Advantage SV Eichede: Nullnummer im Spitzenspiel gegen Kilia Kiel

von Ismail Yesilyurt

Das 100. Kilia-Tor hier durch Rasmus Tobinski wäre nicht nur historisch sondern auch wertvoll gewesen. © 2023 Ismail Yesilyurt


Keinen Gewinner gibt es im Spitzenspiel in der Flens-Oberliga zwischen dem SV Eichede und Tabellenführer Kilia Kiel. Während mit dem 0:0 die Steinburger auf Platz zwei springen, ändert sich somit an den 5 Punkten Abstand zwischen dem SV-Team von Paul Kujawski und der Mannschaft von Nicola Soranno nichts. Der Fakt, dass der SV Eichede, noch mit zwei Nachholspielen im Gepäck, nun alles selber in der Hand hat, spricht für die Bravehearts. Die Kieler werden laut Soranno „die Hausaufgaben machen“ und können nicht aus eigener Kraft den Titel und die weiterführende Meisterschaft mit den Aufstiegsspielen gegen den Hamburger und Bremer Vertreter erreichen.

Bissige Defensive gegen Power-Offensive

Vor dem Anpfiff im Ernst-Wagner-Stadion keimte natürlich die Frage auf, wer denn gewinnen wird: die beste Defensive oder der erfolgreichste Angriff? Erst 14 Tore in 24 von 32 Spielen gönnte der SVE den Kontrahenten in der Oberliga Schleswig-Holstein. Die Kilianer haben schon 99 Mal den Gegner verzweifeln lassen. Sicherlich gab es unter den Zuschauern schon einige Wetten, wer der Torschütze des 100. Treffers sein wird.

Wer auf Benjamin Petrick gesetzt hatte, raufte sich in der 19. Minute die Haare. Nach einem Freistoß kam der 12-fache Saisontorschütze im Strafraum an den Ball. Sein Schuss mit dem schwächeren linken Fuß „knallte“ an den rechten Innenpfosten des SVE-Gehäuses. Keeper Marcel Gevert tauchte in die betroffene Ecke ab, bekam den Ball gegen den Kopf, von wo das Spielgerät knapp am Aluminium vorbei beim Eckball landete.

Der nächste Anwärter auf der Buchmacher-Liste: Jan Matti Seidel mit 13 Toren. Das 14. verhinderte Eichedes Keeper Marcel Grevert, der nach einer Linksflanke von Tom Warnckel den Kopfball von Seidel aus kurzer Distanz mit einem starken Reflex abwehrte.

Weiter geht es mit Julius Alt, bisher genauso erfolgreich wie Vorgenannter. Bei seinem Schuss, die Torausbeute auf dreistellig zu stellen in der Box der Platzherren, rettete Heim-Kapitän Nico Fischer einen Rückstand zu einem ungünstigen Zeitpunkt mit dem Sekunden später anstehenden Gang in die Halbzeitpause.

Yannik Jakubowski muss verletzt raus

Yannik Jakubowski ist vergessen worden? Nein! Der Mittelstürmer, mit 19 Treffern bester Kieler auf Position 3 in der Oberliga-Torschützenliste, musste leider nach 21 Minuten, bis dato ohne Tormöglichkeit, verletzt ausgewechselt werden. Dafür kam Marvin Müller, der sofort die rechte offensive Seite besetzte. Seidel rückte ins Sturmzentrum ein.

Serhat Yazgan (li., Kilia Kiel) zielt durch Jan Matti Seidel durch in der SVE-Box, aber zielgenau ist es nicht. © 2023 Ismail Yesilyurt
Serhat Yazgan (li., Kilia Kiel) zielt durch Jan Matti Seidel durch in der SVE-Box, aber zielgenau ist es nicht. © 2023 Ismail Yesilyurt

In der zweiten Halbzeit, in der Kilia Kiel vermehrt auf die Null im eigenen Tor achtete, wäre die 100 fast gefallen. Mit der einzigen klaren Gelegenheit. Tom Warncke setzte sich energisch im Eicheder Mittelfeld durch und bediente mit einem sehenswerten halbhohen Zuspiel den kurz zuvor eingewechselten Rasmus Tobinski. Der Neuzugang, in der Winterpause zu Kilia gewechselt, nahm an der Strafraumgrenze den Ball mit. Zuerst störte Hendrik Ostermann beim Schussversuch. Dann stoppte Gevert den nachsetzenden Tobinski mit einer tollen Parade (77.).

