Volodymyr Pyriomov und Serkan Yildirimer mit Doppelpack für VfR Neumünster und Inter Türkspor Kiel

von Helwig Pfalzgraf

Volodymyr Pryiomov (li., VfR Neumünster) macht, wofür er geholt wurde – Tore schießen. © 2023 Olaf Wegerich


Bei hervorragenden äußeren Bedingungen wollten 244 Zuschauer das Gastspiel von Inter Türkspor Kiel in der Grümmi-Arena sehen.

Den Gästen fehlen einige Akteure, besonders schmerzte das Fehlen von Unterschiedsspieler Grady Zinkondo. Aber auch Rasensport musste auf den erkrankten zuletzt starken Marcel Stölting sowie Sabri Nasri und Vincent Janelt (beide im Urlaub) verzichten.

Die Partie begann recht ausgeglichen, den ersten Abschluss verzeichnete Intertürk in Person von Rezan Acer, dessen Schuss aber leicht abgefälscht keine echte Gefahr darstellte. Intertürk-Trainer Liridon Imeri musste früh wechseln, Lennart Bossen ersetzte Mikail Özcan (12.).

VfR Neumünster dominiert

Der im Vergleich zur schwachen Vorstellung bei Preußen Reinfeld in der Vorwoche (1:3-Niederlage) auf einigen Positionen veränderte VfR kam nun zunehmend besser zurecht. Der Ball läuft nun phasenweise richtig gut. Die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen stimmt. Zinedine Hukporti und Murat Rasgele überzeugen auf der Sechs. Das zurecht nicht gegebene Tor (18., knapp Abseits) des Sturmroutiniers Volodymyr Pryiomov gibt der Mannschaft sichtbar Mut. Jede Aktion strahlte nun Selbstvertrauen und Sicherheit aus. „Mensch, wir können es ja“, scheint jeder Spieler zu spüren. Zwar ergaben sich nicht viele Abschlussgelegenheiten, dafür wurde aber gleich die erste genutzt.

Pryiomov und Agron Gashi zeigen ihre Klasse

Nach herrlichem Doppelpass mit Edeltechniker Agron Gashi schien Pryimov fast zu langsam, aber mit aller Routine war er die berühmte Fußspitze vor den Innenverteidigern Tom Marquardt und Sören Schnoor am Ball und spitzelte den Ball vorbei an Keeper Tilman Körtzinger ins Netz (33.).

Wenig später musste Körtzinger sich bei einem 25-Meter-Knaller von Gashi ganz lang machen, um den Einschlag zu verhindern. Inter hat nun eine ganz schwache Phase und produziert auch noch einen individuellen Fehler. Nach einem hohen Ball von rechts unterläuft dem sonst sicheren Marquardt ein Luftloch, er schlägt unter dem Ball durch. Der hinter ihm lauernde Pryiomov nimmt das Geschenk an, vom 16er knallt er den Ball in den Giebel (42.). Kurz danach nach Konter über Nick Neca kann Schnoor noch so eben vor Pryiomov klären (45.). Verdiente 2:0-Pausenführung für den VfR.

Liridon Imeri wechselt und verändert System leicht

Nach der Pause bringt Inter-Trainer den vom Preetzer TSV gekommenen Melih Cerrah, einen echten VfR-Schreck des Vorjahres. Doch auch mit ihm und leicht veränderten System erspielt sich der Gast lange kaum Chancen. Zwar ist das Spiel nun ausgeglichener, doch offensiv bringt Intertürk weiter wenig zustande. Den gefährlichen „Ola“ Adesanya haben Geart Latifi und Kenny Korup gut im Griff. Abschlüsse hat auch in der Folgezeit nur Rasensport zu verzeichnen, allerdings bis zur 75. Minute nicht mehr so zwingend.

Kenny Korup (am Ball, VfR Neumünster) und Mitspieler hatten Inters starke Offensive gut im Griff. © 2023 Olaf Wegerich
Kenny Korup (am Ball, VfR Neumünster) und Mitspieler hatten Inters starke Offensive gut im Griff. © 2023 Olaf Wegerich

Schiefes Tor verhindert Vorentscheidung …

Dann jedoch gibt es Ecke für den VfR, Latifi legt den lang geschlagenen Ball per Kopf zurück zur Mitte, Gashi lässt geschickt passieren, Pryimov ballert den Ball unter die Latte, von da prallt er auf die Linie. Wembley lässt grüßen.

