Das 13. Saisontor brachte Glück für den stark aufspielenden Jan Matti Seidel (mitte, Kilia Kiel, Szene aus dem Hinspiel). © 2022 Ismail Yesilyurt
Am 28. Spieltag der Flens-Oberliga gastierte der FC Kilia Kiel beim Eckernförder SV. Die Kilianer wollten unbedingt eine Reaktion auf die Niederlage in Todesfelde zeigen, hatten dabei mit dem heimstarken ESV jedoch keine leichte Aufgabe. Zudem war bereits vor Anpfiff klar, dass der Platz aufgrund des Regens in den letzten Tagen schwierig zu bespielen wird. Daher haben die Kilianer unter der Woche erneut den Gorch-Fock Platz für ihre Trainingseinheiten genutzt, um optimal auf die Gegebenheiten vor Ort eingestellt zu sein.
Guter Beginn der Hausherren
Die ersten Minuten waren wie erwartet geprägt durch gegenseitiges Abtasten und viele Zweikämpfe im Mittelfeld. Der ESV war griffig und hochmotiviert, die Aktionen wurden von Coach Haberlag lautstark begleitet. So kamen die Hausherren auch zur ersten Chance im Spiel. Die Gäste aus Kiel hatten den Ball zweimal bereits gewonnen, doch ungenaue Zuspiele von Horstinger und Harder, auch der energischen Arbeit der Eckernförder geschuldet, machten den Ball nochmal scharf. Eine Flanke auf den zweiten Pfosten konnte Malte Clausen jedoch nicht verwerten (9.). Das hätte die frühe Führung sein können.
Kilia wird stärker und geht per Standards in Führung
Nach 12 Minuten konnten die Gäste den ersten Abschluss verzeichnen, der Schuss von Lars Horstinger wurde jedoch geblockt. Wenig später gingen die Gäste dann allerdings in Führung. Über Tom Wüllner und Jan Matti Seidel gelangt der Ball zu Marvin Müller, dessen Versuch den Ball auf Petrick quer zu legen, wurde zur Ecke geklärt. Die anschließende Ecke von Julius Alt fand den Kopf von Horstinger, dessen Kopfball den Weg ins Tor zur umjubelten Gästeführung (16.).
Freistoß von Serhat Yazgan wird Eckernförde zum Verhängnis
Wenig später wird den Hausherren ein unnötig verursachter Freistoß zum Verhängnis, der kurz vor der Grundlinie an Petrick verursacht wurde. Serhat Yazgan zog den Ball scharf auf den zweiten Pfosten, dort stand Seidel völlig frei und konnte aus kurzer Distanz zum 2:0 einnicken (19.). Aufgrund der engagierten Anfangsphase des ESV extrem bitter, zwei Gegentore per Standard zu kassieren. Spätestens das 0:3 aus ESV-Sicht nahm ihnen dann den Wind endgültig aus den Segeln. Der heute überragende Jan Matti Seidel behauptete den Ball mal wieder stark im Zentrum und steckte mustergültig auf den heute ebenfalls sehr stark aufspielenden Marvin Müller durch. Dieser hängte seinen mitgelaufenen Gegenspieler auf dem Weg zum Tor ab und schob vor ESV-Keeper Sievers souverän zum 3:0 ein (26.).
Gut eingestellte Kilianer
Taktisch wussten die Gäste bis dato sowohl mit als auch gegen den Ball zu überzeugen. Das Spiel der Kilianer war gut ausbalanciert. Mal wurde es spielerisch mit kurzen Pässen versucht zu lösen, allerdings hatten die Jungs meist auch ein gutes Gespür dafür, dass der Ball auch mal lang gespielt werden darf. In ein zwei Situationen wäre der lange Ball vielleicht angebracht gewesen, jedoch setzten die Spieler dann immer schnell nach, wodurch der ESV daraus keine Vorteile ziehen konnte. Gegen den Ball nahmen die Gäste die intensiven Zweikämpfe an und behielten hier meist die Oberhand.
Tabellenführer spielt sehr variabel
Auch im Anlaufverhalten wussten die Kilianer mit einer gewissen Variabilität zu überzeugen. Mal wurden die Verteidiger von Eckernförde im Spielaufbau unter Druck gesetzt, zeitweise zogen sich die Gäste auch in die eigene Hälfte zurück und ließen die Hausherren in Ruhe aufbauen, wohl wissend, dass dies nicht ihre Stärke ist. Die Hausherren griffen in diesen Situationen viel zu früh zu langen Bällen oder ungenauen Halbfeldflanken und verpassten es somit, die Kilianer dauerhaft unter Druck zu setzen. Dies war auch später in der 2. Halbzeit zu beobachten.
