Bordesholm mit deftiger 1:6-Heimklatsche – Abstiegskampf ist eingeläutet

von Ismail Yesilyurt

Joe Gabriel (TSV Bordesholm) klärt vor Jannik Westphal (VfB Lübeck II). © 2023 Olaf Wegerich


Ist das bitter! Am 11. Spieltag der Flens-Oberliga musste der TSV Bordesholm im Kellerduell gegen den VfB Lübeck eine ernüchternde 1:6 (1:2)-Heimniederlage einstecken und ist damit auf den 14. und ersten Abstiegsplatz abgerutscht. Der Lübecker Nachwuchs kann sich nach dem ersten Auswärtssieg auf den 11. Platz verbessern.

Für die Gastgeber war es bereits die vierte Heimniederlage im sechsten Spiel. Zudem machte die Schießbude der Liga ihrem Name alle Ehre und hatten die Schleusen weit geöffnet. Bereits 38 Gegentreffer nach nur elf Saisonspielen stimmen nicht gerade optimistisch für den weiteren Saisonverlauf. Zumal die nächste Auswärtspartie beim Spitzenreiter TSB Flensburg ansteht.

Bordesholm im Tiefschlaf – Lübeck sofort hellwach trifft doppelt

Bei den Gastgebern, die zunächst ohne ihren am Knie verletzten Torjäger Malte Lucht antraten, waren bereits die ersten zwölf Minuten unterirdisch, denn die jungen flinken Lübecker Angreifer spielten mit ihren Gegenspielern Katz und Maus. Insbesondere über die linke Abwehrseite war Boho verwundbar und das nutzten die Lübecker bei ihren schnell vorgetragenen Angriffen auch konsequent aus.

Bereits nach sieben Minuten trifft der eingelaufene Kubilay Büyükdemir (7.) nach flacher Hereingabe von Gustavo Melo über die linke Außenbahn zur Gästeführung. Nur drei Minuten später erhöht der hellwache VfB gegen schläfrige Gastgeber durch Emanunel Adou (10.) nach präziser Vorarbeit von Yasin Varol auf 0:2. Zunächst war Julian Quistorff aus Nahdistanz noch am starken Gabriel gescheitert, doch den Abpraller verwertete Adou humorlos zum zweiten Treffer. Völlig indisponierte und schlecht abgestimmte Gastgeber, denen jegliche Körperspannung fehlt, haben Glück, dass Torhüter Joe Gabriel weitere Großchancen von Julian Quistorff und Jannik Westphal durch sein mutiges Herauslaufen zunichte macht.

Joris Scherbath verkürzt für Boho auf 1:2

Dann endlich wachen die Gastgeber auf und nehmen aktiv am Spiel teil. Bei der ersten gefährlichen Aktion vor dem Gästetor setzt Aaron Meyerfeldt Joris Scherbath in halbrechter Position in Szene und der kann mit einem beherzten Flachschuss auf 1:2 verkürzen.

Heimelf besser im Spiel

Die Heimelf kommt jetzt tatsächlich besser ins Spiel und drückt auf den Ausgleich. Der aufgerückte Philipp Spohn versucht es zunächst mit einem zu zentral angesetzten Flachschuss. Kurz darauf setzt der starke Bouzoumita über die rechte Außenbahn kommend Spohn erneut gut in Szene, doch die flache Hereingabe kann Spohn mit einer Grätsche aus Nahdistanz nur über das Tor bugsieren.

Erneut ist es Spohn der von Außen eine Flanke auf Bouzoumita schlägt, doch dessen Schuss geht knapp über das Tor. Bordesholm hat jetzt seine beste Phase, drückt vorne gewaltig, ist hinten aber immer wieder anfällig. Ein scharf getretener Ball von Ben Hirsching ,der kurz vor Gabriel noch einmal aufsetzt, kann der Boho-Torhüter nur mühsam zur Seite abwehren.

Schlagabtausch mit viele Torchancen

Das Spiel wogt jetzt hin und her: Beide Mannschaften liefern sich einen Schlagabtausch mit vielen Torchancen. Zwei dicke Dinger für Boho lässt Joris Scherbath noch vor der Pause liegen. Zunächst scheitert der Ex-Nortorfer mit einem Flachschuss im Strafraum an Domenik Krause, bei der zweiten Gelegenheit klärt der Lübecker Torhüter mit einer klasse Fußabwehr aus Nahdistanz.

Dazwischen gab es noch eine starke Parade von Joe Gabriel zu bewundern der einen halbhoch geschossenen 20-Meter-Hammer von Ben Hirsching in Klassemanier zur Seite abwehren konnte.

Malte Lucht soll die Wende bringen

Damit fand eine unterhaltsame, durch viele Torchancen geprägte erste Halbzeit ihr Ende. Nach dem Wechsel will der TSV Bordesholm durch die Hereinnahme von Torjäger Malte Lucht, den aktuell hartnäckige Kniebeschwerden plagen, noch mehr Druck erzeugen.

Lübecker Nachwuchs wieder mit Oberwasser

Doch der Angriffswirbel der Gastgeber, die wirklich gute 30 Minuten im ersten Durchgang absolvierten, war auf einmal verpufft. Lübeck stand jetzt wieder deutlich besser und setzte seinerseits offensiv mehr Akzente. Sofort stand Gabriel wieder im Mittelpunkt und musste sein ganzes Können aufbieten, um einen Kopfball der Lübecker aus Nahdistanz zu entschärfen.

Yasin Varol trifft aus dem Gewühl zum 1:3

Nur neun Minuten nach der Pause dann der nächste Tiefschlag für allzu sorglos verteidigende Gastgeber, als Yasin Varol (53.) mit einem Flachschuss im Strafraum ungedeckt zum 1:3 trifft.

