Kevin Schulz (2. v.) trifft zum ersten Sieg für Kilia Kiel. © 2023 Ismail Yesilyurt
„Pressen, pressen, pressen“, hört man Khalid Atamimi öfters sagen. Nicht im Kreißsaal und Atamimi ist auch kein Arzt! Im Kilia-Stadion ist der Eimsbütteler TV im Aufsteigerduell bei Kilia Kiel mit dieser Marschroute zunächst erfolgreich. Die Hamburger befolgen den Matchplan ihres Trainers und bereiten Kilia mit Angriffspressing viele Probleme. Die Kieler erwischen im ersten Spielabschnitt keinen guten Tag, erlauben sich zu viele Fehler im Spielaufbau und sind im letzten Drittel zu harmlos. Oder kommen oft erst gar nicht soweit.
Maurice Boakye belohnt besseren ETV-Fußball
Damit ist auch die 1:0-Führung für die Gäste hochverdient. Nach einem weiten Ball vom vor seinem Strafraum postierten Torwart Viktor Weber ist die Heimabwehr zu lethargisch. Maurice Boakye erläuft sich den Ball, spielt in der linken Strafraumecke mit Jasper Hölscher einen Doppelpass und trifft vom Torraumeck rechts oben. Der Torschütze legt nur zwei Minuten später fast nach mit einer Volleyabnahme. Die Gastgeber sind nicht wach und nach dem 0:1-Treffer etwas wackelig auf den Beinen. Tyrese Boakye verzieht zum Glück aus Spitzem Winkel (18.).
Kilias Offensive streikt
Beide Seiten agieren in einem ähnlichen Spielsystem, doch die Eimsbütteler sind das bessere Team, auch wenn sich Kilia nach etwa einer halben Stunde etwas gefangen hat. Vor allem die Offensive des ETV ist um Meilen weiter. Das Gesamtteam nimmt an allen Aktionen teil und lässt auch in der Defensive nicht viel anbrennen. Benjamin Lucht hat auf seiner rechten Seite Benjamin Petrick im Griff. Auf links ackert und rackert Matti Seidel wild, aber Abdul-Malik Yago ist ein hartnäckiger und klug spielender Verteidiger.

Julius Alt, Yannik Jakubowski und Marvin Müller wecken Kiel auf
Vor der Pause hat Niklas Bär noch zwei Chancen (28., 37.). Kilias einzige Möglichkeit entsteht aus einem weiten Ball von Tom Baller in die gegnerische Box, der sich als Torschuss knapp über die Latte entpuppt (35.). Schwach, schwach Kilia. Da muss was passieren. Tut es auch. Gleich drei Wechsel mit Julius Alt, Yannik Jakubowski und Marvin Müller nimmt Nicola Soranno zur zweiten Halbzeit vor. Und die fruchten.
Kilia Kiel kommt verwandelt aus der Kabine
Mit umgekehrten Zeichen startet die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff. Kilia Kiel ist jetzt mit seinem Offensivpressing die aktivere, aggressivere und entschlossenere Mannschaft. Nun produziert der Druck Fehler beim Eimsbütteler TV. Hamburgs Can Yildiz verstolpert am eigenen linken Strafraumeck den Ball. Der für neue Impulse sorgende Müller nimmt den Ball auf, aber das Querzuspiel kommt bei Julius Alt nicht an (49.). Eine scharfe flache Hereingabe von Tom Baller etwas später schon. Christopher Kramer steht im Zentrum auf der Torraumlinie richtig und reagiert mit dem Fuß am schnellsten zum 1:1 (52.).
Kramer und Müller bereiten Siegtreffer vor
Die nächste Chance sitzt auch (60.). Kramer legt zurück auf Müller, der im Strafraum mit einem öffnenden Pass Seidel freispielt. Dessen Abkappen gegen den Eimsbütteler vollendet Kevin Schulz im Zentrum aus sechs Metern humorlos und hoch zum 2:1.
Offener Schlagabtausch ohne Treffer
Danach entwickelt sich ein offener Schlagabtausch mit Möglichkeiten für hüben wie drüben. Seidel (61., 73., 81., 86.), Müller (93.) und Kramer (93.), wobei Seidel und Kramer zu eigensinnig abschließen und die besser postierten Mitspieler übersehen, verpassen die Vorentscheidung für Kilia. Bei Eimsbüttel sind Maurice Boakye (68.), Oskar Lenz (72.) sowie einige brenzlige Situationen am 2:2 dran.
Am Ende triumphiert Kilia Kiel im Duell zweier bisher siegloser Teams dank einem Energieschub nach dem Seitenwechsel und 15-minütigem starken Auftritt. 5 Punkte stehen bei den Kielern, die den ersten Sieg dem nach einem Arbeitsunfall zweimal am Rücken operierten Serhat Yüksel widmeten, nun auf der Habenseite. Die Hamburger warten nach dem 5. Spieltag weiterhin auf ihren ersten Zähler in der Regionalliga Nord 2023/24.
Stimmen zum Spiel
FC Kilia Kiel: Pachulski – Harder (46. Jakubowski), Wüllner (71. Ramo), Petersen – Niebergall, Schulz (81. Waschko), Warncke (46. Alt), Baller – Petrick (46. Müller), Seidel – Kramer:
Trainer: Nicola Soranno.
Eimsbütteler TV: Weber – Yago, Yilidz, Lucht – Hölscher (61. Tewolde), Mohamed, Schütt (72. Lenz), Koeberer – Bär (69. Denis), Tyrese Boakye (69. Asare) – Maurice Boakye (72. Akyol).
Trainer: Khalid Atamimi.
Beste Spieler: Petersen, Seidel, Müller – Yago, Maurice Boakye, Lucht.
Schiedsrichter: Felix Bahr ( SV Ahlerstedt/Ottendorf).
Assistenten: Mika Junghans, Marvin Hauschild.
Zuschauer: 365.
Tore: 0:1 Maurice Boakye (13.), 1:1 Kramer (52.), 2:1 Schulz (60.).