Irres Ding von Inter Türkspor Kiel mit 4:3 gegen Todesfelde

von Ismail Yesilyurt

Rezan Acer (Inter Türkspor Kiel) mit Anhänger Pawel Erfmann (SV Todesfelde). © 2023 Ismail Yesilyurt


Wahnsinnig, verrückt und phänomenal! Der Spielfilm in der Oberliga Schleswig-Holstein zwischen Inter Türkspor Kiel und dem SV Todesfelde bot alles, was man am Fußball liebt. Eine eigentlich einfache Sportart, die doch so faszinieren kann und manchmal aufgrund der Wendungen sprachlos macht.

Kalte Dusche von oben

Der 45 Minuten dauernde und pünktlich mit dem Anpfiff einsetzende Starkregen mit ordentlich Wind tangierte die Zuschauern aufgrund eines grandiosen Fights zwischen beiden Teams auf dem Kunstrasenplatz wenig. Die Interisti sind im ersten Punktspiel 2023/24 gleich voll bei der Sache und laufen den Gegner sehr giftig an, so als ob es um die Meisterschaft geht. Da scheint der verbale Adrenalin-Drink Wirkung zu zeigen. Auch das vehemente Angriffspressing von Türkspor scheint die Todesfelder zu irritieren. Anders sind die Fehler im Aufbauspiel der Spieler einer Mannschaft, denen der Ball aufs Wort gehorcht, nicht zu erklären.

Ola Adesanya legt für Arda Özkan auf

Wie beim 1:0, als nach dem hohen Attackieren Todesfelde den Ball abgeben muss. Ola Adesanya schaltet vor dem Strafraum am schnellsten und passt quer zu Arda Özkan. Inters Sturmspitze nimmt den Ball an und überwindet mit einem Flachschuss links unten Keeper Fabian Landvoigt.

Aggressiv, frech und intensiv – Inter zähmt Todesfelde

Weitere 30 Minuten muss sich der Favorit zunächst mit der frechen und intensiven Spielweise auseinandersetzen. Möglichkeiten für das Team von Neutrainer Björn Sörensen gibt es in der ersten Halbzeit vor allem nach Standards. Ansonsten verteidigen die Kieler mit Herz, Verstand und bemerkenswerter Zweikampfstärke. Till Weidemanns Kopfball findet nicht den richtigen Weg (12.). Auch Morten Liebert per Kopf knapp über die Latte bleibt ohne Torerfolg (18.). Marco Pajonk hat noch einen Knaller aus spitzem Winkel für den gut reagierenden Tilman Körtzinger im Inter-Tor (25.).

Zwei der besten Spieler gegeneinander - links Mikail Ozcan (Inter Türkspor Kiel), rechts Til Weidemann (SV Todesfelde). © 2023 Ismail Yesilyurt
Zwei der besten Spieler gegeneinander – links Mikail Ozcan (Inter Türkspor Kiel), rechts Til Weidemann (SV Todesfelde). © 2023 Ismail Yesilyurt

Team von Liridon Imeri mit guter Spielanlage

Ansonsten lassen die „aufdringlichen“ Gastgeber nicht viel zu. Bei Ballgewinn in der eigenen Hälfte wechselt die Heimelf zwischen ruhigem Aufbau und schnellem Umschaltspiel. So in der 43. Minute per Konter. Moshood „Ola“ Adesanya sucht, nachdem er sich links durchgesetzt hat, auf eigene Faust mit einem Abschluss das Tor. In der Mitte wartete der mitgelaufene Rezan Acer. Zwei Minuten später wehrt SV-Keeper Fabian Landvoigt einen Flatter-Freistoß von Acer ab. Sören Schnoor holt sich den Ball, legt ein Solo in den Strafraum hin und fällt nach einem Zweikampf. Kein Elfmeter, gelbe Karte für Schnoor, der als Kapitän und Innenverteidiger ein gutes Spiel macht.

Todesfelde schlägt wütend zurück

Mit einem verdienten 1:0 geht Inter Türkspor Kiel in die Pause, auch wenn der Ball öfter die Gästen besuchte. Für diese wahnsinnige Leistung wäre alles andere auch nicht in Ordnung gewesen. Doch „Deathfield“ kommt mit viel Wut aus der Kabine und lässt nun ordentlich die Muskeln spielen. Bei Inter fehlen ein paar Prozente. Und die machen sich bemerkbar durch den hohen Druck der Sörensen-Elf, der schnell zum Ausgleich führt.

