Eckernförde landet 3:1-Überraschungserfolg gegen PSV Neumünster

von Olaf Wegerich

Der PSV Neumünster hat sich endgültig aus dem Titelrennen verabschiedet. In einer Nachholpartie vom 17. Spieltag der Flens-Oberliga unterlag der PSV bei einem starken Eckernförder SV nach einer mageren Leistung nicht unverdient mit 1:3 (0:1). Die Mannschaft von ESV-Trainer Maik Haberlag, der den 5. Platz als Saisonziel ausgegeben hat, ist damit drauf und dran, die Vorgaben ihres ehrgeizigen Trainers in die Tat umzusetzen. Der PSV verpasst durch die überraschende Niederlage den möglichen Sprung auf den 2. Platz und erwartet nun den Tabellenführer SV Todesfelde.

Knittel fehlt dem ESV – PSV mit vielen Ausfällen

Beim ESV fehlte mit Leon Knittel ein wichtiger Stammspieler wegen Verletzung. Der PSV musste auf die Langzeitverletzten Mats Melahn, Mika Jöhnck und Tristan Hoppe verzichten. Zudem fehlte Angreifer Jesper Tiedemann (Innenbanddehnung im Knie), dessen Rückkehr sich voraussichtlich noch bis in den Mai ziehen könnte. Ebenso fehlte letztmalig wegen Rotsperre Kapitän Fyn Claasen.

ESV startet mit Fünferkette

Der gastgebende ESV startete mit einem Novum, denn der Traditionsverein spielte erstmalig in dieser Saison mit einer Fünferkette. „Das war eine spezielle Woche. Am Montag beim Regenerationsabschlusstraining ist der Gedanke bei mir gereift. Da haben wir beschlossen, das, was wir ansonsten machen, zu verwerfen“, erklärte ESV-Trainer Maik Haberlag die Maßnahme. „Dadurch, dass wir defensiv weniger gepresst haben, hatten wir gegen den PSV ungewöhnlich viel Ballbesitz. Natürlich hatte der PSV immer noch mehr Spielanteile als wir, aber eben nicht so viele wie sonst, wo sie oft klar spielbestimmend sind.“

Das war einer von vielen Mosaiksteinen neben der guten Form der Ostseestädter, die dazu führten, dass der PSV, der derzeit durch den Ausfall von Schlüsselspielern erheblich in seinem Leistungsvermögen beeinträchtigt ist und auch angeschlagene Spieler auf für sie ungewohnten Positionen einsetzen muss, derzeit nicht das abrufen kann, was das eigentliche Potential dieser außergewöhnlich gut besetzten Mannschaft hergibt.

ESV mit der frühen Führung – Justen trifft

Ein weiterer Grund, warum der PSV oft einem Rückstand hinterherlaufen muss, sind die frühen Gegentore. So auch in Eckernförde. Bereits nach fünf Minuten rappelte es zum ersten Mal im Karton. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld erfolgte in höchstem Tempo das Umschaltspiel und den daraus resultierenden Angriff über die rechte Seite veredelte Luc-Jonathan Justen (5.) nachdem Ole Altendorf mustergültig aufgelegt hatte, mit einem platzierten Flachschuss knapp außerhalb der Strafraumgrenze zum 1:0. PSV-Trainer Marco Frauenstein gab zu Bedenken: „Wir sind aktuell nicht auf dem Niveau, wo wir gerne wären. Wir haben häufig Probleme in den ersten zehn Minuten und kassieren dann auch sofort ein Gegentor. Das war die erste Torchance für den ESV und hatte sich eigentlich nicht angedeutet. Zudem war das eine Zwei-zu-Eins-Situation für uns. Der Abpraller landet dann beim Gegner und wir zeigen eine mangelnde Konsequenz. In diesen Phasen fehlte uns zuletzt häufiger das nötige Spielglück.“

