5:3 – Inter Türkspor und Dornbreite Lübeck bieten großartige Show

von Ismail Yesilyurt

Die Entscheidung – Im Nachschuss bezwingt Ola Adesanya (Inter Türkspor) Nico Heyden (Dornbreite Lübeck) zum 5:3. © 2024 Ismail Yesilyurt


Wahnsinn! Das Scheibenschießen, in dem Inter Türkspor Kiel und der FC Dornbreite Lübeck am späten Sonntagnachmittag um drei wichtige Punkte im Abstiegskampf wetteifern. Am Ende gewinnen die Kieler mit 5:3 und klettern von Platz 11 auf 9. Die Lübecker, vor dem 21. Spieltag Tabellen-12. rutschen einen Rang tiefer.

Achterbahnfahrt der Gefühle treibt Puls hoch

„Bei mir ist er immer noch sehr hoch“, schnappt Bülent Seker 15 Minuten nach dem Abpfiff an der Umzäunung des Kunstrasenplatzes nach Luft. Nicht nur beim Inter-Manager ist und war der Puls hoch. Gleich von der ersten Sekunde an schicken die Spieler ihre Funktionäre an der Seitenlinie, aber auch Fans in die Achterbahnfahrt der Gefühle. Die Zuschauer rasten an der Umzäunung aus. Es ist alles dabei in diesem wichtigen Abstiegsduell, was die Zuschauer in einem geilen Spiel sehen wollen. Hochkaräter, die man nicht an beiden Händen abzählen kann. Ach was, selbst wenn die Frau oder der Mann dabei ist, reichen die 4 Hände gerade so aus für die Zählung der Hundertprozenter. Ich selbst habe bisher in keinem anderen Spiel eine derart große Fülle an Chancen dieser hohen Qualitätssufe gesehen. Vergebene und verwandelte Elfmeter, rassige Zweikämpfe sind auch dabei. Dazu auch lautstarke Diskussionen mit Trainern und Fans bei den vielen schwierigen Entscheidungen, die das Schiedsrichtergespann zu treffen hat.

In einer wilden Begegnung sind die Offensivreihen sehr spielstark, die Defensivabteilungen dagegen löchriger als der Schweizer Käse. Exemplarisch die 36. Minute: Zunächst rettet Inter-Schlussmann Tilman Körtzinger mit einer Parade gegen Marcel Nagel das 3:2, dann ist 10 Sekunden später auf der anderen Seite Serhat Yazgan am 4:2 dran. 15 Sekunden später Moshood Ola Adesanya, der die 3. Großchance innerhalb einer Minute auslässt.

Miki Mladenovic überrascht über forschen Gast

„Ich habe Dornbreite defensiver erwartet“, sagt Inter-Coach Miki Mladenovic nach dem Spiel und ist erstaunt über die Offensivpower der Gäste. „Wir können es nicht anders“, erklärte Dornbreites Trainer Thomas Manthey die Angriffswut der Lübecker kurz vorher.

Hasan Hariri (li. Inter Türkspor Kiel) und Marcel Nagel (Dornbreite Lübeck) im Zweikampf. Beobachtet von Kevin Hermann. © 2024 Ismail Yesilyurt
Hasan Hariri (li. Inter Türkspor Kiel) und Marcel Nagel (Dornbreite Lübeck) im Zweikampf. Beobachtet von Kevin Hermann. © 2024 Ismail Yesilyurt

Das 6-Punkte-Spiel startet gleich mit vehement angreifenden Interisti. Ein Kopfball von Tahir Yilmaz mit Rettung vor der Torlinie, ein Tohuwabohu plus Ping-Pong im Torraum sind vor dem FC-Tor passe, als es einen Elfmeter gibt für Türkspor nach einem Foul an Batuhan Ibrahimoglu. Nicht ganz koscher die Entscheidung von Schiedsrichter Moritz Bern, aber auch nicht eine klare Fehlentscheidung. Ola Adesanya ist das egal. Der Mittelstürmer schießt sicher zum 1:0 ein.

Türkspor führt drei Mal, Lübeck gleicht vor der Pause immer aus

Nach einer kurzen Verschnaufpause von beiden Teams geht die Show weiter. Nach einem Eckball gelingt Jermaine Guzman der Ausgleich. Inter geht wieder in Front: Nach einem Freistoß von Visar Mehmeti wehrt Keeper Nico Heyden einen Kopfball von Adesanya ab. Yazgan steht richtig zum 2:1. Danach verordnet Miki Mladenovic seiner Mannschaft ein Mittelfeldpressing. Das Angriffspressing hinterlässt zu viele Löcher. Doch besser wird es nicht. Florian Wurst nutzt nach einem langen Ball einen Fehler der Türkspor-Abwehr aus und markiert das 2:2. Dann kommt die großartige Vorführung von Serhat Yazgan, der den Ball in der eigenen Hälfte am Mittelkreis am Fuß hat und durch die gesamten Reihen der Dornbreiter marschiert. Da hilft auch nicht der Catchergriff von Kevin Hamann. Das unwiderstehliche Solo endet vor dem Dornbreiter Strafraum, wo Yilmaz nach dem Yazgang-Zuspiel völlig frei zum 3:2 verwandelt. Zwischen weiteren Möglichkeiten hüben wie drüben gibt es einen traumhaften Freistoß zum 3:3. Diesen versenkt David Senghore aus 22 Metern über die Mauer hinweg unhaltbar links oben.

