Cedric Neumann sorgt für Glücksgefühle beim TSB – MTSV verliert unglücklich

von Olaf Wegerich

Tjark Sievers (MTSV) trifft gegen Holtze und Torhüter Ratmann (TSB) zum 2-2 Ausgleich. © 2024 Olaf Wegerich


Dramatik pur erlebten die Zuschauer beim Oberligaspiel zwischen dem MTSV Hohenwestedt und dem TSB Flensburg, das 2:3 (0:2) endete. Der TSB zeigte eine grandiose erste Hälfte, führte völlig verdient durch die Treffer des erst siebzehnjährigen, alles überragenden Benett Kwame (17.) und von William Baxter (23.) mit 2:0 und sah nach einer guten ersten Hälfte wie der sichere Sieger aus. In der zweiten Halbzeit präsentierten sich die Gastgeber wie verwandelt, zeigten eine ganz starke Leistung, konnten durch Thies Kochanski (61.) und Tjark Sievers (67.) absolut verdient den 2:2-Ausgleich erzielen und waren kurz davor, das wilde Spiel zu ihren Gunsten zu drehen. Doch in der Nachspielzeit schlugen die Gäste eiskalt zurück und erzielten durch Cedric Neumann (90+1) in einem verrückten Spiel den glücklichen, aber nicht unverdienten Siegtreffer. Die Gastgeber rutschen nach der zweiten Niederlage in Serie vorerst auf den 8. Platz. Für den TSB war es der vierte Saisonsieg. Der Mannschaft von Trainer Gramoz Kurtaj gelang damit der Sprung auf den 10. Platz.

Wieder mit Kreativspieler Tim Sienknecht nach abgelaufener Sperre, dafür aber ohne den privat verhinderten Angreifer Killian Pingel, fanden die Gastgeber nur sehr schleppend ins Spiel.

Die technisch beschlagenen Gäste begannen sehr selbstbewusst, agierten dabei ballsicher und kamen gegen unsortierte Gastgeber durch Hendrik Fleige (7.) bereits frühzeitig zu einer Großchance, doch der Flensburger Angreifer vergab etwas überhastet und verfehlte mit seinem Flachschuss die frühe Führung.

Timo Carstensen (TSB) gegen Torben Hendrischke (MTSV). © 2024 Olaf Wegerich
Timo Carstensen (TSB) gegen Torben Hendrischke (MTSV). © 2024 Olaf Wegerich

Tjark Sievers (10.) hatte den ersten Abschluss für die Gastgeber, doch sein zu zentral angesetzter Ball stellte Rathmann, der den Ball gegen die tiefstehende Sonne wegfausten konnte, vor keine ernsten Probleme. Nach einer schönen Einzelleistung von Niklas Neitzke (16.), der aus gut sechzehn Metern aus zentraler Position abzog, kamen die Gastgeber zu ihrer ersten richtig guten Torchance. Doch Ole Rathmann im TSB-Tor konnte den halbhohen Schuss mit einer Glanzparade zur Seite abwehren.

Dennoch war der TSB die reifere Mannschaft, und sie hatten mit dem erst Siebzehnjährigen Benett Kwame, der vor einem Jahr aus Ghana nach Deutschland geflüchtet war, einen begnadeten Ausnahmespieler in ihren Reihen, der immer wieder sein außerordentliches Können aufblitzen ließ. Der technisch versierte, nicht sonderlich große Kwame bewies ein exzellentes Spielverständnis, konnte sich auf engstem Raum behaupten und überzeugte durch seine robuste Zweikampfführung und sein Spielverständnis. TSB-Trainer Gramoz Kurtaj titulierte ihn nach dem Spiel zu Recht als „Wunderkind“. Zur Erklärung: Kwame ist noch A-Jugendlicher. „Er ist letztes Jahr zum Ende der Hinrunde in Flensburg gelandet. In der B-Jugend hat er alle überlaufen und war sehr auffällig. Er war uns beim Freizeitfußball aufgefallen und wollte unbedingt am Spielbetrieb teilnehmen. Auswahltrainer Michael Hopp hat ihn auch gleich in die Landesauswahl berufen“, erinnert sich TSB-Ligamanager Rainer Andresen an die Anfänge von Kwame beim TSB.

Benett Kwame (TSB) stoppt Mika Hirsch (MTSV). © 2024 Olaf Wegerich
Benett Kwame (TSB) stoppt Mika Hirsch (MTSV). © 2024 Olaf Wegerich

So glänzte Kwame auch beim Führungstreffer, den der stark aufspielende William Baxter mit einem Traumpass in die Gasse auf Benett Kwame herrlich vorbereitete. Kwame (17.), über die rechte Seite kommend, ließ sich gegen zu zögerliche Gastgeber nicht lange bitten und traf mit einem Flachschuss aus halbrechter Position zum 0:1-Führungstreffer für die Gäste.

