Der Heider SV schloss die Saison mit einem 3:0-Gefühl bei der SpVg Eidertal Molfsee ab. © 2025 Volker Schlichting
Für den Heider SV wird es langsam ernst. In der nächsten Woche, am Mittwochabend, beginnt um 19:00 Uhr mit dem Auswärtsspiel beim niedersächsischen Vizemeister FSV Schöningen die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord.
Noch zwei Trainingstage am Samstag und am Montag stehen vor der Abreise nach Schöningen an, die für Dienstag vorgesehen ist. In Wolfsburg werden Mannschaft und Offizielle vor dem Spiel übernachten. Von Wolfsburg sind es noch gut fünfundvierzig Minuten Fahrzeit nach Schöningen.
Trainerteam und Geschäftsführer sichten Schöningen
Am letzten Wochenende bekamen Cheftrainer Markus Wichmann, Geschäftsführer Hannes Nissen und Co-Trainer Tobias Dau die Gelegenheit, sich gemeinsam einen Eindruck von der Spielstärke der Niedersachsen zu verschaffen. Dort erlebten sie, wie die Mannschaft von Trainer Christian Benbennek einen ungefährdeten 3:0-Auswärtserfolg beim SV Arminia Hannover einfahren konnte und damit auch die Vizemeisterschaft im Fernduell mit Atlas Delmenhorst klarmachte.

„Das ist schon eine gute, erfahrene Mannschaft mit viel Qualität“, bestätigte Heides Trainer Markus Wichmann. Vor allem das Durchschnittsalter von gut 27 Jahren lässt auf viel Reife und Erfahrung schließen, wie der Heider Coach betont.
Ex-Profi Christian Beck sticht heraus
Vor allem Ex-Profi Christian Beck (37), zuletzt in Diensten des BFC Dynamo und davor Torjäger beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg, zählt im reifen Fußballeralter zu den Stützen des erst 2011 gegründeten Vereins aus dem Landkreis Helmstedt, der mit Macht in die Regionalliga strebt. „Beck dürfen wir keine Sekunde aus den Augen verlieren. Auch wenn er selbst nur elf Treffer erzielt hat, soll das nichts heißen“, warnt Wichmann.
Zahlen zum FSV Schöningen
Ebenso auffällig: Schöningen gelangen in 34 Punktspielen nur 55 Treffer. Zum Vergleich: Die Dithmarscher erzielten in nur 30 Spielen stolze 90 Tore. Aber auch hier warnt Wichmann davor, die falschen Rückschlüsse zu ziehen. „Generell fallen in Niedersachsen weniger Tore. Das kann sowohl an der Ausgeglichenheit der Liga wie auch an der taktischen Ausrichtung liegen.“
Der FSV Schöningen konnte in der Oberliga Niedersachsen 31 Punkte in 17 Heimspielen einfahren. Acht Spiele konnten gewonnen werden, sieben endeten remis, aber es gab auch zwei Niederlagen bei einem Torverhältnis von 26:15. Damit steht Schöningen auf dem 4. Platz in der Heimtabelle. Auswärts konnten 29 Punkte erzielt werden. Die meisten Treffer für Schöningen erzielte Ex-Profi Christian Beck mit elf Toren. Ebenso elf Treffer erzielte Philipp Harant. Der FSV Schöningen hatte im Saisondurchschnitt 347 Zuschauer. Beim Heider SV, als Zuschauerkrösus der Flens-Oberliga, kamen im Schnitt 510 Zuschauer.
Mit einem Hexenkessel und wenig Unterstützung aus Dithmarschen rechnet man auf Heider Seite. „In Schöningen erwartet uns die Hölle. Da werden bestimmt neunzig Prozent der Zuschauer gegen uns sein“, erwartet Wichmann eine lautstarke Kulisse gegen sein Team.
„Schöningen hat eine sehr erfahrene Mannschaft mit vielen Ex-Profis. Sie haben aber nur 16 Spiele in der Oberliga Niedersachsen gewonnen. 18 Spiele haben sie nicht gewonnen“, sagt Hannes Nissen, der Geschäftsführer der Heider SV Liga GmbH.
Heider SV will mehr
Dennoch gehen die Dithmarscher mit viel Selbstbewusstsein und im Vertrauen auf die eigene Stärke in die entscheidenden Spiele der Saison. „Angst ist der falsche Ratgeber. Die Mannschaft will mehr und hat Blut geleckt“, freut sich Wichmann, dass es bald losgeht.
Egal, wozu es auch immer reichen wird nach den drei Aufstiegsspielen, stellt Wichmann völlig zu Recht noch einmal das in den Vordergrund, was die Mannschaft bisher bereits geleistet und erreicht hat. „Wir haben eine Supersaison gespielt. Wann ist der Heider SV zuletzt Vizemeister geworden? Das vergessen leider viele. Die Saison war komplett erfolgreich für uns.“
Tatsächlich ist es gefühlt eine Ewigkeit her, dass der Heider SV in seiner wechselvollen Geschichte in der höchsten Landesklasse zuletzt die Vizemeisterschaft holte. 29 Jahre sind bereits vergangen, als unter dem damaligen Trainer Bernd Popp in der Saison 1996/1997 die Vizemeisterschaft gefeiert werden durfte.
Trotz schlechter Rahmenbedingungen erfolgreich
Trotz des gut zusammengestellten Kaders war es für Wichmann durchaus keine Selbstverständlichkeit, dass der Heider SV am Ende der Saison nach nur drei Jahren den Wiederaufstieg in die Regionalliga anpeilen kann. „Im Winter sind wir durch ganz Dithmarschen gefahren, weil die Trainingsmöglichkeiten es nicht anders hergaben. Den Kunstrasenplatz in Heide mussten wir uns mit zwei Mannschaften teilen“, sah Wichmann viele hinderliche Störfaktoren auf dem Weg zur Vizemeisterschaft – Rahmenbedingungen, über die die Nachwuchsmannschaften der Profivereine in der Regionalliga Nord nur müde lächeln können. Umso höher ist das zu bewerten, was in Heide und andernorts mit viel Idealismus geleistet wird.
Soumah in Schöningen gesperrt
Verzichten muss Trainer Wichmann bei der Auftaktpartie in Schöningen auf Daouda Soumah nach seiner Gelb-Roten Karte im letzten Meisterschaftsspiel bei Absteiger Eidertal Molfsee, wie Nachfragen beim Norddeutschen Fußball-Verband in Bremen ergeben haben.

