ismail Yesilyurt


Zur Sportschauzeit am Samstagabend um 18.00 Uhr empfing in der Oberliga der Oldenburger SV den Aufsteiger VfR Neumünster. Beide Mannschaften rangieren im unteren Tabellendrittel und brauchten dringend die Punkte. Beide Trainer konnten weitgehend ihre aktuellen Wunschmannschaften aufbieten. Bei Rasensport fehlte neben dem langzeitverletzten Marcel Stölting nur Murat Rasgele. Für ihn rückte Geart Latifi wieder in die Startelf.

VfR Neumünster mit mehr Ballbesitz…

Nach anfänglichem Abtasten generierten die Veilchen immer mehr Ballbesitz. Der OSV hatte erstmal wohl nichts dagegen, das schien auch Teil des Matchplans zu sein. Sichtlich setzte der OSV auf schnelles Umschaltspiel nach Balleroberung in der eigenen Hälfte. Doch das gelang in der ersten Halbzeit überhaupt nicht.

… und hinter sehr sicher

Die von OSV-Trainer Kevin Wölk im Vorfeld postulierte angebliche Anfälligkeit der VfR-Defensive erwies sich als Trugschluss. Der VfR stand gegen den Ball bombensicher. Daniel Junge und Freddy Kaps waren bei Latifi und Kenny Korup komplett abgemeldet. Über Außen lief beim OSV ebenfalls nichts, Nick Neca beim VfR machte die rechte Abwehrseite zu.

Jan-Eric Kränzke trifft auf alten Bekannten

Und auch einer der dienstältesten Oldenburger, Jan-Eric Kränzke, hatte es auf Rechtsaußen schwer. In der C-Jugend hatte Kränzke 2012 mit dem OSV nach ganz starker Saison unter Trainer Kröger das SHFV-Landespokalfinale an gleicher Stelle erreicht, unterlag der SpVg Eidertal Molfsee nach begeisterndem Spiel mit 1:3. Torschütze beim OSV damals: Kränzke. Damals wie heute sein direkter Gegenspieler: Christoph Kahlcke.

Chancen nur für den VfR, OSV-Torwart Mike Benecke überragend

Da aus dem Spiel heraus für den OSV nichts ging, blieb nur die Hoffnung auf Standards. Lucas Irmlers lange Einwürfe sowie Freistöße aus dem Halbfeld sorgten für die einzigen offensiven Aktionen der Oldenburger.

Das Team des VfR Neumünster hatte so viele Möglichkeiten, aber jubeln durfte der Aufsteiger nicht. © 2023 Olaf Wegerich
Das Team des VfR Neumünster hatte so viele Möglichkeiten, aber jubeln durfte der Aufsteiger nicht. © 2023 Olaf Wegerich

Dagegen kamen die Veilchen zu richtig guten Möglichkeiten: Kurz vor der ersten Trinkpause (22.) spielte Vincent Janelt einen Chippass in die zentrale Schnittstelle, Keenon Erfurth nahm den Ball mit der Brust mit, scheiterte frei vor dem Tor aber am besten Oldenburger, dem im Laufe des Spiels über sich hinauswachsenden Mike Benecke.

Auch bei Adam Mamis Direktabnahme (30.) aus wenigen Metern reagierte Beneke glänzend. Gegen Volodymyr Pryiomov (41.) verkürzte er geschickt den Winkel.

Nach dem Wechsel VfR-Chancenwucher

Nach der Halbzeit verstärkte der Gast den Druck. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, wann der VfR in Führung geht. Großchancen gibt es nun quasi im Minuten-Takt. Nach schnellen Einwurf von Kahlcke auf Pryiomov flankt dieser, Emirkaan Güzel köpft an den langen Pfosten (48.). Danach scheitert der eingewechselte Ilir Serifi aus dem Gewühl an Benecke, den Abpraller setzt Janelt aus 18 Metern knapp drüber (50.). Wenig später tankt sich Erfurth links durch, setzt den Ball vom Fünfmetereck aber übers lange Eck (53.). Nach Steckpass von Björn Lambach läuft Güzel frei auf Benecke zu, scheitert aber leicht nach rechts versetzt an diesem (57.). Ein Querpass auf den in der Mitte völlig freien Pryiomov wäre die bessere Entscheidung gewesen. Als dann Benecke auch noch Lambachs 18-Meter-Flachschuß entschärft (61.), hat der Gastgeber eine schwierige Viertelstunde schadlos überstanden.