Die Gastgeber verfielen wie in Schockstarre und waren auch sechs Minuten später, als William Baxter erneut über die rechte Seite kam und flach abzog, indisponiert. Jannis Brandt stand dabei zu weit weg von seinem Gegenspieler und konnte den Torschuss von Baxter zum 0:2 nicht verhindern.

Die Gastgeber kamen danach etwas besser ins Spiel, doch die TSB-Abwehr stand bis zur Pause sehr kompakt und ließ bis auf einen Schuss von Finn-Mathis Holm (35.) nach Vorarbeit von Mika Hirsch, den Rathmann halten konnte, nur wenig zu. Timo Carstensen, der kurz nach Saisonbeginn wieder reaktiviert wurde, glänzte beim TSB als rechter Verteidiger. Während die Partie in den ersten zehn Minuten nach der Pause noch relativ ausgeglichen und ohne große Höhepunkte verlief, erhöhten die Gastgeber jetzt deutlich die Schlagzahl.

Der zur Pause eingewechselte Jasper Schwarz (55.) hatte dabei Pech mit einem Schuss aus der Drehung, der nur knapp das Tor verfehlte.

Dann hatte der TSB nach einem Entlastungsangriff über Tobias Ravn (57.), der mit einem abgefälschten Ball aus halblinker Position nur den Innenpfosten traf, die Vorentscheidung auf dem Fuß.

Doch die Gastgeber waren in einem guten und hart umkämpften Oberligaspiel jetzt viel präsenter und nach einer flachen Hereingabe über die rechte Seite traf Thies Kochanski (61.), am zweiten Pfosten stehend, zum 1:2-Anschlusstreffer. Der MTSV hatte jetzt eine ganz starke Phase, während der TSB kaum noch für Entlastung sorgen konnte.

Kopfballduell zwischen Tjark Sievers (MTSV), Benett Kwame (li) und Nahne Paulsen (TSB). © 2024 Olaf Wegerich
Kopfballduell zwischen Tjark Sievers (MTSV), Benett Kwame (li) und Nahne Paulsen (TSB). © 2024 Olaf Wegerich

Der inzwischen verdiente Ausgleich ließ nicht lange auf sich warten. Einen Freistoß von Tim Sienknecht auf dem Halbfeld konnte der TSB mit vereinten Kräften zunächst noch einmal klären, doch die Gastgeber machten den Ball tatsächlich noch einmal scharf und konnten nach einer erneuten hohen Hereingabe durch einen Kopfball von Tjark Sievers (67.) tatsächlich zum 2:2 ausgleichen. Das Momentum sprach jetzt für die Gastgeber, die nun ein deutliches Übergewicht hatten und mit Macht auf den Führungstreffer drängten. Die TSB-Abwehr hatte einige brenzlige Situationen zu überstehen, und Torhüter Ole Rathmann musste wiederholt Kopf und Kragen riskieren, um ein weiteres Gegentor zu verhindern.

Der MTSV riskierte jetzt viel und vernachlässigte die Abwehr, wofür er bitter bestraft wurde. Einwechselspieler Cedric Neumann (90+1) kam in der Nachspielzeit nach einem der nun seltenen Entlastungsangriffe im Strafraum frei zum Schuss und hämmerte den Ball in Mittelstürmerposition zum 2:3-Siegtreffer unter die Torlatte. In der verbleibenden Nachspielzeit, die drei Minuten betragen sollte, warfen die Gastgeber alles nach vorne und kamen noch zu zwei guten Chancen, zumindest noch einen Punkt zu retten.

Zunächst spielte Thies Kochanski, über die rechte Seite kommend, in guter Schussposition uneigennützig auf Kjell Knaak, doch die Gäste klärten mit vereinten Kräften. Dann verfehlte Jasper Schwarz mit einem Flachschuss, der knapp neben dem Tor landete, den möglichen Ausgleich. Der TSB kann nun zuversichtlich auf das Heimspiel gegen Aufsteiger Eidertal Molfsee am kommenden Sonntag um 14.00 Uhr blicken und dabei einen weiteren Schritt Richtung gesichertes Mittelfeld gehen. Der MTSV muss am Sonntag bereits um 13.00 Uhr beim Tabellenzweiten Kilia Kiel Farbe bekennen und geht als krasser Außenseiter in das Spiel.

Gramoz Kurtaj (Trainer TSB Flensburg)
Sebastian Barth (Trainer MTSV Hohenwestedt)
Niklas Holtze (TSB Flensburg)
Tim Sienknecht (MTSV Hohenwestedt)

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