Macius Dahm wieder im Training
Rechtzeitig zum Beginn der Aufstiegsrunde kann Wichmann auch wieder mit Abwehrspieler Macius Dahm rechnen, der am Dienstag wieder ins Training eingestiegen ist. „Ich plane mit ihm. Er ist wieder voll dabei. Noch reicht die Kraft bei ihm nicht für 45 Minuten. Er ist eine Waffe als Kopfballspieler. Auch mit seinen langen Schlägen nach vorne ist er eine Option“, freut sich Wichmann über den Rückkehrer.
Einsatz von Kröger und Groß mit Fragezeichen
Angeschlagen sind weiterhin Abwehrspieler Helge Kröger sowie Angreifer Lucas Groß. Während es bei Kröger noch reichen könnte für die Aufstiegsrunde, sieht es bei Groß, der über eine Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne klagt, eher schlecht aus. „Für das erste Spiel in Schöningen wird es wohl nicht reichen“, ist Hannes Nissen, der Geschäftsführer der Heider SV Liga GmbH, eher pessimistisch. Definitiv weiter fehlen werden Luca Wichmann und Anthony Stolar. Sie werden erst in der neuen Saison eine Rolle spielen.
Vorverkaufsstellen eingerichtet
Um den Zuschauerandrang für das Heimspiel gegen Altona 93 gut zu regulieren, wurden bereits jetzt zwei Vorverkaufsstellen eingerichtet. Sowohl bei der Firma Reifen-Meyenburg in Hemmingstedt als auch bei der VR-Bank Westküste in Heide sind ab sofort Karten erhältlich. „Es ist ratsam, sich bereits im Vorverkauf eine Karte zu sichern. Der Andrang wird riesig sein“, empfiehlt Nissen den Fußballfreunden aus der Region sowie aus Hamburg, sich rechtzeitig eine Eintrittskarte zu besorgen.

Einen Vorverkauf für das Auswärtsspiel in Schöningen wird es hingegen nicht geben. „Dort ist genug Platz. Wir rechnen damit, dass uns höchstens fünfzig bis hundert Fans in Schöningen unterstützen werden“, erwartet Nissen nur wenige Sympathisanten aus Dithmarschen, die sich unter der Woche auf die lange Auswärtsfahrt begeben. Insgesamt rechnen die Gastgeber mit 800 bis maximal 1.500 Zuschauern, wie Christian Benbennek, der Trainer und zugleich sportliche Leiter in Schöningen, gegenüber den Dithmarschern äußerte.
Ungewissheit allerorten
Während der Überraschungsmeister und Direktaufsteiger HSC Hannover bereits mit den Planungen für die neue Saison in der Regionalliga begonnen haben dürfte und auch auf dem Spielermarkt aktiv werden kann, ist in Schöningen, Hemelingen und beim Heider SV weiter Geduld gefordert. „Wir wissen nicht, wohin die Reise geht. Daher müssen wir zweigleisig planen. Bei denen, die es geschafft haben, wird ab dem 5. Juni das Telefon nicht mehr stillstehen“, hat Wichmann schon eine Vorahnung, was auf ihn und den Heider SV zukommen könnte, wenn alles gut läuft.