Jannik Westphal (li., VfB Lübeck II) vs. Alexander Meyerfeldt (TSV Bordesholm). © 2023 Olaf Wegerich
Jannik Westphal (li., VfB Lübeck II) vs. Alexander Meyerfeldt (TSV Bordesholm). © 2023 Olaf Wegerich

Bordesholm schüttelt sich kurz und versucht noch einmal heranzukommen. Ein Flachschuss von Til Börner ist zu mittig angesetzt und danach verfehlt ein Kopfball von Jonas Schomaker das Ziel. Aber die beste Möglichkeit zu verkürzen hat Malte Lucht, der Pech hat, dass sein gefühlvoller Ball aus zentraler Position auf der Latte landet.

Foul an Devran Boztepe im Strafraum

Dann der nächste Aufreger! Ein klares Foul im Strafraum von Melo an Devran Boztepe, der klar den linken Fuß des Bordesholmers trifft, bleibt ungeahndet.

Nach einem zu kurz abgewehrten Eckball ist es erneut der technisch starke Boztepe, der sofort abzieht. Dabei rasseln ein Lübecker Abwehrspieler, der für seinen bereits geschlagenen Torhüter klärt, sowie Keeper Krause bei der Rettungstat zusammen. Nach kurzer Behandlung für Krause geht es weiter.

Während Bordesholm oft zu kompliziert spielt und auf dem Kunstrasen zu oft auch mit hohen Bällen operiert, zeigt der Lübecker Nachwuchs die deutlich bessere Spielanlage und schafft es immer wieder, mit seinen strukturierten Angriffen die Bordesholmer Abwehr auszuhebeln und vor arge Probleme zu stellen.

Lübecker Nachwuchs baut die Führung aus – Büyükdemir mit viel Gefühl

Bei einem Lübecker Entlastungsangriff zielt Yasin Varol über das Tor. Kurz darauf klärt Gabriel stark gegen Julian Quistorff und Kubilay Büyükdemir, die jeweils frei vor ihm auftauchen.

Beim 1:4 ist Teufelskerl Gabriel, der Bordesholm mit seinen Paraden überhaupt noch im Spiel gehalten hatte, aber auch machtlos. Mit viel Gefühl trifft Kubilay Büyükdemir aus gut zwölf Metern mit einem Schlenzer zum 4:1 für den VfB-Nachwuchs. Richtig bitter wird es dann für die Gastgeber in der Schlussphase. Zunächst trifft Julian Quistorff (78.) nach einem Konter per Flachschuss zum 1:5 und Jannik Westphal (86.) sorgt nach einem zum kurz abgewehrten Eckball für den 1:6-Endstand.

Fazit: Bordesholm enttäuscht auf ganzer Linie und geht am Ende durch individuelle Fehler, die zu leichten Gegentoren führen, auch in der Höhe völlig verdient als klarer Verlierer vom Platz. Trotz der sechs Gegentreffer war Torhüter Joe Gabriel mit einigen guten Paraden der mit Abstand beste Spieler der Gastgeber. Spätestens nach diesem Ergebnis ist für Bordesholm der Abstiegskampf eingeläutet. Die Lübecker überzeugen mit Spielfreude und guten Kombinationsfußball gepaart mit der nötigen Zweikampfhärte und dürften in dieser Verfassung noch einige Plätze in der Tabelle gut machen. Die Elf von Dominik Toschka überzeugte nicht nur durch Offensivpower, sondern auch die beiden Kopfballstarken Abwehrspieler Alkin Tümer und Ben Hirsching wussten zu überzeugen.

Stimme zum Spiel

Trainer Florian Rammer (TSV Bordesholm): „Das war eine Katastrophe wie wir verteidigt haben. Bereits nach zehn Minuten kassieren wir zwei Treffer über die linke Seite. Da war Nullkommanull Zweikampfführung von unserer Seite zu sehen. Wir waren immer zu weit vom Gegenspieler weg. Beim Stand von 1:2 wurde uns ein klarer Elfmeter nicht gegeben. Gerade bei Standards sind uns individuelle Fehler unterlaufen, wo wir den Ball schon erobert haben und dann wieder verloren haben. Wir haben schlecht verteidigt. Uns hat über die neunzig Minuten die Konstanz und die Kaltschnäuzigkeit gefehlt. Es reicht nicht, wenn man wie wir heute nur 30 gute Minuten spielt. Wir müssen schnellstmöglich die Basics wieder rein bekommen. Jetzt kommen die Gegner von oben, wo es noch schwerer für uns wird.“

TSV Bordesholm: Gabriel – Alexander Meyerfeldt, Evers (46. Lucht), Boztepe (80. Dr. Simon Stegner), Börner – Schomaker, Spohn, Aaron Meyerfeldt – Elahi (32. Cumur), Scherbath (80. Vidovic), Bouzoumita (71. Assemien).
Trainer: Florian Rammer

VfB Lübeck II: Krause – Schmelting (51. Krück), Tümer, Hirsching, Melo – Dodoo, Adou (85. Fichtner), Westphal, Varol (80. Galtsew) – Quistorff, Büyükdemir (77. Hagen).

Trainer: Dominik Toschka.

Schiedsrichter: Sebastian Kück FC Niendorf/Ostsee.

Assistenten: Oliver Knoll und Marvin Zeigner.

Zuschauer: 50 auf dem Kunstrasenplatz des TSV Bordesholm am Möhlenkamp.

Tore: 0:1 Kubilay Büyükdemir (7.), 0:2 Emanuel Adou (10.), 1:2 Joris Scherbath (12.), 1:3 Yasin Varol (54.), 1:4 Kubilay Büyükdemir (73.), 1:5 Julian Quistorff (78.), 1:6 Jannik Westphal (86.).

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