Heides Joker Arne Burmeister mit Siegtreffer gegen VfR Neumünster in der Overtime

von Helwig Pfalzgraf

Arne Burmeister (26) ist das begehrte Objekt nach seinem 2-1 für den Heider SV gegen den VfR Neumünster. © 2024 Olaf Wegerich.JPG


Bei frühlingshaften Temperaturen empfing der Heider SV im Stadion an der Meldorfer Straße Rasensport Neumünster zum Oberliga-Traditionsduell. Beide Vereine haben in Schleswig-Holsteins höchster Liga schon unzählige Male gegeneinander gespielt und auch schon vor der Einführung der Bundesliga auf damals höchster deutscher Spielebene die Klingen gekreuzt.

VfR mit schmaler Bank

Während beim Gastgeber im Vergleich zur Vorwoche beim 3:1-Sieg in Reinfeld die Personallage deutlich besser war, hatte der Gast aus der Schwaalestadt nur drei einsatzbereite Feldspieler auf der Bank. Zwar fiel aus der Stammelf „nur“ der gelb-rot gesperrte Keenon Erfurth sowie Zinedine Hukporti aus, und mit Björn Lambach und Christoph Kahlcke waren zwei Stammkräfte wieder zurück in der Startelf, aber aus dem kleinen aktuellen 20er Kader wurden heute Agron Gashi und Karim Kalota an die Zweite abgegeben. Die beiden Dauerverletzten Adam Mami und Kevin Kulka reduzieren die Anzahl der im Idealfall zur Verfügung stehenden Akteure auf gerade mal 18 Spieler.

Heide übernimmt die Spielkontrolle

Heide begann im 3-2-3-2-System, dem der VfR ein deutliches 3-1-4-2 entgegenhielt. Der HSV hatte zunächst etwas mehr vom Spiel, und nach einem Umschalten über links durch Pascal Ayene hatte er eine gute Gelegenheit. Sein 16-Meter-Flachschuss strich knapp am Tor vorbei. Die Heimelf hielt ein hohes Tempo und versuchte das auch ständig hochzuhalten.

Dylan Williams nutzt ersten VfR-Angriff zum 1:0

Der VfR reagierte recht clever, nahm bewusst das Tempo raus und versuchte, ruhig aufzubauen. Einen 60-Meter-Diagonalball von Kenny Korup verarbeitete der diesmal auf der linken Außenbahn spielende Marcel Stölting, überchipte die Heider Innenverteidigung, und der einlaufende Dylan Williams überlupfte mit dem ersten Kontakt Heides Keeper Mats Hinrichs. Erster Angriff, erstes Tor. 0:1 (12.).

Dylan Williams (li., VfR Neumünster), hier gegen Jacob Steffensen (Heider SV) trifft für die Gäste zum 1:0. © 2024 Olaf Wegerich
Dylan Williams (li., VfR Neumünster), hier gegen Jacob Steffensen (Heider SV) trifft für die Gäste zum 1:0. © 2024 Olaf Wegerich

HSV gleicht durch Daouda Soumah schnell aus

Heide ließ sich davon nicht schocken. Weiter wurde geordnet mit Tempo die Angriffe aufgebaut, die VfR-Defensive stand aber gut und ließ aus dem Spiel heraus wenig zu. Einen zweifelhaften Freistoß (Geart Latifi hatte Daouda Soumah fair mit angelegtem Arm gerempelt) fast von der Eckfahne nutzte der HSV dann gekonnt. Die großgewachsenen Angreifer Marvin Wolf und Jonah Gieseler nutzten ihre Lufthoheit am langen zweiten Pfosten, Keeper Christopher Newe kam nicht mehr an die Kugel, und aus dem Gewühl erzielte Soumah aus Nahdistanz den verdienten Ausgleich (19.).

Auch in der Folgezeit hatte Heide etwas mehr von der Partie, einen Gieseler-Kopfball blockte der ihn eng bewachende Latifi ebenfalls per Kopf übers Tor (30.).

