Erst Inter Türkspor, dann Kilia – beim 3:4 gibt es zwei Comebacks im Stadtderby

von Ismail Yesilyurt

Andre Volkers schiebt den Ball an Finn Kornath vorbei zum 3:2 für Inter Türkspor ein. Quelle: Ismail Yesilyurt


Inter Türkspor Kiel – FC Kilia Kiel 3:4 (1:2)

Kreischende Kinder, Männer, die sich so benehmen als ob man gerade einen Sechser im Lotto getroffen hat und Frauen, die eine Riesenfreude ausstrahlen – das Publikum, sofern Inter-Anhänger, erlebt in der 56. Minute einen Höhepunkt, der nach etwas mehr 40 Minuten im ersten Spielabschnitt kaum denkbar war.

Moshood Adesanya, der zusammen mit seinem Kapitän Acer das Inter-Offensivspiel ankurbelte, hat gerade eben im Kieler Stadtderby gegen den FC Kilia auf der linken Seite Andre Volkers bedient. Der Linksverteidiger marschiert noch ein paar Schritte und bringt Inter Türkspor nach einem 0:2-Rückstand erstmals in Front. Nicht auszudenken, was das Publikum angestellt hätte, wenn nach sehr guten Torchancen Moshood Adesanya (58.) nach Acer-Zuspiel das 4:2 und Grady Zinkondo in der 68. Minute sogar das 5:2 gelungen wäre. Zwei Mal reagierte Kilias Keeper Finn Kornath gro´ßartig.

Rezan Acer – der Spielmacher mit dem genialen rechten Fuß traf gleich nach Wiederbeginn mit einem Freistoß zum 2:2 – als Hauptfigur der Wende und in Inters Spielsystem sollte jedoch eine tragische Rolle einnehmen. Eine Gelb-Rote Karte für Acer in der 71. Minute bremste den furiosen Auftritt nach dem Seitenwechsel der Elf von Liridon Imeri aus. Ein Platzverweis, ob ein Muss sei dahin gestellt, der das Herz von Inter Türkspor Kiel heraus riss.

Rezan Acer ist nach seinem 2:2 mit Energie vollgeladen. Quelle: Ismail Yesilyurt
Rezan Acer ist nach seinem 2:2 mit Energie vollgeladen. Quelle: Ismail Yesilyurt

Der favorisierte Aufsteiger und Tabellenzweite Kilia Kiel nutzte seine numerische Überlegenheit anschließend gnadenlos aus und gab dem spannenden Krimi im Kieler Derby (wie von Youkick angekündigt) eine zweite Wende. Zunächst knallte Yannik Jakubowski mit einem fulminantem Schuss den Ball gegen den Innenpfosten zum 3:3 und spielte später mit einem Absatztrick Jan Matti Seidel zum 4:3 frei. Nicht mal der verdiente Punkt ob der starken Performance und des beherzten Auftritts blieb den Interisti übrig.

Von diesem war die Heimelf in der ersten Halbzeit zunächst meilenweit entfernt. Die kombinationsstarke Truppe von Nicola Soranna gab den Takt vor und auch die Tore. Nachdem Jakubowski und Seidel knapp verfehlten, gelang Julius Alt mit einem sehenswerten Vollspannstoß die Führung. Kilias Nummer 10 legte eine Viertelstunde später nach und vollendete im Zentrum vor dem von Nikolas Wulf gut gehüteten Inter-Gehäuse zum 2:0. „Das ist viel zu einfach“, schimpfte Imeri zu diesem Zeitpunkt. „Nächste, nächste. Es ist vorbei“, hallte es von seinem Gegenüber Nicola Soranno nach.

Jan Matti Seidel (Kilia Kiel) gegen Andre Volkers auf dem Weg zu seiner Vorlage zum 2:0 durch Julius Alt. Quelle: Ismail Yesilyurt
Jan Matti Seidel (Kilia Kiel) gegen Andre Volkers auf dem Weg zu seiner Vorlage zum 2:0 durch Julius Alt. Quelle: Ismail Yesilyurt

In der 32. Minute musste Wulf gegen Jakubowski und Seidel Hals und Kragen riskieren. Der Türkspor-Keeper konnte aber nach einer Behandlung und Beule über dem Auge weiterspielen. Der Anschlusstreffer kurz vor der Pause durch Adesanya, der sich gegen die linken Abwehrseite und auch Torwart Finn Kornath durchsetzte, war der Auftakt einer grandiosen und unterhaltsamen Show nach dem Wiederanpfiff. Die Mannschaft vom Kieler Ostufer hatte mit der rechten Seite der Kilianer die Achillesferse gefunden und spielte sich in einen Rausch, der in der 71. Minute beendet wurde.

Beste Darsteller in der Gesamtvorführung: natürlich Rezan Acer und Moshood Adesanya mit seinem kraftvollen Durchsetzungsvermögen bei Inter. Bei Kilia sorgten Tom Warncke, Benjamin Petrick, Jan Matti Seidel und Julius Alt als Hauptpersonen für die drei wichtigen Punkte vor dem Topspiel am kommenden Samstag zuhause gegen den Tabellenführer SV Todesfelde.

Leider kam es nicht zu einem interessanten Aufeinandertreffer der beiden Yildirimer-Brüder. Serkan mit k spielt bei Inter Türkspor Kiel, Sercan mit c kam nach der Auswechselung seines älteren Bruders für Kilia Kiel ins Spiel.

Stimmen zum Spiel

Nicola Soranno (Trainer FC Kilia Kiel)
Liridon Imeri (Trainer Inter Türkspor Kiel)
Sercan Yildirimer (FC Kilia Kiel)
Serkan Yildirimer (Inter Türkspor Kiel)

Inter Türkspor Kiel: Wulf – Lahu, Svirca, Akbaba, Volkers (89. Erkocu) – Zinkondo, Jeppe Waschko – Serkan Yildirimer (81. Halili), Acer, Jashari – Adesanya.
Trainer: Liridon Imeri.

FC Kilia Kiel: Kornath – Lawson-Body (61. Ramo), Wüllner, Harder, Ayyildiz (84. Sercan Yildirmer) – Warncke – Seidel (90./+3 Meshekrani), Baller, Alt (90./+5 Polonski), Petrick – Jakubowski (90./+3 Müller).
Trainer: Nicola Soranno.

Schiedsrichter: Sven Asmussen (TSV Altenholz).
Assistenten: Per Roloff, Mats Siegmund.

Zuschauer: 540.

Gelb-Rote Karte: Acer (71., Inter Türkspor).

Tore: 0:1 Alt (14.), 0:2 Alt (29.), 1:2 Adesanya (44.), 2:2 Acer (47.), 3:2 Volkers (56.), 3:3 Jakubowski (74.), 3:4 Seidel (86.).

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