Elf von Kevin Wölk fängt sich wieder

Danach kann sich die Mannschaft von Kevin Wölk wieder etwas befreien. Clever wird nun auch mal das Tempo rausgenommen, das Spiel verzögert, nach Zweikämpfen länger liegen geblieben. Zudem schleichen sich beim VfR Neumünster nun immer mal wieder kleinere oder größere Fehler ein. Die Chancen des VfR werden so weniger: Beneke klärt glücklich vor Erfurth vorm 16er, köpft diesen dabei an, doch der Ball springt zur Seite weg (68.). Zu Torchancen kommt der OSV bis dahin auch weiterhin nicht, doch über die linke Angriffsseite, auf die nun immer mehr auch Daniel Junge ausweicht, schafft man immer wieder mal Entlastung. So kann man auch die eine oder andere Ecke herausarbeiten, sämtliche von der linken Seite.

OSV-Eckenvariante Nummer drei führt zum Erfolg

Und die Oldenburger haben bei Ecken einiges an Varianten parat. Nachdem die auf den kurzen Pfosten geschlagenen Variante mit anschließender geplanter Kopfballverlängerung zweimal nichts einbringt, da Kenny Korup immer wieder klärt, wird Variante Nr. 2 ausprobiert. Doch VfR-IV Latifi kannte diese Flachpassvariante auch, da er das OSV-Spiel gegen Satrup beobachtet hatte: souverän wegverteidigt. Doch die 4. Ecke des OSV in Halbzeit 2 hat Erfolg. Die wird ganz ganz lang geschlagen, wo der einlaufende Kaps aus der nicht mehr verteidigten Zone den Ball per Kopf wieder auf den nun zweiten Pfosten bringt. Dort kann Abwehrchef Marcel Schröder unbedrängt einköpfen (79.). Da war die von Wölk vermutete Unaufmerksamkeit der VfR-Deckung!

Der VfR reagiert, beordert Latifi nach vorne. Und hat auch noch eine ganz dicke Chance. Nach Vollversammlung vor dem OSV-Tor kommt Lambach aus 5 Metern frei zum Abschluss, doch Schröder und Andre Petersen werfen sich in letzter Sekunde in den Schuss, der abgefälscht über die Latte streicht.

Die Heimelf kontert nun und hat über Junge noch zwei sehr gute Gelegenheiten. Einmal kann Janelt sein Abspiel zur Mitte in letzter Sekunde verhindern (87.), einmal scheitert Junge nach Solo ganz frei vor dem bis dahin fast beschäftigungslosen Christopher Newe im VfR-Tor (89.).

Cleverness oder Unsportlichkeit?

Als Newe das Spiel schnell wieder eröffnen will, wird er im beim versuchten Abwurf von Kaps seitlich massiv angegangen. Newes Befreiungsschubser nutzt Kaps zur Schauspieleinlage und fällt zu Boden. Riesenaufregung! Kaps bleibt die nächsten Minuten liegen. Bewusstes Foulspiel, Zeitverzögerung per excellence und versuchte Schauspielerei: Mit der gelben Karte ist Kaps sehr gut bedient. Als der Schiedsrichter, als das Spiel dann endlich weitergehen kann, darauf nur 4 Minuten Nachspielzeit (aus der dann wegen der noch folgender 2 OSV-Auswechselungen sechs werden) anzeigt, regt sich der VfR auf. Allein die Kaps-Einlage kostete mindestens so viel Zeit. Und schon vorher war der OSV-Betreuer zwecks Behandlung mehrerer liegen gebliebener Spieler länger auf den Platz als die zuletzt eingewechselten Oldenburger. Eine Nachspielzeit von 8 -10 Min wäre durchaus angemessen gewesen.

Fazit: Der Oldenburger SV hat wichtige Punkte gegen einen spielerisch deutlich überlegenen Gegner geholt. So bleibt man in der Liga!

Oldenburger SV: Benecke – Marvin Freund, Schröder, Irmler – Schmidt – Kränzke (94. Osdautaj), Glosch (59. Papendorf), Marcel Freund, Petersen (84. Göllner) – Kaps (90. Goertz), Junge.
Trainer: Kevin Wölk.

VfR Neumünster: Newe – Neca, Latifi, Korup, Kahlcke – Janelt, Lambach – Güzel (76. Hukporti), Mami (46. Serifi), Erfurth – Pryiomov.
Trainer: Rocco Leeser.

Schiedsrichter: Marc Werner (SC Weiche Flensburg 08). Assistenten: Jerrik Christiansen, Lutz Jessen. 80 Minuten sehr gut. Hatten es dann aber in einer zunehmend hektisch und emotionsgeladenen Schlussphase nicht leicht. So ließen sie es beispielsweise zu, dass die in der Schlussphase ausgewechselten Oldenburger Spieler direkt am Spielfeldrand ohne Leibchen in Spielertracht mitcoachten. Die angezeigte vierminütige Nachspielzeit war viel zu knapp bemessen.

Zuschauer: 220.

Tor: 1:0 (79.) Schröder.

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