Pawel Erfmann trifft für SVT zum 1:1

Mit einem Schuss von Pawel Erfmann aus 22 Metern. Unhaltbar war der Schuss von SVT-Sechser Erfmann ins linke Eck nicht. Tilman Körtzinger, der seine Premiere in der Oberliga mehr als mit gut bestreitet, berührt den Ball, der jedoch im Netz landet. Die Todesfelder bleiben weiter im Flow, der dieses Team auszeichnet. Fußball im hohen Tempo in allen Varianten. Hoch in den Strafraum, wo mit Morten Liebert ein „Brecher“ wartet. Oder schnell über die Flügel. Oder auch technisch versiert durch die Mitte. Inter kommt nun ins Schwimmen und kann sich kaum aus der Umklammerung befreien.

Kai-Fabian Schulz bereitet 2:1 vor

Das 2:1 für einen der Topfavoriten auf die Meisterschaft deutet sich an und fällt auch. Einen Eckball von links, der weit hinten im rechten Strafraum landet und bei dem Inter mit einem Abstoß spekuliert, macht aber Kai-Fabian Schulz wieder scharf, legt hoch und volley zentral an den Torraum zurück, wo Til Weidemann seine gute Leistung krönt mit einem Kopfball zum 2:1.

Momentum sprach für Elf von Björn Sörensen

Mit Glück und Können bleibt Inter Türkspor anschließend vom 1:3 verschont. Liebert und Krause verpassen das 3:1 und bei insgesamt zwei kniffligen Situationen in der Inter-Box entscheidet Schiedsrichter Chris Olimsky zugunsten der Platzherren. „Die erste Situation ist ein Elfmeter. Ich stand auf der Seite. Die zweite war keiner“, sagte Todesfeldes Sportchef Jens Martens nach dem Spiel. In der 55. Minute lag der zuspielende Maximilian Musci nach einem engen Zweikampf mit Sören Schnoor schmerzverzerrt im Strafraum. In der 72. Minute kam der für den verletzten Henrik Sirmais eingewechselte Rafael Krause, der Schwung auf die linke Außenbahn brachte, gegen den grätschenden Keeper Körtzinger zu Fall.

Traumfreistoß von Rezan Acer leitet Knock-out ein

Verrückt, was danach passiert. Adesanya setzt mit einem gefährlichen und verdeckten Schuss das erste Warnzeichen. Die Equipe von Liridon Imeri holt in Bedrängnis zum Knock-out aus. Mit einem phänomenalen Freistoß der Eigenmarke Acer! Inters Spielgestalter schleudert das Spielgerät auf Strafraumhöhe von rechts ins linke Tordreieck zum 2:2. Dann bringt Serkan Yildirimer nach Acer-Zuspiel mit einem Flachschuss die Gastgeber erneut in Front, nachdem Acer mit einem Schuss an die Latte seine Vorlage selbst einleitete. Schließlich haben nach einem Eckball von Tom Marquardt die Todesfelder die Orientierung verloren. Adesanya steht völlig frei am zweiten Pfosten und köpft zum 4:2 ein.

Herrlich - der Jubel von Inter Türkspor Kiel nach dem 3:2. © 2023 Ismail Yesilyurt
Herrlich – der Jubel von Inter Türkspor Kiel nach dem 3:2. © 2023 Ismail Yesilyurt

Liebert verkürzt mit einem trockenen Schuss noch auf 3:4, doch die große Überraschung bleibt in einer Begegnung, die einen unterhalten, verzaubert und fasziniert hat.

Stimmen zum Spiel

Björn Sörensen (Trainer SV Todesfelde)
Liridon Imeri (Trainer Inter Türkspor Kiel)
Rafael Krause (SV Todesfelde)
Rezan Acer (Inter Türkspor Kiel)

Inter Türkspor Kiel: Körtzinger – Mahmud, Hirsch, Schnoor, Marquardt – Bossen (59. Yildirimer), Özcan – Özkan (86. Hariri), Acer, Petersen (69. Ibrahimoglu) – Adesanya.
Trainer: Liridon Imeri.

SV Todesfelde: Landvoigt – Musci, Rave, Schulz, Thiel (86. Düwel) – Erfmann – Sirmais (39. Krause), Klüver (73. Luca Sixtus), Weidemann – Liebert, Pajonk.
Trainer: Björn Sörensen.

Beste Spieler: Marquardt, Schnoor, Özcan, Acer, Adesanya – Erfmann, Weidemann, Krause.

Schiedsrichter: Chris Olimsky (Ostroher SC).
Assistenten: Malte Voß, Tjark Schnoor.

Zuschauer: 150.

Tore: 1:0 Özkan (15.), 1:1 Erfmann (48.), 1:2 Weidemann (65.), 2:2 Acer (76.), 3:2 Yildirimer (81.), 4:2 Adesanya (90.), 4:3 Liebert (90./+2).

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