Halbzeit: VfR verpasst die Führung

Nach der Halbzeit hat weiterhin der HSV optisch leichte Vorteile, bietet aber dem VfR immer wieder viel Platz zum Umschalten. Zunächst kann Kahlcke nach einem abgefangenen Ball 50 Meter unbedrängt mit dem Ball laufen, allerdings misslingt der Steilpass auf Sean Vinberg (49.).

Nur drei Minuten später fast die gleiche Szene: Diesmal hat Murat Rasgele einen HSV-Diagonalball abgefangen und marschiert los, sein Steilpass spielt Vinberg frei, der auf Hinrichs zuläuft, aber an diesem im Eins-gegen-eins scheitert (52.). Das Spiel hat jetzt seine beste Phase. Zunächst prüft Heides linker Innenverteidiger aus der Dreierkette Helge Kröger Newe mit einem 25-Meter-Knaller, dann hat sich der VfR auch mal am HSV-Strafraum festgesetzt. Volodymyr Pryiomow wird freikombiniert, sein 14-Meter-Geschoß hätte genau in den Winkel gepasst, aber Hinrichs hält glänzend (60.).

Der Heider SV hat die breitere Bank und legt nach

Nach dieser starken Phase im VfR-Spiel reagiert HSV-Trainer Markus Wichmann. Er bringt ab der 62. Minute im ungefähren 5-Minuten-Abstand insgesamt fünf neue Kräfte. Dabei ist auch wieder U19-Spieler und Trainersohn Luca Wichmann. Diese Einwechselspieler bringen Mann für Mann jeweils frischen Wind, der HSV kann so das bisherige hohe Tempo weiter hochhalten und lässt dem VfR immer weniger Gelegenheit zum Luftholen. Die Heider Dreierkette und die beiden Sechser mit Thede Reimers und Kapitän Lennart Busch, in der VfR-Jugend großgeworden, werden defensiv immer weniger gefordert.

Abnutzungskampf mit besseren Karten für den Heider SV

So viele Wechseloptionen hat VfR-Trainer Rocco Leeser nicht. Zwar wechselt auch er einmal in der 63. Minute, aber Entlastung ist gegen zunehmend drückende Gastgeber nun immer weniger möglich. Je länger das Spiel dauert, desto schwieriger wird so der Abnutzungskampf für den VfR. Der für Emirkaan Güzel eingewechselte noch U19-spielberechtigte Ilir Serifi hat es mehr als schwer, er kommt zwar einmal zum Schuss, Hinrichs muss nachfassen, aber vorne Bälle festmachen gelingt dem VfR kaum noch. Ansonsten spielt beim VfR die Startelf mangels Alternativen fast durch. So muss sogar Defensivmann Nick Neca in der Schlussphase die ausgepumpte Sturmspitze Pryiomov ersetzen.

VfR-Bollwerk hält 90 Minuten

Nachdem der schön freikombinierte HSV-Joker Arne Burmeister frei vor Newe an diesem scheitert (87.) und Gieseler (90.) einen Kopfball aus wenigen Metern übers Tor setzt, scheint es fast, als ob der aufopferungsvoll kämpfende VfR einen Punkt im Abstiegskampf mitnehmen kann.

Arne Burmeister trifft in der Nachspielzeit zum Siegtor

Doch in der Nachspielzeit gewinnt der HSV, der jetzt scheinbar mindestens einen Mann mehr auf der Platte hat, doch noch. Der VfR will sich hinten spielerisch befreien, anstatt den Ball übers Tribünendach auf das angrenzende MTV-Gelände zu knallen. Burmeister fängt die Kugel ab und trifft mit beispielhafter Schusshaltung knallhart aus 16 Metern ins Eck. Wenig später ist Schluss.

Fazit: Der Heider SV hat seinen breiten Kader optimal genutzt.

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