Das Nord-Tor der Grümmi-Arena weist schon seit Jahren eine leicht Schieflage nach hinten auf. Bei einem geraden Tor hätte es jetzt 3:0 gestanden.

…und dann wirft der VfR die Punkte weg

Neumünster hatte inzwischen gewechselt, den gegen den Ball enorm wirkungsvoll anlaufenden und nachsetzenden Keenon Erfurth ging raus (65.), in der 78. auch der starke Gashi sowie nach 83 Minuten Pryiomov. Dafür waren ausschließlich dribbelstarke Offensivakteure gekommen. Sukzessive fehlen nun Erfurths Defensivarbeit sowie die Ballhaltequalitäten von Gashi und Pryiomov. Das hatte aber bis zur 87. Minute keine Auswirkungen, da Inter sich schon aufgegeben zu haben schien und nichts mehr machte. Auch wenn jetzt auf Seiten der Gastgeber zunehmend die Dribblings übertrieben wurden.

Doppelschlag von Serkan Yildirimer zum 2:2

Nach einem verhängnisvollen völlig unnötigen Ballverlust der Veilchen am Mittelkreis (versuchter direkter Offensivball statt ruhiges verwaltendes „Klatschenlassen“ nach hinten) nahm Inter das Geschenk dankend an. Inters Kapitän Serkan Yildirimer verkürzt mühelos gegen kalt erwischte Rasensportler. Sofort ist der VfR, nun mit ganz vielen vergleichsweise ganz jungen und unerfahrenen Akteuren auf dem Platz, sichtlich verunsichert. Die Kieler wachen auf. Als der bis dahin starke und gut mitspielende, auch erst 18jährige, VfR-Keeper Samuel Aphrem einen langen hohen Ball fallen lässt, kann wiederum Yildirimer den Ball aus Nahdistanz ins leere Tor schieben.

Kurz danach eine Rudelbildung vor dem Gäste-Tor. Der kurz vor Schluss noch eingewechselte Diego Behrendsohn rempelt sichtbar übermotiviert unnötig hart Keeper Körtzinger. Doch die beste Akteurin auf dem Platz, die Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich beruhigt alle Akteure wieder. Auch der wie immer souveräne Stadionsprecher Henning Haase, um den der VfR von vielen Klubs beneidet wird, findet in dieser Situation die richtigen, deeskalierenden Worte. Heidenreich pfeift die Partie dann nach 95 Minuten ab, alle hatten sich wieder beruhigt.

Fazit: Der deutlich bessere VfR Neumünster lässt 2 Punkte liegen. Inter Türkspor, wiederum nicht überzeugend und meilenweit von der Form des Saisonauftakts (4:3 gegen Todesfelde) entfernt, hat heute nicht 2 Punkte verloren, sondern sehr glücklich einen Punkt gewonnen.

VfR Neumünster: Aphrem – Neca, Latifi, Korup, Kalota – Hukporti, Rasgele – Mami (90. Berendsohn), Gashi (72. Serifi), Erfurth (66.Güzel) – Pryiomov (83. Anderson Magelhaes).
Trainer: Rocco Leeser.

Inter Türkspor Kiel: Körtzinger – Mahmud (79. Hariri), Schnoor, Marquardt, Petersen (51. Imasün) – Özcan (12. Bossen (94. Assameur)), Ibrahimoglu – Özkan (46. Cerrah), Acer, Yildirimer – Adesanya.
Trainer: Liridon Imeri.

Schiedsrichter: Anna-Lena Heidenreich (VfB Lübeck).
Assistenten: Patrick Möller, Lukas Klingelhöfer. Ganz starkes Gespann, empfahlen sich weiterhin für höhere Aufgaben.

Zuschauer: 244.

Tore: 1:0 Pryiomov (33.), 2:0 Pryiomov (42.), 2:1 Yildirimer (87.), 2:2 Yildirimer (89.).

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