2:1 gegen Oldenburg: VfR Neumünster gewinnt dank Ola Adesanyas direkt verwandelter Ecke

von Helwig Pfalzgraf

Moshood Adesanya (li., VfR Neumünster) gegen Marvin Müller (Oldenburger SV). © 2025 Olaf Wegerich


In der Grümmi-Arena in der Geerdtstraße empfing Rasensport Neumünster den Angstgegner aus Oldenburg, gegen den man in allen drei Oberligabegegnungen seit dem Wiederaufstieg 2023 unterlegen war. Ein Sechs-Punkte-Spiel gegen den Abstieg für beide Teams.

Rasgele, Serifi, Karaman zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt gesperrt

Die Voraussetzungen waren für die Veilchen denkbar ungünstig. In diesem wichtigen Abstiegsduell fehlten mit Murat Rasgele, Ilir Serifi und Radovan Karaman gleich drei unersetzbare, gesperrte Stammkräfte. Zusätzlich fiel aktuell noch der erkrankte Kastriot Alija aus. Und mit U19-Kapitän Matteo Keidel, Berk Akcicek und Marko Ljuljic fehlten weiterhin drei Dauerverletzte. Zum Glück war Kevin Schulz wieder einsatzbereit.

Auch der OSV mit Rumpfelf

Beim Gast sah es personell nicht viel besser aus. Mit Rico Bork, Lucas Irmler und dem Ex-Klausdorfer Marc Schwabe musste die Elf vom Schauenburger Platz auf drei der wichtigsten Leistungsträger verzichten.

Cornelius ändert Spielsystem…

Angesichts der angespannten Personalsituation agierte Veilchen-Coach Danny Cornelius erstmals mit Dreierkette. Die hatte er nach den Testspielen im Winter eigentlich verworfen. Aber jetzt blieb ihm nichts anderes mehr übrig. Tino Knobel als dritter Innenverteidiger feierte so neben Kenny Korup und Tom Becker seine Saison-Startelfpremiere.

Tino Knobel (li., VfR Neumünster) gegen Freddy Kaps (Oldenburger SV). © 2025 Olaf Wegerich
Tino Knobel (li., VfR Neumünster) gegen Freddy Kaps (Oldenburger SV). © 2025 Olaf Wegerich

…und beginnt gut: Riesenchance für Marquardt

Angesichts der vielen fehlenden Mittelfeldakteure hat Cornelius auch die Spielweise angepasst. Weniger technisch feines Aufbauspiel, sondern lange Bälle sind heute probates Mittel. Ein langer Korup-Ball auf Ola Adesanya, der hängt seinen Schatten Marvin Müller ab, umkurvt Keeper Mike Beneke, der Winkel wird allerdings zu spitz. Scharfer Pass parallel zur Torlinie nach innen, am langen Pfosten kommt Jordan Marquardt aus zwei Metern zum Abschluss, doch Thor Arne Höfs kann gerade noch so eben blocken (7.).

Oldenburger SV mit Zweikampfplus

Ansonsten ist das Spiel recht ausgeglichen. Die Blau-Weißen aus Ostholstein verzeichnen ein leichtes körperliches Plus im Zweikampfbereich, können so immer wieder die leichten spielerischen Vorteile der Rasensportler kompensieren. Die haben jedoch die nächste gute Möglichkeit, in Führung zu gehen. VfR-Rechtsverteidiger Nick Neca gewinnt im Gegenpressing den Ball, über Adesanya kommt der Ball wieder zu Marquardt, der direkt mit links abschließt – Zentimeter vorbei (26.).

Junge und Kaps zeigen ihre Klasse

Für die Heimelf wird es immer dann gefährlich, wenn es dem OSV gelingt, die Ausnahmespieler Daniel Junge und Holstein Kiels U19-Trainer Freddy Kaps in Szene zu setzen. In der 45. Minute kann Junge von Neca an der Strafraumkante nur durch Foul gestoppt werden. Ganz spitzer Winkel – der Freistoß wird brandgefährlich. Jesper Görtz kommt noch ran – und nimmt damit dem viel besser stehenden Kaps die Abschlussmöglichkeit. Kaps ist not amused.

Zweite Halbzeit: Der OSV kommt besser rein

Nach dem Pausentee ist zunächst Oldenburg präsenter. Die Heimelf kommt etwas lethargisch aus der Kabine, scheint die hohe Konzentration der ersten Hälfte nicht über 90 Minuten bringen zu können. Ein Phänomen, das auch in den letzten Spielen phasenweise immer wieder zu sehen war. Plötzlich kann der Gast wiederholt mit dem Ball am Fuß dreißig, vierzig Meter durchs Mittelfeld marschieren. Junge wird nicht angegriffen, zieht aus 20 Metern ab – 0:1 (50.).

Silas Bünning vergibt Vorentscheidung

Der VfR ist geschockt, wirkt nun erst recht verunsichert. Ein langer Ball auf den früheren Selenter bzw. Schönwalder Silas Bünning, der verlädt sehr einfach seinen Gegenspieler, marschiert halbrechts frei durch, ballert die Kugel aber Millimeter am langen Eck vorbei.