Mannschaft von Paul Kujawski gibt zuerst Ton an

Bei der Aufzählung der Gäste-Chancen wollen und sollten wir nicht die der Steinburger, die das Hinspiel mit 3:0 auf dem Sportplatz des VfB Kiel (Waldwiese) siegreich gestalteten, außer Acht lassen. Der Tabellendritte begann sehr stark. Nach einer Rechtsflanke von Marc Pichelmann streift ein Kopfball von Morten Wahl über den Kilia-Kasten (4.). Acht Minuten später klärt ein Kieler nach einem Getümmel im Torraum auf der Torlinie. Vorangegangen war eine Einwurf-Flanke von Luca Reimers, die wie das schnelle Anspiel nach Ballgewinn in die Spitze für Alarmstufe rot sorgten. Eine Führung lag in der Luft und wäre nicht unverdient gewesen. Zumal Kilia-Keeper Finn-Niklas Kornath in höchster Not gegen Evgenij Bieche zur Stelle war (13.).

Die ersten 45 Minuten können eigentlich in drei gleichgroße Abschnitte eingeteilt werden. Für die ersten 15 Minuten gibt es ein Plus für den SV Eichede. Dann darf das auswärtige Team die nächste Viertelstunde für sich beanspruchen. In den restlichen Minuten hält sich die Waage in der Horizontalen.

Zwei Offensispieler im Eicheder Strafraum - Evgenij Bieche (re, SV Eichede) schirmt den Ball vor Benjamin Petrick (Kilia Kiel) ab. © 2023 Ismail Yesilyurt
Zwei Offensispieler im Eicheder Strafraum – Evgenij Bieche (re, SV Eichede) schirmt den Ball vor Benjamin Petrick (Kilia Kiel) ab. © 2023 Ismail Yesilyurt

SV Eichede eröffnet auch die 2. Hälfte sehr aktiv

Nach der Pause dann kurz etwas schief in der Vertikalen zugunsten der Heimmannschaft. Gleich in der zweiten Minute nach Wiederbeginn verpasst Wahl, Gewicht raufzulegen. Nach einer Linksflanke von Evgenij Bieche steht Eichedes Nummer 30 vor dem 12. Saisongoal. Doch völlig frei am zweiten Pfosten köpft Wahl aus kurzer Distanz rechts vorbei. Weitere klare Torchancen bis auf die in der 77. Minute gibt es nicht. Keeper Gevert muss nur bei einer Kopfballverlängerung vom eigenen Mitspieler Reimers auf der Hut sein.

Die Platzherren zeigen im zweiten Abschnitt zunächst mehr Initiative. Die Kieler stehen gut in der Defensive und lauern auf ihre Umschaltaktionen. Da aber Eichede im Abwehrverhalten eine starke Truppe mit viel Einsatzfreude ist, gelingt den Gästen selten ein vernünftiger Durchbruch. Paul Kujawski und der SV Eichede müssen hinten raus noch eine kurze Drangphase des Gegners überstehen, um schließlich mit einem kleinen Vorteil in die restlichen 8 Spiele zu gehen.

Marc Pichelmann geht mit Wadenkrampf vom Platz

Bemerkenswert: Mit Marc Pichelmann und einem weiteren Eicheder Spieler müssen zwei Akteure mit Wadenkrämpfen vom Platz. Das spricht für einen großen Aufwand und Einsatz. Apropos Pichelmann: Der Rechtsverteidiger gehört mit zu den besten Spielen wie auch Terrier Nico Fischer auf links. Dazu gesellen sich der überragende Keeper Marcel Gevert, laufstarke Evgenij Bieche und immer anspielbare Morten Wahl aus einer sehr homogenen Teamleistung. Bei Kilia überzeugen der kampfstarke Teyi Lawson-Body, Tom Wüllner mit einigen Offensivakzenten, Tom Warncke als Lenker und der emsige, aber glücklose Jan Matti Seidel.

Wenn wir mit Wetten und Quoten schon angefangen haben: Einen Gewinner gab es doch! Das dürfte der SV Todesfelde sein. Der amtierende Landesmeister hatte am Samstag überraschend 0:3 gegen den VfB Lübeck II verloren und mit der Niederlage nach eigener Meinung die Titelverteidigung abgeschrieben. Nach der Punkteteilung am Ostermontag sind die Quoten für den SVT gestiegen. Die Gelb-Blauen werden wieder in die Meisterschaft eingreifen. Wetten!

Stimmen zum Spiel

Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel)
Paul Kujawski (Trainer SV Eichede)

SV Eichede – FC Kilia Kiel 0:0

SV Eichede: Gevert – Pichelmann (82. Vollrath), Reimers, Ostermann, Fischer – Ehlers (56. Grage), Meyer – Wittig, Wahl, Bieche (84. Miljic) – Adam (71. Hasselbusch (88. Arndt)).
Trainer: Paul Kujawski.

FC Kilia Kiel: Kornath – Lawson-Body, Wüllner, Harder, Ayyildiz (87. Horstinger) – Warncke – Seidel, Alt, Yazgan (75. Tobinski), Petrick – Jakubowski (21. Müller).
Trainer: Nicola Soranno.

Schiedsrichter: Bela Bendowski (Eintracht Lübeck).

Assistenten: Luca Sambill, Max Rosenthal.

Zuschauer: 827.

ähnliche Artikel

Consent Management Platform von Real Cookie Banner