Elfmeter: Florian Wurst verpasst erstmalige Dornbreiter Führung

Unterbrochen wird diese massive Höhepunkt-Ansammlung durch den Halbzeitpfiff und den Gang in die Kabinen. Kaum wieder auf dem Hans-Mohr-Platz kann der Gast den Spieß nicht umdrehen. Zuerst durch Harman Said (47.) und dann durch einen Elfmeter nach Foul an Said. Die Hansestädter sind nun das Team, das den Takt bestimmt, doch Inter geht nach einem der Konter zum vierten Mal in Führung. Adesanya spielt von rechts flach rein. Am Torraum leitet Yazgan geschickt weiter und im Strafraum-Zentrum kommt Yilmaz angelaufen zum 4:3. Das Offensiv-Gen, das Coach Manthey Dornbreite eingeimpft hat, treibt die Lübecker weiter voran. Durch die beiden Flügel-Auswechselungen in der Halbzeit versucht Mladenovic die anfälligen Flanken zu stabilisieren. Und das gelingt mit fortschreitender Dauer. Zumal auch bei den personalgeschwächten Gästen, die nur mit einem 14-Mann-Kader nach Kiel anreisten, die Kräfte etwas schwinden.

Nicht aufzuhalten ist Serhat Yazgan (Inter Türkspor) im Zweikampf der Kapitäne mit David Senghore (Dornbreite Lübeck). © 2024 Ismail Yesilyurt
Nicht aufzuhalten ist Serhat Yazgan (Inter Türkspor) im Zweikampf der Kapitäne mit David Senghore (Dornbreite Lübeck). © 2024 Ismail Yesilyurt

Ola Adesanya macht alles klar

Das Spiel beruhigt sich nach dem Abseitstor von Tom Marquardt (71.), bei dem der Urschrei der Fans auf Höhe der Abseitslinie mit „Niemals“ in ganz Kiel zu hören ist. Der Endstand zum 5:3 ist wieder eine gute Aktion von Adesanya nach Zuspiel von Tino Kern. Der Stürmer umkurvt den heraus eilenden Keeper Heyden und kommt rechts vor dem leeren Tor zu Fall. Eine Berührung liegt vor entscheidet der Referee und zeigt auf den Punkt. Adesanya scheitert zunächst an Heyden, kann aber den Nachschuss zu seinem 13. Saisontreffer verwerten.

Serhat Yazgan bei Inter, Marvin Worreschck bei Dornbreite bester Akteur

Bester Spieler auf Seiten von Inter Türkspor Kiel ist Serhat Yazgan, der als Torschütze, Vorlagengeber und kampf- und spielstarker Antreiber glänzt. Moshood Adesanya ist auch ein sehr wichtiger und großer Faktor im Spiel von Inter Türkspor Kiel. Ohne Ola fehlt Inter etwas. Auch Tahir Yilmaz belohnte sich mit seinen zwei Toren für eine gute Leistung.

Tahir Yilmaz (Inter Türkspor Kiel) zeigt nach seiner Auswechselung an - zwei Tore habe ich gemacht. © 2024 Ismail Yesilyurt
Tahir Yilmaz (Inter Türkspor Kiel) zeigt nach seiner Auswechselung an: 2 Tore habe ich gemacht. © 2024 Ismail Yesilyurt

Eine sehr gute Note gibt es auch für Goalie Tilman Körtzinger, der nicht nur mit dem gehaltenen Elfmeter den Weg zum äußerst wichtigen Sieg ebnete. Auch Dornbreites Torwart Nico Heyden zeigte bei seinen Paraden, dass er Klasse hat. Wie auch Marvin Worreschck, Dornbreites Serhat Yazgan, auch wenn ein eigenes Tor fehlte. Zudem sorgten die beiden flinken und trickreichen Flügelspieler Jermaine Guzman und Said Wahab für ordentlich Dampf. Genauso auch der stürmende Rechtsverteidiger Kevin Hermann, der aber nach der Pause nachließ.

Stimmen

Thomas Manthey (Trainer FC Dornbreite Lübeck)
​Miki Mladenovic (Trainer Inter Türkspor Kiel)

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