Paul Falk (am Ball),  gegen Marwin Miljic (Reinfeld), benötigen in Defensive mehr Stabilität. Links Benedict Klimmeck. © 2024 Olaf Wegerich
Paul Falk (am Ball), gegen Marwin Miljic (Reinfeld), und der PSV Neumünster benötigen in Defensive mehr Stabilität. Links Benedict Klimmeck. © 2024 Olaf Wegerich

Konterchancen für den ESV

Der ESV hatte mit zwei Eckbällen nach drei Minuten und dem frühen Tor angedeutet, dass der PSV vor einer schweren Auswärtsaufgabe steht, denn auch in der Folge hatten die Gastgeber bei ihren Umschaltmomenten weitere gute Offensivaktionen gegen die Neumünsteraner. So konnte sich der kantige Clausen einmal gut gegen Timm durchsetzen, aber es fehlte die letzte Konsequenz im Abschluss oder der Blick für den besser postierten Nebenmann.

PSV im Aufwind nicht effektiv genug

Obwohl der PSV nun langsam besser ins Spiel kam und auch durch Til Küffner mit einem Lupfer über das Tor sowie durch Barendt mit einem Kopfball und Barck zu einigen guten Abschlüssen kam, waren die Aktionen der selbstbewussten Gastgeber häufig zwingender. „Ein 2:0 wäre für uns schon verdient gewesen“, sah Haberlag seine Farben zur Halbzeit klar im Vorteil. Doch die Eckernförder Zuschauer hatten durchaus Zweifel, dass der ESV sein Level gegen den spielstarken Gegner über neunzig Minuten halten kann. „Die Fans sagten zu mir in der Halbzeit: ‚Haltet ihr das durch?‘ Ich habe zu den Jungs in der Halbzeit gesagt, wir müssen unseren Stil beibehalten. Ansonsten haben wir nur Kleinigkeiten angesprochen. Doch dann haben wir sogar noch eine Schippe draufgelegt“, freute sich Haberlag über die gute Umsetzung seiner Vorgaben.

Eigentor ebnet ESV den Weg zum zweiten Treffer

Nach dem Seitenwechsel hatten die Gastgeber dann auch das Glück des Tüchtigen auf ihrer Seite, denn einen Schuss von Timo Bamler verlängerte Benedict Klimek (51.) vom PSV unglücklich in das eigene Tor zum 2:0 für den ESV. „Da kann er gar nichts dafür“, nimmt Frauenstein seinen ansonsten starken Abwehrchef ausdrücklich in Schutz.

Ole Altendorf mit dem dritten Treffer für den ESV

Doch die Gastgeber hatten nun Gefallen am Tore schießen bekommen und konnten sogar auf 3:0 erhöhen, was sicherlich nicht in Gänze den Spielverlauf widerspiegelte. Nach schöner Vorarbeit von Nils Woelki traf Ole Altendorf (56.) zum 3:0 für die Gastgeber, die bis dahin gnadenlos effektiv spielten. Benedict Klimmek konnte im Laufduell Altendorf, der damit bereits seinen 15. Saisontreffer erzielte, nicht mehr entscheidend stoppen.

Küffner gelingt der Anschlusstreffer für den PSV

Doch die Antwort der Gäste, die in dieser Saison noch nie so hoch im Rückstand lagen, ließ nicht lange auf sich warten. Nach einem Eckball gelang dem PSV durch Til Küffner (61.) der Treffer zum 1:3. „Wir haben zu früh den Anschlusstreffer kassiert. Unser Torwart hatte nach dem Eckball den Ball fallen gelassen. Da hatten wir auf einen Pfiff gehofft“, ärgerte sich Haberlag.