Viele Zweikämpfe
Das Spielgeschehen fand weitestgehend im Mittelfeld statt und war geprägt von vielen intensiven Zweikämpfen. Der Schiedsrichter hatte viel zu tun, da nach fast jeder Entscheidung diskutiert wurde. So auch in Minute 35. Nachdem ein Eckernförder Angreifer mit gestrecktem Bein gegen Tom Wüllner reingeht, entschied der Unparteiische zurecht auf Freistoß und zog die gelbe Karte. Sehr zum Unmut von ESV-Coach Haberlag, der aufgrund seiner überzogenen Reaktion zunächst von Wüllner selbst und anschließend vom Schiedsrichter in die Schranken gewiesen wurde und die gelbe Karte erhielt.
Chance auf den Anschlusstreffer vor der Pause
In der Schlussminute der ersten Halbzeit hatten die Hausherren dann doch noch mal die Chance, der zweiten Halbzeit etwas Spannung zu verleihen. Nach gutem Zuspiel von Luc-Jonathan Justen war Clausen plötzlich völlig frei vor Kornath, jedoch verzog er den Abschluss, wohl auch aufgrund des Platzes, komplett (45.).
Kilia spielt souverän zu Ende
Im zweiten Durchgang mangelte es ein wenig an Höhepunkten, was besonders für die 300 anwesenden Zuschauer ein wenig schade war. Es war das berühmte ,,Kann nicht‘‘ gegen ,,Muss nicht‘‘ Spiel. Die Kilianer wussten mit der Führung im Rücken zu überzeugen. Die Viererkette, in der Harder den verletzten Jakubowski ersetzte, stand sehr gut. Eckernförde hatte zu keiner Zeit in den zweiten 45 Minuten Ideen oder Mittel, diese zu knacken und Kilia dauerhaft im letzten Drittel zu bespielen. Die Gäste waren dem 4:0 deutlich näher, als der ESV einem Anschlusstreffer.
Schüsse aus der zweiten Reihe von Benny Petrick, welcher auf die Latte ging, und ein schöner Abschluss von Julius Alt, der stark pariert wurde, hätten das Ergebnis bereits erhöhen können. Auch Marvin Müller, der nach schöner Kombination über Petrick und Ramo von Aouci bedient wurde, scheiterte am Alumium (67.). Spätestens Rasmus Tobinski hätte noch das 4:0 erzielen müssen, als er nach schönem Heber von Julius Alt auf die Reise geschickt wurde. Sein Abschluss wurde allerdings ebenfalls von Sievers pariert (87.).
Fazit
Wie schon beschrieben, wussten die Kilianer durch ihre Flexibilität und ihre Griffigkeit zu überzeugen. Die Ausfällte von Tom Warncke und Jakubowski wurden sehr gut kompensiert. Allen voran Seidel wusste heute in seiner angestammten Position in der Sturmspitze zu überzeugen und war mit Müller zusammen der herausragende Mann bei Kilia. Außerdem ist noch Serhat Yazgan hervorzuheben, der nach seiner langen Verletzungspause immer besser in Fahrt kommt und heute mit der Kapitänsbinde am Arm gezeigt hat, dass er auch in einem kämpferisch geführten Spiel mit einer leichten Goretzka-Attitude vorangehen kann.
Kilia-Coach Nicola Soranno kommentierte das Spiel wie folgt: „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung und dem Ergebnis. Wir haben von der ersten Minute an sehr aggressiv gegen den Ball gearbeitet und waren sehr zielstrebig. Vor dem Spiel haben wir die offensiven Standards noch thematisiert, deswegen freue ich mich umso mehr, dass heute zwei Toren aus diesen resultierten. Wir haben insgesamt über die 90 Minuten eine sehr reife Leistung an den Tag gelegt, haben kaum was zugelassen über die komplette Spielzeit und daher auch verdient gewonnen.“
Eckernförder SV – FC Kilia Kiel 0:3 (0:3)
Eckernförder SV: Sievers – Bamler (83. Medler), Lorenz, Wiese, Zülsdorff, Mohr, Justen (78. Witte), Knittel, Woelki (68. Eggers), Clausen (56. Apitz), Altendorf.
Trainer: Maik Haberlag.
FC Kilia Kiel: Kornath – Ramo (83. Polonski), Wüllner, Harder, Ayyildiz (61. Aouci) – Alt – Müller (78. Tobinski), Petrick, Yazgan (61. Trepca), Horstinger – Seidel (82. Nohns).
Trainer: Nicola Soranno.
Schiedsrichter: Steffen Brandt (SV Wasbek)
Assistenten: Jan-Malte Ganz, Jan Plath.
Zuschauer: 300.
Tore: 0:1 Horstinger (16.), 0:2 Seidel (19.), 0:3 Müller (26.).