Leon Dippert (Eutin 08) trifft gegen Christopher Newe (VfR Neumünster) zum 1:0. Links Kenny Korup. © 2024 Olaf Wegerich
Bei schönem Sommerwetter empfing der VfR Neumünster auf optisch schönem, aber recht hartem Geläuf den Aufsteiger Eutin 08. Dieser ist aber auch ein Schwergewicht im schleswig-holsteinischen Fußball. Zwar verbrachte der Klub die letzten zwei Spielzeiten in der Landesliga, aber noch 2017/18 gehörte man der Regionalliga Nord an.
Rasensport knapp besetzt
Rasensport standen nur 13 Feldspieler zur Verfügung. Die im Spielbericht aufgeführten Kevin Kulka, Kastriot Alija und Christopher Kramer waren de facto nicht einsatzfähig.
Zerfahrener Beginn mit Vorteilen für den Aufsteiger aus der Rosenstadt
Von Anfang an sahen die Zuschauer ein umkämpftes, aber auch von vielen Fehlern geprägtes Spiel. Eutin 08 hatte eingangs leichtes Übergewicht. Eine erste Linksflanke nach 3 Minuten vom bei Holstein Kiel ausgebildeten Tim Schüler fand keinen Abnehmer. Abbas und Hussein Sharba machten über die Außen viel Druck. Das Team vom Waldeck agierte klarer und einfacher, während die junge Garde der neuformierten Neumünsteraner Elf sich immer wieder in nutzlosen Mittelfeld-Dribblings verzettelte und an den zweikampfstärkeren Lucas Schultz oder Max Golovcanski hängen blieb. Immer wieder ging so unnötig schon an der Mittellinie der Ball verloren. So hatte es bereits mehrere Male vor dem Tor von Rasensport-Keeper Christopher Newe gebrannt, bevor Murat Rasgele auf der anderen Seite urplötzlich frei vor Rene Hohenstein stand (24.). Das 08-Eigengewächs im Kasten, schon zu Regionalligazeiten dabei, wehrte jedoch ab.
Zwei unnötige Freistöße führen zum 1:1 zur Pause
Danach ist das Match recht ausgeglichen. Zunächst verdaddelt der VfR kurz vor dem eigenen Strafraum wieder durch ein unnötiges Dribbling die Kugel. Das anschließende Foulspiel wird mit Gelb und Gegentor bestraft. Von der linken Strafraumkante kommt der Freistoß von Schüler gaaaaaanz lang auf den zweiten Pfosten, knapp außerhalb der großen Fängerreichweite von Newe. Fast von der Grundlinie bugsiert Leon Dippert dann aus ganz spitzem Winkel aus 5 Metern den Ball ins Tor (41.). Bereits nach 24 Minuten hatte Dippert mit einem Seitfallzieher, der an den Pfosten klatschte, bei dem er allerdings knapp im Abseits stand, seine Torgefährlichkeit bewiesen.
Quasi im Gegenzug wird dann der diesmal erfolgreich dribbelnde Rasgele auf Rechtsaußen ohne große Not gelegt. Freistoß VfR, der Ball kommt Richtung zweiter Pfosten, Hohenstein kommt nicht an den Ball. Hinter ihm lauert Ola Adesanya, ist einschussbereit. Tim Zittlaus Rettungsversuch misslingt, Eigentor (44.).
Gelb für Ilir Serifi
Große Aufregung dann noch kurz vor dem Seitenwechsel. Abbas Sharba und Ilir Serifi gehen beide recht kompromisslos mit langem Bein und offener Sohle in den Zweikampf. Den Ball spielt so recht keiner. Serifi trifft den von Inter Türkspor Kiel gekommenen Sharba hart am Knie. Mit Gelb ist Serifi gut bedient. Sharba muss runter, zur Pause muss Trainer Dennis Jaacks ihn durch Sören Lepin ersetzen.
Zweite Halbzeit: Spannung pur
Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Paukenschlag. Rasensport geht in Führung. Nach einer guten Umschaltaktion über den links abgehenden Sterling Watring kombiniert der sich nach Zusammenspiel mit Riku Deguchi bis zum 16er durch, sein Chipball in den Strafraum bleibt hängen: Schiri Khaled El-Rifai hat ein Handspiel gesehen. Adesanya verwandelt souverän (48.).