Silas Büning (am Ball, Oldenburger SV), hier gegen Tino Knobel (VfR Neumünster), hatte kurz zuvor das 2:0 auf dem Fuß. © 2025 Olaf Wegerich
Silas Büning (am Ball, Oldenburger SV), hier gegen Tino Knobel (VfR Neumünster), hatte kurz zuvor das 2:0 auf dem Fuß. © 2025 Olaf Wegerich

Felix Bushaj debütiert

Cornelius reagiert. Christoph Kahlcke wird von der linken defensiven Außenbahn in die Dreierkette zurückbeordert, die nach der Pause nicht mehr so stabil wirkte. Der in der ersten Hälfte starke Tino Knobel wird von Felix Bushaj abgelöst, der Kahlckes Rolle an der Außenbahn einnimmt.

Korup mit Traumtor

Der VfR findet wieder zurück ins Spiel. Christopher Kramer beackert jeden Quadratzentimeter des Spielfelds, holt jeden Kopfball, verlängert auf den agilen Marquardt. Der kann nur mit Hilfe eines Handspiels gestoppt werden. Den fälligen Freistoß jagt Korup aus 25 Metern in den Winkel – 1:1 (61.).

Nun ist es ein dramatischer Fight. Ein Abnutzungskampf, bei dem der OSV körperlich immer wieder leicht überlegen wirkt. Oldenburg erkämpft einige Ecken, die aber immer wieder verpuffen. Aber hinten ist der OSV immer wieder anfällig gegen Korups oder Newes lange 60-Meter-Bälle.

Adesanya mit direkt verwandelter Ecke

Einen dieser Bälle bekommt der OSV gegen Kramer nur auf Kosten einer Ecke verteidigt. Adesanya zieht diese direkt aufs Tor. Beneke ist – wie der den hinteren Pfosten absichernde Görtz – wenige Zentimeter zu klein, der Ball schlägt im langen Eck ein (72.).

Führung verwalten? Aber wie?

Schon in den letzten drei Heimspielen führte der VfR nun zu Beginn der Schlussphase. Doch Führungen souverän verwalten? Kann Rasensport nicht. Gegen Reinfeld, Hohenwestedt und den TSB sprang bei den oben erwähnten Heimspielen jeweils nur ein Unentschieden heraus.

Kenny  Korup (VfR Neumünster) bedrängt Silas Bünning (Oldenburger SV). © 2025 Olaf Wegerich
Kenny Korup (VfR Neumünster) bedrängt Silas Bünning (Oldenburger SV). © 2025 Olaf Wegerich

Oldenburg macht Druck, ist aber konteranfällig

Die Elf um Kaps und Junge warf nun alles nach vorne. Rasensport verteidigte nun mit Leidenschaft und dem nötigen Quäntchen Glück. Und als OSV-Keeper Mike Beneke es mit kurzem Aufbauspiel versucht, aber Marquardt dazwischengeht und auf Schulz ablegt, trifft der aus zehn Metern den Innenpfosten. Den abprallenden Ball erwischt Adesanya volley, doch Beneke rettet mit einer unglaublichen Reaktion (79.).

Dramatik pur, Riesenausgleichsmöglichkeit für Kränzke

Der OSV macht nun immer mehr Druck, geht volles Risiko. Doch Newe im VfR-Tor fängt jeden hohen Ball ab, und Tom Becker wirft sich zweimal in Abschlüsse aus Nahdistanz. Doch als Marcel Freund von links zur Flanke kommt, ist am langen Pfosten Jan-Eric Kränzke völlig frei. Doch er grätscht den Ball aus Nahdistanz am Tor vorbei (85.) – Riesenpech!

Spannend bis zum Schluss

Doch Rasensport kontert gefährlich. Cornelius hat nochmal gewechselt. Emanoel Bushaj (83.) ist für Marquardt gekommen, auch erst sein zweiter Oberliga-Kurzeinsatz. Und die Bushaj-Brüder haben nun reichlich Gelegenheit, ihre Kernkompetenz zu zeigen: enge, schnelle Ballführung bei reichlich Platz, der nun vorhanden ist. Schulz und Kramer nehmen links Felix Bushaj mit, der kompromisslos den Ball erobernd „wie ein Euro-Fighter abgeht“ (O-Ton von Fotograf Olaf Wegerich) und sich links durchsetzt. Sein Pass von der Grundlinie jagt Bruder Emanoel allerdings volley völlig frei übers leere Tor in den Himmel (87.). Wenig später spielen die Veilchen ihre Überzahl durch die Mitte aus, doch nach Kramer-Vorlage setzt Visar Mehmeti den Ball an den Pfosten (90.+1). Und auch Emanoel Bushaj scheitert nach Riesendribbling über rechts nochmal am Pfosten (90.+5). Kurz darauf ist Schluss.

Fazit: Mit diesem Sieg bleibt Rasensport nunmehr seit sechs Spielen ohne Niederlage und befindet sich weiter in der Verlosung im Kampf gegen den Abstieg. Oldenburgs negativer Lauf dagegen ist weiterhin ungebremst.

Stimmen zum Spiel

Pascal Diouri (Trainer Oldenburger SV)
Danny Cornelius (Trainer VfR Neumünster)

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