PSV fordert Handelfmeter

In der verbleibenden restlichen Spielzeit war der PSV dann zwar wieder sehr dominant, aber nicht zwingend genug in seinen Aktionen, um zumindest noch einen Punkt zu retten. „Wir hätten in der 80. Minute noch einen Handelfmeter bekommen müssen“, ärgerte sich PSV-Trainer Marco Frauenstein. „Das habe ich anders gesehen“, sagte Haberlag. „Marco hatte einen noch schlechteren Blick als ich.“

Erster Sieg gegen eine Top-Mannschaft für den ESV

So durfte sich der Eckernförder SV über den ersten Sieg gegen eine der Top-Vier-Mannschaften freuen. „Der 5. Platz, den wir derzeit belegen, ist für uns ein Topwert. Aber Heide und Reinfeld sind im Moment auch gut in Form. Wir haben Punkte eingefahren, mit denen man nicht unbedingt rechnen konnte. Das bringt uns ein Stück weiter.“ Was Haberlag aber besonders gefiel, war das gesamte Leistungsportfolio, was seine Mannschaft diesmal ablieferte. „Wir haben viele extrem gute Entscheidungen getroffen und hatten viel Geschwindigkeit im Angriff. Zudem haben wir sehr erwachsen gespielt. Nach dem 3:1 haben wir uns auf das Verteidigen konzentriert. Sinnbildlich für den Tag war eine leicht verunglückte Flanke von Leon Apitz, die noch gefährlich wurde.“ Haberlag war aber auch ehrlich genug, um einzugestehen: „Wir hatten bereits am Samstag gespielt und der PSV noch am späten Sonntagnachmittag. Zudem ist es nicht ganz unwichtig, zu welchem Zeitpunkt der Saison du auf eine Mannschaft wie den PSV triffst. Diesmal hat es für uns gepasst“, freute sich Haberlag über eine reife Leistung, die er zu den besten drei in dieser Saison einordnete.

Trotz der Niederlage wusste PSV-Trainer Marco Frauenstein die Niederlage gegen den ESV gut einzuordnen. „Das kommt nicht ganz überraschend. Gegen Reinfeld waren wir offensiv schlecht. Diesmal hatten wir genug Möglichkeiten. Es wäre geil, wenn wir defensiv stabiler wären. Wir bekommen einfach zu viele Gegentore. Wir hatten keinen Spannungsabfall. Wir wissen aber, woran es liegt. Wir haben im Moment viele Baustellen durch die Ausfälle und angeschlagene Spieler, die auf Positionen spielen müssen, wo sie ansonsten nicht spielen. Küffner hat zum Beispiel auf der für ihn ungewohnten Zehn gespielt. Nichtsdestotrotz verlieren wir dieses Spiel verdient. Eckernförde hat wesentlich effektiver gespielt, war super gallig, und das Spiel sehr hektisch gestaltet“, lautete das Fazit von Frauenstein.

Chefcoach Marco Frauenstein (li., PSV Neumünster) und Co Dennis Buthmann. © 2024 Ismail Yesilyurt
Chefcoach Marco Frauenstein (li., PSV Neumünster) und Co Dennis Buthmann. © 2024 Ismail Yesilyurt

Da eine mögliche Vizemeisterschaft erst einmal in weite Ferne gerückt ist, heißt es nun schnellst möglich den Weg zurück in die Erfolgsspur zu finden. „Unser Ziel ist es, uns zu stabilisieren und wieder Spiele zu gewinnen. Vielleicht spielen wir ja nun etwas befreiter“, hofft Frauenstein auf eine Trotzreaktion, wenn am Samstag um 14:00 der Tabellenführer aus Todesfelde seine Visitenkarte an der Stettiner Straße abgeben wird.

Jedoch plagen weiterhin einige hartnäckige Blessuren wichtige Stammspieler. Paul Sachse hat massive Rückenprobleme und kam nur zu einem Kurzeinsatz. Tim Netzel klagt seit Jahren über Hüftprobleme, die nun auch dazu führen, dass er im Sommer erst einmal mit dem Fußball aufhören wird. In Eckernförde musste er zur Pause mit einem Zwicken im Oberschenkel den Platz verlassen.

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