Der Treffer zeigt bei Eutin Wirkung. Man versucht, gleich Druck zu machen, doch nun hat Rasensport in kurzer Zeit zwei gute Umschaltgelegenheiten (51., 55.). Einmal ist Hohenstein auf dem Posten und wehrt die Adesanya-Hereingabe ab, einmal spielt der VfR selbst zu ungenau. Nach 57 Minuten wechselt Liridon Imeri den akut rot-gefährdeten Serifi aus, für ihn kommt Neuzugang Nikolai Prom. Seine zweite Saisoneinwechslung für den VfR ist sein insgesamt 50. Oberligaeinsatz.
VfR schläft bei Einwürfen
Nach einem langen Einwurf ist der VfR zu lethargisch. Aus dem Gewühl kann Max Golovcanski ausgleichen (60.). Unterm Strich durchaus verdient. Danach wird das Spiel immer wilder – beide Teams wollen den Sieg. Doch beide Abwehrreihen stehen zwischen den Gegentoren durchaus gut.
Eckpfeiler Kenny Korup muss raus
Nach 74 Minuten dann ein Worst-Case-Szenario für den VfR. Kapitän und Leistungsträger Kenny Korup ist angeschlagen und kann nicht weiterspielen. Für ihn kommt Hendrik Wehde zu seinem Oberligadebüt. Er geht auf die Linksverteidigerposition, Christoph Kahlcke rückt für Korup als zentraler Abwehrchef nach innen.
Weder Schwalbenkarte noch Elfmeter
Kurz darauf dann der nächste Aufreger. Marko Ljuljic hat den durchsprintenden VfR-Sechser Kevin Schulz geschickt, der tatsächlich noch vor Hohenstein an den Ball kommt, die Kugel an diesem vorbei legt und dann zu Fall kommt: Die 08-Bank fordert die Schwalbenkarte, der VfR den nächsten Elfmeter (79.). El-Rifai lässt weiterspielen.
Eddy Schultz sieh erfolgreichen Elfer von Sohn Lucas
Dann wieder von der rechten Seite Einwurf für Eutin. Dem unbedrängten, sonst guten Neumünsteraner Innenverteidiger Rin Yoshimatsu gerät auf dem doch sehr holperigen Rasen der verspringende Ball unglücklich an den Arm: Elfmeter. Lucas Schultz tritt an. Vater Eddy, Eutiner Torwartlegende, mag gar nicht hinsehen. Schultz verwandelt souverän (83.).
Eutin kann 3:2 nicht über die Zeit retten
Jedoch fehlt Eutin die letzte Cleverness, um diese Führung über die Zeit zu bringen. Der VfR erzwingt eine Ecke, die im zweiten Versuch von rechts auf den zweiten Pfosten geschlagen wird. Dort kann Prom den Ball für den VfR holen, legt kurz zurück auf Adesanya, der aus fünf Metern ins kurze Eck trifft (86.).
Beide Teams wollen den Sieg
Auch danach haben beide Teams noch ihre Siegchance. Sören Lepin trifft aus 16 Metern die Latte, auf der anderen Seite erwischt Adesanya eine Rasgele-Flanke frei aus 8 Metern per Kopf nicht richtig.
VfR Neumünster: Newe – Rasgele, Yoshimatsu, Korup (74. Wehde), Kahlcke – Schulz – Ljuljic, Serifi (57. Prom), Watring – Deguchi, Adesanya.
Trainer: Liridon Imeri.
Eutin 08: Hohenstein – Kunert (53. Jensen), Zittlau, Broszeit, Schüler – Schultz, Golovcanski (63. Clausen) – Hussein Sharba (63. Kocks), Bremser, Abbas Sharba (46. Lepin) – Dippert.
Trainer: Dennis Jaacks.
Schiedsrichter: Khaled El-Rifai (VfL Bad Schwartau).
Assistenten: Hendrik Plambeck, Tim Hohmann.
Zuschauer: 210.
Tore: 0:1 (41.) Dippert, 1:1 (43.) Eigentor Zittlau, 2:1 (48., Handelfmeter) Adesanya, 2:2 (60.) Golovcanski, 2:3 (83., Handelfmeter) Schultz, 3:3 (86.) Adesanya.